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Karl Emil Schabinger Freiherr von Schowingen 27 September 1877 in Gernsbach 4 April 1967 in Baden Baden war ein deutscher Diplomat und Orientalist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSchabinger von Schowingen studierte ab 1897 an der Universitat Heidelberg Rechtswissenschaften Bereits wahrend dieser Zeit entwickelte er ein starkes Interesse an der Orientalistik Daher entschloss er sich nach dem Abschluss des Jura Studiums am Seminar fur Orientalische Sprachen in Berlin bei Martin Hartmann Persisch und Turkisch zu lernen 1901 trat Schabinger von Schowingen in den diplomatischen Dienst ein und wurde zunachst Dolmetscher bei der kaiserlichen Gesandtschaft in Tanger Marokko Am 22 Marz 1915 berief ihn Max von Oppenheim zu seinem Nachfolger als Leiter der Nachrichtenstelle fur den Orient In dieser Position ubersetzte er unter anderem die Broschure Die Wahrheit uber den Glaubenskrieg von Salih asch Scharif at Tunisi ins Deutsche Diese gehorte zur Strategie die Araber Nordafrikas fur einen Dschihad gegen die franzosische und britische Kolonialherrschaft und fur die Mittelmachte zu werben 1 2 3 1916 wurde Schabinger zum deutschen Konsul in Jaffa ernannt Dieses Amt hatte er bis zum Ende des Ersten Weltkrieges inne Als Cemal Pascha am 28 Marz 1917 wegen des Heranruckens der Briten die Evakuierung auslandischer Zivilisten aus Jaffa und Tel Aviv verfugte erwies sich schnell dass die Militars im Wesentlichen nur Juden zur Raumung zwangen Nichtjuden aber gewahren liessen 4 Das erzeugte Unruhe da die seit 1915 laufenden Massaker an Armeniern auch mit Raumungsbefehlen begonnen hatten 4 Zudem hatte nach Beginn des Ersten Weltkriegs die Hohe Pforte am 7 September 1914 den Auslandern mit standigem Aufenthalt im Osmanischen Reich ihre personliche Exterritorialitat und die Unterstellung unter die Gerichtsbarkeit ihrer jeweiligen Konsuln wie in den Kapitulationen des Osmanischen Reiches festgelegt de facto entzogen 5 Bedrangte Juden besturmten darauf Schabinger etwas dagegen zu unternehmen 4 Darum wurden Schabinger und sein osterreich ungarischer Kollege an zwei aufeinander folgenden Tagen beim ortlichen Mutasarrif vorstellig 4 Nachdem die britische Niederlage in der Ersten Schlacht bei Gaza am 26 Marz 1917 bekannt geworden war verlangten Schabinger und sein Kollege am 31 Marz beim Mutasarrif ein Ende der militarisch unnotigen Raumungen 4 Die Raumungen gingen weiter nahmen aber Nichtjuden aus was Schabinger furchten liess es werde zu Ubergriffen auf Juden kommen 4 Schabinger erklarte Massnahmen allein gegen Juden seien zum Schaden fur das Ansehen Deutschlands und des Osmanischen Reichs 4 Wenn der Mutasarrif auf der Raumung auch judischer Deutscher beharre werde er Schabinger sich in den Treck der vertriebenen Juden einreihen um Schlimmeres zu verhuten 4 Am 1 April machte Cemal Pascha Schabingers Vorgesetztem Generalkonsul Johann Wilhelm Heinrich Brode 1874 1936 in Jerusalem Vorhaltungen wegen unerlaubter Einmischung Schabingers in militarische Belange 6 Brode schlug Cemals Paschas Angebot nichtjudische Deutsche von der Raumung auszunehmen aus und erklarte dass er Brode eine Ungleichbehandlung judischer und nichtjudischer Deutscher nicht hinnehmen konne 6 Cemal Pascha war nicht zu erweichen Er verschob zwar schliesslich die Raumungsfrist vom 6 April Sederabend auf den 9 April um den Juden zu ermoglichen den Beginn Pessachs daheim zu feiern nahm Bauern die Vieh und Landwirtschaft zu versorgen hatten von der Raumung aus stellte Transportkapazitat zur Verfugung bestand aber ansonsten auf der Raumung 6 Von den 10 000 bis 11 000 vertriebenen Juden starben 900 bis 1 500 an Entkraftung Hunger und Kalte 7 Cemal Paschas Mitte April vorgebrachtes Ansinnen auch Jerusalem zu raumen lehnten Brode und andere Konsuln der Stadt ab 8 Angesichts der vielen Jerusalemiter war bei deren Vertreibung mit noch viel mehr Toten zu rechnen Doch erwirkte schliesslich General Friedrich Kress von Kressenstein uber osmanische militarische Stellen deren Befehl an Cemal Pascha den Raumungsbefehl fur Jerusalem zuruckzunehmen was am 26 April 1917 geschah 8 1918 bis 1924 war Schabinger in der Orient Abteilung des Auswartigen Amtes tatig 1924 zog er sich schliesslich im Alter von 47 Jahren aus dem aktiven Dienst zuruck und widmete sich der Orientalistik Am 1 November 1930 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 358 048 9 Er verfasste bedeutsame Publikationen uber den Seldschukenwesir Nizam al Mulk dessen Siyasatnama er aus dem Persischen ins Deutsche ubersetzte 1967 kurz vor seinem Tode veroffentlichte er seine Memoiren unter dem Titel Weltgeschichtliche Mosaiksplitter Erlebnisse und Erinnerungen eines kaiserlichen Dragomans Schriften Auswahl BearbeitenNizamulmulk Siyasatnama Gedanken und Geschichten Zum ersten Male aus dem Persischen ins Deutsche ubertragen und eingeleitet Alber Freiburg Munchen 1960 Weltgeschichtliche Mosaiksplitter Erlebnisse und Erinnerungen eines kaiserlichen Dragomans K F Schabinger Frhr von Schowingen Baden Baden 1967 Literatur BearbeitenHeribert Busse Nachruf Karl Emil Schabinger Freiherr von Schowingen 1877 1967 In Der Islam Bd 45 Nr 1 1969 ISSN 0021 1818 S 94 95 doi 10 1515 islm 1969 45 1 94 Gabriele Teichmann Gisela Volger Hrsg Faszination Orient Max von Oppenheim Forscher Sammler Diplomat DuMont Koln 2001 ISBN 3 7701 5849 0 Maren Bragulla Die Nachrichtenstelle fur den Orient Fallstudie einer Propagandainstitution im Ersten Weltkrieg VDM Verlag Dr Muller Saarbrucken 2007 ISBN 978 3 8364 4642 6 Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Band 4 S Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Bearbeiter Bernd Isphording Gerhard Keiper Martin Kroger Schoningh Paderborn u a 2012 ISBN 978 3 506 71843 3 S 33 f Einzelnachweise Bearbeiten Josef van Ess Dschihad gestern und heute Julius Wellhausen Vorlesung H 3 De Gruyter Berlin u a 2012 ISBN 978 3 11 024569 1 S 36 Tilman Ludke Jihad Made in Germany Ottoman and German Propaganda and Intelligence Operations in the First World War Lit Munster 2005 ISBN 3 8258 8071 0 Zugleich Oxford Universitat Dissertation 2001 Britta Oertel Brigitte Resnik 120 Jahre Dolmetscher und Ubersetzerausbildung an der Berliner Universitat 1887 2007 In Hartwig Kalverkamper Larisa Schippel Hrsg Translation zwischen Text und Welt Translationswissenschaft als historische Disziplin zwischen Moderne und Zukunft TransUD Bd 20 Frank amp Timme Berlin 2009 ISBN 978 3 86596 202 7 S 641 674 hier S 667 a b c d e f g h Isaiah Friedman Germany Turkey and Zionism 1897 1918 New Brunswick N J Transaction 1998 S 348 ISBN 0765804077 Frank Foerster Mission im Heiligen Land Der Jerusalems Verein zu Berlin 1852 1945 Gutersloh Mohn 1991 Missionswissenschaftliche Forschungen N S Bd 25 S 124 ISBN 3 579 00245 7 a b c Isaiah Friedman Germany Turkey and Zionism 1897 1918 New Brunswick N J Transaction 1998 S 349 ISBN 0765804077 David B Green This Day in Jewish History 1917 Ottoman Authority Orders Jews to Evacuate Tel Aviv in Ha aretz 6 April 2014 abgerufen am 8 Mai 2017 a b Isaiah Friedman Germany Turkey and Zionism 1897 1918 New Brunswick N J Transaction 1998 S 351 ISBN 0765804077 Ekkehard Ellinger Deutsche Orientalistik zur Zeit des Nationalsozialismus 1933 1945 Deux Mondes Verlag Edingen Neckarhausen 2006 ISBN 3 932662 11 3 S 35 Zugleich Berlin Freie Universitat Dissertation 2003 Normdaten Person GND 106835483 lobid OGND AKS LCCN n89620104 VIAF 54456031 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schabinger von Schowingen Karl EmilALTERNATIVNAMEN Schabinger Freiherr von Schowingen Karl Emil Schabinger EmilKURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat und OrientalistGEBURTSDATUM 27 September 1877GEBURTSORT GernsbachSTERBEDATUM 4 April 1967STERBEORT Baden Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Emil Schabinger von Schowingen amp oldid 234209743