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Die Kasha Regel englisch Kasha s rule nach dem amerikanischen Photochemiker Michael Kasha der sie 1950 vorschlug 1 aufgrund ihrer weitlaufigen Gultigkeit manchmal auch als photochemisches Dogma bezeichnet 2 ist ein Grundprinzip der Photochemie Sie besagt dass die spontane Emission eines Photons aus dem niedrigsten elektronisch angeregten Zustand einer gegebenen Multiplizitat stammt Die Kasha Regel spielt u a bei photosensibilisierten Reaktionen eine Rolle Kasha Regel im Jablonski Schema Fluoreszenz nur aus S1 und Phosphoreszenz nur aus T1 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Ausnahmen 3 Kasha Vavilov Regel 4 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenNach Absorption eines Photons wird ein Molekul aus seinem elektronischen Grundzustand in den meisten Molekulen der Singulett Zustand S0 abhangig von der Wellenlange des eingestrahlten Lichts in einen elektronisch angeregten Zustand Sn mit n gt 0 angeregt Dieser geht mittels innerer Umwandlung schnell in schwingungsangeregte Zustande Sn 1 des nachsttieferen elektronisch angeregten Zustands uber welche dann wiederum schnell strahlungslos in den Schwingungsgrundzustand Sn 1 dieses nachsttieferen elektronisch angeregten Zustands desaktivieren Die Kasha Regel besagt dass diese Prozesse so lange aufeinanderfolgen bis der niedrigste elektronisch angeregte Zustand erreicht wird welcher dann strahlend in den elektronischen Grundzustand zuruckkehren kann Die Regel gilt sowohl fur Singulett Zustande bei denen Fluoreszenz aus dem S1 sichtbar ist als auch fur Triplett Zustande die mittels Phosphoreszenz aus dem T1 relaxieren Diese Beobachtung kann mit Hilfe des Franck Condon Prinzips und des Energieluckengesetzes energy gap law erklart werden Der Franck Condon Faktor beschreibt den Uberlapp zweier Vibrations Wellenfunktionen je grosser der Uberlapp desto schneller kann ein Molekul von einem hohen in ein niedriges Niveau wechseln Die Wahrscheinlichkeit fur einen strahlungslosen Ubergang nimmt mit steigender Energiedifferenz der beiden Niveaus ab Da der energetische Abstand zwischen elektronisch angeregten Zustanden gleicher Multiplizitat meist viel kleiner ist als der zwischen dem niedrigsten Singulett oder Triplettzustand und dem elektronischen Grundzustand relaxieren hoher angeregte Zustande schnell strahlungslos in den niedrigsten elektronisch angeregten Zustand Erst hier ist die Rate der inneren Umwandlung so klein dass der strahlende Zerfall mit diesem Prozess konkurrieren kann Ausnahmen BearbeitenDa die Kasha Regel eine rein empirische Beobachtung ist gibt es einige Ausnahmen bei denen die Emission aus einem hoherangeregten Zustand erfolgt Prinzipiell gibt es drei Umstande die solches abweichendes Verhalten erklaren konnen 3 Der energetische Abstand zwischen S2 und S1 ist so gross dass die Innere Umwandlung verlangsamt ist Ist die Oszillatorstarke des S0 S2 Ubergangs gross genug so beobachtet man Fluoreszenz aus dem S2 Beispiele fur dieses Verhalten sind Azulen oder Thioketone 2 Sowohl die Oszillatorstarke des S0 S1 Ubergangs als auch der energetische Abstand zwischen S2 und S1 sind klein Dadurch hat der S1 Zustand eine hohe Lebensdauer und kann thermisch in den S2 angeregt werden welcher emittiert Jedoch folgt auch dieser Prozess der Kasha Regel insofern als die Emission aus dem Schwingungsgrundzustand des jeweiligen angeregten Zustands erfolgt Ein Beispiel hierfur ist die duale Emission in Cumarin Derivativen 4 oder Ovalen 3 Eliminiert man Streulicht wahrend einer Messung so kann auch in anderen Molekulen Emission aus einem hoherangeregten Zustand beobachtet werden z B in aromatischen Kohlenwasserstoffen wie Pyren oder Benzo a anthracen 5 Kasha Vavilov Regel BearbeitenEine Konsequenz die sich aus der Kasha Regel ergibt ist dass die Fluoreszenzquantenausbeute eines Molekuls unabhangig von der Anregungswellenlange ist Da die Emission eines Molekuls laut Kasha Regel namlich immer aus demselben Zustand erfolgt bewirkt eine Anderung der Anregungswellenlange und damit der Anregungsenergie keine Anderung der Emissionswellenlange Dieser Zusammenhang wird nach dem sowjetischen Physiker Sergei Wawilow Kasha Vavilov Regel genannt Auch zu dieser Regel gibt es Ausnahmen z B die Emission von Benzol Dampf 6 Einzelnachweise Bearbeiten Michael Kasha Characterization of electronic transitions in complex molecules In Discussions of the Faraday Society Band 9 Nr 0 1 Januar 1950 ISSN 0366 9033 doi 10 1039 df9500900014 a b Dieter Wohrle Michael W Tausch Wolf Dieter Stohrer Photochemie Konzepte Methoden Experimente Wohrle Wiley Online Library Wiley VCH 1998 ISBN 3 527 29545 3 a b Petr Klan Jakob Wirz Photochemistry of organic compounds from concepts to practice Wiley Blackwell 2009 ISBN 978 1 4051 6173 2 Giuseppe Brancato Giovanni Signore Paolo Neyroz Dario Polli Giulio Cerullo Dual Fluorescence through Kasha s Rule Breaking An Unconventional Photomechanism for Intracellular Probe Design In The Journal of Physical Chemistry B Band 119 Nr 20 21 Mai 2015 ISSN 1520 6106 S 6144 6154 doi 10 1021 acs jpcb 5b01119 Bernhard Nickel Delayed Fluorescence from Upper Excited Singlet States Sn n gt 1 of the Aromatic Hydrocarbons 1 2 benzanthracene fluoranthene pyrene and chrysene in methylcyclohexane In Helvetica Chimica Acta Band 61 Nr 1 25 Januar 1978 ISSN 1522 2675 S 198 222 doi 10 1002 hlca 19780610118 Robert J Longfellow David B Moss Charles S Parmenter Rovibrational level mixing below and within the channel three region of S1 benzene In The Journal of Physical Chemistry Band 92 Nr 19 1 September 1988 ISSN 0022 3654 S 5438 5449 doi 10 1021 j100330a023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kasha Regel amp oldid 229405934