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Friedrich Karl Johannes Thiele 13 Mai 1865 in Ratibor Oberschlesien 17 April 1918 in Strassburg war ein deutscher Chemiker und Hochschullehrer Privatdozent Johannes Thiele erste Reihe zweiter von links 1893 mit seinen Kollegen an der LMU in Munchen darunter Adolf von Baeyer Mitte und Wilhelm Manchot stehend zweiter von links Nachruf fur Johannes ThieleInhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur chronologisch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJohannes Thiele war der Sohn eines Buchhandlers Er studierte an der Universitat Breslau zunachst Mathematik fur das Lehramt und wechselte 1884 an der Friedrichs Universitat Halle zum Studienfach Chemie Dort wurde er 1886 Assistent am chemischen Institut 1890 wurde er bei Jacob Volhard mit einer analytischen Arbeit promoviert Zur Scheidung und Bestimmung des Antimons 1 und 1892 dort auch habilitiert Ueber Nitro und Amidoguanidin 2 3 In Halle arbeitete er unter anderem uber Hydrazine Thiele wurde 1893 Extraordinarius fur organische Chemie an der Universitat Munchen auf Einladung von Adolf von Baeyer als Nachfolger des an die ETH Zurich gewechselten Eugen Bamberger Der spatere Nobelpreistrager Eduard Buchner hatte auf dieses Extraordinat in Munchen gehofft 1902 wurde er ordentlicher Professor fur organische Chemie an der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Nachfolge Rudolph Fittig Zu seinen Schulern zahlten Otto Dimroth Heinrich Wieland und Alfred Reis die bei ihm bis 1909 promovierten Hermann Staudinger arbeitete bis 1907 in Strassburg als Assistent mit Thiele zusammen 1902 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen Im Jahr 1910 wurde Thiele zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Im Kriegsjahr 1917 wurde er mit funf weiteren Chemikern von Fritz Haber fur Forschungen zum Gaseinsatz an der Kaiser Wilhelm Stiftung fur kriegstechnische Wissenschaft herangezogen Am 17 April 1918 verstarb er mit 52 Jahren an einer Herzerkrankung Im Jahr 1918 wurde die deutsche Universitat Strassburg nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg wieder franzosisch und seine ehemaligen Mitarbeiter mussten die Universitat verlassen Heinrich Wieland zogerte schon zuvor angesichts der sich abzeichnenden Niederlage das Angebot vom 18 Juli 1918 auf die Nachfolge fur J Thiele anzunehmen 4 Werk BearbeitenThiele erforschte u a die Chemie diverser Stickstoffverbindungen und Oxidationsreaktionen organischer Verbindungen Seine Arbeiten uber die Eigenschaften konjugierter Doppelbindungen erregten grosses Interesse Die experimentellen Untersuchungen brachten ihn dazu ein Modell zur Erklarung der 1 4 Addition an konjugierte Doppelbindungen zu entwickeln die Theorie besser Hypothese der Partialvalenzen Thielesche Theorie 1899 Dies geschah auf Anregung von Adolf von Baeyer in Munchen wo Thiele die von Baeyer entdeckte aber damals theoretisch unerklarliche Reduktion von Muconsaure zu Dihydrosaure erklarte Bei Studien uber Reaktionen des Cyclopentadiens entdeckte Thiele eine neue Verbindungsklasse die Fulvene Eine Umwandlung von Chinonen in Benzolderivate tragt seinen Namen Thiele Winter Reaktion 5 Er arbeitete an der Synthese von Azomethan 1909 Nitroharnstoff Nitramid Semicarbazid und Fulvenen Thiele gehorte 1911 zu den ersten die fur Diazomethan abweichend von der damals vorherrschenden Meinung einer Ringstruktur eine lineare Struktur postulierten 6 Diese Struktur konnte erst 1963 endgultig bewiesen werden Die bekannte Apparatur zur Schmelzpunkt Bestimmung nach Thiele 7 sowie der Vorstoss nach Anschutz Thiele werden noch heute benutzt Nach ihm ist Thieles Reagenz zum Nachweis von Selen benannt und nach ihm und Marcelin Berthelot das Berthelot Thiele Reagenz eine ammoniakalkalische Silbernitratlosung die sich in Gegenwart von Kohlenmonoxid schwarz farbt 8 nbsp Schmelzpunktbestimmungsapparat nach ThieleSchriften Bearbeitenmit Henry Lord Wheeler Umlagerung von Hydrazinen in p Diamine Munchen 1889 Analytische Beitrage zur Kenntnis von Antimon und Arsen Doktorarbeit C A Kaemmerer amp Co Halle 1890 Uber Nitro und Amidoguanidin Habilitationsschrift Halle C F Winter Leipzig 1892 Uber die raumliche Deutung der Partialvalenzen In Justus Liebigs Annalen der Chemie Bande 311 312 Leipzig 1900 S 241 255 Reine und technische Chemie Rede zur Feier des Geburtstages Sr Majestat des Kaisers am 27 Januar 1904 in der Aula der Kaiser Wilhelms Universitat Strassburg Uber den Verlauf chemischer Reaktionen Rede gehalten am Stiftungsfest der Kaiser Wilhelms Universitat am 30 April 1910 von dem derzeitigen Rektor Dr Johannes Thiele Strassburg 1911 Literatur chronologisch BearbeitenEmil Knoevenagel Thiele s Theorie der Partialvalenzen im Lichte der Stereochemie In Justus Liebigs Annalen der Chemie Band 311 312 Leipzig 1900 S 241 255 Ferdinand Heinrich Thieles Hypothese von den Partialvalenzen In Theorien der organischen Chemie Friedrich Vieweg amp Sohn Verlag Braunschweig 1912 S 34 82 Zeitschrift fur angewandte Chemie Band 31 Teil 1 1918 S 117 H Wichelhaus Sitzung vom 13 Mai 1918 In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 51 Nr 1 1918 S 878 882 doi 10 1002 cber 191805101107 Nachruf Wilhelm Prandtl Die Geschichte des chemischen Laboratoriums der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in Munchen Munchen 1952 S 87 W R Potsch A Fischer W Muller H Cassebaum Lexikon bedeutender Chemiker 1 Auflage S 420 VEB Bibliographisches Institut Leipzig Leipzig 1988 S 420 Walther Killy Rudolf Vierhaus Hrsg Deutsche Biographische Enzyklopadie Band 10 K G Saur Verlag Munchen 1999 ISBN 3 598 23170 9 S 3 Ernst Schaumann Thiele Johannes In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 5 S 114 Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Johannes Thiele im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Informationen zu und akademischer Stammbaum von Johannes Thiele bei academictree orgEinzelnachweise Bearbeiten Johannes Thiele Zur Scheidung und Bestimmung des Antimons In Justus Liebig s Annalen der Chemie Band 263 Nr 3 C F Winter Leipzig und Heidelberg 1891 S 361 376 doi 10 1002 jlac 18912630312 Johannes Thiele Ueber Nitro und Amidoguanidin In A Kekule E Erlenmeyer J Volhard Hrsg Justus Liebig s Annalen der Chemie Band 270 Nr 1 2 C F Winter Leipzig und Heidelberg 1892 S 1 63 doi 10 1002 jlac 18922700102 Johannes Thiele Uber Nitro und Amidoguanidin In Chemisches Centralblatt Vollstandiges Repetitorium fur Band 63 Nr 10 Leopold Voss Hamburg und Leipzig 6 September 1892 Organische Chemie S 402 403 online im Internet Archive abgerufen am 2 Marz 2016 B Witkop Principiis obsta Erinnerungen an Heinrich Wieland PDF 4 7 MB In Chemie in unserer Zeit 1977 S 143 149 H Krauch W Kunz Reaktionen der Organischen Chemie 5 Aufl bearbeitet von W Kunz und E Nonnenmacher S 270 Huthig Heidelberg 1976 Johannes Thiele Uber die Konstitution der aliphatischen Diazoverbindungen und der Stickstoffwasserstoffsaure Eingegangen am 1 August 1911 In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 44 3 Juli Dezember 1911 S 2522 2525 doi 10 1002 cber 19110440376 Johannes Thiele Ein neuer Apparat zur Schmelzpunktsbestimmung Eingegangen am 27 Februar 1907 In Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft Band 40 1 Januar Februar 1907 ISSN 0365 9496 S 996 997 doi 10 1002 cber 190704001148 Alexander Senning Elsevier s Dictionary of Chemoetymology The Whys and Whences of Chemical Nomenclature and Terminology Elsevier 2006 ISBN 978 0 08 048881 3 S 45 google de Normdaten Person GND 117335886 lobid OGND AKS VIAF 37691149 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Thiele JohannesALTERNATIVNAMEN Thiele Friedrich Karl Johannes vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und HochschullehrerGEBURTSDATUM 13 Mai 1865GEBURTSORT Ratibor OberschlesienSTERBEDATUM 17 April 1918STERBEORT Strassburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johannes Thiele Chemiker amp oldid 237897068