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Die Judische Gemeinde Bielefeld ist eine 1705 gegrundete Religionsgemeinschaft in Bielefeld deren Anfange im 14 Jahrhundert zu finden sind Sie ist heute als Judische Kultusgemeinde Bielefeld Mitglied im Landesverband der Judischen Gemeinden von Westfalen Lippe 1 Daruber hinaus hat sie sich der Union progressiver Juden in Deutschland angeschlossen Synagoge Bielefeld Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gemeindevorsitzende 3 Rabbiner 4 Begrabnisstatten 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksGeschichte BearbeitenDer fruheste dokumentarische Nachweis uber die Ansiedlung von Juden in Bielefeld stammt aus der Mitte des 14 Jahrhunderts In einer Urkunde vom 23 April 1345 wird erwahnt dass der Graf von Ravensberg dem Bielefelder Kanonikus Gottfried de Blomenberge Besitzungen und Abgaben verpfandet hatte darunter auch die jahrlichen Abgaben der Juden in Bielefeld 2 3 4 5 Wahrend der Pestpogrome in den Jahren 1348 1350 wurden die Juden auch aus Bielefeld vertrieben In Lubbecke soll es 1350 zu blutigen antijudischen Massakern gekommen sein Am 12 Februar 1370 gestattete der Graf von Ravensberg Wilhelm von Julich den Juden die Ruckkehr in ihre Heimat Die in Bielefeld lebenden Juden Saulus Vinoes Simon Jutta Nennkun von Hamelen Nennken un Rethberghe Johanna von Hamme mit Familien standen von nun an unter unmittelbarem Schutz des Landesherrn der ihnen die Sicherheit des Aufenthalts bzw beim Verlassen der Stadt des Geleits verburgte Auch 1384 1408 und 1430 erwahnen Urkunden Judenansiedlungen in Bielefeld Seit Mitte des 16 Jahrhunderts durften in Bielefeld keine judischen Einwohner mehr ansassig gewesen sein da Herzog Wilhelm V von Julich 1554 fur das ganze Land ein Aufenthaltsverbot fur Juden erliess sog Julicher Polizeiverordnung Ende des 16 Jahrhunderts setzte wieder eine langsame Zuwanderung ein Der erste Nachweis fur eine neuerliche Einwanderung von Juden in Bielefeld lasst sich den Ratsverhandlungen der Stadt Bielefeld vom 11 Juli 1586 entnehmen wonach einer Familie Hertz gegen Zahlung von 20 Thalern fur kurze Zeit der Aufenthalt in der Stadt erlaubt wurde Gegen Entrichtung einer weiteren Gebuhr durfte diese auch andere Juden aufnehmen Nach Inkrafttreten des Gesetzes uber die Rechtsverhaltnisse der Juden in Preussen 1847 wurde die Synagogengemeinde Bielefeld im Januar 1855 von der koniglichen Regierung zu Minden formalrechtlich als Korperschaft des offentlichen Rechtes konstituiert 6 Durch eine Schenkung gelangte die Gemeinde um das Jahr 1800 in den Besitz eines Gebaudes am Klosterplatz in der Bielefelder Altstadt den fruheren Wendtschen Hof Zunachst wurden die Gottesdienste in den vorhandenen Gebauden abgehalten bis es im Jahr 1847 zur Errichtung einer Synagoge kam Nachdem Anfang des 20 Jahrhunderts die Raumlichkeiten in der alten Synagoge am Klosterplatz 5 verschiedenen Renovierungen zum Trotz zu klein geworden waren entschied sich die Gemeinde fur den Bau eines neuen Gotteshauses 7 Ein Darlehen der Stadt Bielefeld ermoglichte den Kauf eines Grundstucks an der Turnerstrasse in der Nahe des Kesselbrinks Am 20 September 1905 wurde die nach den Planen von Eduard Furstenau errichtete neue Synagoge feierlich eingeweiht Das fur 800 Glaubige ausgelegte Gebaude wurde von einer 41 Meter hohen Kuppel gekront auf deren Spitze ein vergoldeter Davidstern angebracht war nbsp Die Gedenktafel fur die im Jahr 1938 zerstorte Synagoge an der TurnerstrasseWie viele andere Synagogen in Deutschland wurde das Gotteshaus bei den Novemberpogromen im Jahre 1938 in Brand gesteckt und die Ruine spater vollkommen beseitigt 8 Heute erinnert an der Turnerstrasse eine Gedenktafel an die alte Synagoge Die antisemitische Hetze in der Lokalpresse wurde immer starker Am 13 Dezember 1941 wurden etwa 1000 Juden aus der Gestapoleitstelle Munster in das Ghetto Riga deportiert davon ca 420 aus dem Gestapobezirk Bielefeld 88 Juden aus Bielefeld selbst 9 Die Deportationen wurden als Verschickung Evakuierung Osteinsatz Abschiebung getarnt Weitere Deportationen folgten in die Konzentrationslager Auschwitz und Theresienstadt und an unbekannte Zielorten bis auch in Bielefeld kein Jude mehr lebte 10 Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg grundete sich die Gemeinde als Judische Kultusgemeinde Bielefeld neu Eine neue Heimat fand sie 1951 in einem Gebaude an der Stapenhorststrasse im Bielefelder Westen 11 Die Zuwanderung judischer Emigranten aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion fuhrte seit den 1990er Jahren zu einem erheblichen Anwachsen der Gemeinde Da sich der bisherige Betraum hierdurch als langfristig zu klein erwies entstanden Plane fur eine neue Synagoge Hierzu wurde die ehemalige evangelische Paul Gerhardt Kirche an der Detmolder Strasse umgebaut und 2008 als Synagoge Beit Tikwa Haus der Hoffnung eingeweiht Die Vorsitzende Irith Michelsohn sprach sich 2019 in einem Interview fur einen Diskurs zwischen den drei grossen Religionen Christentum Islam Judentum in Deutschland aus 12 Gemeindevorsitzende Bearbeiten1879 1907 Moritz Katzenstein 1933 1939 Willy Katzenstein Emigration nach England 1939 1942 Hugo Speyer Deportation 1945 1957 Max Hirschfeld um 1962 Robert Eichengrun danach Artur Sachs gestorben am 24 Juni 1997 danach Alfred Spier von 2001 bis 2010 Irith Michelsohn Paul Yuval Adam von 2010 bis 2013 Paul Yuval Adam Elena Kolmakova von 2013 bis 2017 Irith Michelsohn Stefan Probst ab 2015 Elena Zotova seit 2017 Irith Michelsohn Ewgenij KirschnerRabbiner Bearbeiten2022 heute Natalia Verzhbovsha 1808 1826 Moses Friedheim 1845 1889 Salomon Blumenau 1889 1917 Felix Coblenz 1917 1938 Hans Kronheim Emigration in die USA Begrabnisstatten BearbeitenSeit 1665 befand sich an den Strassen Lutterstrasse Bolbrinkersweg ein judischer Friedhof der jedoch Ende des 19 Jahrhunderts zu klein geworden war Als Ersatz wurde der Judische Friedhof am Kahlen Berg in direkter Nachbarschaft des Johannisfriedhofs angelegt Der alte Friedhof fiel 1953 dem Strassenbau zum Opfer 13 Einzelnachweise Bearbeiten Judische Gemeinden in Westfalen Geschichtlicher Uberblick bei Monika Minninger Nur eine kleine Minderheit Zur Geschichte der Juden in Bielefeld In Andreas Beaugrand Hrsg Stadtbuch Bielefeld Tradition und Fortschritt in der ostwestfalischen Metropole Bielefeld 1996 S 138 145 ISBN 3 88918 093 0 Geschichtlicher Uberblick bei Monika Minninger Bernd J Wagner Judisches Leben in Bielefeld Zwischen Ausgrenzung Verfolgung und Akzeptanz In Andreas Beaugrand Hrsg Stadtbuch Bielefeld 1214 2014 BVA Bielefeld 2013 S 500 509 ISBN 978 3870736101 Monika Minninger Bielefeld Kai Uwe von Hollen Bielefeld Schildesche In Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold Hg von Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski Redaktion Anna Therese Grabkowsky Franz Josef Jakobi und Rita Schlautmann Overmeyer in Kooperation mit Bernd Wilhelm Linnemeier Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Westfalen Neue Folge 10 Ardey Munster 2013 ISBN 978 3 87023 283 2 S 258 277 Herbert Adolf Maas Zur Geschichte der judischen Gemeinde in Bielefeld in der brandenburg preussischen Zeit bis zur Emanzipation PDF 42 MB In 65 Jahresbericht des Historischen Vereins fur die Grafschaft Ravensberg 1966 1967 S 79 94 abgerufen am 25 Juni 2023 Amts Blatt der Koniglich Preussischen Regierung zu Minden Jg 1855 S 24 Abgerufen am 20 Mai 2019 Geschichte der Juden in Bielefeld vor der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 Aufgerufen auf www juedische gemeinde bielefeld de am 3 August 2018 Jochen Rath 9 November 1938 Die Pogromnacht in Bielefeld In Historischer RuckKlick Stadtarchiv Bielefeld 2008 abgerufen am 27 Februar 2019 Jupp Asdonk Dagmar Buchwald Lutz Havemann Uwe Horst Bernd J Wagner Es waren doch unsere Nachbarn Deportationen in Ostwestfalen Lippe 1941 1945 Bielefelder Beitrage zur Stadt und Regionalgeschichte Band 24 Bielefeld 2012 1 Auflage Bielefeld 2014 2 Auflage S 77 85 Die Deportation der Bielefelder Juden auf der Website von Yad Vashem Dagmar Gieseke 16 September 1951 Die judische Gemeinde weiht ihren Betraum ein In Historischer RuckKlick Stadtarchiv Bielefeld 2011 abgerufen am 27 Februar 2019 Irith Michelsohn Judische Gemeinde Bielefeld In NRWision 28 Mai 2019 abgerufen am 30 Marz 2021 Wiese Heidi Statten fur die Toten und fur die Lebenden Die Bielefelder Friedhofe als kultur und naturgeschichtliche Parkanlagen In Beaugrand Andreas Stadtbuch Bielefeld 1214 2014 Bielefelder Verlag Bielefeld 2013 S 417 Literatur BearbeitenMonika Minninger Ortsartikel Bielefeld in Historisches Handbuch der judischen Gemeinschaften in Westfalen und Lippe Die Ortschaften und Territorien im heutigen Regierungsbezirk Detmold hg von Karl Hengst in Zusammenarbeit mit Ursula Olschewski Munster 2013 S 258 275 Online Fassung der Historischen Kommission fur Westfalen Weblinks BearbeitenHomepage der Judischen Kultusgemeinde Bielefeld Klaus Dieter Alicke Lexikon der judischen Gemeinden im deutschen Sprachraum 3 Bande Gutersloher Verlagshaus Gutersloh 2008 ISBN 978 3 579 08035 2 Online Version Bielefelder Gemeinde Aufgerufen auf www judische gemeinden de am 4 August 2018 Judische Gemeinden im Landesverband Westfalen Lippe Bielefeld Bochum Herne Hattingen Dortmund Gelsenkirchen Hagen Herford Detmold Minden Munster Paderborn Recklinghausen 52 008741 8 543172 Koordinaten 52 0 31 5 N 8 32 35 4 O Normdaten Korperschaft GND 7548505 9 lobid OGND AKS VIAF 245442178 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Judische Gemeinde Bielefeld amp oldid 236727395