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Der Islam galt uber Jahrhunderte hinweg neben dem Christentum als eine der vorherrschenden Religionen auf dem Territorium des heutigen Armeniens Eine dominante Rolle spielte der Islam vor allem ab dem 18 Jahrhundert mit der Grundung des Khanats Jerewan 1 Der Basar von Eriwan mit der grossen Moschee um 1875 Inhaltsverzeichnis 1 Islamisierung 2 Kulturelles Erbe 2 1 Aserbaidschaner 2 2 Kurden 3 Gegenwart 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseIslamisierung BearbeitenDer Islam begann im siebten Jahrhundert in das Territorium des heutigen Armeniens einzudringen Arabische und spater kurdische Stamme begannen sich nach den ersten arabischen Invasionen im 7 Jahrhundert in Armenien niederzulassen und spielten eine bedeutende Rolle im politisch sozialen Leben des Landes in folgenden Jahrhunderten 2 Um ihre Macht zu starken und den Islamisierungsprozess zu beschleunigen siedelten die arabischen Kalifen in neu besetzten Gebieten arabische Stamme an 3 Die islamisch muslimischen Elemente in armenisch besiedelten Territorien erstarkten sich allerdings erst mit den Eroberungszugen der turkischstammigen Seldschuken im 11 Jahrhundert Mit dem Sieg uber das Byzantinische Reich in der Schlacht bei Manzikert 1071 brachten Seldschuken grosse Teile Anatoliens und Armenien unter ihre Kontrolle 4 Mit der mongolisch tatarischen Invasion im 13 Jahrhundert und dem Feldzug von Timur im 14 Jahrhundert zogen weitere turkische Stamme aus Zentralasien nach Transkaukasien 5 Ende des 16 bis Anfang des 17 Jahrhunderts wurde das heutige Armenien vor allem die Provinz Eriwan zusatzlich noch durch vier Turkstamme Ustadschli Alpout Bayat und Kadscharen bevolkert 6 Kulturelles Erbe BearbeitenZum Zeitpunkt des Zweiten Russisch Persischen Krieges 1826 1828 belief sich die Bevolkerungszahl des Khanats Jerewan Eriwan auf 107 000 Menschen darunter 87 000 Muslime uberwiegend Aserbaidschaner Laut statistischen Daten der Zarenverwaltung die 1831 d h erst drei Jahre nach dem Kriegsende veroffentlicht wurden ging die Anzahl der muslimischen Bevolkerung in nur kurzester Zeit bis auf 50 000 zuruck Dennoch blieb u a die Stadt Eriwan mehrheitlich muslimisch 7 Nahezu alle Moscheen in Eriwan die bis 16 Jahrhundert errichtet worden waren wurden wahrend osmanisch safawidischer Kriege zerstort als die Stadt im Zuge kriegerischer Auseinandersetzungen von Hand zu Hand ging 8 Nach der Einnahme der Stadt durch russische Truppen wurde die 1582 von Turken errichtete Festungsmoschee auf Anweisung des Generals Iwan Paskewitsch in eine russisch orthodoxe Kirche umgewandelt Die nach der Furbitte des Heiligen Muttergottes genannte Kirche wurde am 6 Dezember 1827 eingeweiht 9 Gemass statistischem Bericht der Kaukasischen Statthalterschaft des Zarenreichs aus dem Jahr 1870 gab es im Gouvernement Eriwan insgesamt 269 schiitisch islamische Gotteshauser die meisten davon auf dem Gebiet des heutigen Armeniens 10 Jean Marie Chopin erwahnt acht Moscheen die allein Eriwan Mitte des 19 Jahrhunderts beherbergte nbsp Eriwan mit seinen Moscheen und Minaretten bei der Einnahme durch russische Truppen 1827 Gemalde von Franz RoubaudAbbas Mirza Moschee Mohammed Chan Moschee Sali Chan Moschee Schah Abbas Moschee Nowrus Ali bek Moschee Blaue Moschee Sartip Chan Moschee Hadschi Dschafar bek Moschee 11 N I Woronow geht von insgesamt 60 Moscheen in der Ujesd Eriwan eine kleinere Verwaltungseinheit innerhalb des Gouvernements Eriwan aus 12 Der Archaologe Philipp L Kohl richtete dabei in seinen Untersuchungen die Aufmerksamkeit auf die auffallend geringe Anzahl von muslimischen Kulturdenkmalern in Armenien obwohl Muslime Aserbaidschaner Perser Kurden hier bis zum Vertrag von Turkmentschai die uberwiegende Mehrheit gebildet hatten Unabhangig davon welchen Statistiken zur demographischen Situation man sich auch zuwendet besteht kein Zweifel dass in dieser Region eine Grosszahl materieller Denkmaler des Islam hatten existieren sollen Ihre fast vollstandige Abwesenheit kann heute kein Zufall sein 13 Aserbaidschaner Bearbeiten Um die Wende zum 20 Jahrhundert lebten in Eriwan dem Enziklopeditscheski slowar Brockhaus Efron zufolge 29 000 Menschen die zu 4 aus Aserbaidschanern 48 aus Armeniern und 2 aus Russen bestanden 14 Gemass der antireligiosen Ausrichtung der Sowjetideologie wurden nach der Etablierung der kommunistischen Herrschaft in Armenien viele islamische Einrichtungen demoliert andere ahnlich wie die armenischen Kirchen geschlossen 15 Durch den Erlass Uber die Umsiedlung von Genossenschaftsbauern und anderer Bevolkerung aus der Armenischen SSR in die Kura Aras Niederung der Aserbaidschanischen SSR vom 23 Dezember 1947 verloren etwa 150 000 Aserbaidschaner zwischen 1948 und 1953 ihre Heimatorte in Armenien und wurden nach Zentral Aserbaidschan zwangsumgesiedelt Deren Hauser besetzten die Armenier aus der Diaspora uberwiegend aus Syrien Irak und Iran 16 Dadurch bedingt ging die Anzahl der aserbaidschanischen Bevolkerung in Armenien drastisch zuruck Allein in Jerewan sank deren Anteil 1959 bis auf 0 7 Prozent 17 nbsp Die Uberreste der Abbas Mirza Moschee in Jerewan 1925 Fotograf Fridtjof NansenMit erneutem Aufflammen des Bergkarabach Konfliktes Ende der 1980er Jahre flohen etwa 200 000 Aserbaidschaner die noch 1988 in Armenien lebten und somit die grosste ethnische Minderheit bildeten nach Aserbaidschan bzw wurden vertrieben 18 Um die verbliebenen Relikte des kulturreligiosen Erbes der Aserbaidschaner vom Stadtbild Jerewans zu entfernen wurde im Jahre 1990 eine der letzten und von Aserbaidschanern benutzte Moschee in der Vardanants Str 22 abgerissen weil diese wie Thomas de Waal anmerkt anders als Blaue Moschee nicht als persisch klassifiziert werden konnte Die Bezeichnung der Blauen Moschee als persisch wird wahrenddessen als linguistische Beseitigung der aserbaidschanischen Vergangenheit seitens der Armenier interpretiert da die meisten Besucher dieses Gotteshauses einst Aserbaidschaner waren 19 Kurden Bearbeiten Die massenhafte Ansiedlung der Kurden in Armenien und anderen Territorien des sudlichen Kaukasus durch osmanische Sultane begann ab Ende des 16 Jahrhunderts 20 Als ethnische Minderheit bekamen sie erst mit der Grundung der Demokratischen Republik Armenien 1918 politische Rechte Ein Vertreter der Kurden wurde ins armenische Parlament gewahlt In der armenischen Armee dienten kurdische Offiziere und stellten kurdische Freiwilligeneinheiten auf 21 Wahrend stalinistischer Sauberungen wurden Tausende Kurden im Jahr 1937 aus Armenien nach Zentralasien zwangsdeportiert 22 Zwischen 1939 und 1959 wurden viele Kurden von der Sowjetmacht entweder als Aserbaidschaner oder Armenier aufgelistet 23 Die negativen Folgen des Bergkarabach Konfliktes zwischen Armenien und Aserbaidschan trafen auch die kurdisch besiedelten Gebiete hart insbesondere auf der armenischen Seite Aufgrund ihrer kulturellen Nahe zu Aserbaidschanern erfuhren muslimische Kurden in Armenien Diskriminierungen und mussten Ende der 1980er Jahre nach Aserbaidschan oder in den russischen Nordkaukasus fliehen insgesamt 18 000 Menschen 24 Mit der Eroberung aserbaidschanischer Stadte Lacin und Kelbecer durch armenische Truppen wurde die kurdische Bevolkerung aus den genannten Provinzen vertrieben 25 80 Prozent von ihnen liessen sich als Binnenvertriebene in Fluchtlingslagern von Agcabedi in Aserbaidschan nieder 26 nbsp Blaue Moschee Jerewan2001 lebten in Armenien etwas mehr als 1500 muslimische Kurden 27 Gegenwart BearbeitenArmenien gilt heutzutage als das monoethnischste Land im gesamten post sowjetischen Raum wo Armenier 98 Prozent der Landesbevolkerung ausmachen gefolgt von Jesiden 1 2 und weiteren ethnischen Gruppen 0 8 28 Der Anteil der Muslime ist verschwindend gering und liegt der letzten Volkszahlung aus dem Jahr 2011 zufolge bei lediglich 812 Personen 0 027 der Gesamtbevolkerung 29 Die auf Initiative und mit direkter finanzieller Unterstutzung des Irans zwischen 1996 und 1999 restaurierte Blaue Moschee ist die einzig erhaltene schiitisch islamische Einrichtung in Armenien die die politischen Turbulenzen des 19 und 20 Jahrhunderts uberstanden hat Sie wird hauptsachlich von iranischen Staatsburgern die in Armenien beruflich tatig sind oder als Touristen kommen genutzt und wurde von der armenischen Regierung im Oktober 2015 fur 99 Jahre dem iranischen Staat verpachtet 30 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Islam in Armenien Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten George Bournoutian Eastern Armenia in the Last Decades of Persian Rule 1807 1828 A Political and Socioeconomic Study of the Khanate of Erevan on the Eve of the Russian Conquest Undena Publications 1982 ISBN 978 0 89003 122 3 S 74 Aram Ter Ghevondyan The Arab Emirates in Bagratid Armenia Translated by Nina Garsoian Hrsg Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon 1976 L B Alaev K Z Ashrafyan Istoriya Vostoka Vostok v srednie veka Band 2 Vostochnaya literatura RAN Moskva 2002 ISBN 5 02 017711 3 Dimitri Korobeinokov Raiders and Neighbours The Turks 1040 1304 in The 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359 Glavnoe Upravlenie Namestnika Kavkazskogo 1869 Kavkazskij kalendar na 1870 god Tipografiya Glavnogo Upravleniya Namestnika Kavkazskogo Tiflis 1869 Chopin Jean Marie Istoricheskij pamyatnik sostoyaniya Armyanskoj oblasti v epohu eya prisoedineniya k Rossijskoj imperii Tipografiya imperatorskij Akademii Nauk Sankt Peterburg 1852 S 468 N I Voronov Sbornik statisticheskih svѣdѣnij o Kavkazѣ Imperatorskoe russkoe geograficheskoe obshestvo Kavkazskij otdѣl Sankt Peterburg 1869 S 71 Philip L Kohl Clare P Fawcett Nationalism Politics and the Practice of Archaeology Cambridge University Press Cambridge 1995 ISBN 978 0 521 55839 6 S 155 Enciklopedicheskij slovar Brokgauza i Efrona 1890 1907 Erivan Abgerufen am 2 Marz 2018 russisch Markus Ritter The Lost Mosque s in the Citadel of Qajar Yerevan Architecture and Identity Iranian and Local Traditions in the Early 19th Century Hrsg Iran and the Caucasus Vol 13 Nr 2 2009 S 244 Vladislav Zubok A Failed Empire The Soviet Union in the Cold War from 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Ansgar Jodicke Hrsg Religion and Soft power in the South Caucasus 2017 ISBN 978 1 138 63461 9 S 150 Gazhar Askerov Kurdskaya diaspora v stranah SNG Bishkek 2005 S 48 Lokman I Meho and Kelly L Maglaughlin Kurdish Culture and Society An Annotated Bibliography Greenwood Press Westport Connecticut London 2001 ISBN 0 313 31543 4 S 22 Alexandre Bennigsen and S Enders Wimbush Muslims of the Soviet Empire A Guide C Hurst and Company London 1985 ISBN 1 85065 009 8 S 210 Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan through Peace and War New York University Press New York London 2003 ISBN 0 8147 1944 9 S 304 Azerbaijan Seven Years of Conflict in Nagorno Karabakh PDF Human Rights Watch Helsinki Dezember 1994 abgerufen am 3 Marz 2018 englisch Arif Yunusov Etnicheskij sostav Azerbajdzhana po perepisi 1999 goda 12 Marz 2001 abgerufen am 3 Marz 2018 russisch Europe MRG Directory Armenia PDF Minority Rights Group International World Directory of Minorities abgerufen am 3 Marz 2018 englisch The 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