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Horst Paul Silvester Fischer 31 Dezember 1912 in Dresden 8 Juli 1966 in Leipzig war ein als Mediziner ausgebildeter Deutscher und KZ Arzt im KZ Auschwitz III Monowitz und Stellvertretender Lagerarzt im gesamten Konzentrationslager Auschwitz Mitglied der SS und der NSDAP Somit war er von 1942 bis 1945 an Morden von Gefangenen in tausendfacher Zahl beteiligt Aus Sicht der Medizinethik verbietet sich nachtraglich der Gebrauch der Worte Mediziner oder Arzt im Zusammenhang mit einer Berufsbezeichnung Fischers Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Lagerarzt in Monowitz 3 Nachkriegszeit 4 Gerichtsverfahren und Verurteilung 5 Schauprozess 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseWerdegang BearbeitenHorst Fischer wuchs nach dem Tod seiner Eltern als Vollwaise bei seinem Onkel in Berlin auf der ihn volkisch nationalistisch erzog Er gehorte der Bundischen Jugend an Im Jahr 1932 trat Fischer nach dem Ende seiner Schullaufbahn ein Medizinstudium an der Universitat Berlin an das er 1937 mit dem Staatsexamen abschloss Am 1 November 1933 trat er der SS SS Nummer 293 937 bei am 18 Oktober 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 370 971 1 Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war Fischer zunachst als Truppenarzt der Waffen SS in Oranienburg Dachau und Stralsund eingesetzt Er nahm am Uberfall auf die Sowjetunion teil Die Erkrankung an einer Lungentuberkulose fuhrte zu einer Versetzung weg von der Fronttruppe Im Erholungsheim machte Fischer die Bekanntschaft mit Enno Lolling dem Chef des Amtes D III des SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamtes Sanitatswesen und Lagerhygiene dem samtliche Lagerarzte unterstanden Auf Lollings Angebot in einem Konzentrationslager eingesetzt zu werden um seine chirurgischen Fachkenntnisse zu erweitern willigte Fischer ein und wenige Monate spater erfolgte ein Einberufungsbefehl nach Auschwitz Lagerarzt in Monowitz BearbeitenHorst Fischer trat seinen Dienst in dem KZ Auschwitz am 6 November 1942 an Hier war er dem Standortarzt Eduard Wirths einem personlichen Freund unmittelbar unterstellt Zunachst Truppenarzt wurde er als Nachfolger von Friedrich Entress in dessen Funktion als Lagerarzt in dem Arbeitslager und der Produktionsstatte der I G Farben auf dem Gelande der Buna Werke im KZ Auschwitz III Monowitz spatestens ab November 1943 eingesetzt In dieser Position oblag es Fischer die Selektion von Haftlingstransporten durchzufuhren und uber deren Arbeitsfahigkeit oder unfahigkeit und damit ihre Ermordung im Konzentrationslager Auschwitz Birkenau zu entscheiden Schliesslich avancierte Horst Fischer zum stellvertretenden Standortarzt von Auschwitz Im September 1944 folgte ihm auf seine Stelle als Lagerarzt in Monowitz Hans Wilhelm Konig nach 1943 stieg er zum SS Hauptsturmfuhrer auf Nach der Raumung des KZ Auschwitz war er ab Februar 1945 im SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamt tatig 1 Am 4 Januar 1945 rettete er dem Haftling Tomas Weiss sehr wahrscheinlich das Leben durch eine von ihm bewusst aufrechterhaltene Fehldiagnose die er trotz besseren Wissens in dessen Krankenakte dokumentierte 2 Nachkriegszeit BearbeitenNach Kriegsende praktizierte Fischer zunachst unbehelligt unter seinem richtigen Namen in Golzow bei Brandenburg an der Havel und spater in Spreenhagen Kreis Furstenwalde als Landarzt Allerdings wurde Horst Fischer aufgrund seiner Westkontakte und wegen politischer Unzuverlassigkeit gegenuber dem DDR Regime vom Ministerium fur Staatssicherheit MfS uber Jahre standig observiert Im April 1964 wurde das Ministerium fur Staatssicherheit auf Fischers Tatigkeit als Lagerarzt in Auschwitz 1943 44 aufmerksam Am 11 Juni 1965 wurde Horst Fischer in Untersuchungshaft genommen und vom MfS uber einen mehrmonatigen Zeitraum verhort Gerichtsverfahren und Verurteilung Bearbeiten nbsp Horst Fischer an der Tafel am 11 Marz 1966Das Verfahren gegen Fischer fand im Marz 1966 vor dem Obersten Gericht der DDR unter Vorsitz des Prasidenten Heinrich Toeplitz statt Fischer war der Durchfuhrung von Selektionen der Beaufsichtigung von Morde in den Gaskammern und der Anforderung von Zyklon B dazu beschuldigt Am 10 Marz 1966 begann das Hauptverfahren Als Rechtsbeistand Horst Fischers fungierte Wolfgang Vogel Am 25 Marz 1966 ergingen der Schuldspruch wegen fortgesetzt begangener Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das Todesurteil Nach der Ablehnung des Gnadengesuches an den Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht wurde Horst Fischer am 8 Juli 1966 durch die Fallschwertmaschine Guillotine in der Zentralen Hinrichtungsstatte der DDR in der Justizvollzugsanstalt Leipzig getotet Schauprozess BearbeitenDas Verfahren gegen Fischer vor dem Obersten Gericht der DDR hatte von Anfang an auch einen deutlichen Charakter als Schauprozess So war der Prozessverlauf durch besondere Direktiven des MfS vorgegeben Trotzdem stand nicht Fischers individuelle Verurteilung im Vordergrund sondern die DDR Justiz erhoffte sich durch die Aufdeckung von Fischers Tatigkeit im von der Industrie dafur errichteten Konzentrationslager Monowitz eine Belastung der deutschen Industrie im Allgemeinen und des ehemaligen I G Farben Konzerns im Besonderen aufzeigen zu konnen da dieser nach seiner Auflosung durch die Alliierten in Form verschiedener Nachfolgeunternehmen in Westdeutschland weiter bestand Wahrend der zehntagigen Verhandlung brachte Horst Fischer praktisch keinerlei Verteidigung vor bejahte ohne Zogern alle Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft und belastete sich mitunter selber was den Schauprozesscharakter weiter verstarkte Sein Anwalt W Vogel war als staatlicher Beauftragte fur den Freikauf und Austausch von politischen Haftlingen und fur den zwischenstaatlichen Austausch von Spionen bekannt Siehe auch BearbeitenListe von NS Arzten und Beteiligten an NS Medizinverbrechen Liste von in der DDR hingerichteten PersonenLiteratur BearbeitenChristian Dirks Die Verbrechen der Anderen Auschwitz und der Auschwitz Prozess der DDR Das Verfahren gegen den KZ Arzt Dr Horst Fischer Schoningh Paderborn 2006 ISBN 3 506 71363 9 Christian Dirks Vergangenheitsbewaltigung in der DDR zur Rezeption des Prozesses gegen den KZ Arzt Dr Horst Fischer 1966 in Ost Berlin In Jorg Osterloh Clemens Vollnhals Hrsg NS Prozesse und deutsche Offentlichkeit Besatzungszeit fruhe Bundesrepublik und DDR Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2011 ISBN 978 3 525 36921 0 S 363 374 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt am Main Berlin Wien 1980 ISBN 3 548 33014 2 Henry Leide Auschwitz und Staatssicherheit Strafverfolgung Propaganda und Geheimhaltung in der DDR Bundesbeauftragte fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Berlin 2019 S 167 177 ISBN 978 3 946572 22 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Horst Fischer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Der Prozess gegen Horst Fischer 1966 und weitere Informationen auf wollheim memorial bei der Goethe Universitat FrankfurtEinzelnachweise Bearbeiten a b Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon Frankfurt am Main 2013 S 117 Welt Sie sind stark genug um uns aus lauter Verzweiflung zu liquidierenNormdaten Person GND 124276776 lobid OGND AKS LCCN n2006010973 VIAF 37847082 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fischer HorstALTERNATIVNAMEN Fischer Horst Paul Silvester vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Mediziner und SS Lagerarzt im KZ Auschwitz III Monowitz u in der StandortfuhrungGEBURTSDATUM 31 Dezember 1912GEBURTSORT Dresden DeutschlandSTERBEDATUM 8 Juli 1966STERBEORT Leipzig Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Horst Fischer Mediziner amp oldid 239021027