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Mossen Joanot Martorell 1410 in Gandia sudlich von Valencia Anfang 1465 war ein valencianischer Schriftsteller und Ritter aus dem Spatmittelalter Sein in katalanischer Sprache verfasstes Werk Tirant lo Blanc gilt als Vorlaufer des modernen Romans Titelseite der katalanischen Erstausgabe von Tirant lo Blanc 1490Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Nachleben 3 Werkausgabe 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenJoanot Martorells Familie stammte aus dem mittleren Adel des Konigreiches Valencia Sein Grossvater Guillem war Mitglied des aragonischen Kronrates von Martin I sein Vater Francesc koniglicher Kammerherr im Dienst desselben Martorells Schwester Isabell war mit Ausias March verheiratet Insgesamt hatte er sechs Geschwister Joanots Amme war eine gewisse Floreta Witwe des Seemanns Pedro de Santander die ihn drei Jahre lang stillte Sie wurde mit 24 libras 11 sueldos und 8 dineros durch Francesc Martorell entlohnt wie aus einer Urkunde vom 17 Marz Schuldbekundigung bzw 31 Mai 1413 Schuldentilgung hervorgeht Die vermogende Familie konnte es sich also problemlos leisten fur einen eher einfacheren Dienst eine genugsame Summe bereitzustellen Der hoch angesehene Guillem war sogar in der ausserordentlichen Lage dem Konig Geld zu leihen Nach dem Tod des Vaters 1435 erbte Joanot die Landereien von Jalon kat Xalo wo es heute eine nach dem Dichter benannte Allee gibt Daruber hinaus stand er im Besitz der Ortschaften Murta und Benibrafim wo mehrheitlich Muslime lebten Der Grossvater starb wahrscheinlich im Jahr 1415 in Gandia Im Marz 1438 unternahm der junge Martorell eine Auslandsreise nach London wo er sich bis zum Februar 1439 aufhielt um die Entehrung seiner jungsten Schwester Damiata durch seinen Vetter Joan de Monpalau zu rachen Martorell forderte diesen zu einem Zweikampf auf Leben und Tod heraus mit der Anschuldigung er habe seiner Schwester die Ehe versprochen sie missbraucht und danach im Stich gelassen Fur den korrekten Vollzug des Kampfes war ein hochgestellter Schiedsrichter notwendig den Martorell aus rechtlichen Grunden im Ausland suchen musste Heinrich VI aus England willigte ein und bat Monpalau sich der Herausforderung zu stellen Zudem kurte er Martorell wahrscheinlich zum Ritter wodurch es diesem von da an gestattet war sich mit Mossen ansprechen zu lassen Die direkte Konfrontation zwischen den beiden Verwandten fand allerdings nicht mehr statt Der Bote der die Zusage des englischen Konigs Monpalau uberbringen sollte wurde auf dem Weg nach Valencia verhaftet Samtliche mitgebrachten Papiere wurden auf Weisung Konigin Marias Tochter Heinrichs III konfisziert da sie keinerlei Fehden zwischen ihren Rittern duldete Acht Jahre spater fand die Affare zwischen Martorell und seinem Vetter ein unkompliziertes Ende Konig Alfons V der Gemahl der in Valencia stellvertretend regierenden Maria verfugte in einem Brief vom 31 Januar 1445 aus Neapel dass Monpalau Damiata monetar zu entschadigen habe Wahrend des Jahres 1442 hatte Martorell nachweislich drei weitere Fehden bestritten gegen Jaume Ripoll weil er diesen abwies und mit einem anderen guten Ritter trainierte gegen Felip Boil aufgrund einer unangebrachten Aussage sowie gegen Gonzalo de Budixa Zusatzlich ist aus dem letzterhaltenen auf den 1 April 1450 datierten Brief Martorells bekannt dass er plante den romisch deutschen Konig Friedrich III aufzusuchen um ihn als Schiedsrichter fur einen Zweikampf zu gewinnen bei dem er sich an einem unehrlichen Geschaftspartner rachen wollte Martorells Englandfahrt war derart kostspielig dass sich die Familie wahrend seiner Abwesenheit dazu genotigt sah seine Landereien fur vier Jahre zu verpachten Obwohl erst die Halfte der Frist voruber war brach der Feudalherr kaum zuruck in der Heimat kurzerhand mit dem Gesetz indem er mit einer privaten Streitmacht den Pachter vertrieb dessen Jahresernte erbeutete und die Felder bestellenden Muslime um ihre Arbeit beraubte sodass die Ortschaften vorubergehend verwaisten Wenig spater sprach die Justiz dem Pachter Recht und Martorell entschloss sich alle seine Landereien zu verkaufen woraufhin er allmahlich verarmte und sich zum Heeresdienst melden musste 1449 uberfiel er schliesslich aus Geldnot als Anfuhrer einer Bande von Mauren einige Viehhandler die mit vierhundert Stuck Vieh aus Valencia heraus Richtung Heimat unterwegs waren Er beraubte sie ihrer Einnahmen und stahl ihre Kleider bevor er sie ganz unauffallig von Hohle zu Hohle nach Suden Richtung Chiva kat Xiva verschleppte wo er sie dann uber Nacht in der lokalen Kastellburg einsperrte Einer der Handler war bei dem Uberfall ums Leben gekommen als man ihm die Kleider entnehmen wollte Martorell der die ganze Aktion aus einer Hohle uberwachte zeigte sich den Gefangenen erst nach diesem todlichen Zwischenfall zu Pferd und bewaffnet mit Lanze und Schild Auf ihren Protest entgegnete der Ritter schroff Wir sind im Krieg 1 Drei Wochen spater wurden die unschuldig eingekerkerten Handler befreit Die verantwortlichen Verbrecher Martorell und der Burgvogt wurden verhaftet nach Valencia gebracht und vor aller Offentlichkeit als Kriminelle durch die Strassen der Stadt gefuhrt Da sie am Totschlag nicht unmittelbar beteiligt gewesen waren hatten sie bloss 33 Tage im Gefangnis zu verbussen ehe man sie entliess 1454 reiste Martorell aus nicht vollstandig geklarten Grunden fur mindestens ein Jahr nach Neapel womit er einer prahlerischen Ankundigung Alfons V folgte wonach dieser mit ausdrucklichem Bezug auf den Fall von Konstantinopel ein Jahr zuvor einen Feldzug gegen die Osmanen vorbereite und versuche christliche Fursten aus dem Mittelmeerraum fur die Teilnahme zu gewinnen Das Protokoll einer am 21 Juni 1455 in Valencia stattgefundenen zivilrechtlichen Gerichtsverhandlung vermeldet dass sowohl Joanot Martorell als auch sein alterer Bruder Galceran spatestens seit 1454 Valencia verlassen hatten Der Tirant Ubersetzer Fritz Vogelgsang vermutet dass Martorell bedingt durch dessen personliche Verpflichtung zum Rittertum dem Appell Alfons die Christenheit zu befreien habe folgen mussen und nicht anders hatte reagieren konnen um seiner ritterlichen Idealvorstellung gerecht zu werden Ob er nach Valencia zuruckkehrte ist nicht bekannt Der Rettungsfeldzug blieb aus und Martorell wandte sich fortan immer mehr der Dichtung zu 2 Trotzdem ist es nicht ganz unwahrscheinlich dass Martorell mit der Hoffnung auf eine letzte grosse Tat zum gross angekundigten Kongress von Mantua erschienen war den Enea Silvio Piccolomini umgehend nach seiner Ernennung zum Papst Pius II einberufen hatte und dafur ab 1459 mehrere Jahre lang in Italien weilte Gemass der Aufforderung des Papstes sollten sich alle Fursten der Christenheit vollzahlig in Mantua versammeln um ein gemeinsames Heer zu bilden Die Streitmacht musse gross und stark genug sein um dem fortwahrenden nach Westen gerichteten Angriff der Osmanen standzuhalten und sie bestenfalls nach Asien zuruckzudrangen Damit hatte Pius die Plane seines Vorgangers Kalixt III wiederaufgenommen der jedoch klaglich gescheitert war Pius musste zu seinem Bedauern feststellen dass vier Tage vor der angesetzten Kongresseroffnung am 1 Juni 1459 kein einziger der Geladenen erschienen war Daraufhin hielt er am 26 September im Dom zu Mantua eine Hassrede auf die Muslime Spatestens dann gab Martorell das praktisch gefuhrte Leben als Ritter auf Der professionelle Ritter der ausgezogen war um mit dem Schwert zu kampfen beugte sich ubers Papier und begann mit dem Federkiel zu spielen um schliesslich jahrelang der Befriedigung seiner eigenen Vorstellungsbedurfnisse zu fronen verstrickt in einen tagtaglichen Kampf mit den wilden wonnevollen Anfechtungen seiner ihn zum Aussersten herausfordernden Phantasie 3 Am 2 Januar 1460 begann Martorell mit der Niederschrift seines Tirant der sowohl dem portugiesischen Prinzen Ferrando ein Sohn Eduards als auch seinen Landsleuten den Valencianern gewidmet war Am 23 Oktober 1469 erfolgte die Teilung seines Erbes Die entsprechende Urkunde gibt falschlicherweise an dass Martorell im Laufe des Jahres 1468 verstorben sei Tatsachlich aber starb er in den ersten Monaten des Jahres 1465 wie aus Gerichtsakten bezeugt ist Er hinterliess keine Kinder und war zum Zeitpunkt seines Todes unverheiratet Nachleben BearbeitenAm 24 April 1465 erklarte Joanots alterer Bruder Galceran vor dem Staatsgericht in Valencia dass sich das Tirant Manuskript widerrechtlich im Besitz des Junkers Marti Joan de Galba befande Er beantragte die Auslieferung des Buches an das Gericht seine offentliche Versteigerung und die Auszahlung des erzielten Betrages damit er die hohen Schulden seines verstorbenen Bruders tilgen konne Galba weigerte sich dieser Forderung nachzukommen und erwiderte er habe Joanot das Manuskript als Pfand fur hundert Reales entgegengenommen Die Bedingung des Handels war dass er als Eigentumer ganz nach Belieben uber das Manuskript verfugen konne sollte er die vorgestreckte Summe nicht innerhalb eines Jahres zuruckerstattet bekommen Galceran konnte wegen fehlender amtlicher Belege jedoch keinen Ruckzahlungsanspruch geltend machen wogegen Galba problemlos nachweisen konnte dass zwischen ihm und Joanot Martorell ein Kreditvertrag bestand Am Ende entschied das Gericht zugunsten Galbas indem es ihm das Eigentum zusprach Danach wurde er von der portugiesischen Dona Isabel de Lloris dazu bewogen sich als Herausgeber des Werks hervorzutun Die Drucklegung der Uredition des Tirant erfolgte am 20 November 1490 durch den Zwickauer Nikolaus Spindeler in einer valencianischen Werkstatt Als Galba am 27 April 1490 sieben Monate vor der Fertigstellung starb sprang der Schweizer Johann Reich aus Kur katalanisch Joan Rix de Cura als neuer Verleger ein dessen Leben aber auch nicht mehr ausreichte um die Auslieferung des Werks mitzuerleben Im Schlussvermerk wird Galba als Verfasser des letzten Buchteils betitelt was von der modernen Katalanistik angezweifelt wird Es ist jedoch durchaus vorstellbar dass Galba einige Anderungen an dem Manuskript vorgenommen haben konnte Laut dem katalanischen Philologen Marti de Riquer 1914 2013 beschrankte sich die Einmischung Galbas im Roman auf eine oberflachliche Revision und sehr hypothetisch vereinzelte Einschube so dass wir zu behaupten wagen dass der Tirant lo Blanc von der Widmung bis zu seinem letzten Kapitel das Werk eines einzigen Autors ist Joanot Martorell 4 1497 wurde der Roman in Barcelona wiederveroffentlicht 1511 wurde in Valladolid eine anonyme kastilische Erstubersetzung herausgebracht Die moderne spanische Neuubersetzung war dagegen erst ab 1974 erhaltlich 1538 wurde die erste italienische Ubersetzung publiziert Die englische Erstubersetzung wurde 1984 in New York der offentlichen Leserschaft zuganglich gemacht 1987 folgte in Amsterdam die niederlandische Ubersetzung Ausserdem gab es Ubersetzungen ins Rumanische Schwedische Franzosische und schliesslich auch ins Deutsche Im Jahr 1501 soll die Kulturschafferin Isabella d Este eine heute verschollene Ubersetzung in ihre Muttersprache in Auftrag gegeben haben Werkausgabe BearbeitenJannot Martorell und Marti Joan De Galba Der Roman vom Weissen Ritter Tirant lo Blanc Erstes und Zweites Buch Aus der altkatalanischen Sprache des Konigreichs Valencia erstmals ins Deutsche gebracht von Fritz Vogelgsang Nachwort von Mario Vargas Llosa Frankfurt 1991 ISBN 3 7632 3903 0 1 Literatur BearbeitenFritz Vogelgsang Steckbrief zur Fahndung nach einem tatverdachtigen Erzfabulanten in Der Roman vom Weissen Ritter Tirant lo Blanc Vorwort Band 1 Frankfurt a M 2007 S 7 39 ISBN 978 3 10 042606 2 Fritz Vogelgsang Pflichtschuldige Auskunft uber Fahndungserfolge die mittlerweile zu verzeichnen sind in Der Roman vom Weissen Ritter Tirant lo Blanc Nachwort Band 1 Frankfurt a M 2007 S 687 700Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Joanot Martorell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ausfuhrliche Biografie Martorells aus dem Webportal Jonaot Martorell i el Tirant lo Blanc katalanisch Einzelnachweise Bearbeiten Vogelgsang Nachwort S 695 Vogelgsang Vorwort S 21f Vogelgsang Vorwort S 22 Vogelgsang Nachwort S 691Normdaten Person GND 118782371 lobid OGND AKS LCCN n79069924 NDL 01104737 VIAF 27074442 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martorell JoanotKURZBESCHREIBUNG valencianischer Ritter und SchriftstellerGEBURTSDATUM 1410GEBURTSORT Gandia sudlich von Valencia Spanien STERBEDATUM 1465 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joanot Martorell amp oldid 236713887