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Die Kaiserchronik ist eine um Mitte des 12 Jahrhunderts entstandene erste grossangelegte in deutschen Reimen verfasste Chronik Sie stellt das umfangreichste und am dichtesten uberlieferte Werk der fruhmittelhochdeutschen Literatur dar das die Geschichte von Caesar bis zum romisch deutschen Konig Konrad III erzahlt Kaiserchronik ist nicht der Originaltitel der Verfasser nannte das Werk ursprunglich cronica gehaizzen ist iz cronica V 17 Der heutige Titel stammt von dem Germanisten Bernhard Joseph Docen 1782 1828 Kaiserchronik Marburger Fragment Inhaltsverzeichnis 1 Entstehungsgeschichte 2 Inhalt 3 Konzeption 4 Quellen 5 Uberlieferung 6 Nachwirkung 7 Literatur 8 WeblinksEntstehungsgeschichte BearbeitenDie wohl zwischen 1140 und 1150 von einem oder mehreren an einem Regensburger Hof tatigen Geistlichen verfasste Reimchronik erzahlt in 17283 gereimten Versen episodenhaft von 36 romischen und 19 deutschen Kaisern Somit entsteht eine Weltchronik von der Grundung Roms Schwerpunkt Caesar bis zur Vorbereitung des zweiten Kreuzzuges 1147 Es ist u a wegen Unterschieden in der Erzahltechnik anzunehmen dass mehrere Verfasser an der Chronik mitgewirkt haben Der Pfaffe Konrad Verfasser des ebenfalls in Regensburg entstandenen Rolandsliedes wird seit 1924 vgl Carl Wesle als Autor der Kaiserchronik nicht mehr erwogen Ein Auftraggeber ist wegen des abrupten Endes der Kaiserchronik ein Epilog fehlt schwer zu bestimmen Als wahrscheinlich gilt eine Abfassung an einem Regensburger Herzogs oder Bischofshof Inhalt BearbeitenDie Kaiserchronik ist die erste bedeutende grossflachige deutschsprachige Geschichtsquelle Bei der Darstellung der romischen Kaiser liegt der Schwerpunkt oft auf den mit ihnen verbundenen Heiligenlegenden Vor allem die romischen Kaiser bieten dem Autor Gelegenheit novellenartige Einzelepisoden z B Faustinian und Silvester je ca 2800 Verse 16 des Gesamtumfangs Crescentia 1500 Verse fast 9 des Gesamtumfangs der Chronik einzuschalten die sich weitgehend verselbstandigen Dem chronikalischen Impetus versucht der Autor durch scheinbar prazise Angaben uber Regierungszeit der einzelnen Herrscher gerecht zu werden tatsachlich andert er die Abfolge der Kaiser gravierend Konzeption BearbeitenEin wichtiges Anliegen der Kaiserchronik ist die Verlangerung des Romischen Reichs in die Herrschaft der deutschen Kaiser gemass der im Mittelalter weit verbreiteten Vier Weltreich Lehre Die Absicht lehrhaft zu erzahlen uberwiegt bei weitem das Anliegen einen historisch prazisen Bericht zu erstatten Die Darstellung hat nicht in erster Linie der historischen Wahrheit sondern vielmehr der gotes minne Gottes Heilsplan V 34 zu entsprechen Der im Prolog gefasste Vorsatz von guoten unt ubelen Herrschern zu erzahlen wird grosstenteils konsequent verfolgt und besitzt Furstenspiegelcharakter Nach Friedrich Ohly sollen die einzelnen Episoden nicht nur der Unterhaltung dienen sondern besitzen vor allem eine religiose und ethisch exemplarische Bedeutsamkeit Der Autor mochte dadurch sein Werk von den lugen einer rein weltlichen Dichtung abgrenzen Quellen BearbeitenEine einheitliche Quelle der Kaiserchronik gibt es nicht Der Verfasser hat die unterschiedlichsten Quellen benutzt selbststandig verarbeitet teilweise eigenwillig und frei behandelt Legendenliteratur und Heiligenviten Sagenuberlieferungen Chronik Frutolfs von Michelsberg und Ekkehards von Aura sowie Kaiser und Papst KatalogeFur einzelne Erzahlungen Ovids Fasti Pseudo Clementinische Rekognitionen Annolied mit markanten Veranderungen Cassiodors Historia tripartita Uberlieferung BearbeitenDie Kaiserchronik ist in drei verschiedenen Redaktionen uberliefert und stellt mit ihren rund 40 Uberlieferungstragern das am breitesten uberlieferte und damit erfolgreichste volkssprachliche Werk des 12 Jahrhunderts Kartschoke dar Die Kaiserchronik ist unter anderem auch Teil der Vorauer Handschrift einer mittelalterlichen Sammelhandschrift die bis heute im Augustiner Chorherrenstift Vorau in der Steiermark aufbewahrt wird Nachwirkung BearbeitenDie Kaiserchronik wirkt nachweislich auf das Rolandslied den Trierer Silvester wahrscheinlich auch auf Wolframs Willehalm Ottes Eraclius Frauenlob und Heinrich den Teichner Ausserdem stellt sie eine wichtige Quelle fur spatere Geschichtswerke wie die Sachsische Weltchronik und die mehr als 150 Jahre danach entstandene Weltchronik des Jans Enikel sowie Heinrichs von Munchen und Jakob Twingers von Konigshofen dar Literatur Bearbeiten1 Textausgaben Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbucher des Mittelalters 1 1 Deutsche Kaiserchronik Herausgegeben von Edward Schroder Hannover 1892 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Die Kaiserchronik Eine Auswahl Mittelhochdeutsch Neuhochdeutsch Ubersetzt kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Mathias Herweg Reclam Stuttgart 2014 2 Forschungsliteratur Eberhard Nellmann Kaiserchronik In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 856 f Quellen und Literatur Eberhard Nellmann Artikel Kaiserchronik In Verfasserlexikon 2 Auflage Band 4 1983 Sp 949 964 Friedrich Ohly Sage und Legende in der Kaiserchronik Untersuchungen uber Quellen und Aufbau der Dichtung Forschungen zur deutschen Sprache und Dichtung Band 10 2 Auflage Darmstadt 1968 Alexander Rubel Caesar und Karl der Grosse in der Kaiserchronik Typologische Struktur und die translatio imperii ad Francos In Antike und Abendland Band 47 2001 S 146 163 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaiserchronik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kaiserchronik hochauflosendes Digitalisat im Kulturportal bavarikon Veroffentlichungen zur Kaiserchronik im Opac der Regesta Imperii Kaiserchronik digital Editionsprojekt der University of Cambridge zu einer kritischen Textedition im Rahmen des Kooperationsprojekts ubernahm die Universitatsbibliothek Heidelberg die digitale Prasentation mit weiterfuhrenden Informationen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kaiserchronik amp oldid 230007565