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Johann Hefentreger auch Johannes Trygophorus um 1497 in Fritzlar 3 Juni 1542 in Bad Wildungen war ein lutherischer Theologe und Reformator der Grafschaft Waldeck Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Ubertritt zur Reformation 3 Reformator in Waldeck 4 Tod und Nachwirkung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenHefentreger war das alteste Kind des angesehenen Backermeisters und Ratsschoffen Henn Hefentreger 1547 und dessen Ehefrau Elsbeth 1555 in der kurmainzischen Stadt Fritzlar Er besuchte die Lateinschulen in Fritzlar Kassel Muhlhausen Thuringen Erfurt Korbach Nordhausen und Marburg 1516 wurde er an der Universitat Erfurt immatrikuliert und erwarb dort im Herbst 1517 den Grad eines Baccalaureus Artium Die grazisierte Namensform Trygophorus von tryx Hefe phoros Trager und seine Bekanntschaft mit Adam Krafft und Justus Menius lassen auf Kontakte zum Erfurter Humanistenkreis um Eobanus Hessus schliessen Wo er sich zwischen 1517 und 1521 aufhielt ist nicht bekannt Moglicherweise war er in dieser Zeit Lehrer an der Lateinschule in Fritzlar wahrscheinlicher ist jedoch dass er in dieser Zeit bei einem oder mehreren Lehrpfarrern seine theologische Ausbildung erlangte Ubertritt zur Reformation BearbeitenEr wurde 1521 zum Priester geweiht wahrscheinlich in Erfurt durch den Mainzer Weihbischof Paulus Huthenne und erhielt danach eine Stelle als Seelsorger und Beichtvater im Katharinenkloster der Augustinerinnen in seiner Vaterstadt Die Lekture der Lutherschen Schriften und wohl auch der Einfluss von zwei lutherisch gesinnten Geistlichen am Fritzlarer Petersstift Johannes Baune und Johannes Huhn Gallinarius beide ebenfalls ehemalige Erfurter Studenten machten ihn zum uberzeugten Anhanger der Reformation Er hielt evangelische Predigten und heiratete 1524 die ehemalige Nonne Elisabeth Sperbelitz aus dem Fritzlarer Katharinenkloster Das erste Kind des Paares Jonas wurde am 25 Juni 1525 geboren und im Haus der Grosseltern Hefentreger von Johannes Huhn getauft Auf Betreiben einer Gruppe von Adeligen Vatern und Brudern von Nonnen des Katharinenklosters wurde Hefentreger mit Frau und Kind aus der Stadt verwiesen Am 13 August 1525 hielt er in der Kirche des benachbarten landgraflich hessischen Dorfs Geismar eine Abschiedspredigt fur seine Fritzlarer Anhanger Im Jahre 1534 verliessen auch seine Eltern auf Grund der religiosen Spannungen Fritzlar und zogen nach Wildungen Der Vater starb dort 1547 die Mutter 1555 Reformator in Waldeck BearbeitenBemuhungen um eine Anstellung im hessischen Grunberg waren erfolglos und bis zum Fruhjahr 1526 war seine Zukunft ungewiss Dann aber lud ihn Graf Philipp IV von Waldeck Wildungen moglicherweise auf Vermittlung von Adam Krafft zu einer Probepredigt ein die er am 29 April 1526 in Altwildungen hielt Daraufhin wurde er von beiden waldeckischen Grafen Philipp III von Waldeck Eisenberg und Philipp IV von Waldeck Wildungen zum Pfarrer der Stadt Waldeck berufen 1 wo er am 17 Juni 1526 seine Antrittspredigt hielt Da Hefentreger niemanden automatisch als Glied des neuen kirchlichen Gemeinwesens ansah sondern eine evangelische Gemeinde erst konstituieren wollte begann er 1529 mit der Einrichtung einer evangelischen Bekenntnis Gemeinde deren Mitglied man nur durch einen formlichen Bekenntnisakt werden konnte Das von ihm dazu entworfene Bekenntnisformular knupfte offenbar an die Homberger Kirchenordnung von 1526 an die in der Landgrafschaft Hessen aufgrund der Kritik Luthers nicht eingefuhrt worden war Im Oktober 1529 war Hefentreger als Beobachter beim Marburger Religionsgesprach zugegen 1532 wurde er Pfarrer in Niederwildungen wo er sofort die Neugestaltung des Kirchenwesens in Angriff nahm Zur Neuordnung der wirtschaftlichen Verhaltnisse der Kirche Besoldung der Pfarrer und Lehrer Armen und Krankenfursorge Unterhalt der Gebaude richtete er mit der Wildunger Kastenordnung von 1532 nach dem Vorbild der hessischen Kastenordnung von 1530 einen sog gemeinen Kasten ein Beim Aufbau der neuen evangelischen Gemeinde galt sein Augenmerk den reformatorischen Schwerpunkten Gottesdienst und katechetische Unterweisung Schon 1533 ubernahm er als Visitator und Superintendent fur den sudlichen Teil der Grafschaft Waldeck auch kirchenleitende Aufgaben die er zur Festigung der Reformation nutzte Mit dem Regierungsantritt des Grafen Wolrad II im nordlichen Eisenberger Landesteil im Jahre 1539 wuchs sein Einfluss auf die gesamte Grafschaft In Zusammenarbeit mit den anderen Superintendenten stellte er 1539 mit den 18 Wildunger Artikeln allgemein verpflichtende Grundsatze kirchlicher Lehre und Ordnung und Leitlinien fur die Visitationen auf Er stellte ein Antiphonar und eine Kirchenliedersammlung zusammen entwarf neue agendarische Formulare fur Taufe Trauung Segnung von Wochnerinnen Krankenabendmahl und Krankentrostung formulierte eine Anzahl liturgischer Gebete erstellte eine neue Ordnung fur den Katechismusunterricht und stellte aus verschiedenen Vorlagen einen eigenen Katechismus zusammen der allerdings nur in Teilen uberliefert ist Obwohl nunmehr auch zum Visitator des nordlichen Landesteils bestellt gab er diesen Auftrag schon bald wegen der Unfahigkeit etlicher Pfarrer wieder zuruck Tod und Nachwirkung BearbeitenSchon 1540 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand so weit dass er sich schrittweise von der Ausubung seiner Amter zuruckziehen musste Er starb 1542 im Alter von 45 Jahren und wurde in der Wildunger Stadtkirche beigesetzt Ein Briefwechsel des Grafen Wolrad II mit Philipp Melanchthon im Jahre 1544 uber die Drucklegung von Hefentregers Schriften blieb ergebnislos so dass seine Werke ungedruckt blieben Dennoch waren sie von grossem Einfluss in der sich formierenden Landeskirche von Waldeck und die Waldeckische Kirchenordnung von 1556 beruhte auf vielen seiner Vorarbeiten Nach seinem fruhzeitigen Tode schrieb sein Sohn seine Lebensgeschichte Literatur BearbeitenHans Schneider Der Waldeckische Reformator Johannes Hefentreger Trygophorus 1497 1542 In Waldeckische Historische Hefte Heft 2 Waldeckischer Geschichtsverein Arolsen 1991 Gerhard Menk Die Denkwurdigkeiten des Pfarrers Jonas Hefentreger im Kontext Waldeckische Historische Hefte Heft 6 Hrg Waldeckischer Geschichtsverein 2000 Victor Schultze Hefentreger s Konfirmationsordnung NKZ 1900 S 233 234 Victor Schultze Waldeckische Reformationsgeschichte Deichert G Bohme Leipzig 1903 Oskar Hutteroth Althessische Pfarrer der Reformationszeit Elwert Marburg 1953 S 127 Sven Hilbert Fritzlar im Zeitalter der Reformation und Konfessionalisierung Historisch Kommission Darmstadt und Historische Kommission fur Hessen Darmstadt amp Marburg 2006 S 40 55 ISBN 3 88443 303 2 Gerhard Batzing Die Pfarrerfamilie Hefentrager und die Anfange der Reformation in Fritzlar und Naumburg In Zeitschrift fur Hessische Geschichte und Landeskunde ZHG 71 1960 S 61 82 A Leiss Hg Die Denkwurdigkeiten des Jonas Trygophorus in Waldecker Chroniken Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen und Waldeck VHKHW 7 2 1914 S 182 268 Hans Schneider Trygophorus Johannes In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 12 Bautz Herzberg 1997 ISBN 3 88309 068 9 Sp 643 646 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks BearbeitenRealenzyklopadie fur protestantische Theologie und Kirche Band 20 Seite 145 Hefentrager Johannes Hessische Biografie Stand 4 Juni 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Die Waldecker Grafen waren per Hausvertrag verpflichtet in kirchlichen Fragen gemeinsam und fur die gesamte Grafschaft einheitlich zu entscheiden Normdaten Person GND 119049058 lobid OGND AKS LCCN nr94004113 VIAF 77117209 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hefentreger JohannALTERNATIVNAMEN Trygophorus JohannesKURZBESCHREIBUNG deutscher lutherischer Theologe und ReformatorGEBURTSDATUM um 1497GEBURTSORT FritzlarSTERBEDATUM 3 Juni 1542STERBEORT Bad Wildungen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Hefentreger amp oldid 236683197