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Das Augustinerinnenkloster Fritzlar in der nordhessischen Stadt Fritzlar ging aus einer im Jahre 1145 erfolgten Hospitalgrundung hervor und bestand bis 1538 Ortsprospekt von Fritzlar Aus der Topographia Hassiae von Matthaus Merian dem Jungeren 1655 Links unterhalb des Doms in der ummauerten Neustadt das ehemalige Kloster der Augustinerinnen mit der Katharinenkirche Ganz am linken Bildrand die Kapelle des Hospitals zum Heiligen Geist Inhaltsverzeichnis 1 Grundung als Hospital 2 Kloster 3 Niedergang und Ende 4 Einzelnachweise 5 LiteraturGrundung als Hospital BearbeitenIm Jahre 1145 stiftete Propst Bruno des Augustiner Chorherrenstifts Weissenstein zum Zwecke der Errichtung eines Armenhospitals in seiner Geburtsstadt Fritzlar Land am Sudhang unterhalb des Doms Das von Propst Bruno mit Zustimmung des Mainzer Erzbischofs Heinrich gestiftete Land reichte allerdings nicht aus um alle notwendigen Nebengebaude des Hospitals zu errichten und er erbat daher von Erzbischof Heinrich dem Stadtherrn von Fritzlar weiteres Land Erzbischof Heinrich kaufte das erforderliche Land und besiegelte am 9 Marz 1147 wahrend eines Aufenthalts in Fritzlar die Schenkung dieser vier Morgen zur materiellen Absicherung und Erweiterung an das neue Marienhospital 1 Das Hospital befand sich ausserhalb der damaligen Stadtmauern an der Stelle des spateren Ursulinenklosters und der heutigen Ursulinenschule Dort gab es mehrere Quellen darunter die noch heute durch das Schulgelande fuhrende und im Mittelalter Bonifatiusquelle genannte die die Frischwasserversorgung des Hospitals gewahrleisteten Dort bestand wohl auch bereits eine kleine dem Hl Bonifatius geweihte Kapelle 2 die dem neuen Hospital als Gotteshaus dienen sollte Auch lag die Stelle an einer der wichtigen Einfallstrassen in die Stadt die damals die grosste und wichtigste in Niederhessen war womit es durchreisenden Pilgern und Gesellen moglich war dort Obdach zu finden ohne das Stadtgebiet zu betreten Gleichzeitig erlaubte es diese Lage vor den Mauern die Stadtbevolkerung bei Seuchengefahr von den Kranken im Hospital getrennt zu halten Die Krankenbetreuung erfolgte zunachst wohl durch eine Spitalbruderschaft die nach den Regeln des Augustinus von Hippo lebte Kloster BearbeitenSpatestens im Jahre 1254 war aus dieser Stiftung ein Augustinerinnenkloster geworden in diesem Jahr gewahrte Erzbischof Siegfried III von Mainz einen 40 tagigen Ablass fur alle die das neue Augustinerinnenkloster und das daran angeschlossene Hospital unterstutzten 3 Uber den Verlauf und die Einzelheiten dieser 100 jahrigen Entwicklung ist nichts bekannt aber das Kloster erfreute sich offensichtlich einer positiven Entwicklung und erwarb durch Schenkungen allerlei Besitz in der Umgebung Dazu gehorten z B das Dorf Berningshausen heute Wustung die Kapelle in Werkel mit all ihren Einkunften 4 ebenso eine Muhle in Werkel 5 nbsp Die Katharinenkirche Bildmitte rechts das Anfang des 18 Jahrhunderts erbaute Ursulinenkloster links die aus der gleichen Epoche stammende erste Klosterschule der UrsulinenUm das Kloster und das ihm angeschlossene Marienhospital entstand ab 1240 die Fritzlarer Neustadt eine bis 1464 rechtlich selbstandige Stadt Erzbischof Siegfried bestatigte bereits 1239 die Ubertragung der Bonifatius Kapelle mit ihrem Gutern durch das Fritzlarer Stiftskapitel an das Hospital und 1247 erhielt die Kapelle die Pfarrrechte als parochia s Bonifacii Gegen Ende des 13 Jahrhunderts wurde es moglich die bis heute erhaltene der Hl Katharina von Alexandrien geweihte Klosterkirche die Katharinenkirche zu bauen einen einfachen gotischen und nur aus einem Hauptschiff bestehenden Bau nach dessen Vollendung die alte Bonfiatius Kapelle verschwand Der heutige Dachreiter stammt aus dem Jahre 1717 Im Jahre 1297 wohl dem Jahr ihrer Weihung wurden die Pfarreigrenzen der Neustadter Spitalspfarrei neu bestimmt sie umfassten nunmehr die Fritzlarer Neustadt und das in der Ederau liegende Dorf Holzheim und reichten bis zum Buraberg Um die Wende zum 14 Jahrhundert scheint das Marienhospital dem stadtischen St Georgs Hospital qualitativ uberlegen gewesen zu sein wie der Ubertritt einiger Pfrundner vom stadtischen zum Marienhospital nahelegt In der Tat grundete die Stadt Fritzlar schon 1308 ein neues Hospital am jenseitigen Ufer des Muhlengrabens und direkt an der dortigen steinernen Brucke das Hospital zum Heiligen Geist Propst Priorin und Konvent des Augustinerinnenklosters gaben nach anfanglichem Widerstand das neue Hospital lag auf dem Gebiet ihrer Neustadter Pfarrei 1308 ihre Zustimmung zur Errichtung des neuen Hospitals und zur rechtlichen Autonomie der Spitalskapelle von Kirche und Konvent der Neustadt Als Gegenleistung erhielten sie vom Rat der Stadt die Befreiung von allen Steuern und Abgaben fur ihr Haus in der Spitalsgasse das sie von dem ehemaligen stiftseigenen Hospital ubernommen hatten Niedergang und Ende BearbeitenNachdem die Stadt im Jahre 1308 im Tal am Muhlengraben das neue Hospital zum heiligen Geist errichtet hatte verlor das Klosterspital allmahlich an Bedeutung Der damit einhergehende Ruckgang der Einnahmen der allgemeine Niedergang des Klosterwesens und schliesslich die Auswirkungen der von Johann Hefentreger dem Seelsorger des Klosters energisch unterstutzten Reformation fuhrten zur Auflosung des Klosters im Jahre 1530 und dem Verkauf seines Besitzes 6 Die letzte Klosteroberin Mater Gertrud von Urff wurde mit der Dorfgemarkung des langst wust gefallenen Orts Berningshausen abgefunden Das Klostergut wurde vom Hospital zum heiligen Geist ubernommen Die Klostergebaude verfielen langsam und auch die Katharinenkirche obwohl weiterhin als Gotteshaus genutzt verwahrloste Auf Merians Stich von 1655 ist sie allerdings noch als recht eindrucksvoller Bau zu sehen An der Stelle dieses Klosters entstand in den Jahren 1713 1719 das Ursulinenkloster Fritzlar dessen Gebaude heute durch die Ursulinenschule Fritzlar genutzt werden Einzelnachweise Bearbeiten Trosse S 28 30 Sie wird allerdings erst 1239 erstmals bekundet Ide S 117 Lohmann Vom mittelalterlichen Spital S 41 Lohmann Vom mittelalterlichen Spital S 43 Ide S 408 Der 1521 als Seelsorger und Beichtvater im Kloster bestellte junge Priester Johann Hefentreger wurde sehr fruh ein Verfechter der Lutherschen Reformation hielt evangelische Predigten und heiratete 1524 die ehemalige Nonne Elisabeth Sperbelitz aus dem Katharinenkloster Er wurde im August 1525 mit Frau und Kind aus Fritzlar verwiesen erhielt 1526 die Stelle des Stadtpfarrers in der Stadt Waldeck und wurde zum Reformator der Grafschaft Waldeck Literatur BearbeitenAndrea Froneck Kramer Animus der Geist der Sinn der Mut das Herz Geschichte des Ursulinenklosters Fritzlar von 1711 2006 Euregioverlag Kassel 2007 ISBN 978 3 933617 28 6 Sabine Trosse Zum Zweck der Karitas und der Gastfreundschaft Erstmals ubersetzt Die Urkunde zur Fritzlarer Hospitalgrundung von 1147 in Sabine Trosse Hg Eine Stadt im Spiegel der Heilkunst Streiflichter zu 850 Jahren Fritzlarer Hospitalwesen Festschrift des Hospitals zum Heiligen Geist Fritzlar Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Quellen und Studien Band 5 LWV Kassel 1998 ISBN 3 89203 038 3 S 28 32 Clemens Lohmann Vom mittelalterlichen Spital zum modernen Klinikum Die Entwicklungen bis 1945 in Sabine Trosse Hg Eine Stadt im Spiegel der Heilkunst Streiflichter zu 850 Jahren Fritzlarer Hospitalwesen Festschrift des Hospitals zum Heiligen Geist Fritzlar Historische Schriftenreihe des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen Quellen und Studien Band 5 LWV Kassel 1998 ISBN 3 89203 038 3 S 34 71 Clemens Lohmann Dom und Kaiserstadt Fritzlar Fuhrer durch Geschichte und Architektur 2 Ausgabe Magistrat der Stadt Fritzlar Fritzlar 2005 ISBN 3 925665 03 X S 47 48 Werner Ide Von Adorf bis Zwesten Ortsgeschichtliches Taschenbuch fur den Kreis Fritzlar Homberg A Bernecker Melsungen 1972 S 117 C Alhard von Drach Die Bau und Kunstdenkmaler in Fritzlar Faksimile der Kurien Kirchen und Kapellen ohne Dom 1909 Nachdruck Geschichtsverein Fritzlar Beitrage zur Stadtgeschichte Nr 6 Fritzlar 1989 S 37 40 51 12975 9 273 Koordinaten 51 7 47 1 N 9 16 22 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Augustinerinnenkloster Fritzlar amp oldid 216755955