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Als Kapitulationen des Osmanischen Reiches osmanisch قاپيتولاسيون Kapitulasyon auch Ahdname عهدنامه von arabisch عهد ʿahd Versprechen Wort und persisch نامه name Brief Schreiben werden Abkommen zunachst meist im Bereich des Handels mit verschiedenen europaischen Staaten bezeichnet Der Begriff kommt von dem nach Einteilung in Kapitel capitule abgefassten Texten Kapitulation betreffend der Wiederaufnahme des Handels zwischen Venedig und dem Osmanischen Reich unterzeichnet am 2 Oktober 1540 nach der Schlacht von Preveza Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Auswirkungen 3 Aufhebung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie erste Kapitulation wurde 1352 mit der Republik Genua vereinbart in den 1380er Jahren folgte die Republik Venedig unter Mehmed II reg 1451 81 die Republik Florenz unter Bayezid II reg 1481 1512 Neapel Frankreich hatte schon 1517 von der Pforte die Bestatigung der mit der agyptischen Mamlukendynastie geschlossenen Handelsvereinbarungen erlangt Die im Rahmen des franzosisch osmanischen Bundnisses 1536 vereinbarte Kapitulation galt lange Zeit als die erste wurde aber nie ratifiziert England hatte sich zunachst Venedigs als Zwischenhandler bedient und trat um 1580 in den direkten Handel mit dem osmanischen Reich ein Im 17 Jahrhundert vereinbarten auch die Niederlandischen Provinzen Handelsprivilegien bis dahin war der Handel uber den genuesischen Handelsposten auf Chios und den polnischen Hafen von Lwow erfolgt 1 Die Handelskapitulationen raumten dem europaischen Handel im Osmanischen Reich gegenuber den einheimischen Kaufleuten erhebliche Vorteile insbesondere bei den Zollen ein Die Kapitulationen waren dabei keine Vertrage zwischen gleichberechtigten Partnern sondern waren in Form von Privilegien des Sultans abgefasst Fur Handelsrechte im Osmanischen Reich sagten die europaischen Staaten Tribute oder Militarhilfen zu Die Form der Vertrage hatte aber zur Folge dass die osmanischen Kaufleute in den europaischen Staaten keine Handelsvorteile besassen Dies fuhrte langfristig dazu dass sich die okonomische Position des Osmanischen Reiches gegenuber der europaischen Konkurrenz verschlechterte 2 Auswirkungen BearbeitenDer okonomische und militarische Entwicklungsruckstand fuhrte dazu dass im 18 und vor allem 19 Jahrhundert die weiterhin teilweise als Kapitulationen bezeichneten Abkommen mit europaischen Staaten fur das Osmanische Reich negative Folgen hatten Im 18 Jahrhundert fuhrten die Handelsnachteile osmanischer Kaufleute etwa dazu dass sich immer mehr einheimische christliche Kaufleute formell als Ubersetzer bezeichneten und unter den Schutz eines europaischen Staates stellten Sie profitierten dabei von den Handelsrechten waren damit aber auch teilweise dem Einfluss des Staates entzogen 3 Allein das russische Reich hatte um 1808 etwa 120 000 orthodoxe Griechen als Schutzbefohlene 4 Auch wahrend der Tanzimatara fuhrte die Schwache des Osmanischen Reiches dazu dass es ungleiche Handelsvertrage schliessen musste Dies gilt insbesondere fur den osmanisch englischen Vertrag von 1838 Im Pariser Frieden von 1856 wurde die Hohe Pforte zwar in das europaische Machtesystem aufgenommen der Staat wurde in einer bedingten Modernisierung unterstutzt die Kapitulationen blieben allerdings bestehen 5 Aufhebung BearbeitenFur die Turkei endete die Zeit der europaischen Sonderrechte mit dem Eintritt in den Ersten Weltkrieg 1914 bzw dem Vertrag von Lausanne 1923 Bestehen blieben sie noch im halbkolonialen Agypten Dort unterhielten die zwolf Kapitularmachte noch bis 1949 die so genannten Gemischten Gerichtshofe fur die unter ihrem Schutz stehenden Agypter Erst danach fiel dieses Recht an den agyptischen Staat Literatur BearbeitenKlaus Kreiser Christoph K Neumann Kleine Geschichte der Turkei Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2006 ISBN 3 89331 654 X Alexander Scholch Wirtschaftliche Durchdringung und politische Kontrolle durch die europaischen Machte im osmanischen Reich Konstantinopel Kairo Tunis In Geschichte und Gesellschaft Heft 1 1975 S 404 446 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Erklarung zwischen dem Reiche und Frankreich betreffend die Regelung der Vertragsbeziehungen zwischen Deutschland und Tunis Vom 18 November 1896 Quellen und VolltexteEinzelnachweise Bearbeiten Halil Inalcik Donald Quataert An Economic and Social History of the Ottoman Empire 1300 1914 Cambridge University Press Cambridge UK 1994 ISBN 978 0 521 34315 2 S 372 376 Neumann Ein besonderes Imperium 1512 1596 In Kleine Geschichte der Turkei S 134 Neumann Das kurze 18 Jahrhundert In Kleine Geschichte der Turkei S 280 Neumann Das Osmanische Reich in seiner Existenzkrise In Kleine Geschichte der Turkei S 303 f Scholch Wirtschaftliche Durchdringung und politische Kontrolle S 409 S 411 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kapitulationen des Osmanischen Reiches amp oldid 189904912