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Karl Johannes Thums 5 April 1904 in Wien 2 November 1976 in St Polten war ein osterreichischer Internist Psychiater Neurologe Rassenhygieniker und eine fuhrende Personlichkeit des volkischen Flugels des osterreichischen Wandervogels Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Studium und Assistenz 1 2 Professor in Prag wahrend der Zeit des Nationalsozialismus 1 3 Nachkriegskarriere 2 Schriften 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenStudium und Assistenz Bearbeiten Thums studierte zwischen 1922 und 1927 Medizin in Wien und Berlin Dabei horte er unter anderem bei Julius Wagner Jauregg und besuchte das Sozialhygienische Seminar des Hygienikers Heinrich Reichel Beide akademischen Lehrer legten grosses Gewicht auf Fragen der Rassenhygiene Nach seiner Promotion 1928 arbeitete Thums an der Wiener III Medizinischen Universitatsklinik bei dem Erbpathologen Franz Chvostek Thums war uberzeugter Nationalsozialist Er trat am 3 Mai 1931 der NSDAP Mitgliedsnummer 444 263 1 im selben Jahr der Sturmabteilung SA in der er Oberfuhrer 2 wurde und der Osterreichischen Legion bei Ausserdem leitete er ab 1933 eine NSBO am Wiener Allgemeinen Krankenhaus Im Dezember 1933 ging er nach Deutschland und fand wie eine Reihe weiterer osterreichischer Nationalsozialisten Beschaftigung am Kaiser Wilhelm Institut fur Genealogie und Demographie Protegiert von Ernst Rudin habilitierte er sich dort 1939 Mit Hilfe seiner akademischen Lehrer nahm seine Karriere damit einen fur osterreichische Rassenhygieniker typischen Verlauf den der Historiker Thomas Mayer als entlang eugenischer Netzwerke charakterisiert hat 3 Professor in Prag wahrend der Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten 1939 wurde Thums zunachst Dozent 1940 ausserordentlicher Professor und schliesslich 1943 ordentlicher Professor an der Deutschen Universitat Prag Dort leitete er bis 1945 das Institut fur Erb und Rassenhygiene und wurde 1943 Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften in Prag In Prag fuhrte Thums die Ortsgruppe der Deutschen Gesellschaft fur Rassenhygiene 4 In der Sudetendeutschen Anstalt fur Landes und Volksforschung leitete Thums gemeinsam mit Karl Valentin Muller eine Kommission fur Rassen und Sippenforschung welche die Besatzungspolitik der Assimilation wissenschaftlich untermauern sollte Thums sah die Aufgaben der Kommission in der Sippenkunde und Familienforschung der Erforschung der rassischen Art des Volkskorpers der Untersuchung der Qualitat der Erbstamme und in der demographischen Forschung um es den Rassen und Bevolkerungspolitikern zu ermoglichen die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen Er betonte dass der Krieg auch biologisch gewonnen werden musse 5 Mullers Projekt der Bevolkerungsmusterungen und Rudolf Hippius Arbeiten im Auftrag der Reinhard Heydrich Stiftung zur Assimilation der Tschechen erfolgten dementsprechend in enger Zusammenarbeit mit Thums Institut 6 Als Leiter des deutschen Gesundheitsamtes Prag veranlasste er Anfang 1944 eine Anordnung des Rasse und Siedlungshauptamt der SS RuSHA dass wenn Tschechen im Deutschen Reich wegen Geschlechtsverkehr mit deutschen Frauen straffallig geworden waren deren Angehorige im Reichsprotektorat einer erbbiologischen Untersuchung unterzogen wurden 7 Der Historiker Detlef Brandes weist darauf hin dass Thums Lothar Stengel von Rutkowski und Rudolf Hippius angesichts der sich abzeichnenden deutschen Niederlage im Zweiten Weltkrieg aus opportunistischen Grunden den nordischen Herrenmenschgedanken fallen liessen und im Kampf um den Endsieg stattdessen das symphonische Zusammenwirken der zahlreichen Sonderqualitaten der einzelnen europaischen Rassen betonten 8 Thums war ausserdem einer der wichtigsten Protagonisten der angewandten nationalsozialistischen Erb und Rassenpflege sowohl im Protektorat Bohmen und Mahren als auch im Reichsgau Sudetenland So nimmt der Historiker Michal Simunek an dass Patienten der ehemaligen Landesanstalt Kosmanos in Nordwestbohmen die fur besonders interessant gehalten wurden in Kooperation mit dem Thums Institut fur Erb und Rassenhygiene selektiert und getotet wurden um ihre Gehirne untersuchen zu konnen 9 Nachkriegskarriere Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Thums 1946 zunachst Amtsarzt in St Polten und Konsiliar Neurologe des stadtischen Krankenhauses 1951 wurde er Obersanitatsrat der niederosterreichischen Landesregierung An seinen rassenhygienischen Uberzeugungen hielt er fest So forderte er 1960 die pranatale Diagnose und den Schwangerschaftsabbruch als Massnahmen angewandter Humangenetik Eugenik zu erlauben 10 Unter dem Titel Gesundes Erbe gesundes Volk veroffentlichte er im Heft 24 der Eckartschriften Wien 1968 der Osterreichischen Landsmannschaft eine Apologie der Eugenik als Erbgesundheitspflege Gemeinsam mit Alain de Benoist Arthur R Jensen Rolf Kosiek und Edith Zerbin Rudin wurde er Mitglied des wissenschaftlichen Beirats und Autor der seit 1972 erscheinenden neorassistischen Zeitschrift Neue Anthropologie die von der rechtsextremen lange Jahre von Jurgen Rieger geleiteten Gesellschaft fur biologische Anthropologie Eugenik und Verhaltensforschung herausgegeben wurde 11 Daruber hinaus widmete sich Thums gemeinsam mit Herwigh Rieger und Karl Ursin der Traditionspflege des volkischen Flugels des osterreichischen Wandervogels Bereits 1926 hatte er mit Ursin und Norbert Gurke in Wien die Gilde Greif gegrundet Er spielte auch nach dem Zweiten Weltkrieg eine fuhrende Rolle bei der Neugrundung des osterreichischen Wandervogels der Gilde Greif und der Akademischen Gildenschaft Osterreich 1957 bis 1958 war er Bundesleiter des Wandervogel Schriften BearbeitenKarl Thums Zur Klinik Vererbung Entstehung und Rassenhygiene der angeborenen cerebralen Kinderlahmung Littleschen Krankheit Zwillingsbiologische Untersuchungen bei angeborener spastischer Hemi Para und Diplegie neurologische Zwillingsstudien 3 Mitteilung Zugl Munchen Univ Habil Schr 1939 Springer Berlin 1939 Karl Thums Der deutsche Anteil an der Entwicklung der Medizin 1940 Karl Thums Gesundes Erbe gesundes Volk Die Wissenschaft der Erbgesundheitspflege Osterr Landsmannschaft Wien 1968 Karl Ursin und Karl Thums Der osterreichische Wandervogel In Gerhard Ziemer und Hans Wolf Hrsg Wandervogel und Freideutsche Jugend Voggenreiter Bad Godesberg 1961 S 294 326 Literatur BearbeitenMichal Simunek Ein osterreichischer Rassenhygieniker zwischen Wien Munchen und Prag Karl Thums 1904 1976 In Gerhard Baader Veronika Hofer und Thomas Mayer Hrsg Eugenik in Osterreich Biopolitische Strukturen von 1900 1945 Czernin Wien 2007 ISBN 3 7076 0215 X S 393 417 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Heidelberg 2004 S 174 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Einzelnachweise Bearbeiten Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 23080445 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 S Fischer Frankfurt am Main 2001 ISBN 3 10 039310 4 S 220 Thomas Mayer Wien Eugenische Netzwerke im Osterreich der Zwischenkriegszeit Vortrag auf der Tagung Wie nationalsozialistisch ist die Eugenik Basel 17 und 18 Februar 2006 Ernst Klee Deutsche Medizin im Dritten Reich Karrieren vor und nach 1945 2001 S 220 Ota Konrad Die Sudetendeutsche Anstalt fur Landes und Volksforschung 1940 1945 Wissenschaftliche Grundlichkeit und volkische Verpflichtung In Stefan Albrecht Hrsg Die sudetendeutsche Geschichtsschreibung 1918 1960 Zur Vorgeschichte und Grundung der Historischen Kommission der Sudetenlander Vortrage der Tagung der Historischen Kommission fur die Bohmischen Lander vormals der Sudetenlander in Brunn vom 1 bis 2 Oktober 2004 aus Anlass ihres funfzigjahrigen Bestehens Oldenbourg Munchen 2007 ISBN 978 3 486 58374 8 Veroffentlichungen des Collegium Carolinum Bd 114 S 71 95 hier S 89 90 Andreas Wiedemann Die Reinhard Heydrich Stiftung als Beispiel nationalsozialistischer Wissenschaftspolitik im Protektorat In Christiane Brenner Hrsg Geschichtsschreibung zu den bohmischen Landern im 20 Jahrhundert Wissenschaftstraditionen Institutionen Diskurse Vortrage der Tagungen des Collegium Carolinum in Bad Wiessee vom 21 bis 23 November 2003 und vom 12 bis 14 November 2004 Oldenbourg Munchen 2006 ISBN 978 3 486 57990 1 Bad Wiesseer Tagungen des Collegium Carolinum Bd 28 S 157 176 hier S 167 173 174 Detlef Brandes Umvolkung Umsiedlung rassische Bestandsaufnahme NS Volkstumspolitik in den bohmischen Landern Oldenbourg Munchen 2012 ISBN 978 3 486 71242 1 S 183 Fn 16 Aktennotiz uber Besprechung zwischen Hippius Thums und Stengel v Rutkowski am 29 Marz 1945 zitiert bei Detlef Brandes Umvolkung Umsiedlung rassische Bestandsaufnahme NS Volkstumspolitik in den bohmischen Landern Oldenbourg Munchen 2012 S 233 Michal Simunek Getarnt Verwischt Vergessen Die Lebensgange von Prof Dr Franz Xaver Lucksch und von Prof Dr med Carl Gottlieb Bennholdt Thomsen im Kontext der auf dem Gebiet des Protektorates Bohmen und Mahren durchgefuhrten NS Euthanasie In Karen Bayer Hrsg Universitaten und Hochschulen im Nationalsozialismus und in der fruhen Nachkriegszeit Steiner Stuttgart 2004 ISBN 3 515 08175 5 S 125 146 hier S 130 136 zit S 134 135 Maria A Wolf Eugenische Vernunft Eingriffe in die reproduktive Kultur durch die Medizin 1900 2000 Bohlau Wien 2008 ISBN 3 205 77761 1 S 537 Helmut Kellershohn Im Dienst an der nationalsozialistischen Revolution Die deutsche Gildenschaft und ihr Verhaltnis zum Nationalsozialismus In Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung 19 2004 S 255 292 PDF Normdaten Person GND 117360368 lobid OGND AKS VIAF 35232183 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thums KarlALTERNATIVNAMEN Thums Karl Johannes vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Arzt Psychiater und RassenhygienikerGEBURTSDATUM 5 April 1904GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 2 November 1976STERBEORT St Polten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Thums amp oldid 231934565