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Josef Beikircher 15 September 1850 in Muhlen in Taufers 4 November 1925 ebendort staatlich geprufter und konzessionierter Tiroler Elektrotechniker Wegbereiter der industriellen Stofffertigung sowie der Elektrifizierung durch Wasserkraftanlagen Berufliche Tatigkeit BearbeitenJosef Beikircher als Sohn des Storwebers Josef Beikircher 1814 1867 in Muhlen geboren erlernt zunachst das Handwerk seines Vaters nach dessen fruhem Tod muss der kaum Siebzehnjahrige als Altester die Verantwortung eines Familienvaters fur seine vier Geschwister ubernehmen Uber Vermittlung seiner Tante der k u k Postmeistersgattin Maria Bacher in Innsbruck lernt der technisch hochbegabte junge Mann die dortige Schafwollwarenfabrik Franz Baur s Sohne kennen und beginnt die dort gesehenen Krempel Wollspinn und sonstigen Textilmaschinen zeichnerisch festzuhalten zu Hause in Holz nachzubauen und mit Hilfe eines grossen selbstgebauten Wasserrades spater dann zusatzlich mit Hilfe einer Dampfmaschine zu betreiben Ungeachtet des Widerstandes einer Vielzahl missgunstig gesinnter Mitburger sowie der Kirche die den Zuzug auswartiger nicht katholischer Textilarbeiter befurchtet kann er bereits 1874 den regularen Betrieb seiner Fabrik fur Wollenstoffe und naturfarbige Loden aufnehmen Anfangs beschaftigt er etwa 15 Arbeitskrafte Die zunachst noch hausindustriell betriebene Lodenerzeugung lauft sehr gut 1882 schafft sich sogar Kronprinz Rudolf einen aus Beikircher Loden gefertigten Jagdanzug an wodurch Josef Beikircher de facto zum k u k Hoflieferanten wird was besonders in der Tiroler Presse ein bedeutendes Echo findet Trotzdem leidet Beikircher nach wie vor darunter dass keine Bank bereit ist einem Mann der nicht entsprechende Sicherheiten in Grund und Boden bieten kann einen Kredit zu gewahren so nimmt er 1885 das Angebot des Wiener Geschaftsmannes Josef Moessmer 1854 1921 an der sich zum Teil mit Fremdkapital jedoch immer als stiller Teilhaber an der Firma beteiligen will Da sich der neue Partner aber entgegen dieser in 1 des Geschaftsvertrages festgehaltenen Vorgabe immer aktiver in die Geschaftsfuhrung einmischt kommt es noch bevor die von Beikircher geplante und durch Vorvertrage uber Grundstuckankaufe konkret vorbereitete Verlegung der Fabrik nach Bruneck durchgefuhrt werden kann zum Bruch 1890 verlangen Moessmer und sein Wiener Geldgeber Alexis Lazarich auf den Tag das eingebrachte Geld von Beikircher zuruck was diesem naturlich unmoglich ist erwerben in der Folge durch Kaufvertrag Beikirchers Anteile an der Fabrik und sein Heimathaus und verlegen schliesslich 1893 4 die Fabrik so wie Beikircher es vorgehabt hatte nach Bruneck wo sie unter dem Namen Tuchfabrik Moessmer heute noch besteht Beikircher zieht mit seiner immerhin achtkopfigen Familie nach Innsbruck und versucht sich dort zunachst als Gastwirt dann als Versicherungsagent eine neue Existenz aufzubauen ehe er aus gesundheitlichen Grunden seine Frau leidet unter extremer Fohnanfalligkeit 1893 wieder nach Muhlen zuruckkehrt und dort einen Gastbetrieb kauft Zugleich errichtet er auf Grund der inzwischen in der Landeshauptstadt erworbenen staatlichen Konzession zur Ausubung des elektrotechnischen Gewerbes im Jahre 1893 ein eigenes Wasserkraftwerk zur Erzeugung elektrischen Stromes fur etwa 70 Lampen um in seinem Hause Licht zu haben Nach Ludwig Grobner in Gossensass 1886 der Rossler Kunstmuhle in Bozen 1886 und dem Sulden Hotel am Fusse des Ortlers 1892 ist es die vierte derartige Anlage in Sudtirol uberhaupt Mit dem Wirtshaus freilich geht Josef Beikircher in Konkurs das selbstgebaute Kraftwerk hingegen wird zur Grundlage eines unternehmerischen Neubeginns Von einer kleinen Werkstatt ausgehend entsteht nach verschiedenen Grundstuckkaufen und dementsprechenden Baumassnahmen die elektromechanische Firma Josef Beikircher Maschinenfabrik Giesserei Licht Kraft und Wasserinstallation Elektrizitats und Sagewerk in Muhlen an der Taufererbahn Tirol wie es auf dem Geschaftspapier von 1912 heisst Zusammen mit seinen vier Sohnen Josef Gustav Emil und Eugen welche alle eine technische Grundausbildung erhalten hatten der 5 Sohn Hermann war 1903 als 18 jahriger Student verstorben betreibt er in Muhlen vor allem Planung und Bau von Wasserturbinen E Werken Sagewerken Lastaufzugen Antrieben fur Kornmuhlen und Sagen u a und zwar im gesamten damaligen Kronland Tirol Ein vielversprechender Versuch die Serienfertigung von Stahlrechen in das Produktionsprogramm der Firma einzubauen erfahrt durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges ein jahes Ende Immerhin war Beikircher mit dem Verkauf des Produktes bereits bis ins Zarenreich vorgedrungen Nach dem Tod Josef Beikirchers fuhren seine Sohne und spater sein Enkel Dr Ing Adolf Beikircher den Betrieb weiter indem sie sich immer starker auf den Turbinenbau Pelton Francis und Kaplan auch fur Grossanlagen konzentrieren Tatigkeit im offentlichen Raum BearbeitenVon Jugend an fur Technik und Fortschritt begeistert gehort Beikircher naturgemass dem liberalen Lager an was ihm im damaligen extrem konservativ ausgerichteten Tirol immer wieder neue Schwierigkeiten verschiedener Art bereitet Dennoch setzt er sich unbeirrt fur offentliche Belange ein Zu nennen ist seine Tatigkeit als Obmann des Baukomitees zur Errichtung des grossen neuen Schulgebaudes in Taufers 1909 1912 vor allem aber seine Vorreiterrolle zur verkehrsmassigen Erschliessung des Tauferertales Diese betrifft einmal die Ermoglichung des motorisierten Individualverkehrs Josef Beikircher hatte schon im Jahre 1901 als erster im ganzen Pustertal ein Automobil gekauft und musste in einem jahrelangen Rechtsstreit mit vieler Muhe erst die Berechtigung durchsetzen mit seinem Auto die von Bruneck nach Sand in Taufers fuhrende Concurrenzstrasse also keine Staatsstrasse auch benutzen zu durfen Eine noch weit langere Zeitspanne muss er auf die Verwirklichung seines anderen Traumes verwenden fur den offentlichen Verkehr eine Eisenbahnverbindung zwischen Bruneck und Sand in Taufers zu schaffen Seit 1888 hatte er sich in mehreren Anlaufen vergeblich darum bemuht ehe es ihm zusammen mit drei weiteren Interessenten gegen grosse Widerstande endlich gelingt die Konzession zunachst fur die Durchfuhrung der Vorarbeiten und dann auch fur die Bauausfuhrung zu erhalten welche dem renommierten Tiroler Eisenbahnfachmann Dr Ing Josef Riehl aus Innsbruck anvertraut wird So entsteht den Vorstellungen von Josef Beikircher folgend eine elektrische Bahn in Normalspurbreite damit in Bruneck eine direkte Anbindung an die seit 1871 bestehende Sudbahnstrecke Villach Franzensfeste erfolgen kann Am 20 Juli 1908 wird die neue Bahnlinie eroffnet Josef Beikircher hat die Taufererbahn nach Karl Felix Wolff in der Deutschen Alpenzeitung die modernste Bahn die Tirol heute besitzt als die Kronung seines Lebenswerkes empfunden Literatur BearbeitenIvo Ingram Beikircher Josef Beikircher 1850 1925 Ein Mann der Grunderjahre in Tirol Innsbruck Wien Bozen Studienverlag 2008 ISBN 978 3 7065 4602 7 Ivo Ingram Beikircher Tiroler Autopioniere im Ersten Weltkrieg Galizien Alttirol und der Vordere Orient in Fotografien und Briefen des k u k Feuerwerkers Gustav Beikircher HAYMONverlag Innsbruck Wien 2012 ISBN 978 3 85218 740 2 Sudtiroler Gebietsfuhrer 8 Tauferer Ahrntal Verlagsanstalt Athesia Bozen 1976 Kulturmeile Tauferer Ahrntal herausgegeben von den Gemeinden des Tauferer Ahrntales 2014 Paul Preims Josef Beikircher in 52 Pioniere in Wort und Bild ARUNDA 89 2015 ISBN 978 3 99028 536 7Normdaten Person GND 137375123 lobid OGND AKS LCCN no2009006890 VIAF 4764996 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Beikircher JosefKURZBESCHREIBUNG italienischer Industrieller Sudtirol GEBURTSDATUM 15 September 1850GEBURTSORT Muhlen in TaufersSTERBEDATUM 4 November 1925STERBEORT Muhlen in Taufers Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Josef Beikircher amp oldid 213717593