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Der trachytische Kampanische Ignimbrit wurde im Verlauf einer vulkanischen Supereruption vor rund 39 250 Jahren in Suditalien abgelagert Die gewaltigen Umweltschaden haben moglicherweise die Verdrangung des Neandertalers durch den anatomisch modernen Menschen beschleunigt Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnung 2 Charakterisierung 3 Ausbruchsherd und Verbreitungsgebiet 4 Intensitat 5 Datierung 6 Stratigraphie 7 Chemische Zusammensetzung 8 EinzelnachweiseBezeichnung BearbeitenDer Kampanische Ignimbrit abgekurzt KI engl Campanian Ignimbrite CI wurde nach seiner eponymen Typusregion Kampanien benannt Der Ignimbrit Feuerregen ital Tufo Grigio Campano ist auch als Y5 Tephra bekannt Charakterisierung BearbeitenDer Auswurf des Kampanischen Ignimbrits war zweifacher Natur Er begann als eine Plinianische Eruption deren 37 bis 40 Kilometer hohe Eruptionssaule weit in die Stratosphare reichte Der Zusammenbruch dieser Saule loste anschliessend riesige pyroklastische Dichtestromungen aus 1 welche als Ignimbrit abgelagert wurden Die in die Stratosphare gelangte vulkanische Asche ging auf Entfernungen von uber 1000 Kilometern als Tephra nieder Koignimbrit Phase Ausbruchsherd und Verbreitungsgebiet Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet der ausgeworfenen AscheDer Ausbruchsherd fur das Kampanische Ignimbrit ist in den Phlegraischen Feldern zu suchen die genaue Lokalisation des sogenannten Archiphlegraeo Vulkans ist aber nach wie vor noch nicht erfolgt er wird aber aufgrund von gefugekundlichen AMS Messungen in der Bucht von Pozzuoli vermutet Die pyroklastischen Dichtestrome erreichten Entfernungen von uber 70 Kilometer vom Ausbruchsherd Topographische Hindernisse bis 1000 Meter Hohe wurden hierbei uberwunden 2 Im Norden uberfuhren sie den Monte Massico und breiteten sich bis 10 Kilometer nordlich vom Roccamonfina Vulkan aus Zum Apennin nach Osten wurde Mirabella Eclano erreicht Nach Suden wurde der Golf von Neapel uberquert und die absperrende Halbinsel von Sorrent uberwunden wie Ablagerungen auf der abgelegenen Seite der Halbinsel zeigen Die Dichtestrome bedeckten insgesamt eine Flache von weit mehr als 1500 Quadratkilometer 3 es existieren aber auch Abschatzungen bis zu 30 000 Quadratkilometer Die ausgeworfene Tephra bedeckte eine Flache von 2 bis 4 Millionen Quadratkilometern 4 und erreichte die Kyrenaika Haua Fteah und den Norden Agyptens uberzog Syrien die Turkei Georgien den Suden Russlands und Kasachstan wahrend die weiter westwarts gelegene Nordkuste Marokkos Taforalt Rhafas und Dar es Soltane 1 nur Tephra von den Azoren aufweist 5 Ihre Nordgrenze verlief uber Montenegro Albanien Mazedonien Rumanien Moldawien und die Ukraine bis nach Sudrussland Die Aschen wurden anfangs in Sudostrichtung spater jedoch vorwiegend nach Nordost in der Stratosphare verdriftet Die Tephra konnte anhand von Bohrkernen im marinen Bereich in Seen und in Mooren nachgewiesen werden Auf dem Festland wurde sie vorwiegend in Lossen eingebettet angetroffen beispielsweise in Urluia Rumanien 6 sie findet sich aber auch an archaologischen Freiland und Hohlenfundstatten wie z B in Crvena Stijena in Montenegro 7 Die durch die Entleerung der Magmakammer entstandene Caldera war nicht kreisformig sie entstand vielmehr durch die in etwa rechtwinklige Uberlagerung zweier ovaler Einbruchsstrukturen 18 11 sowie 20 10 Kilometer Sie erstreckte sich vom Capo Miseno und Cuma am Tyrrhenischen Meer zur Ebene von Quarto und zum Camaldoli Hugel sie umfasste die gesamte Bucht von Pozzuoli und ihr ostlicher Seitenableger erreichte entlang einer NNO streichenden Verwerfung gar Neapel Ungefahr die Halfte der Caldera liegt heute unter dem Meeresspiegel Intensitat BearbeitenDer Ausbruch des Kampanischen Ignimbrits eine Super Eruption 8 war in den letzten 200 000 Jahren der starkste Vulkanausbruch des mediterranen Europas 9 Auf dem Vulkanexplosivitatsindex erreichte sie VEI 7 starker als die Tambora Eruption von 1815 Das Ausbruchsvolumen wird auf 250 bis 300 Kubikkilometer Tephra und 180 bis 380 Kubikkilometer Ignimbrit geschatzt d h ein Gesamtvolumen von 430 bis 680 Kubikkilometer vulkanischen Materials 10 Datierung BearbeitenDie Eruption des Kampanischen Ignimbrits wurde anhand von proximalen Ignimbriten mittels der 40Ar 39Ar Methode auf 39 280 110 Jahre BP 11 und mithilfe der ABOx SC Methode auf 39 230 45 Jahre 12 datiert Sie ereignete sich somit im Huneborg Stadial des Marinen Isotopenstadiums MIS 3 unmittelbar nach dem Heinrich Ereignis H4 13 Im Eisbohrkern von GISP2 hinterliess sie eine deutliche Sulfatanomalie von 375 ppb deren Alter mit 40 120 Jahren BP bestimmt werden konnte 14 Stratigraphie BearbeitenDie vulkanischen Aktivitaten in Kampanien reichen bis mindestens 315 000 Jahre BP zuruck 15 moglicherweise auch bis rund 2 Millionen Jahre 16 Dem Ausbruch des Kampanischen Ignimbrits waren ab 60 000 Jahre BP 11 explosive und 5 effusive Eruptionen vorausgegangen welche aber in ihrer Intensitat bei weitem hinter dem Kampanischen Ignimbrit zuruckblieben Erwahnenswerte Vorlaufer sind der Cuma Lavadom 37 000 Jahre BP 17 die Tuffe der Tufi di Torre Franco Formation 42 000 Jahre BP 18 der Punta Marmolite Lavadom 47 000 Jahre BP und der San Martino Lavadom 77 000 Jahre BP 19 Nach Ablagerung des Kampanischen Ignimbrits folgten 9 kleinere explosive Ausbruche bis es um 15 000 BP zum Ausbruch des Gelben Neapolitanischen Tuffs kam dem zweitgrossten explosiven Ereignis in den Phlegraischen Feldern Der interne stratigraphische Aufbau des Kampanischen Ignimbrits ist abhangig von der Entfernung zum Ausbruchsort Die proximale Fazies lasst sich wie folgt gliedern vom Hangenden zum Liegenden Brekzia Museo Formation Piperno Einheit Torrefranco TuffeDie mediale Fazies zeigt folgenden Aufbau CPF Formation Coarse Pumice Formation LYT Formation Layered Yellow Tuff Ubergangszone WGI Formation Welded Grey Ignimbrite USAF Formation Underlying Sand amp Ash Formation Distal kam nur noch eine geschichtete Aschenlage zur Ablagerung die vorwiegend in Osteuropa niederging Die 50 Meter machtigen Torrefranco Tuffe bestehen aus einer Wechsellagerung von Bims und Scoria In sie eingeschaltet sind Palaoboden einzelne Aschenlagen zeigen Schragschichtung 20 Die Piperno Einheit besteht aus Wechsellagen von Asche und gestauchter Scoria sogenannte Fiammae mit typisch eutaxitischem Gefuge sowie einer groben Brekzie aus grauen Lavabruchstucken 21 Die Brekzia Museo Formation kann in sechs Einheiten unterteilt werden sie besteht aus einer groben unverschweissten Gesteinsbrekzie mit bis zu metergrossen Lavablocken unterschiedlicher Zusammensetzung und teils hydrothermal verandert und verschweissten Piperno Aschenlagen 22 Die mediale Fazies beginnt mit der nur wenige Dezimeter machtigen USAF Formation zusammengesetzt aus geschichteter glasreicher vulkanischer Asche und Sanden Daruber legt sich die WGI Formation bestehend aus geschichteten plinianischen Bimsen und einem grauen verschweissten Ignimbrit 23 Sie wurde bei 800 C abgelagert und folglich intensiv verschweisst sekundar kam es zur autigenen Feldspatneubildung Nach einer Ubergangszone folgt die LYT Formation ein geschichteter gelblicher Tuff Er wurde unterhalb von 400 C abgelagert und durch Wasserinfiltration zeolithisiert Die Serie schliesst mit der CPF Formation einer nur 2 Meter machtigen groben Bimslage in Aschenmatrix Chemische Zusammensetzung BearbeitenDer Kampanische Ignimbrit besitzt eine trachytische bis trachyphonolithische Zusammensetzung mit einem SiO2 Gehalt der zwischen 58 und 64 Gewichtsprozent schwankt Das kalibetonte Magma 6 5 bis 9 5 Gew K2O hatte mit 9 bis 15 Gewichtsprozent insgesamt einen sehr hohen Gehalt an Alkalien Na2O und K2O 24 Einzelnachweise Bearbeiten S Wulf u a Tephrochronology of the 100 ka lacustrine sediment record of Lago Grande di Monticchio southern Italy In Quat Int 122 Nr 1 2004 S 7 30 doi 10 1016 j quaint 2004 01 028 M Ort u a Emplacement processes in a far traveled dilute pyroclastic current anisotropy of magnetic susceptibility studies of 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