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Kanun turkisch arabisch قانون DMG qanun Plural qawanin ist eine orientalische griffbrettlose Kastenzither die in der arabischen und turkischen Kunstmusik gespielt wird 1 Der Name des Instruments ist vom altgriechischen kanwn kanon Vorschrift Regel Monochord abgeleitet Zeichnung eines arabischen Kanunspielers in Jerusalem 1859 Inhaltsverzeichnis 1 Bauform 2 Herkunft 3 Stimmung 4 Kanun Spieler 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBauform Bearbeiten nbsp KanunDas halbtrapezformige Instrument ist aus Holz und mit 63 bis 84 Saiten bespannt wobei je drei Saiten einem Ton zugeordnet sind Im Gegensatz zur verwandten alpenlandischen Zither ist dieses Instrument mit Darm oder Nylon saiten neuerdings auch Saiten aus Fluorcarbon bespannt die je nach geographischer Region variieren konnen Der Steg steht nicht auf einer Holzdecke sondern auf Pergament als Trommelfell ahnlich wie beim Banjo Dadurch ergibt sich ein charakteristischer Klang Das Instrument wird liegend mit der Langsseite gegen den Korper gespielt fruher auf dem Boden sitzend und mit den Knien gehalten Heute sitzt der Musiker auf einem Stuhl und das kanun liegt auf seinem Schoss oder vor ihm auf dem Tisch Das kanun wird mit Plektren aus Horn oder Metall gezupft die wie Fingerhute auf die Zeigefinger gesteckt werden Herkunft BearbeitenDas Wort al qanun fur eine Kastenzither ist seit dem 10 Jahrhundert in arabischsprachigen Quellen bekannt 2 Erste Abbildungen eines kanun finden sich in Hassan Bar Bahluls 963 Lexikon Im 13 Jahrhundert soll es das Hauptinstrument der Mauren in Andalusien gewesen sein die das Instrument als Vorlaufer des europaischen Psalteriums nach Europa brachten wo es auf den Wandmalereien des Camposanto Monumentale in Pisa dargestellt ist 3 Eine grossere rechteckige Zither mit 108 Saiten die im 13 Jahrhundert eingefuhrt wurde hiess nuzha Eine mit dem kanun verwandte Kastenzither ist die in Iran Irak und Nordwestindien gespielte santur deren leere Saiten nicht gezupft sondern wie beim Hackbrett mit Schlageln Hammerchen angeschlagen werden Die in Nordindien nur zur Gesangsbegleitung verwendete swarmandal entsprach in der Mogulzeit vermutlich dem kanun Stimmung BearbeitenBis zur Erfindung der mandal zu Beginn des 20 Jahrhunderts war das Instrument nicht zum Modulieren geeignet Mit diesen kleinen seitlich an den Saitenzugen angebrachten Hebeln kann die Intonation wahrend des Spiels der jeweils gewunschten Feinstimmung angepasst werden Das moderne arabische qanun verfugt ublicherweise uber eine 24 das turkische kanun uber eine 72 tonige Grundstimmung innerhalb der sieben Saitenzuge pro Oktave Manche arabische Modelle besitzen einen zusatzlichen Hebel fur die um ein Komma hoher gestimmte Sekunde des Maqams Hiĝaz Die gleichschwebende Temperatur auf die sich all diese Modelle beziehen hat jedoch wenig mit der theoretischen Tradition des Vorderen Orients gemein und entspricht ihrem Intervallvorrat oft nur andeutungsweise Die Verwendung der Temperatur in der Turkei und der arabischen Welt ist hochstwahrscheinlich auf europaisierende Tendenzen zuruckzufuhren Der international bekannte Virtuose Julien Jalal Ed Dine Weiss 1953 2015 ein prominenter Kritiker des temperierten kanun konzipierte seit den 1990er Jahren neun Prototypen nach einem eigenen Stimmungssystem in dem zum ersten Mal alle Intervalle auf reinen pythagoraischen und harmonischen Teilungsverhaltnissen beruhen Ihre Saitenzuge sind nach einer exakten pythagoraisch heptatonischen Skala gestimmt die sich in ihren Tonstufen aus pythagoraischen Limmas 256 243 und reinen Ganztonen 9 8 ableitet und nirgendwo den abstrakten temperierten Halbton 100 cents enthalt Auf jedem Zug werden funfzehn verschiedene mandal Positionen 0 14 durch zweimal die pythagoraische Apotome 2187 2048 113 69 cents eingeschlossen Die beiden jungsten Prototypen erweitern ausserdem den Tonumfang um eine zusatzliche Oktave nach unten auf insgesamt 33 Saitenzuge oder vier Oktaven und eine Quinte Durch die Kombination theoretischer und akustischer Beweggrunde mit seiner praktischen Erfahrung wurde es Weiss dadurch ermoglicht mit Musikern in unterschiedlichen lokalen Traditionen zusammenzuspielen 4 Kanun Spieler BearbeitenRahim Qanuni 1871 1944 fuhrte um 1900 das seit dem Ende des 16 Jahrhunderts verschwundene kanun wieder in Iran ein Sein Sohn Jalal Qanuni 1900 1987 5 ubernahm dessen Position des fuhrenden iranischen kanun Spieles Zu den bekanntesten kanun Spielern der Turkei gehoren Ruhi Ayangil 1953 Tahir Aydogdu 1959 und Goksel Baktagir 1966 Literatur BearbeitenNasser Kanani Traditionelle persische Kunstmusik Geschichte Musikinstrumente Struktur Ausfuhrung Charakteristika 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gardoon Verlag Berlin 2012 S 164 166 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kanun Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Goksel Baktagir Horprobe turkische Musik Parichehr Khajeh Horprobe persische Musik Julien Jalal Ed Dine Weiss Al Kindi Ensemble Horprobe arabische Musik Einzelnachweise Bearbeiten Vgl auch Psalterium Hans Hickmann Die Musik des Arabisch Islamischen Bereichs In Bertold Spuler Hrsg Handbuch der Orientalistik 1 Abt Der Nahe und der Mittlere Osten Erganzungsband IV Orientalische Musik E J Brill Leiden Koln 1970 S 64 Nasser Kanani Traditionelle persische Kunstmusik Geschichte Musikinstrumente Struktur Ausfuhrung Charakteristika 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage Gardoon Verlag Berlin 2012 S 164 Stefan Pohlit Julien Jalal Ed Dine Weiss A Novel Tuning System for the Middle Eastern Qanun Ph D Thesis 2011 In Istanbul Technical University Institute of Social Sciences 2011 stefanpohlit com Memento des Originals vom 5 Marz 2016 im Internet Archive abgerufen am 1 November 2015 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot stefanpohlit com Qanuni Jalal In Encyclopaedia Iranica 6 Marz 2009Normdaten Sachbegriff GND 4207974 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kanun Zither amp oldid 237077581