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Ignatius Christianus Fridericus Fortuna um 1730 24 November 1789 in Steele war Kammermohr der Essener Furstabtissinnen Franziska Christine von Pfalz Sulzbach und Maria Kunigunde von Sachsen Im Gegensatz zu vielen anderen Kammermohren die lediglich auf Gemalden ihrer Herrschaften als Statussymbole oder in Rechnungen und Inventaren auftauchen oder beilaufig in Briefen erwahnt werden ist Ignatius Leben gut dokumentiert Die Hauptquelle dabei sind die Akten uber seinen Nachlass und das Testament der Furstabtissin Franziska Christine Ignatius Fortuna Ausschnitt aus dem Reprasentationsgemalde der Furstabtissin Franziska Christine von Pfalz Sulzbach Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Jugend 2 Das Verhaltnis zur Furstabtissin 3 Fortuna 4 Tod und Erbe 5 Literatur 6 WeblinksHerkunft und Jugend BearbeitenIgnatius der diesen Namen erst bei der Taufe erhielt und dessen ursprunglicher Name unbekannt ist wurde um 1735 als Kind in das Reichsstift Essen gebracht Der spatere Essener Rentmeister Franz Adam Schiffer der als Kaufmann in Sudamerika gelebt hatte brachte bei seiner Ruckkehr von dort wahrscheinlich aus Suriname zwei junge Sklaven mit Diese wurden in Essen christlich erzogen und getauft der eine auf den Namen Maximilian der andere am 12 Oktober 1737 in der Pfarrkirche St Johann Baptist auf die Namen Ignatius Christianus Fridericus Die Vornamen deuten auf die Taufpaten Christianus kam von der Furstabtissin Franziska Christine Fridericus von Friedrich Christian Freiherr von Brabeck einem Kanoniker des Stiftes Thorn in dem Franziska Christine ebenfalls Abtissin war Beide Knaben wurden von Schiffer an geistliche Landesherren gegeben Maximilian der fruh verstarb an den Furstabt Benedikt von Geismar des Klosters Werden Ignatius an die Furstabtissin Einen Mohren am Hofe zu haben gehorte ab Mitte des 17 Jahrhunderts zum Standard europaischer Furstenhofe auch die geistlichen Fursten von Werden und Essen machten hiervon keine Ausnahme Das Verhaltnis zur Furstabtissin Bearbeiten nbsp Furstabtissin Franziska Christine von Pfalz Sulzbach Dienstherrin und Forderin FortunasUngewohnlich ist jedoch das besondere Vertrauen das Ignatius von Franziska Christine entgegengebracht wurde Der junge Mann der nach Angabe von Franziska Christines Testament keinen Beruf gelernt hatte nahm eine herausgehobene Position im Haushalt ein die sich darin widerspiegelt wie er untergebracht war Im Essener Abteigebaude bewohnte er das Vorzimmer zum Speisezimmer der Abtissin eine Art Wohnzimmer in Schloss Borbeck ein Zimmer neben dem furstlichen Speisezimmer In den Residenzraumen in Steele wurde seine Stellung besonders deutlich Wahrend Lakaien Knechte Magde und der Koch der Furstin ungeheizte Kammern unter dem Dach bewohnten verfugte Ignatius uber ein beheizbares Zimmer auf derselben Etage wie die Furstin ein Privileg das neben ihm nur der Rentmeister des Stifts und der personliche Geistliche der Furstabtissin hatten Uber Ignatius Pflichten im hofischen Zeremoniell ist nur wenig bekannt in seinem Nachlass fanden sich allerdings eine Flote eine Violine ein Violoncello und eine Trompete dazu noch Gegenstande wie ein ledernes Reitseil die darauf deuten dass Ignatius Gesellschaften der Furstabtissin musikalisch und mit Schauspielerei unterhielt Beim feierlichen Einzug von Franziska Christines Nachfolgerin Maria Kunigunde von Sachsen in die Stadt war es Ignatius der ihr die Schleppe trug bei Tisch bediente und den vornehmsten Gasten nachher den Kaffee kredenzte Ignatius Wertschatzung am Essener Hof ist auch an den Geschenken zu erkennen die er von seiner Dienstherrin erhielt Franziska Christine schenkte ihm eine goldene Uhr und einen Pelzmantel vermutlich erhielt Ignatius auch Geldgeschenke denn er kam zu einem fur einen Mohren ungewohnlichen Wohlstand Aus Akten ist bekannt dass Ignatius schon 1772 eine Summe von 200 Reichstaler zu funf Prozent Zinsen an einen Juden der allerdings im Folgejahr Bankrott machte verleihen konnte Franziska Christine bedachte Ignatius auch in ihrem Testament besonders reich Der getreue Kammermohr erhielt ein lebenslanges Wohnrecht im von ihr gegrundeten Waisenhaus zu Steele kostenlose Speisung am gleichen Tisch wie der Rentmeister und der Geistliche der Stiftung und ein halbes Mass Wein an hohen Festtagen Sonn und Feiertagen Im Krankheitsfall sollte das Waisenhaus Arzt und Arzneien bezahlen Es musste ihm auch ehrsame und hinlangliche Kleidung nach teutscher Manier stellen An hohen Feiertagen sollte ihm zudem ein Spielgeld von 1 oder 1 Reichstaler ausgezahlt werden Da er keinen Beruf gelernt habe sollte Ignatius zudem nur eine leichte Beschaftigung im Waisenhaus erhalten Fortuna BearbeitenSo reichlich bedacht legte sich Ignatius irgendwann nach dem Tod der Abtissin 1776 den Nachnamen Fortuna zu mit dem er 1780 selbst unterzeichnete Die Fursorge Franziska Christines ware vermutlich nicht notig gewesen Der 1776 etwa 45 jahrige Ignatius war nicht arm 1776 lieh er dem Waisenhaus das nach Kauf eines Gutes in wirtschaftlichen Schwierigkeiten war 600 Reichstaler auf deren Ruckzahlung er im Folgejahr gegen die Zahlung einer jahrlichen Rente von 18 Reichstaler verzichtete Das Waisenhaus war nicht Fortunas einziger Schuldner Die Kammerdiener der Furstin schuldeten ihm 38 beziehungsweise 23 Reichstaler Auch den Sohnen Schiffers seinen Ziehbrudern lieh er Geld Dem einen einem furstbischoflichen Hofrat 1780 50 Reichstaler zu zwei Prozent Zinsen einem anderen einem Silberschmied 200 Reichstaler auf deren Ruckzahlung Fortuna spater gegen Zahlung einer jahrlichen Rente von sechs Reichstaler verzichtete Tod und Erbe Bearbeiten nbsp Die Kapelle des Waisenhauses Steele Begrabnisstatte FortunasIgnatius Fortuna starb ohne ein Testament oder Erben hinterlassen zu haben am 24 November 1789 gegen 7 Uhr morgens im Waisenhaus Steele an Schlagfluss also nach einem Schlaganfall im Alter von vermutlich knapp 60 Jahren Bei der Suche nach einem Testament fand man in seinen Raumen insgesamt 514 Reichstaler und prallgefullte Kleidungskisten Dieser Nachlass des zu Lebzeiten stets reich gekleideten Herrn Ignaz weckte verschiedene Begehrlichkeiten Die Kinder Schiffers der Ignatius als Kind nach Essen gebracht hatte bezeichneten sich als seine Ziehgeschwister und baten um Zusprechung der Erbschaft Auch das Waisenhaus in dem er bis zuletzt gelebt hatte bat um die Erbschaft Die furstliche Kanzlei schlug als Erben den Fiskus vor Entschieden wurde der Erbstreit durch die Furstabtissin Maria Kunigunde personlich die sich von Koblenz wo sie am Hof ihres Bruders lebte darum kummerte Maria Kunigunde behielt einige Straussenfedern aus dem Nachlass und wendete den Rest dem Waisenhaus zu Einer der Ziehbruder erhielt 100 Reichstaler daneben erhielten verschiedene Personen die mit der Abwicklung des Erbfalls befasst oder personliche Bekannte Fortunas gewesen waren kleinere Geschenke Das Waisenhaus entschied sich die vornehme Kleidung Fortunas versteigern zu lassen da selbst das geringste der Unterhemden zu wertvoll fur Waisenkinder sei Die zu diesem Zweck aufgestellte Inventarliste verzeichnete allein 15 Rocke aus kostbaren Stoffen wie Damast Die Versteigerung die sich bis 1794 hinzog weshalb einige Kleidungsstucke in der Zwischenzeit von Motten angefressen wurden erbrachte ungefahr 300 Reichstaler so dass der Wert der gesamten Erbschaft etwa 1000 Reichstaler betrug Zum Vergleich dazu betrug der Nachlass Angelo Solimans des 1796 verstorbenen Kammermohren der Prinzen zu Liechtenstein etwa 35 Reichstaler Das Schicksal Solimans nach dem Tod ausgestopft als Kuriositat dem Publikum zu Schau gestellt zu werden blieb Fortuna ebenfalls erspart Franziska Christine hatte in ihrem Testament angeordnet ihren Mohr in ihrer Nahe zu bestatten so dass Ignatius Fortuna am 26 November 1789 in der Kapelle des Waisenhauses zu Steele beigesetzt wurde wo sich noch heute eine Gedenktafel befindet Literatur BearbeitenUte Kuppers Braun Kammermohren Ignatius Fortuna am Essener Hof und andere farbige Hofdiener In Munster am Hellweg 54 2001 S 17 49 Weblinks BearbeitenWebseite zu Ignatius Fortuna nbsp Dieser Artikel wurde am 20 September 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 189540486 lobid OGND AKS VIAF 221092754 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fortuna IgnatiusALTERNATIVNAMEN Herr IgnazKURZBESCHREIBUNG Kammermohr der Furstabtissin von EssenGEBURTSDATUM 18 JahrhundertSTERBEDATUM 24 November 1789STERBEORT Essen Steele Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ignatius Fortuna amp oldid 238044572