www.wikidata.de-de.nina.az
Die Judische Gemeinde in Wertheim bestand vom 13 Jahrhundert bis 1940 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 1212 1527 Von den Ursprungen der judischen Gemeinde im Mittelalter 1 2 1528 1826 Von der ersten Wertheimer Judenordnung bis in die Neuzeit 1 3 1827 1933 Von der Entstehung des Bezirksrabbinats Wertheim bis ins 20 Jahrhundert 1 4 1933 1940 Der Untergang der judischen Gemeinde wahrend der NS Zeit 1 4 1 Boykott judischer Geschafte 1 4 2 Die judische Gemeinde im Nationalsozialismus 1 4 3 Deportation der letzten Wertheimer Juden ins KZ Gurs 1 5 Opfer des Holocaust 1 5 1 Erinnerung an die judische Gemeinde Wertheim 2 Siehe auch 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten1212 1527 Von den Ursprungen der judischen Gemeinde im Mittelalter Bearbeiten nbsp Blick auf den judischen Friedhof WertheimDie judische Gemeinde Wertheim zahlte zu den altesten judischen Gemeinden im badischen Raum Erstmals wurden zwischen 1212 und 1222 Juden in der Stadt dokumentiert 1 Bei den Judenverfolgungen 1298 durch den Ritter Rintfleisch und wahrend der Pestzeit 1348 49 wurden auch in Wertheim Juden ermordet nach diesen Ereignissen lebten kurzzeitig keine Juden in Wertheim 2 Die Wertheimer Juden unterstanden dem Schutz des Kaisers welcher diesen Schutz mitsamt den Einnahmen 1373 an die Grafen von Wertheim verpfandete welche bereits im Jahr 1303 die Wertheimer Juden als Pfand fur eine Schuldsumme des Habsburger Konigs Albrecht 3 erhalten hatten Ab diesem Zeitpunkt wachten diese daruber dass niemand den Juden Ubles mit Wort und Werken zufuge 2 Die judische Gemeinde Wertheim besass im Laufe der Geschichte insgesamt funf Synagogen in Wertheim eine judische Schule ein rituelles Bad sowie einen Friedhof Der judische Friedhof Wertheim wurde bereits im Mittelalter angelegt 1406 Es ist der alteste erhaltene und bis ins 20 Jahrhundert genutzte judische Friedhof in Baden Wurttemberg Lage am Schlossberg gegenuber der Mainbrucke Flache 73 44 a 1 Im Staatsarchiv Wertheim uberlieferte Fragmente hebraischer Handschriften darunter eines Machsors datieren bis in die Zeit um 1300 4 1528 1826 Von der ersten Wertheimer Judenordnung bis in die Neuzeit Bearbeiten 1528 wurde die erste Wertheimer Judenordnung erlassen Durch sie wurde der Ladenverkauf untersagt und ein Zinsverbot erlassen der Markthandel war fur die Juden jedoch erlaubt Ferner wurde ihnen das Tragen gelber Ringe an der Kleidung vorgeschrieben 2 1622 wurden 16 judische Familien in der Stadt gezahlt Bis zum Ende des 18 Jahrhunderts waren es durchschnittlich zehn bis zwolf Familien 1 1 1827 1933 Von der Entstehung des Bezirksrabbinats Wertheim bis ins 20 Jahrhundert Bearbeiten 1827 entstand das Bezirksrabbinat Wertheim 5 Es war eines von 15 Bezirksrabbinaten die auch als Bezirkssynagogen bezeichnet wurden Von 1850 bis 1864 befand sich der Sitz des Rabbinats in Tauberbischofsheim 1 Die volle burgerliche Gleichstellung Wertheimer Juden wurde erst 1862 erreicht noch im Revolutionsjahr 1848 wurde ein Zeitungsaufruf Zum Schutz der Israeliten in Wertheim veroffentlicht Ursache hierfur konnte die Beteiligung der beiden Wertheimer Juden Philipp Mandelbaum und Bernhard Benario an Revolutionsumtrieben gewesen sein 2 Eine herausragende Personlichkeit dieses Zeitraums war der an der Universitat Wurzburg promovierte Historiker Leopold Lowenstein 1843 1923 der seit 1886 als Bezirksrabbiner fungierte und 1907 die erste Geschichte der judischen Gemeinde Wertheim vorlegte 6 1933 1940 Der Untergang der judischen Gemeinde wahrend der NS Zeit Bearbeiten Boykott judischer Geschafte Bearbeiten Noch vor dem reichseinheitlichen Boykott judischer Geschafte am 1 April 1933 organisierte die Wertheimer NSDAP Ortsgruppe einen Boykott der judischen Geschafte in der Stadt So erschien bereits am 14 Marz eine Anzeige in der Wertheimer Zeitung die An die nationalrevolutionar gesinnte Bevolkerung von Stadt und Land gerichtet war In ihr wurde bekanntgegeben dass auf Wunsch der SA am Vortag um 2 Uhr die Schliessung aller judischen Geschafte erzwungen worden war Die Geschafte durften zwei Stunden nach dieser Aktion wieder offnen da Innenminister Frick Einzelaktionen verboten hatte In der Anzeige wurden die Wertheimer Juden auch bezichtigt den kommunistischen Aufmarsch der Eisernen Front durch Geldspenden unterstutzt bezw in Szene gesetzt zu haben 7 1934 wurden in Wertheim an den Ortseingangen Plakate und Schilder mit der Aufschrift Juden unerwunscht angebracht auch die Werbetransparente fur die Michaelis Messe dieses Jahres wurden um das Transparent Juden sind in Wertheim unerwunscht erganzt Letztere wurden zusammen mit der Werbung nach der Michaelismesse am 8 Oktober 1934 entfernt Bezuglich der Plakate an den Ortseingangen wurde der Minister des Innern in einem Schreiben vom 26 Oktober 1934 gebeten auf eine Beseitigung dieser Schilder hinzuwirken da die Anbringung solcher Schilder mit Rucksicht auf ihre schadigende Einwirkung auf den internationalen Fremdenverkehr und die Rolle die das internationale Judentum spielt fur bedenklich gehalten wurde In der Antwort des Ministers des Innern vom 15 November 1934 wird darauf hingewiesen dass die Anbringung der Schilder auf einer Anordnung der Kreisleitung beruhe und der stellvertretende Gauleiter Hermann Rohn sich auch fur deren Entfernung einsetze ebenso wie der Innenminister selbst Am 3 und 4 November wurde die Kreisleitung von Rohn angewiesen die Schilder zu entfernen Dieser Beschluss wurde am 21 Juni 1935 sowie am 8 Mai 1936 vom Minister des Innern nochmals per Rundschreiben an Bezirksamter Polizeiprasidien und Polizeidirektionen bekraftigt 8 Die judische Gemeinde im Nationalsozialismus Bearbeiten Bis um 1933 gab es zahlreiche Handels und Gewerbebetriebe die judischen Inhabern gehorten Im Spatsommer 1938 verkaufte die judische Gemeinde unter ihrem letzten Vorsitzenden Sigmund Cahn das Synagogengebaude an die Stadt Deshalb wurde es beim Novemberpogrom wenige Tage danach nicht niedergebrannt Zu jener Zeit lebten in Wertheim nur noch 45 judische Einwohner 9 Deportation der letzten Wertheimer Juden ins KZ Gurs Bearbeiten nbsp Stolpersteine in der Wertheimer InnenstadtWahrend der Zeit des Nationalsozialismus kam es zum Untergang der judischen Gemeinde Wertheims sowie anderer judischer Gemeinden Badens Am 21 und 22 Oktober 1940 wurden 19 Wertheimer Juden im Rahmen der sogenannten Burckel Wagner Aktion der NS Gauleitung ins KZ Gurs deportiert Sieben von ihnen uberlebten den Krieg 1 Opfer des Holocaust Bearbeiten Von den judischen Personen die in Wertheim geboren wurden oder langere Zeit in der Stadt wohnten kamen in der Zeit des Nationalsozialismus die folgenden 75 Personen beim Holocaust nachweislich ums Leben 10 11 1 Moses Adler 1882 Nathan Adler 1885 Hermann Altmann 1860 David Bergmann 1873 Max Bergmann 1881 Michaeline Bergmann 1881 Mina Bildstein geb Schwarzmann 1876 Max Blumenthal 1887 Gerda Braunold geb Klaus 1893 Hilda Bruckheimer 1894 Hedwig Bruckheimer 1896 Selma Bruckheimer 1893 Sophie Bruckheimer geb Wolf 1860 Emil Cahn 1861 Frida Diamant geb Adler 1891 Meta Ehrlich geb Stumpf 1900 Clara Falk geb Stumpf 1872 Ida Falk geb Stumpf 1875 Moritz Faller 1876 Sophie Frank geb Arnstein 1867 Bertha Frank 1890 Moses Freimark 1871 Sofie Freimark geb Eschelbacher 1873 Moritz Gerstle 1879 Frieda Goldschmidt geb Thalmann 1891 Ida Gottschalk geb Faller 1882 Heinz Josef Hammel 1927 Hilda Hammel geb Fleischmann 1897 Leo Hammel 1892 Robert Hammel 1931 Babette Bertha Hausler geb Kaufmann 1872 Friedrich Hausler 1898 Gottlob Hausler 1870 Thekla Heilbrunn geb Faller 1882 Alfred Heimann 1871 Rosalie Heimann geb Kahn 1881 Johanna Held geb Bar 1889 Max Held 1879 Isidor Israel 1882 Pauline Paula Israel geb Weil 1884 Isaak Karpf 1864 Therese Karpf geb Adler 1866 Babette Kauffmann geb Benario 1863 Klara Kaufmann geb Diebach 1895 Emilie Klar geb Adler 1884 Ernst Klaus 1903 Henriette Klaus 1899 Karoline Lina Klaus geb Steindecker 1865 Sigmund Klaus 1897 Klara Clare Klein geb Held 1885 Meta Kramer 1902 Jetta Lack geb Rothschild 1876 Irma Lessner 1893 Leopold Muller 1889 Pauline Prager geb Arnstein 1868 Alfred Rosenbaum 1910 Hermann Rosenbaum 1877 Martha Rosenbaum 1908 Regina Rosenbaum geb Adler 1881 Betty Rosenbusch geb Klaus 1891 Philipp Rothschild 1879 Jeanette Smilg geb Benario 1861 Emil Nehemias Sommer 1874 Nathan Spatz 1864 Albert Spiegel 1879 Leopold Spiegel 1876 Moses Steindecker 1853 Jetta Strauss 1879 Max Louis Thalmann 1894 Jenny Ullmann 1890 Cacilie Weissenstein geb Held 1881 Frieda Wolf geb Adler 1883 Hilde Wolf geb Spiegel 1886 Moses Wolf 1878 Karoline Wurzburger geb Lehmann 1865 Erinnerung an die judische Gemeinde Wertheim Bearbeiten Zur Erinnerung an die in der NS Zeit umgekommenen Personen der Stadt wurden in mehreren Verlegeaktionen von 2009 bis 2014 insgesamt 73 Stolpersteine in Wertheim verlegt 1 Die Stolpersteine wurden vor den letzten frei gewahlten Wohnhausern der Deportierten gesetzt ebenso wie vor einigen der ehemaligen Wohnungen der 37 Euthanasieopfer Wertheims siehe dazu Aktion T4 12 Ein umfangreiches Gedenkbuch fur die Opfer des Nationalsozialismus in Wertheim wurde von dem Theologen und Padagogen Dieter Fauth erarbeitet 13 Die Stadt errichtete in der ehemaligen Synagoge eine Schreinerei und ein Lager sie wurde jedoch im Februar 1961 zur Verbreiterung der rechten Tauberstrasse abgebrochen 14 Eine Gedenktafel an der Stadtmauer zwischen der Gerbergasse 18 und dem Spitzen Turm erinnert seit 1976 an diese Geschichte 15 Im Jahr 2013 wurde auf Initiative des Burgervereins Pro Wertheim zum Gedenken an die ehemals judischen Mitburger der Erinnerungsort Neuplatz geschaffen Er beinhaltet mehrere Informationstafeln zur Geschichte der Synagoge Mikwe und Deportation Ein symbolischer Schattenwurf der 1961 abgerissenen Synagoge ist im Bodenbelag des Neuplatzes als schwarze Pflaster Kontur eingelassen Strassen Unterschilder ehemals Judengasse markieren das ehemalige Juden Viertel hinter dem Spitzen Turm 16 Siehe auch BearbeitenBezirksrabbinat Wertheim Judischer Friedhof Wertheim Synagogen in WertheimLiteratur BearbeitenKlaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2 Dieter Fauth Wertheim im Nationalsozialismus aus Opferperspektiven Gedenkbuch zum Projekt Stolpersteine 764 Seiten mit ca 450 Abbildungen Verlag Religion amp Kultur Zell am Main 2013 ISBN 978 3 933891 26 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Judische Gemeinde Wertheim Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Judische Gemeinde Wertheim bei Alemannia JudaicaEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Alemannia Judaica Wertheim Main Tauber Kreis Judische Geschichte Betsaal Synagoge Online auf www alemannia judaica de Abgerufen am 22 Mai 2015 a b c d Michael Geringhoff Exponate uber die reiche judische Geschichte sind dunn gesat In Wertheimer Zeitung vom 22 August 2012 Christine Demel u a Leinach Geschichte Sagen Gegenwart Gemeinde Leinach Leinach 1999 S 429 zur judischen Kultusgemeinde Unterleinach Stefan Keppler Fragment eines judischen Gebetbuchs um 1300 aus dem Wertheimer Archiv Ansatze seiner kulturellen Verortung In Wertheimer Jahrbuch 2001 S 11 25 Andreas Lehnardt Neue Funde hebraischer Einbandfragmente im Staatsarchiv Wertheim am Main Bronnbach In Wertheimer Jahrbuch 2010 2011 S 137 160 Bekanntmachung Nr 22 Das Rabbinat des durch hochste Verordnung vom 13 Marz 1827 I 14 Regierungsblatt Nr 10 bestimmten Synagogenbezirks Wertheim mit welchem eine feste Besoldung von 500 fl nebst freier Wohnung und dem Bezug der tarifmassigen Rabbinatsgefalle verbunden ist soll nunmehr nachdem die in Ziffer II jener Verordnung erwahnte Voraussetzung eingetreten ist erstmals besetzt werden Die berechtigten Bewerber werden daher aufgefordert mit ihren Gesuchen binnen 6 Wochen bei diesseitiger Behorde sich zu melden Karlsruhe den 27 Januar 1848 Grossherzoglicher badischer Oberrat der Israeliten Der Ministerial Kommissar Frohlich Vdt Mos Heimerdinger Aus der Geschichte des Rabbinates Wertheim Online auf www alemannia judaica de Abgerufen am 25 Mai 2015 Leopold Lowenstein Licht und Schattenseiten aus der Geschichte der Wertheimer Juden Beilage zum Jahresbericht des Historischen Vereins Alt Wertheim Wertheim 1907 Anzeige An die nationalrevolutionar gesinnte Bevolkerung von Stadt und Land In Wertheimer Zeitung vom 14 Marz 1933 Generallandesarchiv Karlsruhe 233 17 737 Peter Riffenach 50 Kilogramm Gepack und 100 Reichsmark In Wertheimer Zeitung vom 20 Oktober 2010 Angaben nach den Listen von Yad Vashem Jerusalem Angaben aus Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933 1945 Michael Geringhoff Wertheimer NS Opfer nicht vergessen In Wertheimer Zeitung vom 18 Oktober 2012 Dieter Fauth Wertheim im Nationalsozialismus aus Opferperspektiven Gedenkbuch zum Projekt Stolpersteine Verl Religion amp Kultur Zell am Main 2013 ISBN 978 3 933891 26 6 764 S Guido Weber Wertheimer Zeitung vor 50 Jahren Synagoge musste Garagen weichen In Wertheimer Zeitung vom 25 Februar 2011 Gedenkstatten fur die Opfer des Nationalsozialismus Eine Dokumentation Band 1 Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 1995 ISBN 3 89331 208 0 S 104 Neuplatz in einen Gedenkort verwandeltEhemalige judische Gemeinden im Main Tauber Kreis Angelturn Archshofen Bad Mergentheim Creglingen Dertingen Dittigheim Edelfingen Eubigheim Freudenberg Gissigheim Grunsfeld Hochhausen Igersheim Impfingen Konigheim Konigshofen Kulsheim Laudenbach Markelsheim Messelhausen Neunkirchen Niederstetten Tauberbischofsheim Unterschupf Wachbach Weikersheim Wenkheim Wertheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Wertheim amp oldid 215187110