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Karl von Vierordt geborener Karl Vierordt 1 Juli 1818 in Lahr Grossherzogtum Baden 22 November 1884 in Tubingen war ein deutscher Physiologe Karl von Vierordt Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Ausbildung und Beruf 3 Leistung 4 Werke 5 Ehrungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenDie Vorfahren Vierordts waren zu Beginn des 18 Jahrhunderts nach Baden gekommen und widmeten sich traditionell dem Lehrerberuf Sein Vater Karl Friedrich Vierordt arbeitete zunachst als Lehrer Diakon am Padagogium in Lahr zog dann aber 1820 mit seiner Familie in die Residenzstadt Karlsruhe wo er zum Gymnasiallehrer befordert wurde und nach 1824 am dortigen Gymnasium auch den eigenen Sohn unterrichtete Im Jahr 1847 heiratete er Pauline Seubert die Tochter des Geheimrats Karl August Seubert und der Wilhelmine geb Vierordt Vierordt war uber den gemeinsamen Urgrossvater mit seiner Frau verwandt Aus dieser Verbindung gingen sechs Kinder hervor nur zwei von ihnen uberlebten Vierordt Der Mediziner und Medizinhistoriker Hermann Vierordt war ein Sohn des Ehepaars Ausbildung und Beruf BearbeitenAb dem 14 Lebensjahr besuchte Vierordt neben dem Schulunterricht am Karlsruher Lyzeum auch naturwissenschaftliche Vorlesungen am Karlsruher Polytechnikum Im Herbst 1836 immatrikulierte er sich an der Medizinischen Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg 1837 wurde er in das Corps Suevia Heidelberg recipiert 1 Er wechselte nach einem Jahr an die Georg August Universitat Gottingen kehrte 1838 nach Heidelberg zuruck und verbrachte das letzte Studienjahr an der Friedrich Wilhelms Universitat Berlin Vierordt bestand die medizinischen Examen in Karlsruhe im Herbst 1840 mit Bestnoten Zu seinen Lehrern gehorten in Heidelberg die Chemiker Leopold Gmelin und Friedrich Tiedemann der Embryologe Theodor von Bischoff der Chirurg Maximilian Joseph von Chelius und der Gynakologe Franz Naegele In Gottingen hatte Vierordt bei dem Chirurgen Konrad Johann Martin Langenbeck und dem Chemiker Friedrich Wohler studiert In Berlin kam er mit dem grossen Kliniker Johann Lukas Schonlein und dem Physiologen Johannes Muller in Beruhrung Nach weiteren Aufenthalten in Berlin und Wien bei Josef von Skoda und Carl von Rokitansky promovierte Vierordt 1841 in Heidelberg wiederum als einer der besten Er liess sich dann als praktischer Arzt in Karlsruhe nieder sein erster wissenschaftlicher Beitrag uber Strabismus erschien ein Jahr spater 1842 wurde Vierordt zum Oberchirurgen im Grossherzoglichen Leib Infanterieregiment ernannt 1843 zum Regiments Oberarzt Wahrend der Deutschen Revolution 1848 49 diente Vierordt im badischen Oberland in seinem Regiment Er hatte kaum Sympathie fur die Revolution betrachtete sie im Gegenteil als das Werk anarchistischer Agitatoren Im Juli 1849 wurde er als a o Professor fur theoretische Medizin allgemeine Pathologie und Therapie Materia medica Geschichte der Medizin an die Eberhard Karls Universitat Tubingen berufen wo er auch das Archiv fur physiologische Heilkunde redigierte 1853 ubernahm Vierordt dort die physiologischen Lehrveranstaltungen und 1855 den ersten selbststandigen Lehrstuhl fur Physiologie im deutschsprachigen Raum 1864 wurde er Rektor der Universitat In seiner Rede zum Geburtstag von Karl I Wurttemberg am 6 Marz 1865 befasste er sich mit der Einheit der Wissenschaften 2 In seinen 35 Tubinger Jahren entfaltete er eine rege Forschertatigkeit die im Wesentlichen physiologische Fragestellungen beinhaltete Fast jedes Jahr erschienen wichtige wissenschaftliche Veroffentlichungen Vierordts insgesamt 116 Seinen Bemuhungen verdankte die Universitat Tubingen auch den Neubau des ersten ausschliesslich Physiologischen Instituts in Deutschland 1868 Seit 1882 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 3 Leistung BearbeitenVon 1843 bis 1845 beschaftigte sich Vierordt ohne Laboratorium mit der Physiologie der Atmung und gelangte im Hinblick auf die Beziehung von Atmung und Kohlensaureausscheidung zu grundlegenden Erkenntnissen Er zeigte dass wahrend Hyperventilation mehr Kohlenstoffdioxid CO2 ausgeatmet wird bzw die Zahl der Atemzuge pro Zeiteinheit die CO2 Ausscheidung reguliert Vierordt befasste sich unter anderem mit der Herzkraft 1850 1851 und der Infusion von Kochsalzlosung 1851 Er beschrieb die erste exakte Methode der Blutkorperchenzahlung mit einer mikrometrisch markierten Glasplatte 1852 und entwickelte erstmals die Sphygmographie zur Aufzeichnung des arteriellen Pulses 1854 1855 Anschliessend erschien eine Monographie uber Versuche zur Messung der Stromungsgeschwindigkeit des Blutes und deren Einfluss auf Puls und Atemgeschwindigkeit 1858 Er konstruierte ein Gerat das den Blutfluss mittels eines hydrometrischen Pendels im Blutstrom exakt messen konnte Haemotachometer 1860 erschien erstmals das erfolgreiche Lehrbuch Grundriss der Physiologie des Menschen Ab 1868 wandte sich Vierordt psychophysischen Fragestellungen zu Zeitsinn 1868 3 Sekunden Wahrnehmungsfenster 1879 Tastsinn 1869 1870 Bewegungsempfindung 1876 die Sprache des Kindes 1879 Ein weiteres Forschungsgebiet Vierordts behandelte die Spektrophotometrie 1870 1881 Er ubertrug hier die grundlegenden physikalischen Erkenntnisse von Joseph von Fraunhofer Robert Wilhelm Bunsen und Gustav Robert Kirchhoff auf Anwendungen innerhalb der medizinischen Wissenschaft Spektralanalysen von Hamoglobin Galle und Urin bzw Abschatzung des Hamoglobingehalts im Blut Vierordt beschaftigte sich dann mit der Physiologie des Kindesalters 1876 1881 und schliesslich mit der Messung des Schalls und der Schallleitung 1878 1885 Werke BearbeitenPhysiologie des Athmens mit besonderer Rucksicht auf die Ausscheidung der Kohlensaure C T Groos Karlsruhe 1845 Digitalisat Mittheilung zweier neuer Methoden der quantitativen mikroskopischen und cemischen Analyse der Blutkorperchen und Blutflusigkeit Arch Physiol Heilk 11 1851 S 20 26 Digitalisat Die bildliche Darstellung des menschlichen Arterienpulses Arch Physiol Heilk 13 1854 284 287 Digitalisat Die Lehre vom Arterienpuls in gesunden und kranken Zustanden gegrundet auf eine neue Methode der bildlichen Darstellung des menschlichen Pulses Viehweg Braunschweig 1855 Digitalisat Digitalisat Die Pulscurven des Hamodynamometers und des Sphygmographen Arch Physiol Heilk 1 1857 552 Die Erscheinungen und Gesetze der Stromgeschwindigkeiten des Blutes Meidlinger Frankfurt 1858 Digitalisat Der Zeitsinn nach Versuchen Laupp Tubingen 1868 Digitalisat Grundriss der Physiologie des Menschen Tubingen 1860 Digitalisat 2 Aufl 1862 Digitalisat 3 Aufl 1864 4 Aufl 1871 Digitalisat 5 Aufl 1877 Die Anwendung des Spectralapparates zur Messung und Vergleichung der Starke des farbigen Lichtes Laupp Tubingen 1871 Digitalisat Die quantitative Spectralanalye in ihrer Anwendung auf Physiologie Physik Chemie und Technologie Laupp Tubingen 1876 Digitalisat Die Schall und Tonstarke und das Schalleitungsvermogen der Korper H Laupp Tubingen 1885 Digitalisat Ehrungen BearbeitenOrden der Wurttembergischen Krone Ritterkreuz 1 Klasse 1865 4 Orden vom Zahringer Lowen Ritterkreuz 1 Klasse 1874 5 Krone zum Orden der Wurttembergischen Krone 1877 4 Kommentur II Klasse des Friedrichs Ordens 1884 6 Literatur BearbeitenJulius Pagel Vierordt Karl von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 39 Duncker amp Humblot Leipzig 1895 S 678 f I Krahn Karl von Vierordt Tubingen 1948 Ralph Hermon Major Karl Vierordt Ann Med Hist 10 1938 463 Armin Danco Das Gelbbuch des Corps Suevia zu Heidelberg 3 Auflage Mitglieder 1810 1985 Heidelberg 1985 Nr 278 Barbara I Tshisuaka Vierordt Karl von In Werner E Gerabek Bernhard D Haage Gundolf Keil Wolfgang Wegner Hrsg Enzyklopadie Medizingeschichte De Gruyter Berlin New York 2005 ISBN 3 11 015714 4 S 1442 f Weblinks BearbeitenWerke von und uber Karl von Vierordt in der Deutschen Digitalen Bibliothek Kurzbiografie und Verweise auf digitalisierte Quellen im Virtual Laboratory des Max Planck Instituts fur Wissenschaftsgeschichte englisch Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Korpslisten 1910 121 327 Rektoratsreden HKM Carl von Voit Karl von Vierordt Nachruf In Sitzungsberichte der mathematisch physikalischen Classe der k b Akademie der Wissenschaften zu Munchen Band 15 1885 S 180 185 online PDF abgerufen am 6 Mai 2017 a b Schriftstuck vom 27 Juni 1884 das das Staatsministerium des Kirchen und Schulwesens an den Kanzler der Universitat Tubingen gerichtet hat UAT 119 138 Personalakte v Vierordts UAT 126 706 Hauptstaatsarchiv Stuttgart Signatur E 14 Bu 1472Normdaten Person GND 117414913 lobid OGND AKS LCCN nr2004024267 VIAF 57391467 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Vierordt Karl vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Physiologe Rektor in TubingenGEBURTSDATUM 1 Juli 1818GEBURTSORT Lahr Schwarzwald Grossherzogtum BadenSTERBEDATUM 22 November 1884STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl von Vierordt amp oldid 233281875