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Hugh Iltis als Hugo Hellmut Iltis 7 April 1925 in Brunn Tschechoslowakei 19 Dezember 2016 in Madison Wisconsin haufig auch als Hugh H Iltis zitiert war ein tschechisch US amerikanischer Botaniker Er war Professor fur Botanik und Direktor des Herbariums an der University of Wisconsin Madison Als Wissenschaftler betrieb er bedeutende Studien uber die mehrjahrige Teosinte Zea diploperennis eine wilde diploide Verwandte des Mais Zea mays Er war auch ein engagierter Umweltschutzer 1 Sein botanisches Autorenkurzel lautet Iltis 2 Hugh Iltis wahrend seines 85 Geburtstages Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Privates 3 Ehrungen und Dedikationsnamen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenIltis war der Sohn von Hugo Iltis und seiner Frau Anni geborene Liebscher Sein Vater war Botaniker und Genetiker sowie Lehrer fur Biowissenschaften am deutschsprachigen Gymnasium in Brunn Brno 1924 schrieb er die erste Biografie uber Gregor Mendel mit dem Titel Gregor Johann Mendel Leben Werk und Wirkung 3 und er war ein entschiedener Gegner der nationalsozialistischen Rassenlehre Im Herbst 1938 erhielt die Familie Iltis dank der Fursprache des Emergency Committee in Aid of Displaced Foreign Scholars ein Visum fur die Einreise in die Vereinigten Staaten zusammen mit eidesstattlichen Erklarungen von Albert Einstein und Franz Boas Im Januar 1939 als Hitlers Militar den Einmarsch in die Tschechoslowakei vorbereitete entkam der dreizehnjahrige Hugo mit seiner Mutter und seinem alteren Bruder Wilfred der spater Entomologe wurde nach Frankreich In Cherbourg wo sie sich mit dem Vater wiedervereinigten gingen sie an Bord des Passagierschiffs Aquitania um den Atlantik zu uberqueren Sie liessen sich in Fredericksburg Virginia nieder wo Hugo Iltis bald darauf Professor fur Biologie am Mary Washington College wurde und der jungere Hugo seinen Namen in Hugh Iltis amerikanisierte Iltis begann ein Studium an der University of Tennessee das von 1944 bis 1946 durch seinen Dienst in der United States Army unterbrochen wurde Er war zunachst Sanitater aufgrund seiner Deutschkenntnisse wurde er jedoch zu einer Aufklarungseinheit versetzt Nach dem Zweiten Weltkrieg war Iltis in Deutschland stationiert wo er an der Vernehmung gefangener Wehrmachts und SS Offiziere darunter Heinrich Himmler mitwirkte und Dokumente bearbeitete um die Kriegsverbrechen der Nazis wahrend der Nurnberger Prozesse zu verfolgen Iltis kehrte an die Universitat of Tennessee zuruck wo er unter Aaron J Sharp Botanik studierte und 1950 mit der Prufschrift Morphology and generic delimitation in the Cleomoideae of the New World graduierte Anschliessend absolvierte er ein Doktoratsstudium an der Washington University in St Louis wo er 1952 mit der Dissertation A revision of the new world species of Cleome unter der Leitung von Edgar Shannon Anderson promoviert wurde Er beschaftigte sich vor allem mit der Systematik und Taxonomie von Pflanzen wobei er sich auf die Familie der Kaperngewachse Capparaceae und die Familie Cleomaceae konzentrierte Seine erste akademische Anstellung hatte er von 1952 bis 1955 an der University of Arkansas wo er eine Studie uber die Capparaceae von Nevada abschloss Spatere Arbeiten bildeten die Schriftenreihe Studies in the Capparaceae die 24 Veroffentlichungen umfasst darunter neu beschriebene Arten und Gattungen 1955 4 wechselte Iltis an die Botanikabteilung der University of Wisconsin Madison wo er neben der Leitung des Herbariums regelmassig Pflanzengeographie Taxonomie und Systematik der Graser lehrte Er sorgte dafur dass ein Grossteil des Herbariums der Catholic University of America erworben wurde Bis zu seinem Ruhestand im Jahr 1993 betreute er 37 Doktoranden Er und seine Studenten sammelten Tausende von Herbarbelegen im gesamten oberen Mittleren Westen um die Verbreitung von Pflanzenarten zu dokumentieren was in der Veroffentlichung des Atlas of the Wisconsin Prairie and Savanna Flora im Jahr 2000 gipfelte den er zusammen mit dem Kurator des Herbariums Theodore Cochrane verfasste Er pflegte enge Beziehungen zu lateinamerikanischen Botanikern die er oft zu langeren Aufenthalten in seinem Haus im University of Wisconsin Madison Arboretum einlud Iltis unternahm zahlreiche Expeditionen nach Mexiko Mittel und Sudamerika um nach neuen Pflanzen zu suchen Hoch im Altiplano von Sudperu entdeckte er 1962 eine winzige Veilchenart die von den Taxonomen noch nicht klassifiziert worden war 2012 erfolgte schliesslich die wissenschaftliche Erstbeschreibung durch Iltis und Harvey Ballard unter dem Namen Viola lilliputana 5 Im Mai 2013 wurde sie vom International Institute for Species Exploration zu einer der zehn wichtigsten Neuentdeckungen des Jahres gewahlt 6 Die Arbeit von Iltis war auch von wirtschaftlicher Bedeutung da er neue Quellen genetischer Variabilitat identifizierte die von Gartenbauzuchtern genutzt wurden Auf der gleichen Expedition nach Peru im Jahr 1962 entdeckte er eine Wildtomate die er als Nr 832 registrierte Er sammelte Exemplare fur mehrere Herbarien und schickte Proben und Samen an verschiedene Spezialisten auf dem Gebiet Es stellte sich heraus dass es sich bei dieser Pflanze um eine neue Tomatensorte handelte die einen wesentlich hoheren Zucker und Feststoffgehalt aufwies als die heimische Tomate Als Quelle fur die Kreuzung mit einheimischen Tomaten wurde sie sowohl zur Verbesserung des Geschmacks als auch zur Erhohung des Feststoffgehalts von Tomaten verwendet 7 nbsp Hugh Iltis Bruder Wilfred mit Zea diploperennis in seinem HausgartenIltis untersuchte mit taxonomischen und morphologischen Methoden die Domestizierung von Mais und zeichnete die Veranderungen nach die aus einem Wildgras eine der wichtigsten Nahrungspflanzen machten Seine Arbeit untermauerte die Ansicht dass der domestizierte Mais von einer Teosinte Art abstammt einer Gruppe von Grasern die in vielen Gegenden Mexikos wild wachst 8 und von der allgemein angenommen wurde dass der ursprungliche wilde Mais in der Natur ausgestorben sei Iltis verwendete eine hypothetische Abbildung dieser Pflanze fur eine Neujahrskarte die er 1976 an Familie und Freunde schickte 9 10 Diese Zeichnung veranlasste die mexikanische Botanikerin Luz Maria Villarreal de Puga 1913 2013 nach wilden Verwandten des Mais zu suchen Nachdem einem ihrer Studenten dem Botaniker Rafael Guzman die Wiederentdeckung einer Wildmaisart gelang leitete Iltis im Jahr 1978 ein Team von Botanikern zu dem Fundort und stellte fest dass es sich tatsachlich um eine bis dahin unbekannte Teosinte Art Zea diploperennis handelte die wegen ihrer Resistenz gegen bestimmte Viren geschatzt wird 11 Iltis warnte davor dass die Praxis des Sammelns von Pflanzen in tropischen Landern ohne die Einbeziehung lokaler Botaniker und ohne die Hinterlegung von Duplikaten in lokalen Herbarien irgendwann zu Problemen fuhren wurde Brasilien und einige Andenlander haben daher Gesetze erlassen die Feldstudien stark einschranken Iltis war auch ein engagierter Umwelt und Naturschutzer der sich fur die Erhaltung bedrohter Lebensraume zum Schutz der Artenvielfalt einsetzte Einige Teosinte Arten sind vom Aussterben bedroht und alle sind durch die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzung in Mexiko zunehmend gefahrdet Gemeinsam mit Kollegen an der Universidad de Guadalajara setzte er sich fur den Schutz der naturlichen Umgebung von Zea diploperennis ein indem er das 345 000 Hektar grosse Biospharenreservat Sierra de Manantlan schuf Er war 1960 Mitbegrunder des Ortsverbandes Wisconsin von The Nature Conservancy und half bei der Ausarbeitung des Hawaii s Natural Areas Law von 1970 Er war fuhrend an der Kampagne zum Verbot von DDT in Wisconsin beteiligt das 1968 als erster US Bundesstaat in Kraft trat Ausserdem forderte er ein Moratorium fur die Abholzung von Primarwald in diesem Bundesstaat 12 Privates BearbeitenIltis hatte vier Sohne Frank und Michael mit seiner ersten Frau Grace Schaffel sowie David und John mit seiner zweiten Frau Carolyn Merchant eine Philosophin Wissenschaftshistorikerin und Okofeministin Er und seine dritte Frau Sharyn Wisniewski 1950 2013 stifteten einen Fonds an der Fakultat fur Botanik der University of Wisconsin Madison um die Feldforschung von Doktoranden im Bereich der Pflanzensystematik zu unterstutzen Im Dezember 2016 starb er in Madison 4 im Alter von 91 Jahren aufgrund von Komplikationen einer Gefasserkrankung Sein Nachlass wird im Archiv der University of Wisconsin Madison aufbewahrt Ehrungen und Dedikationsnamen Bearbeiten1994 erhielt Iltis den Asa Gray Award der American Society of Plant Taxonomists und 1996 und einen Merit Award der Botanical Society of America Auf internationaler Ebene erhielt er 1987 vom mexikanischen Prasidenten die Auszeichnung Contribucion Distinguida fur seine Rolle bei der Einrichtung des Biospharenreservats Sierra de Manantlan 1994 die Luz Maria Villarreal de Puga Medaille der Universidad de Guadalajara sowie 2007 die Ehrendoktorwurde derselben Universitat Er erhielt 1990 den Sol Feinstone Environmental Award des State University of New York College of Environmental Science and Forestry 1992 den National Wildlife Federation s Merit Award und 1994 den Society for Conservation Biology Service Award 1994 Am Earth Day 2017 wurde er posthum in die Wisconsin Conservation Hall of Fame aufgenommen 13 1972 wurde er Fellow der American Association for the Advancement of Science und 1982 Mitglied der Linnean Society of London Nach Iltis sind die Gattungen Iltisia und Iltisiella sowie zahlreiche Arten benannt worden die das Epitheton iltisii im Binomen tragen Literatur BearbeitenHugh Hellmut Iltis American Men amp Women of Science A Biographical Directory of Today s Leaders in Physical Biological and Related Sciences Gale 2008 Gale In Context Biography abgerufen am 8 Mai 2022 J Antonio Vazquez Garcia Hugh Hellmut Iltis 1925 2016 In Acta Botanica Mexicana Nr 119 3 April 2017 ISSN 0187 7151 S 7 13 doi 10 21829 abm119 2017 1226 spanisch inecol mx abgerufen am 8 Mai 2022 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hugh Itlis Sammlung von Bildern Hugh H Iltis papers UW Archives Curriculum vitae PDF 127 kB Mais und Teosinte Fotos von Hugh Iltis und John DoebleyEinzelnachweise Bearbeiten David Wahlberg Hugh Iltis UW botanist and outspoken environmentalist dies at 91 In Wisconsin State Journal Abgerufen am 8 Mai 2022 englisch Iltis Hugh Hellmut 1925 2016 In International Plant Names Index The Royal Botanic Gardens Kew Harvard University Herbaria amp Libraries and Australian National Botanic Gardens 2021 abgerufen am 8 Mai 2022 englisch Nancy M Wingfield Review Marius Turda and Paul J Weindling eds Blood and Homeland Eugenics and Racial Nationalism in Central and Southeast Europe 1900 1940 Budapest Central European University Press 2007 In Journal of Contemporary History Band 45 Nr 1 Januar 2010 ISSN 0022 0094 S 212 214 doi 10 1177 00220094100450011102 a b Hugh H Iltis In Wisconsin State Journal Newspapers com 29 April 2017 S A5 abgerufen am 8 Mai 2022 amerikanisches Englisch Harvey E Ballard Hugh H Iltis Viola lilliputana sp nov Viola sect Andinium Violaceae one of the world s smallest violets from the Andes of Peru In Brittonia Band 64 Nr 4 Dezember 2012 ISSN 0007 196X S 353 358 doi 10 1007 s12228 012 9238 0 springer com abgerufen am 8 Mai 2022 Lilliputian Violet Top 10 New Species of 2013 Hugh H Iltis Discovery of No 832 An essay in defense of the National Science Foundation Desert Plants Band 3 1982 S 175 192 Hugh H Iltis From Teosinte to Maize The Catastrophic Sexual Transmutation In Science Band 222 Nr 4626 25 November 1983 ISSN 0036 8075 S 886 894 doi 10 1126 science 222 4626 886 science org abgerufen am 8 Mai 2022 The botanical world just got a bit less colorful Hugh Iltis RIP In The Phytophactor 18 Januar 2017 abgerufen am 8 Mai 2022 amerikanisches Englisch David Tenenbaum Hugh Iltis UW s battling botanist dies at 91 In University of Wisconsin Madison News 30 Dezember 2016 abgerufen am 8 Mai 2022 amerikanisches Englisch Hugh H Iltis John F Doebley Rafael Guzman M Batia Pazy Zea diploperennis Gramineae A New Teosinte from Mexico In Science Band 203 Nr 4376 12 Januar 1979 ISSN 0036 8075 S 186 188 doi 10 1126 science 203 4376 186 science org abgerufen am 8 Mai 2022 Lucey Halts Timber Cutting in Big Block In The Daily Tribune Newspapers com 15 Oktober 1971 S 12 abgerufen am 8 Mai 2022 amerikanisches Englisch Kenneth Cameron Theodore Cochrane Kenneth Sytsma and Donald Waller Memorial Resolution of the Faculty of the University of Wisconsin Madison On the Death of Professor Emeritus Hugh Hellmut Iltis In University of Wisconsin Madison Hrsg Faculty Document 2682 1 Mai 2017Normdaten Person GND 1049556860 lobid OGND AKS LCCN n00008030 VIAF 6160494 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Iltis HughALTERNATIVNAMEN Iltis Hugo Hellmut Geburtsname Iltis Hugh H KURZBESCHREIBUNG tschechisch amerikanischer BotanikerGEBURTSDATUM 7 April 1925GEBURTSORT Brunn TschechoslowakeiSTERBEDATUM 19 Dezember 2016STERBEORT Madison Wisconsin 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