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Die Judische Gemeinde Paderborn ist eine Religionsgemeinschaft in Paderborn die seit dem Mittelalter besteht 1 Sie ist Mitglied im Landesverband der Judischen Gemeinden von Westfalen Lippe 2 Die 1959 eingeweihte neue Synagoge Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Entwicklung der Gemeinde unter den Furstbischofen 1 2 Unter preussischer Verwaltung 1 3 Vernichtung nach 1933 und Neubeginn 2 Gemeindevorsteher 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Entwicklung der Gemeinde unter den Furstbischofen Bearbeiten Bereits im Mittelalter hat es Juden in Paderborn gegeben So geht aus einer Urkunde von 1342 hervor dass das Steinhaus des Heinrich Rykenowe in Paderborn in der Nahe der ehemaligen Marktkirche am heutigen Marienplatz von Juden bewohnt war 1 Zu Beginn des Dreissigjahrigen Krieges zwang Christian von Braunschweig Wolfenbuttel 1622 die Juden des Hochstifts Paderborn zu einer Zwangsabgabe von 30 000 Talern Im weiteren Verlauf des Krieges kam es zu Ausschreitungen gegen die Juden 1627 beschwerten sie sich hieruber beim Landesherrn dem Furstbischof Ferdinand von Bayern der die Ubeltater bestrafen liess 1 1648 wurde in einer Schrift ein Judenvorganger genannt womit wohl der Gemeindevorsteher gemeint war 1 1661 erhob Furstbischof Ferdinand von Furstenberg die judische Gemeinschaft zu einer rechtlichen Institution mit bevollmachtigten Vertretern der Judenschaft Erster bevollmachtigter Judenvorsteher war Isaac Hertz 1 Die Zahl der judischen Familien im gesamten Hochstift nahm in dieser Zeit zu Waren es 1652 noch 77 Familien so zahlte man 1671 bereits 88 Familien und 1704 sogar 158 Familien Die grosste Gemeinde mit dem Oberrabbiner dessen Wahl vom Furstbischof bestatigt werden musste befand sich in Warburg 3 1764 wurde erstmals eine Synagoge in der Stadt Paderborn erwahnt unter anderem mit der Bitte um Zuschuss fur Instandhaltung an den Furstbischof 1 Der erste judische Friedhof in Paderborn lag wahrscheinlich in der Padergasse 1728 kaufte die Gemeinde ein Grundstuck auf dem Liboriberg als Friedhof an 1 Unter preussischer Verwaltung Bearbeiten Nach der Ubernahme des Hochstiftes Paderborn durch Preussen 1803 und der Grundung des napoleonischen Konigreiches Westphalens 1806 mussten 1808 alle Juden einen Familiennamen annehmen 4 1812 erliess der preussische Konig Friedrich Wilhelm III schliesslich das Edikt betreffend die burgerlichen Verhaltnisse der Juden durch das nach 1815 auch den Paderborner Juden die volle Gleichberechtigung als preussische Staatsburger zuerkannt wurde 5 Ab 1830 gab es eine judische Beerdigungsstatte auf der Schulbrede und 1836 einen Friedhof an der Borchener Strasse Hier wurde die letzte Bestattung im Jahre 1893 vorgenommen 1 Im Marz 1856 grundete Fanny Nathan die zuvor ein Instituts zur Ausbildung judischer Madchen errichtet und geleitet hatte 6 in ihrem Privathaus am Domplatz Nr 14 ein judisches Waisenhaus Bald darauf unternahm sie ausgedehnte Reisen um Mittel fur eine grossere Einrichtung anzuwerben Im Mai 1861 wurde der Grundstein fur ein Judisches Waisenhaus fur die Provinzen Westfalen und Rheinland in der Leostrasse 3 gelegt das im August 1963 bezogen wurde Ohne staatliche Zuschusse entwickelte sie das Waisenhaus auf Basis von Wohltatigkeit und Spendenbereitschaft sowie mit ideeller Unterstutzung durch Politiker und Verwaltungsbeamte zu einer hoch anerkannten Einrichtung Zur Feier des 20 jahrigen Bestehens im Jahr 1876 stand sie der Einrichtung weiterhin vor Nach ihrem Tod 1977 leitete ihre Nichte Johanna Marcks Nathan das Haus 7 1881 wurde eine neue grosse Synagoge im Zentrum von Paderborn in der Strasse Am Bogen erbaut und 1882 eingeweiht 3 Ihr war ein Schulhaus angegliedert In dieser Zeit wurde auch ein neuer judischer Friedhof an der Warburger Strasse eingerichtet auf dem noch heute die Beisetzungen erfolgen 1 Zu Beginn des 20 Jahrhunderts gab es in Paderborn 80 judische Familien mit ca 350 Seelen Es herrschte ein reges judisches Leben welches Jahrzehnte vom Prediger Louis Weiler geleitet wurde Unter seiner Leitung fand auch der Religionsunterricht in der Judischen Schule statt die dem Synagogenbau angegliedert war Im Jahre 1923 wurde Weiler pensioniert und als Nachfolger amtierte David Koln bis zu seiner Deportation Er wurde mit seiner ganzen Familie von Nationalsozialisten ermordet 1 Das Judische Waisenhaus fur die Provinzen Westfalen und Rheinland war inzwischen mit 80 bis 100 Zoglingen belegt und wurde geleitet durch Paula Marx spater durch ihre Nichte Liesel Dreyer Der Lehrer dieser Anstalt war Leo Rosenblatt 1 Es war insgesamt eine reiche Gemeinde die mit ihren christlichen Nachbarn in bestem Einvernehmen lebte und durch grosszugige Spenden und Wohltatigkeit an die minderbemittelte Bevolkerung grosses Ansehen genoss Judische Familien betrieben mehrere grosse Kaufhauser und Industrie Unternehmen mit jahrhundertealter Tradition 1 Vernichtung nach 1933 und Neubeginn Bearbeiten In der Pogromnacht am 9 November 1938 blieb die Synagoge verschont weil der Stadtbrandmeister Josef Bohle das Anzunden des Gebaudes verhinderte Er begrundete dies mit der Nahe zu dem benachbarten Krankenhaus Diesem Umstand ist es zu verdanken dass die judische Gemeinde in Paderborn heute noch im Besitz z B der Thora ist da diese und andere religiosen Gegenstande aus der Synagoge in Sicherheit gebracht werden konnten Erst am 10 November wurde die Synagoge von herangebrachten nationalsozialistischen Aktivisten aus dem Raum Bielefeld in Brand gesetzt 8 Die stadtische Feuerwehr wurde am Loschen des Brandes behindert setzte sich dann aber nach Einsturz der Kuppel durch und loschte den Brand Wer sich noch retten konnte ging ins Ausland Zu diesen gehorte der in die USA emigrierte und in Los Angeles lebende Rechtsanwalt Dr Albert Rose der seinerzeit 1 Vorsitzender der Synagogengemeinde Paderborn war Die Daheimgebliebenen wurden deportiert 1 Hermann Herzheim der Grossvater des im Jahr 1959 amtierenden 1 Vorsitzenden der Paderborner Judischen Kultusgemeinde K Th Herzheim wird als Reprasentant der damaligen Judischen Gemeinde erwahnt 8 Im Jahre 1945 versuchte man wieder eine Gemeinde zu bilden Sie wurde schliesslich 1953 als Judische Kultusgemeinde Paderborn Korperschaft des offentlichen Rechts mit den angeschlossenen Kreisen gegrundet 8 Am 29 November 1959 konnte der Neubau einer Synagoge eingeweiht werden 8 Gemeindevorsteher Bearbeiten1661 Isaac Hertz 1 um 1882 Hermann Herzheim 3 1923 Louis Weiler 1 1923 1941 David Koln 1 um 1960 Karl Theodor Herzheim 8 2008 Tanja Rubens 9 Literatur BearbeitenMargit Naarmann Ortsartikel Paderborn in Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold hg von Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski Munster 2013 S 573 590 Online Fassung der Historischen Kommission fur Westfalen Weblinks BearbeitenWebsite der Judischen Gemeinde PaderbornEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p Paderborn und die Juden jg paderborn de abgerufen am 10 Juli 2018 Unsere Landesverbande vor Ort zentralratderjuden de abgerufen am 10 Juli 2018 a b c Uber die Gemeinden im Hochstift jg paderborn de abgerufen am 10 Juli 2018 Die Annahme fester Familiennamen der Juden in Westfalen PDF 6 4 MB lwl org 23 Januar 2017 abgerufen am 10 Juli 2018 Die Annahme fester Familiennamen der Juden in Westfalen heinrich heine denkmal de abgerufen am 10 Juli 2018 Cordula Lissner Fanny Nathan 1803 1877 und das judische Waisenhaus in Paderborn In Zedaka Arbeitskreis judische Wohlfahrt 2 November 2020 abgerufen am 20 Oktober 2021 Fanny Nathan 1803 1877 Grunderin des judischen Waisenhauses in Paderborn In Internet Portal Westfalische Geschichte Landschaftsverband Westfalen Lippe lwl org abgerufen am 20 Oktober 2021 a b c d e Synagoge jg paderborn de abgerufen am 10 Juli 2018 Tanja Rubens Wohnhaft in Paderborn beheimatet im judischen Glauben pbams de 24 Juli 2011 abgerufen am 10 Juli 2018 51 713606 8 746254 Koordinaten 51 42 49 N 8 44 46 5 O Judische Gemeinden im Landesverband Westfalen Lippe Bielefeld Bochum Herne Hattingen Dortmund Gelsenkirchen Hagen Herford Detmold Minden Munster Paderborn Recklinghausen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Paderborn amp oldid 232209490