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Dieser Artikel behandelt die Volksgruppe der Karamanli fur weitere Bedeutungen siehe Karamanli Begriffsklarung Die Karamanlis oder Karamanen turkisch Karamanlilar oder Karamaniyanlar griechisch Karamanlhdes Karamanlides sind eine turksprachige christlich orthodoxe Volksgruppe in Griechenland und der Turkei die ursprunglich in Anatolien ansassig war Im Deutschen werden auch die Bezeichnungen Karamaner oder Karamanliden verwendet Herkunftsgebiet der KaramanenKaramanische Hochzeitsgesellschaft in Malakopi heute Derinkuyu etwa 1910 Inhaltsverzeichnis 1 Sprache und Ethnie 2 Namensherkunft 3 Siedlungsgebiete 4 Herkunft und Geschichte 5 Herkunftsgebiete und typische Berufe der Karamanli 6 Personennamen und Kultur 6 1 Beispiel fur Lyrik 7 Quellen und Literatur 8 Siehe auch 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseSprache und Ethnie Bearbeiten nbsp Karamanli Schrift an einer Hauswand in Incesu Kayseri MASALAX masallah Die Karamanli sprachen meistens ein osmanisch gepragtes Turkisch mit griechischen Lehnwortern und mit sehr vielen altturkischen Wortern wovon manche im heutigen Turkischen nur noch selten Verwendung finden Der osmanische Reiseschriftsteller Evliya Celebi berichtete im 17 Jahrhundert dass die Griechen Antalyas kein Griechisch konnten und nur Turkisch sprachen Die Bezeichnung dieser Mundart der Karamanli ist Karamanlica Karamanisch oder Karamanli Turkcesi Karamaner Turkisch Das zunachst nur gesprochene Karamanlica wurde mit der Zeit schriftlich erfasst wozu man das griechische Alphabet verwendete Beispiele dafur kann man ausser in der weiter unten angefuhrten Literatur auf den in der Turkei erhalten gebliebenen mit Redewendungen und Gedichten verzierten Grabsteinen der Karamanli finden Unklar bleibt ob die Karamanli turkisierte Griechen waren die ihren Glauben beibehalten hatten oder Turken die zum Christentum ubergetreten waren Beim Bevolkerungsaustausch zwischen Griechenland und der Turkei mussten etwa 60 000 Karamanli aufgrund ihrer Zugehorigkeit zum orthodoxen Christentum nach Griechenland zwangsumsiedeln Eine geringe Anzahl von Karamanli leben noch heute in der Turkei Die Karamanlica Mundart ist sowohl in Griechenland als auch in der Turkei vom Aussterben bedroht Namensherkunft BearbeitenIhr Name Karamanli ist ursprunglich die Bezeichnung fur die Einwohner der Stadt und gleichnamigen Provinz Karaman in der heutigen Turkei Das griechische Wort fur Karamanli Karamaner ist Karamanlis So haben zum Beispiel die Vorfahren von Konstantinos Karamanlis auch in Karaman gelebt und diese Herkunft pragt immer noch ihren Namen Die Karamanli sind weder mit den Bewohnern des historischen Furstentums der Karamaner noch mit den heute fast ausschliesslich muslimischen Bewohnern der Provinz Karaman zu verwechseln Siedlungsgebiete BearbeitenDie fruher in den turkischen Stadten Mersin Antalya Kirikkale Amasya Zincidere Incesu Talas Aksehir Samsun Bafra Carsamba Adana Izmir Safranbolu Havza Tosya Zile Cankiri Kula Kastamonu Bolu Merzifon Tasucu Murefte Kutahya Bayindir Polatli Geyve Eregli Hamidiye Golcuk Mihalic Adapazari Eskisehir Alacam Zonguldak Karadeniz Eregli Bartin Alanya Erbaa Inebolu Caycuma Denizli Balikesir Salihli Gemlik Duzce Gumushacikoy Sogut Usak Odemis Burdur Isparta Akdagmadeni Aydin Nazilli Trabzon Rize Yalova Bursa Iznik Izmit Karaman Aksaray Ankara Goreme Ihlara Istanbul Kahramanmaras Kayseri Konya Nevsehir Nigde Sivas Tokat und Urgup 1 2 und deren Umgebung lebenden Karamanli sind heute grosstenteils in Griechenland ansassig Nur eine geringe Anzahl lebt noch in der Turkei Herkunft und Geschichte Bearbeiten nbsp Karamanisches Vater Unser 1869 Text in der modernen turkischen Lateinschrift Ya goglerde goklerde olan Pederimiz ismin azizlensin Padisahligin gelsin iradetin gogdeki gokteki gibi yerde dahi olsun Gundelik etmegimizi ekmegimizi ver bize bugun ve bize borclarimizi bagisla nice ki biz dahi bize borclu olanlara bagislariz Ve bizi igvaye igvaya salma illa fenakardan kurtar zira saltanat ve kuvvet ve izzet ebedan ebediyen senindir Amin Die Karamanli werden von zwei Seiten her abstammungsmassig in Anspruch genommen Aus turkischer Sicht werden die Karamanli uberwiegend als turkischstammige Oghusen betrachtet die durch ihre Nahe zu den Byzantinern zum Christentum konvertierten und ursprunglich wie die Seldschuken neben dem Turkischen auch die persische Sprache beherrschten Die heute noch in der Turkei lebenden Karamanli unterstutzen diese Abstammungstheorie da sie sich als Nachfahren der Seldschuken fuhlen Nach 1000 n Chr in Zeiten des Byzantinischen Reiches wanderten die Vorfahren der Karamanli in ihre neue Heimat Anatolien ein Hier nahmen sie unter dem Einfluss der Griechen den christlichen Glauben an Sie wurden von den muslimischen Turken akzeptiert und bei ihrer Glaubensausubung respektiert Die Griechen hatten im Osmanischen Reich ihre Autonomie die ihnen kulturelle und religiose Freiheit garantierte Die Karamanli machten ebenfalls von dieser Glaubensfreiheit Gebrauch Aus griechischer Sicht werden die Karamanli als Griechen betrachtet die turkisiert worden sind aber ihren griechisch orthodoxen Glauben beibehalten haben Richtig daran ist dass die Byzantiner vor der seldschukischen Invasion Anatoliens auf dem Balkan Volker turkischer Sprache Uzen und Petschenegen besiegt und unterworfen hatten die aus den sudrussischen Steppen kamen und den oghusischen Gefolgsleuten der Seldschuken stammesverwandt waren Diese waren dann nach Christianisierung in die Armee eingegliedert worden Es entsprach einer byzantinischen Praxis solche Soldaten durch Zuweisung von Land zu entlohnen Andererseits war die Bevolkerung Anatoliens namentlich auch Kappadokiens nicht genuin griechischer Herkunft sondern in einem mehrere Jahrhunderte andauernden Prozess hellenisiert worden bei dem erst in spatromischer Zeit die einheimischen anatolischen Idiome erloschen Seit der Zeit des Perserreiches und bis zur Eingliederung in das Romische Reich unterlag das Innere Anatoliens in dem in grosseren Gebieten Herrscher persischer Abkunft regierten iranischem Kultureinfluss der auch bei den Seldschuken wirksam war Die Bevolkerung der peripheren Provinzen des byzantinischen Reiches stand oftmals auch in Opposition zur hauptstadtischen Elite alles Umstande die die Entfremdung von griechischer und byzantinischer Reichskultur und in letzter Konsequenz die Aufgabe der griechischen und die Ubernahme der turkischen Sprache begunstigten Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahre 1453 wurden viele Menschen dorthin umgesiedelt worunter auch viele Karamanli waren 1551 sieht der reisende Nicolas de Nicolay dass die Karamanli in Yedikule zusammen in einem eigenen Viertel lebten und ihren Lebensunterhalt mit dem Handel insbesondere dem Juwelenhandel und mit gewerblicher Tatigkeit und Handwerk verdienten Ihre Laden und Betriebe befanden sich in der Nahe des Grossen Basars des Kapali Carsi Nicolay berichtet auch dass die Karamanli Frauen wie die griechischen Frauen ausser zu Kirchen und Hamambesuchen selten auf die Strasse gingen Zuhause waren sie mit dem Haushalt und Stickereien beschaftigt die sie im Kapali Carsi oder in anderen Basaren verkauften Manche Karamanli Frauen konnten ein wenig zum Lebensunterhalt beitragen indem sie auf den Strassen Eier Huhnchen Kase und Gemuse verkauften Die Karamanli gehorten dem okumenischen Patriarchat an Mit der Zeit zogen sie auch in andere Stadtteile wie Fener Cibali Tahtakale Kumkapi um wo schon viele Rum lebten Sie hatten ihre Laden in den Istanbuler Stadtteilen Eminonu und Galata siehe auch Stadtteile von Istanbul Im Ersten Weltkrieg und in den Befreiungskriegen kampften sie gemeinsam mit Muslimen gegen die Besatzer Mustafa Kemal begann vom 19 Mai 1919 mit der Mobilisierung des Widerstandes Durch mehrere Schlachten gelang es ihm die Besatzung und Aufteilung wie sie im Vertrag von Sevres vorgesehen gewesen war zu verhindern Nach dem Sieg der Turkei konnte diese am 24 Juli 1923 im Vertrag von Lausanne die Bestimmungen des Vertrags von Sevres revidieren und so den Verlust grosser Teile des heutigen Staatsgebietes verhindern Mit dem Vertrag wurden die Grenzen der Turkei volkerrechtlich anerkannt Gleichzeitig wurde der Bevolkerungsaustausch mit Griechenland in geregelte Bahnen gelenkt Durch diesen Bevolkerungsaustausch verloren die Karamanli ihre alte Heimat und mussten in ein Land zwangsumsiedeln dessen Sprache und Kultur sie nicht kannten Das Bestreben vieler Turken ihre Freunde und Nachbarn in Anatolien zu behalten schlug fehl Nach der Zwangsumsiedlung der Christen aus der Turkei ging die Tragodie der Karamanli weiter Ein grosser Assimilationsdruck Integrationsprobleme die Umstellung auf die andere Kultur der abgerissene Kontakt zur alten Heimat das Erlernen der griechischen Sprache und ein Verbot des Turkischen und damit auch des Dialekts der Karamanli in der Offentlichkeit zwischen 1936 und 1941 waren nur einige Probleme Ein Ergebnis davon ist dass die heute in Griechenland lebenden Karamanli ihre ursprungliche turkische Sprache nicht mehr beherrschen Das Zusammengehorigkeitsbewusstsein blieb allerdings weitgehend erhalten Nach dem Volkeraustausch trugen die Karamanli durch Wohltatigkeitsorganisationen zum Aufbau und zur Entwicklung ihrer Herkunftsdorfer und stadte viel bei Herkunftsgebiete und typische Berufe der Karamanli BearbeitenDorf Kurdonos Nigde Seifenhandler Aravan Kuruyemisci Handler in Nussen Mandeln Pistazien Trockenfruchten Sonnenblumenkernen Leblebi gerostete Kichererbsen u dgl Uluagac Zwischenhandler Nigde Kase und Getreideverkaufer Fertek Weinverkaufer Dorf Sinasos Urgup Nevsehir Kaviar und Fischverkaufer Kayseri Dorrfleisch und WurstverkauferPersonennamen und Kultur BearbeitenOsmanischen Steuerunterlagen zufolge trugen die Karamanli im 17 18 Jahrhundert als aus dem Arabischen stammende Namen wie Hasan Huseyin Ahmed usw bei der turkischen Bevolkerung Anatoliens weit verbreitet waren nur turkischstammige Namen wie Aslan Kaplan Tursun Sefer Mehmet Karaca Kaya Ayvaz Karagoz Ihre Kultur war turkisch gepragt mit christlich orthodoxen Einflussen Zwischen dem 15 und 18 Jahrhundert schrieben die Karamanli handschriftliche orthodoxe Literaturwerke Ab 1718 wurden die Bucher der Karamanli gedruckt im 19 Jahrhundert uber 500 Werke uberwiegend Romane religiose Schriften und Geschichtsbucher Die Veroffentlichungen in griechischer Schrift umfassen hauptsachlich die Zeit von 1584 bis 1923 Ein Werkkatalog wurde in den vier Banden der Karamanlidika festgehalten und veroffentlicht Ein Beispiel fur die eigenstandige Literatur der Karamanli ist das Gedicht Kayseria Mitropolitleri ve Malumat i Mutenevvia 1896 Es beschreibt ihre Kultur die von ihrer christlich orthodoxen Religion griechischen Schrift und turkischen Ethnie sowie ihrer osmanischen Identitat gekennzeichnet wird Beispiel fur Lyrik Bearbeiten In diesem Gedicht wird darauf aufmerksam gemacht dass nur ihre griechische Schrift sie mit den Anatolien Griechen verbindet und alles andere in turkischer Sprache und Kultur geregelt wird turkisch Rum isek de Rumca bilmez Turkce soyleriz Ne Turkce yazar okuruz ne de Rumca soyleriz Oyle bir mahlut i hatt tarikatimiz karisik yazi bicimimiz vardir Hurufumuz Yunanice Turkce meram eyleriz deutsch Selbst wenn wir Griechen sind sprechen wir kein Griechisch sondern Turkisch Weder Turkisch konnen wir schreiben und lesen noch Griechisch sprechenWir haben eine schwer verstandliche Schriftsprache Unsere Buchstaben sind griechisch aber wir aussern unsere Wunsche beten auf Turkisch Quellen und Literatur BearbeitenRobert Anhegger Hurufumuz Yunanca Ein Beitrag zur Kenntnis der Karamanisch Turkischen Literatur In Anatolica 7 1979 80 S 157 202 Robert Anhegger Nachtrage zu Hurufumuz Yunanca In Anatolica 10 1983 S 149 164 Yonca Anzerlioglu Karamanli Ortodoks Turkler Phoenix Yayinevi 2003 ISBN 975 6565 55 1 Yakup Aygil Turanli Hiristiyanlar Ant Yayinlari 2003 Istanbul ISBN 975 10 2028 X Mustafa Ekincilikli Turk Ortodokslari Ankara 1998 ISBN 975 7351 29 6 Mehmet Eroz Hiristiyanlasan Turkler Turk Kulturunu Arastirma Enstitusu Ankara 1983 Harun Gungor Mustafa Argunsah amp Otuken Nesriyat Gagauzlar Istanbul 1998 ISBN 975 437 270 5 L Ligeti Bilinmeyen Ic Asya I amp II Ubersetzt von Sadrettin Karatay Egitim Bakanligi Yayinlari Bilim ve Kultur Eserleri Dizisi Istanbul 1997 ISBN 975 11 0118 2 Hale Soysu Kavimler Kapisi Lazlar Yahudiler Sudanlilar Asurlular Ermeniler Hemsinliler Cecen Inguslar Pomaklar Gagauzlar Karamanlilar Kaynak Yayinlari Istanbul 1992 ISBN 975 343 028 0 Temel Britannica Artikel Karaman ISBN 975 7760 51 X Siehe auch BearbeitenUrumWeblinks Bearbeitenwww megarevma net karamanlilar htm alemilhan free fr yazi karamanli html www istanbulguide net Einzelnachweise Bearbeiten T C BATMAN UNIVERSITESI FIRAT UNIVERSITESI ORTAK PROGRAM SOSYAL BILIMLER ENSTITULERI TARIH ANA BILIM DALI ANADOLU NUN HIRISTIYAN TURKLERI KARAMANLILAR YUKSEK LISANS TEZI DANISMAN HAZIRLAYAN Yrd Doc Dr Muammer ULUTURK Yuksel Elif TEKIN ELAZIG BATMAN 2017 Abgerufen am 23 Juni 2023 Cihan YALVAR ANADOLU DA SON TURK ISKANI IZNIK IMPARATORLUGU NDA KUMAN KIPCAKLAR XIII YUZYILDAN XX YUZYILA KADAR YALOVA KAZIMIYE YORTAN ILE ELMALIK SARUHANLI KOYLERINDEKI VARLIKLARI Cilt 127 Sayi 250 Sayfa 11 36 Abgerufen am 23 Juni 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karamanli amp oldid 234867183