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Joseph Treffert 20 Mai 1883 in Bensheim 8 Februar 1963 in Munchen war ein deutscher Gewerkschafter und Kommunalpolitiker Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk zur Zeit der Monarchie 2 Wahrend der Weimarer Republik 3 Die Zeit des Nationalsozialismus 4 Nachkriegszeit 5 Werke 6 Literatur 7 WeblinksLeben und Werk zur Zeit der Monarchie BearbeitenJoseph Treffert wurde am 20 Mai 1883 als jungstes von zehn Kindern eines Fleischermeisters in Bensheim an der Bergstrasse geboren Seine Herkunftsfamilie war tief im katholischen Milieu verankert Sein Vater starb als er drei Jahre alt war Nach Absolvierung der Volksschule erlernte Treffert in seiner Heimatstadt das Buchdruckerhandwerk und ging anschliessend mit anderen Mitgliedern katholischer Gesellenvereine auf Wanderschaft 1901 trat er als Gehilfe bei der Firma Fredebeul amp Koenen in Essen dem Verband der Deutschen Buchdrucker bei Weitere Stationen seiner Wanderschaft per Rad waren Bremerhaven Berlin Dresden Prag Munchen Ulm Stuttgart Heidelberg Als aktives Mitglied des Kolpingwerkes absolvierte Treffert von August bis Oktober 1905 einen Kursus bei der Zentralstelle des Volksvereins fur das katholische Deutschland in Monchengladbach Wahrend seiner zweiten Anstellung in Essen von Oktober 1905 bis Mai 1906 geriet Treffert wegen seiner Kritik an religionsfeindlichen Ausserungen in einer Buchbinder Versammlung in Konflikte zu seiner Gewerkschaft die im Dezember 1905 zum Ausschluss aus dem freigewerkschaftlichen Verband der deutschen Buchdrucker fuhrte Um 1906 Mitglied der christlichen Buchdruckergewerkschaft Gutenberg Bund und der Deutschen Zentrumspartei Wahrend seines Aufenthaltes in Siegburg 1907 besuchte Treffert regelmassige Vorlesungen an der Universitat Bonn Im Fruhjahr 1908 erhielt der junge Buchdrucker einen Ruf an die Zentrale des Volksvereins fur das katholische Deutschland als Arbeitersekretar fur den Bezirk Monchengladbach und als Redakteur an die Westdeutsche Arbeiterzeitung dem Organ der katholischen Arbeitervereine Im Dezember 1910 beschloss der Hauptvorstand des Gutenberg Bundes Treffert zum hauptamtlichen Redakteur am Verbandsorgan Der Typograph zu ernennen Der Sudhesse siedelte im Februar 1911 in die damalige selbstandige Stadt Neukolln um und trat am 1 Marz 1911 sein neues Amt an Bei Dienstantritt postulierte Treffert vier Ziele Erringung der Gleichberechtigung des Gutenberg Bundes gegenuber dem Verband der Deutschen Buchdrucker Ausbau der Tarifgemeinschaft Interessenvertretung der Gehilfenschaft technische Weiterbildung der Mitglieder Der neue Redakteur verscharfte als glaubiger Katholik den Ton gegenuber dem freigewerkschaftlichen Verband den er als atheistisch und sozialistisch demaskierte Gleichzeitig griff er die Prinzipale so der gangige Ausdruck fur die Arbeitgeber im graphischen Gewerbe im Typograph scharf an die aus seiner Sicht den freigewerkschaftlichen Verband ungerechterweise bevorzugten Nach voller Anerkennung des Gutenberg Bundes als Tarifpartner wahrend des Krieges nahm Treffert zum Kriegsende hin als vollwertiges Verhandlungsmitglied an den Tarifverhandlungen teil Im Dezember 1911 begrundete der sehr aktive Redakteur die Vereinigung der Graphischen Zirkel im Gutenberg Bund die der technischen Fortbildung der Kollegen dienen sollte Ab Januar 1914 redigierte er zusatzlich die fachtechnische Beilage Graphische Nachrichten als begleitendes Weiterbildungsorgan Eine besondere politische Rolle spielte Treffert beim sogenannten Gewerkschaftsstreit wo es um die Legitimitat der christlichen Gewerkschaften ging und um die Frage ob sich Katholiken auch nichtkatholischen Organisationen anschliessen durfen Der katholische Redakteur der in einer uberwiegend protestantische Gewerkschaft wirkte argumentierte auf dem ausserordentlichen Kongress der christlichen Gewerkschaften im November 1912 in Essen und auf dem 3 Deutschen Arbeiterkongress vehement fur zentral organisierte interkonfessionelle Verbande ohne Bevormundung durch die Geistlichkeit Nach Ausbruch des Weltkrieges wurde Treffert sofort im August 1914 einberufen allerdings schon im Dezember 1915 entlassen Er ubernahm danach nicht nur die Redaktion des Gewerkschaftsblattes sondern auch weitgehend die Funktion des einberufenen Gewerkschaftsvorsitzenden Paul Thranert Im August 1916 wechselte Treffert als Privatsekretar des christlichen Gewerkschaftsvorsitzenden Adam Stegerwald in das Kriegsernahrungsamt ab November 1919 Reichsernahrungsamt Wahrend der Weimarer Republik BearbeitenAdam Stegerwald versuchte 1919 vergeblich seinen Kollegen zu bewegen mit ihm ins preussische Wohlfahrtsministerium zu wechseln Treffert verblieb in seiner alten Dienststelle als Referent einer Nachrichtenabteilung die im September 1919 in das Reichswirtschaftsministerium integriert wurde In dieser Eigenschaft gehorte er einer Untersuchungskommission zur Ermittlung der Hintergrunde des Kapp Putsches im Marz 1920 an Seit seinem Ausscheiden als Redakteur 1916 arbeitete Treffert nebenamtlich an seinem alten Gewerkschaftsblatt mit Die Generalversammlung des Gutenberg Bundes wahlte ihn 1919 1923 und 1926 in den Vorstand der christlichen Gewerkschaft 1926 musste er alten Essener Freunden die ihn zum Hauptkassierer wahlen wollten eine Absage erteilen Auf der 14 Generalversammlung 1930 trat er wegen Uberlastung von allen Funktionen zuruck Wie sein Vorsitzender Paul Thranert auch vermied Treffert in der Zwischenkriegszeit gegenuber der freigewerkschaftlichen Konkurrenz jedwede polemischen Tone lehnte allerdings eine engere Zusammenarbeit aus religiosen Grunden ab Als Mitglied der Zentrumspartei kandidierte der Buchdrucker 1919 erfolgreich als Stadtverordneter fur die damals noch selbstandige Stadt Neukolln 1921 wahlte ihn die Bezirksvertretung zum besoldeten Stadtrat Als kommunaler Beamter schied er gleichzeitig aus dem Reichswirtschaftsministerium aus Als Neukollner Stadtrat und als gewahlter Zentrumsabgeordneter auf dem Grossberliner Stadtwahlvorschlag seiner Partei 1920 bis 1921 und 1925 bis 1933 machte Treffert die Wohnungspolitik und die Wohnungsbaupolitik auf unterschiedlichen gesellschaftlichen und organisatorischen Ebenen zu seiner uneingeschrankten Domane Reichsweit einen Namen machte sich der Zentrumspolitiker als Aufsichtsratsvorsitzender der 1919 gegrundeten Spar und Siedlungsgenossenschaft St Joseph die die erste katholische Siedlung Berlins plante und realisierte Die Grundung geschah unter dem Eindruck des Amtsantritts des preussischen Minister fur Wissenschaft Kunst und Volksbildung Adolph Hoffmann dessen antichristlichen Ausserungen im katholischen Milieu Furcht vor einem neuen Kulturkampf weckten Mit den Stimmen der beiden Arbeiterparteien verlor Treffert 1924 sein Amt besoldeter Stadtrat Nach der von Reich und Preussen erlassenen Abbauordnung verloren etwa 2000 Mitarbeiter der Stadtverwaltung auch besoldete Bezirksstadtrate ihre Stellung Der Entlassene arbeitete zunachst 2 Jahre als Geschaftsfuhrer fur den der christlichen Gewerkschaftsbewegung nahestehenden Reichsverband deutscher Bauproduktivgenossenschaften ehe er als Leiter des Dezernats fur das Wohnungs und Siedlungswesen beim Deutschen Gewerkschaftsbund in den Dachverband der christlichen Arbeiter Angestellten und Besamtengewerkschaften uberwechselte Treffert der als Autodidakt uber ein beeindruckendes Expertenwissen verfugte avancierte in Zukunft zum Sprecher der christlichen Gewerkschaften und Ideengeber fur die Deutsche Zentrumspartei auf allen wohnungs und baupolitischen Fragen Als Medium diente ihm die Deutsche Arbeit Monatsschrift fur die Bestrebungen der christlich nationalen Arbeiterschaft Als Teilnehmer auf nationalen und internationalen Tagungen konnte er viel Erfahrungen sammeln Im breitgefacherten politischen Spektrum der Zentrumspartei votierte der Gewerkschafter als Vertreter der Arbeiterbewegung nachdrucklich fur die Beibehaltung der Wohnungszwangswirtschaft um billigen Wohnraum fur die Arbeiterschaft zu erhalten Sein zentrales Interesse galt dem Wohnungsbau Hier grenzte er sich in polemischer Manier von der Sozialdemokratie und den freien Gewerkschaften ab Im genossenschaftlich geforderten Wohnungsbau sah er aus christlicher und ethischer Sicht die Emanzipationschance fur kinderreiche Familien Im christlichen Gewerkschaftsmilieu galt er als der ausgewiesene Experte fur Fragen der Wohnungsbaufinanzierung uber Bausparkassen und ihren gesetzlichen Grundlagen 1930 schloss der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften und die den christlichen Gewerkschaften nahestehenden genossenschaftlichen Organisationen mit der 1919 gegrundeten Gesellschaft der Freunde Wustenrots ein Abkommen um eine weitere Zersplitterung auf dem Gebiet der Bausparkassen zu verhindern Die christlichen Gewerkschaften erhielten Sitz und Stimme im Aufsichtsrat Treffert schied aus den Diensten des christlichen Deutschen Gewerkschaftsbundes aus und ubernahm zum 1 April 1930 die Landesgeschaftsstelle der Gesellschaft der Freunde Wustenrots Neben seiner leitenden Tatigkeit in der Bausparkasse 1930 von der Bezirksversammlung Reinickendorf zum unbesoldeten Stadtrat gewahlt Treffert den christlichen Gewerkschaften von Herkommen sozialem Bewusstsein und geistiger Neigung tief verbunden war Netzwerker der im katholischen Milieu viel bewegte Aufsichtsrat der Deutschen Bodenkultur AG Mitglied des Aufsichtsrates der Neukollner Grosshandelsgesellschaft Kuratoriumsmitglied einer Anzahl Krankenhauser Alters und Jugendheime sowie einer Reihe wirtschaftlicher religioser sozialer politischer kultureller und karitativer Organisationen Die Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten1933 wurde Treffert wegen politischer Unzuverlassigkeit entlassen und von der SA tatlich angegriffen 1936 siedelte der Sudhesse in seine alte Heimat uber und kaufte sich in Jugenheim ein Haus Wahrend des Krieges wurde er in einer Kleiderfabrik fur Soldaten in Bickenbach Bergstrasse dienstverpflichtet Dem Naziregime stand er in strikter Opposition gegenuber Nachkriegszeit BearbeitenNach dem Krieg war er CDU Mitbegrunder der Provinz Starkenburg In seiner Heimatstadt Bensheim erlangte die CDU bei den ersten Kommunalwahlen nach dem Krieg die absolute Mehrheit Wahl Trefferts zum Burgermeister von Bensheim mit Stimmen der CDU und SPD am 21 Marz 1946 Wiederwahl zum Burgermeister mit Stimmen der CDU und FDP fur weitere sechs Jahre im Juni 1948 Die materielle Not und die Wohnungsnot der Stadt 3400 Evakuierte und 2400 Heimatvertriebene suchte Treffert u a durch die Grundung gemeinnutziger Wohnungsbaugenossenschaften zu begegnen Treffert war Mitbegrunder und langjahriger Vizeprasident des Hessischen Gemeindetages sowie Mitbegrunder des Deutschen Gemeindetages und des Rates der Gemeinden Europas Seine Stadt reprasentierte er daruber hinaus in vielen weiteren kommunalen und wirtschaftlichen Einrichtungen Nach Ablauf seiner 2 Wahlperiode im Juni 1954 schied Treffert hochgeehrt als Inhaber des Bundesverdienstkreuzes 1 Klasse und als Trager des Papstlichen Ordens Pro Ecclesia et Pontifice aus seinem Amt aus Nach dem Ausscheiden im Amt wurde Treffert zum Ehrenburger Bensheims ernannt Gewerkschaftliche Amter ubernahm er nach dem Krieg keine mehr suchte allerdings viele seiner alten gewerkschaftspolitischen Ziele auf kommunaler Ebene umzusetzen So hatte er das Amt des Vorsitzenden der Bensheimer Volkshochschule bis zu seinem Tode inne Joseph Treffert starb am 8 Februar 1963 in Munchen In Bensheim erinnert heute eine Strasse an den ersten freigewahlten Burgermeister der Nachkriegszeit Werke BearbeitenErinnerungen an Essen In Gutenbergbund Ortsverein Essen Festschrift aus Anlass des 25jahrigen Bestehens des Ortsvereins verbunden mit Johannisfest am Sonntag dem 11 Juli 1926 im Kuppelsaal des stadt Saalbaues Essen 1926 S 29 36 Erste katholische Siedlung Berlins Ihre Entstehung und Entwicklung Berlin 1932 40 Jahre Bundeszeitschrift Der Typograph In Der Typograph 42 Jg Nr 45 4 November 1932 Kommunalpolitik der Stadt Bensheim Ein Bericht von Burgermeister Treffert uber die Leistungen der Stadtverwaltung Bensheim wahrend seiner Amtszeit 1946 1954 Bensheim 1954 Literatur Bearbeiten25 Jahre Gutenberg Bund Geschichtlicher Ruckblick zum 25jahrigen Bestehen des Gutenberg Bundes Verlag Gutenberg Bund Berlin 1919 Werdegang unseres Burgermeisters In Amtliches Mitteilungsblatt der Grossburgermeisterei Bensheim Nr 19 4 April 1946 Emil Milo Blust Er hat die Krone des Lebens verdient Zum hundertsten Geburtstag von Bensheim Burgermeister und Ehrenburger Joseph Treffert In Bergstrasser Anzeiger 151 Jg 20 Mai 1983 Otto Busch u Wolfgang Haus Berlin als Hauptstadt der Weimarer Republik 1919 1933 Mit einem statistischen Anhang zur Wahl und Sozialstatistik des demokratischen Berlins 1919 1933 De Gruyter Berlin 1987 ISBN 3 11 010176 9 Bensheim Spuren der Geschichte Edition Driesbach Weinheim 2006 ISBN 978 3 936468 31 1 Vor die Tur gesetzt Im Nationalsozialismus verfolgte Berliner Stadtverordnete und Magistratsmitglieder 1933 1945 Verein aktives Museum Berlin 2006 ISBN 3 00 018931 9 Rudiger Zimmermann Der umtriebige Katholik Josef Treffert 1883 1963 In Vordenker und Strategen Die Gewerkschaftspresse im grafischen Gewerbe und ihre Redakteure seit 1863 Berlin 2016 ISBN 978 3 86331 302 9 S 213 218 Weblinks BearbeitenSpalter Klassenverrater oder verkannte Gewerkschafter Geschichte und Erbe des Gutenberg Bundes 1893 1933 Abgerufen am 30 April 2010 Stadtoberhaupter von Bensheim Schultheissen Caspar Eisenloffel 1546 1556 Hans Becker 1556 Caspar Eisenloffel 1558 1574 M Bernhard Ritter 1574 Hans Eisenloffel 1574 1583 Philipp W e issbach 1583 1585 Hanss Schuler 1585 1593 Johann Sauer 1594 1595 Jost Wilhelm Geldenhauer 1596 1597 M Antonius Pistorius 1597 1599 Friedrich Gottfried Eisenloffel 1599 1603 Georg Behringer 1603 1604 Peter Schu ch mann 1604 1617 Johann Wilhelm Schumann 1617 1623 Niclas Gutmann 1623 1632 Johann Wilhelm Schumann 1632 1636 M Johann Peter Stahl 1636 1642 Johann Simon Mayer 1642 1673 Johann Philipp Mayer 1673 1709 Christophorus Weber 1709 1724 Friedrich Caspar Mayer 1724 1753 Jacob Heckler 1753 1782 Amtsvogte Jakob Anton Ritter von Beisler 1785 1790 Franz Ludwig Casimir Reatz 1803 1808 Burgermeister Philipp Meissel 1822 1825 Philipp Werle 1825 1837 Adam Fertig 1837 1840 Johannes Traupel 1840 1857 Joseph August Hainz 1857 1859 Franz Heinz 1860 1870 Aloys van Gries 1871 1902 Ignaz Frenay 1902 1912 Karl Loslein 1913 1922 Rudolf Angermeier 1922 1933 Heinrich Nachtigall 1933 1934 Johann Georg Bruckmann 1934 1938 Ernst Missler 1938 1945 Theodor Krage 1945 Willy Klapproth 1945 1946 Joseph Treffert 1946 1954 Wilhelm Kilian 1954 1972 Georg Stolle 1972 2002 Thorsten Herrmann 2002 2014 Rolf Richter 2014 2020 Christine Klein seit 2020 Normdaten Person GND 1174397217 lobid OGND AKS VIAF 201778763 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Treffert JosephKURZBESCHREIBUNG deutscher GewerkschafterGEBURTSDATUM 20 Mai 1883GEBURTSORT BensheimSTERBEDATUM 8 Februar 1963STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joseph Treffert amp oldid 238652651