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Johann Hans Burianek 16 November 1913 in Dusseldorf 2 August 1952 in Dresden war ein deutscher militanter Widerstandskampfer gegen die SED Diktatur 1 2 und Mitglied der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit Er wurde von der DDR Justiz in einem Schauprozess wegen Boykotthetze zum Tode verurteilt nachdem er gestanden hatte einen Anschlag auf eine Eisenbahnbrucke und einen Personenzug geplant zu haben 3 2005 wurde er rehabilitiert Johann Burianek am 23 Mai 1952 auf der Anklagebank in Berlin Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Aufarbeitung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWahrend des Zweiten Weltkrieges diente Johann Burianek in der Wehrmacht In den letzten Kriegstagen am 25 April 1945 nahm er in Berlin den desertierten Soldaten Herbert Kloster fest 4 Er fand danach Arbeit als Kraftfahrer im VEB Secura Mechanik Berlin 5 Zwischen Juli 1950 und Marz 1951 schleuste er mehrere tausend Exemplare der SPD nahen Zeitschriften Kleiner Telegraf und Tarantel 6 nach Ost Berlin ein Im Marz 1951 wurde er von der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit KgU angeworben in deren Auftrag er Flugblatter verteilte Informationen sammelte und Briefe beforderte und erfolglos Brandanschlage verubte 7 Das Ministerium fur Staatssicherheit MfS inhaftierte Burianek nach seiner Festnahme am 5 Marz 1952 im U Boot seiner zentralen Untersuchungshaftanstalt in Berlin In Absprache mit dem Zentralkomitee der SED wurde ein grosser Schauprozess vor dem Obersten Gericht der DDR OG vorbereitet 8 Grosstes Vorhaben Burianeks war nach eigener Aussage die fur den 21 Februar 1952 vorgesehene Sprengung einer Eisenbahnbrucke bei Erkner um den Blauen Express den D Zug Berlin Warschau Moskau zum Entgleisen zu bringen Er habe dabei den Tod von Menschen in Kauf genommen Den Sprengstoff fur diesen Anschlag habe ihm die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit ausgehandigt Es sei bei Planungen geblieben weil kein geeignetes Fahrzeug beschafft werden konnte 3 Den in Burianeks Wohnung deponierten Sprengkoffer hatten Abgesandte der KgU wieder abgeholt angeblich um eine Eisenbahnbrucke bei Berlin Spindlersfeld zu sprengen 3 Unter Vorsitz von Hilde Benjamin klagte das OG am 15 Mai 1952 Burianek als Agenten der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit an und fallte am 25 Mai gegen ihn sein erstes Todesurteil Burianek wurde gut zwei Monate spater in der Zentralen Hinrichtungsstatte der DDR in Dresden mit jenem Fallbeil hingerichtet das auch schon wahrend der nationalsozialistischen Diktatur verwendet worden war 9 Aufarbeitung BearbeitenAuf dem Urnenhain Tolkewitz wohin Burianeks Asche kam erinnert seit den 1990er Jahren eine Gedenkplatte in der Gedenkstatte fur die hingerichteten Opfer der stalinistischen Gewaltherrschaft vom Munchner Platz an ihn Das Landgericht Berlin rehabilitierte Burianek 2005 auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft 13 August aufgrund des Strafrechtlichen Rehabilitierungsgesetzes wegen gravierender Missachtung elementarer materieller Vorschriften und erklarte das Todesurteil fur rechtsstaatswidrig 9 Als Wolfgang Schmidt ein ehemaliger Oberstleutnant des MfS Burianek auf seiner Website als Banditen und Angehorigen einer terroristischen Vereinigung bezeichnet hatte erstattete der damalige Direktor der Gedenkstatte Berlin Hohenschonhausen Hubertus Knabe gegen ihn Strafanzeige wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener Daraufhin verurteilte das Amtsgericht Tiergarten Schmidt 2012 zu einer Geldstrafe 9 Die nachsthoheren Instanzen das Landgericht Berlin und das Kammergericht bestatigten 2013 das Urteil Auf eine Verfassungsbeschwerde Schmidts hin hob das Bundesverfassungsgericht beide Entscheidungen im Januar 2018 auf weil es in ihnen einen Grundrechtsverstoss durch mangelhafte Berucksichtigung des politischen Kontexts einer Meinungsausserung erkannte und verwies die Sache zur erneuten Entscheidung an das Landgericht zuruck 10 Nach Knabe gehoren die Todesurteile gegen Burianek und Wolfgang Kaiser mit zu den dunkelsten Kapiteln der SED Justiz weil es sich nicht um die Verfolgung von Taten handelte sondern um Planungen die dann aus politischen Grunden in dieser drastischen Art und Weise geahndet wurden 11 Literatur BearbeitenKai Uwe Merz Kalter Krieg als antikommunistischer Widerstand Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit 1948 1959 Munchen Oldenbourg 1987 ISBN 3 486 54371 7 Rudi Beckert Die erste und letzte Instanz Schau und Geheimprozesse vor dem Obersten Gericht der DDR Keip Verlag Goldbach 1995 ISBN 3 8051 0243 7 S 237 248 Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage Staatssicherheitsaktionen u polit Prozesse in der DDR 1953 1956 Berlin 1998 Gerhard Finn Nichtstun ist Mord Die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit Westkreuz Verlag Bad Munstereifel 2000 ISBN 3 929592 54 1 S 119 124 Ilko Sascha Kowalczuk Burianek Johann In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Johann Burianek Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tod an der Front des Kalten Krieges Tagesspiegel 9 Oktober 2005 Spater Werwolf Der Spiegel vom 1 Juli 1958 27 1958 Einzelnachweise Bearbeiten Hubertus Knabe Die Tater sind unter uns uber das Schonreden der SED Diktatur S 277 Ilko Sascha Kowalczuk Burianek Johann In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 a b c Karl Wilhelm Fricke Roger Engelmann Konzentrierte Schlage S 86 Edith Raim Endphasenverbrechen Ihre Ahndung in den vier Besatzungszonen In Einsicht 13 Bulletin des Fritz Bauer Instituts 2015 abgerufen am 14 Mai 2023 PDF Urteil des Obersten Gerichtes der DDR vom 25 Mai 1952 gegen Burianek 1 Zst I 6 52 veroffentlicht in Entscheidungen des obersten Gerichts der Deutschen Demokratischen Republik Band 1 1952 Deutscher Zentralverlag Seite 230 280 Information Memento vom 19 Dezember 2015 im Internet Archive des Bundesarchivs zur Zeitschrift Tarantel Enrico Heitzer Koestler Orwell und Die Wahrheit die Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit KgU und das heimliche Lesen in der SBZ DDR 1948 bis 1959 In Siegfried Lokatis Inge Sonntag Hrsg Heimliche Leser in der DDR Kontrolle und Verbreitung unerlaubter Literatur Ch Links Verlag Berlin 2008 ISBN 978 3 86153 494 5 S 140 155 hier S 147 auf Google Books Falco Werkentin Politische Strafjustiz in der Ara Ulbricht Vom bekennenden Terror zur verdeckten Repression Ch Links Verlag 1997 ISBN 978 3 86153 150 0 auf Google Books dort auch zum Folgenden a b c Stasi Oberst wegen Geschichtsfalschung verurteilt Die Welt 26 Marz 2013 Beschluss der 3 Kammer des Ersten Senats vom 24 Januar 2018 Az 1 BvR 2465 13 NJW 2018 770 Die Justiz als Schwert im Klassenkampf Interview des MDR mit Hubertus Knabe vom 4 August 2013Normdaten Person GND 1102197238 lobid OGND AKS VIAF 35146522336832390745 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Burianek JohannALTERNATIVNAMEN Burianek Johann Hans vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher militanter Widerstandskampfer gegen die SED Diktatur und Mitglied der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit Schauprozessopfer der DDR JustizGEBURTSDATUM 16 November 1913GEBURTSORT DusseldorfSTERBEDATUM 2 August 1952STERBEORT Dresden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Johann Burianek amp oldid 238120007