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Joachim du Bellay ʒoaʃɛ dy bɛlɛ bzw Joachim Du Bellay um 1522 in Lire nahe Angers 1 Januar 1560 in Paris war ein franzosischer Autor Er gilt neben Pierre de Ronsard als der bedeutendste franzosische Lyriker der Mitte des 16 Jahrhunderts Joachim Du Bellay Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Schaffen 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Du Bellay in Paris 1 3 Du Bellay in Rom 1 4 Wieder in Paris 2 Werke Du Bellays 3 Literatur 4 WeblinksLeben und Schaffen Bearbeiten nbsp Eingang des einstigen Wohnsitzes von Joachim du Bellay im Chateau de la Turmeliere in Lire Anjou im franzosischen Departement Maine et LoireKindheit und Jugend Bearbeiten Du Bellay war der jungere Sohn aus einer armeren Linie eines alten Adelsgeschlechts des Anjou Uber seine jungen Jahre ist sehr wenig bekannt Offenbar verlor er fruh seine Mutter war mit 10 Jahren Vollwaise und verlebte von Kindesbeinen an kranklich unter der Vormundschaft seines 15 Jahre alteren Bruders Rene eine freudlose Jugend Eine solide Bildung erhielt er angeblich nicht doch will er fruh Verse gemacht haben 1540 begann er ein Jurastudium in Poitiers zweifellos mit der Absicht sich fur einen Posten in der koniglichen Verwaltung bzw Gerichtsbarkeit zu qualifizieren den er sich erhoffen konnte dank der Protektion eines Cousins seines Vaters des Bischofs von Paris und spateren Kardinals Jean Du Bellay In Poitiers fand er Anschluss an einige humanistisch gebildete Literaten insbesondere Jacques Peletier du Mans 1517 82 und neulateinische Dichter in deren Kreis er Gedichte verfasste ebenfalls zum Teil auf Latein Spatestens hier lernte er zudem Italienisch und beschaftigte sich mit den Autoren der italienischen Renaissance vor allem der Lyrik von Francesco Petrarca und seinen Nachfolgern Du Bellay in Paris Bearbeiten Vielleicht schon 1543 bei der Beerdigung eines hochstehenden Verwandten hatte er den wenig jungeren Dichterkollegen Ronsard kennengelernt Bei einer Wiederbegegnung 1547 liess er sich von ihm bereden nach Paris zu kommen um dort mit ihm bei dem bekannten Grazisten Jean Dorat am College de Coqueret Studien auch der altgriechischen Literatur zu treiben Wenig spater grundete er mit Ronsard sowie einigen anderen heute wenig bekannten Autoren einen Dichterkreis den man zunachst la brigade Trupp Gruppe nannte und der spater 1556 von Ronsard in La Pleiade Siebengestirn umgetauft wurde Der Wechsel Du Bellays nach Paris trug rasch Fruchte Schon im Marz 1549 publizierte er zwei seiner bedeutsamsten Werke die programmatische Schrift La Defense et illustration de la langue francaise Verteidigung und Beruhmtmachung der franzosischen Sprache die er seinem Verwandten dem Kardinal widmen durfte und die Gedichtsammlung L Olive et quelques autres œuvres poetiques Die Olive und einige andere lyrische Werke Die Defense war ein Manifest der Theorien und der kunftigen Praxis der Brigade Autoren und erschien zehn Jahre nach dem Edikt von Villers Cotterets mit welchem unter Konig Franz I die franzosische Sprache zur alleinigen Urkunden und Verwaltungssprache in Frankreich erhoben wurde Im ersten Teil der Defense wird das Franzosische zu einer Sprache von der gleichen Wurde proklamiert wie das Griechische Lateinische oder auch Italienische allerdings seien seine Ausdrucksmoglichkeiten und damit seine Eignung als Literatursprache durch die Dichter noch zu verbessern vor allem durch die produktive Anverwandlung bedeutender Werke der genannten Sprachen Der zweite Teil ist eine Poetik die viele Anstosse einer im Vorjahr erschienenen Poetik des Pariser Juristen Thomas Sebillet verdankt d h eine Anleitung zum Dichten Neu ist dass auch hier eine Orientierung der franzosischen Literatur insbes der Lyrik an den Themen und am Formenschatz der antiken sowie der inzwischen als vorbildhaft geltenden italienischen Literatur gefordert wird und zwar unter konsequenter Abkehr von der eigenen angeblich mittelalterlich gestrigen franzosischen Tradition wie sie vor allem der eine Generation altere Clement Marot und seine Schuler reprasentierten Die zu ihrer Zeit zwar kurz diskutierte dann aber nur noch massig beachtete Defense wurde im 19 20 Jh von patriotischen Literarhistorikern denen der selbstbewusste quasi nationalistische Tenor Du Bellays gefiel zu einem Schlusseltext stilisiert L Olive war die erste Sonett Sammlung der franz Literatur und neben dem Gedichtband Delie von Maurice Sceve 1544 eine der ersten franzosischen Sammlungen petrarkistischer Lyrik Die ausserst kunstvollen auf heutige Leser oft manieriert wirkenden Sonette des Bandchens inspirieren sich uberwiegend an italienischen Vorbildern und kreisen zumeist um eine unerreichbare ideale Geliebte namens Olive deren Identitat unbekannt aber auch unerheblich ist Hierbei nimmt Du Bellay Gedankengut des Neuplatonismus auf sowie gelegentlich auch christliche Vorstellungen Ende 1550 brachte er eine zweite von 50 auf 115 Stucke erweiterte Neuauflage heraus Diese durfte er der Prinzessin Marguerite zueignen der er im Vorjahr mit einem Begrussungsgedicht an ihren Bruder den neuen Konig Heinrich II aufgefallen war und die auch weiterhin seine Gonnerin blieb Seinen humanistischen Interessen folgend betatigte Du Bellay sich zugleich als Vermittler lateinischer Klassiker und liess 1552 eine Nachdichtung von Buch IV der Aneis Vergils und andere freie Ubertragungen erscheinen Anfang 1553 publizierte er eine weitere Gedichtsammlung Recueil de poesie Sein Gesundheitszustand in diesen Jahren war offenbar prekar Tuberkulose u a litt er zunehmend unter Schwerhorigkeit die ihm dem sichtlich ohnehin Depressiven das Leben zusatzlich verdusterte Ebenfalls prekar war seine materielle Situation anscheinend war er gezwungen langere Prozesse um Besitzanspruche zu fuhren Du Bellay in Rom Bearbeiten Im April 1553 liess er sich da er nach dem Tod seines Bruders Rene einen Neffen zu versorgen hatte in die Dienste von Kardinal du Bellay aufnehmen eines hochgebildeten Mannes der bis kurz zuvor Francois Rabelais protegiert hatte Wenig spater begleitete er ihn nach Rom wo jener als Gesandter des franz Konigs den Papst d h den Kirchenstaat auf die Seite Frankreichs ziehen sollte im Kampf gegen Kaiser Karl V der auf dem 1551 beendeten Konzil von Trient gerade seine Macht gegenuber dem Papst demonstriert hatte Der Aufenthalt Du Bellays in Rom dauerte vier Jahre wobei er als Majordomus des Kardinals fungierte Zwar bot die Stadt ihm neue Horizonte und bekam er Anschluss an Literatenkreise wobei er einen Freund gewann in dem heute kaum bekannten Dichter Olivier de Magny dem Domestiken eines anderen Kardinals doch absorbierte ihn sein Posten offenbar mehr als erwartet ohne wie es ihm erschien Perspektiven zu offnen Auch desillusionierten ihn die Einblicke in die Verhaltnisse am papstlichen Hof und in die grosse Politik die er erhielt So erlebte er 1555 zwei Papstwahlen samt ihren Intrigen hautnah mit zumal bei der zweiten auch sein Dienstherr Du Bellay kurz Kandidat war und 1556 sah er enttauscht wie jener in Ungnade fiel bei Konig Heinrich der ohne Rucksicht auf ihn und die Bundesgenossen insbes den Papst uberraschend einen Waffenstillstand mit dem spanischen Konig Philipp II schloss dem Sohn Kaiser Karls der dessen italienische Interessen weiter verfolgte Immerhin verfasste er in diesen Jahren zahlreiche Gedichte und hatte er mit einer nicht nur idealen Faustina ein reales Verhaltnis Im Spatsommer 1557 kehrte er mit dem Kardinal zuruck nach Paris wo er von ihm mit mehreren Pfrunden versorgt wurde deren Einkunfte er jedoch wie ublich mit den Priestern teilen musste die ihn jeweils vor Ort vertraten Wieder in Paris Bearbeiten Zuruck in Paris fand er wieder Anschluss an die alten sowie auch an neue Literatenkollegen Daruber hinaus versuchte er sich mit Gedichten zu verschiedenen offiziellen und anderen Anlassen auch am Konigshof zu etablieren so wie es wahrend seiner Abwesenheit Freund Ronsard geschafft hatte den er sichtlich beneidete Die Zeit nach der Ruckkehr war sehr fruchtbar Im Januar 1558 liess Du Bellay sein wohl bedeutendstes Werk erscheinen Les regrets Klagen eine Sammlung von 191 grosstenteils in Rom verfassten Sonetten mit vielfaltiger Thematik aber einem gemeinsamen Unterton von Nostalgie Frustration und Desillusion Viele der Texte beklagen erstaunlich bekenntnishaft eigene existenzielle und psychische Note insbesondere sein Heimweh und die Enttauschung seiner Karrierehoffnungen Andere kommentieren oft im Vergleich mit den vermeintlich besseren franzosischen Verhaltnissen aktuelle Ereignisse und Zustande der hohen und der weniger hohen Politik in Rom Wieder andere karikieren sarkastisch die Hoflinge dort aber dann auch nach seiner Ruckkehr die in Paris was naturlich wenig dazu beitrug ihm Sympathien am franzosischen Hof zu verschaffen Der Band war insofern neuartig und epochemachend als er die Gattung Sonett als passendes Medium nicht nur fur das Thema Liebe sondern fur ein breites Themenspektrum etablierte Viele der Sonette sind wie Briefe an namentlich genannte Freunde z B Ronsard und Bekannte gerichtet Ebenfalls im Januar liess er den Sammelband Divers jeux rustiques Diverse landliche Spiele erscheinen Dieser enthalt ahnlich wie Ronsards Folatries von 1553 Gedichte der verschiedensten Gattungen und Sujets und zeigt wie der Titel andeutet einen uberraschend heiteren manchmal sogar witzigen Du Bellay Den melancholischen wiederum bietet Le premier livre des antiquites de Rome Buch I der romischen Altertumer ein im Marz gedrucktes Bandchen mit 32 Sonetten Hauptthema der ebenfalls uberwiegend in Rom entstandenen Gedichte sind die uberall in der Stadt die in der Spatantike stark geschrumpft war und ihrer Umgebung verstreuten antiken Ruinen bzw das Gefuhl von Verganglichkeit und Vergeblichkeit das sie in Du Bellay auslosten Dasselbe Gefuhl spiegeln die 15 Sonette die unter dem Sammeltitel Songe Traum an die Antiquites angehangt sind und eine Traumvision in 15 Teilen schildern wo jeweils eine zunachst glanzvolle Erscheinung am Ende unruhmlich in sich zusammenfallt Zugleich mit den Antiquites erschien eine vierbandige Sammlung der lateinischen Gedichte des Autors von denen einige relativ offen sein Verhaltnis zu Faustina behandeln Ende des Jahres kam seine Ubertragung von Platos Symposion heraus Ebenfalls 1558 konnte Du Bellay endlich den lange erhofften Karrieresprung verzeichnen Er erhielt einen hoheren Posten in der Verwaltung des Erzbistums Paris Allerdings profitierte er kaum noch hiervon denn er starb depressiv und nach langerem Krankeln mit 37 an einem Herzschlag in der Nacht vom 1 auf den 2 Jan 1560 Postum kamen 1561 nochmals ein Bandchen Lyrik sowie etliche andere Texte heraus Hierunter sind einige politisch intendierte Discours Reden in Versform mit denen Du Bellay auf die Eskalation der innenpolitischen Spannungen in den spaten 1550er Jahren reagiert hatte Die grausame Bestrafung der meist protestantischen Verschworer von Amboise 1560 und den Ausbruch der Religionskriege 1562 erlebte er nicht mehr 1568 69 in einer Friedenspause zwischen dem Zweiten und dem Dritten Religionskrieg erschien die erste Gesamtausgabe seiner Werke die in der Folgezeit mehrfach nachgedruckt wurde Werke Du Bellays BearbeitenLa Deffence et illustration de la langue francoyse Paris 1549 Phosphoneumatique au roy tres chrestien Henry II le jour de son entree a Paris 16 de juin 1549 Paris 1549 L Olive et autres oeuvres poetiques de Joachim du Bellay Paris 1550 Docte et singulier discours sur les quatre estats du Royaume de France deploration et calamite du temps present Lyon 1557 Discours au Roy sur la trefve de l an 1555 Paris 1558 Epithalame sur le mariage de tresillustre prince Philibert Emanuel duc de Savoie et tresillustre princesse Marguerite de France soeur unique du Roy et duchesse de Berry Paris 1558 Hymne au Roy sur la prinse de Calais avec quelques autres oeuvres du mesme autheur sur le mesme subject Paris 1558 Poematum libri quatuor quibus continentur elegiae amores varia epigr tumuli Paris 1558 Le premier livre des antiquitez de Rome contenant une generale description de sa grandeur et comme une deploration de sa ruine Plus Un songe ou vision sur le mesme subject Paris 1558 Discours sur le sacre du tres chrestien roy Francoys II avec la forme de bien regner accommodee aux moeurs de ce royaume faict premierement en vers latins par Michel de L Hospital et mis en vers francoys par Joach Du Bellay Paris 1560 Divers jeux rustiques Paris 1561 Ode sur la naissance du petit duc de Beaumont fils de Monseign de Vandosme roy de Navarre Paris 1561 La Monomachie de David et de Goliath ensemble plusieurs autres oeuvres poetiques Les Regrets et autres oeuvres poetiques Literatur BearbeitenHenri Chamard Joachim Du Bellay Slatkine Reprints Geneve 1969 Klaus Ley Neuplatonische Poetik und nationale Wirklichkeit Die Uberwindung des Petrarkismus im Werke Du Bellays Carl Winter Universitatsverlag Heidelberg 1975 Du Bellay et ses sonnets romains Etudes sur les Regrets et les Antiquitez de Rome reunies par Yvonne Bellenger avec la collab de Jean Balsamo Helene Charpentier Collection Unichamp Champion Paris 1994 ISBN 2 85203 712 2 Du Bellay devant la critique de 1550 a nos jours Œuvres amp Critiques 20 1 Yvonne Bellenger Hrsg Narr Tubingen 1995 Josiane Rieu L Esthetique de Du Bellay SEDES Paris 1995 ISBN 2 7181 1257 3 Barbara Vinken Du Bellay und Petrarca Das Rom der Renaissance Niemeyer Tubingen 2001 ISBN 3 484 55037 6 Reinhard Kruger Die franzosische Renaissance Literatur Gesellschaft und Kultur des 14 bis 16 Jahrhunderts Klett Stuttgart 2002 ISBN 3 12 939594 6 Francoise Argod Dutard L ecriture de Joachim Du Bellay le discours poetique dans Les Regrets l orthographe et la syntaxe dans les lettres de l auteur Cahiers d humanisme et Renaissance 62 Droz Geneve 2002 ISBN 2 600 00613 3 Du Bellay une revolution poetique La deffence et illustration de la langue francoyse amp L Olive 1549 1550 Ouvrage coordonne par Bruno Roger Vasselin PUF Paris 2007 ISBN 978 2 13 056463 8 Tomasz Rozycki Gedichte als Lebenschronik Uber Joachim Du Bellay In Sinn und Form S 247 255Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Joachim du Bellay Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Joachim du Bellay Quellen und Volltexte franzosisch Literatur von und uber Joachim du Bellay im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Gert Pinkernell Namen Titel und Daten der franz Literatur Quelle des Abschnitts Leben und Schaffen Biblioweb Biografie Bibliografie Inhalt Analyse franzosisch CAMBRIDGE MODERN HISTORY VOLUME III THE WARS OF RELIGION CHAPTER II FRENCH HUMANISM AND MONTAIGNE Normdaten Person GND 118527649 lobid OGND AKS LCCN n50047295 VIAF 39447168 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bellay Joachim duKURZBESCHREIBUNG franzosischer SchriftstellerGEBURTSDATUM um 1522GEBURTSORT Lire AnjouSTERBEDATUM 1 Januar 1560STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Joachim du Bellay amp oldid 228979475