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Hildebrand Veckinchusen um 1370 vermutlich in Westfalen Juli 1426 in Lubeck war ein in Brugge lebender Kaufmann zur Zeit der Hanse Neben der Tatsache dass Hildebrand und sein Bruder Sivert zu den angesehensten Hansekaufleuten ihrer Zeit zahlten kommt Veckinchusen durch die Uberlieferung von mehr als 500 Briefen und zehn Handelsbuchern eine herausragende Bedeutung fur die Erforschung der Geschaftspraxis und Lebenswelt von Kaufleuten des spaten Mittelalters zu Brief Hildebrand Veckinchusens vom 18 Februar 1422 den er aus dem Brugger Schuldturm an seine zweite Frau Margarethe schickte letzte Seite Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Ausbildung 1 2 Geschaftliche und gesellschaftliche Situation um 1400 1 3 Ausdehnung und organisatorische Struktur der Handelsgeschafte 1 4 Der Handel zwischen Flandern und Livland 1 5 Die venedyesche selscop 1 6 Geldnot und riskante Geschafte 1 7 Schuldturm und Tod 2 Zur Quellenlage und Editionsgeschichte 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Ausbildung Bearbeiten Hildebrand Veckinchusens Geburtsjahr ist nicht uberliefert wird aber gemeinhin um 1370 angesetzt Der Vorname seiner Mutter lautete Rixe der seines Vaters ist nicht bekannt Uber Hildebrands Herkunft gibt es keine abschliessenden Erkenntnisse Luise von Winterfeld vermutet aufgrund einer Ausserung Hildebrands er habe Anfang 1377 im Kindesalter den Kaiser in Dortmund gesehen dass Hildebrand auch in Dortmund geboren wurde Dollinger halt aufgrund der Tatsache dass Hildebrands dritter Bruder in Riga Ratsherr und zwischen 1402 und 1408 Burgermeister war und ein Bertold Veckinchusen zwischen 1342 und 1353 als Ratsherr und spaterer Burgermeister in Reval heute Tallinn belegt ist eine livlandische Stadt fur wahrscheinlicher Irsigler fuhrt dagegen einen vor dem Rat der Stadt Radevormwald in Westfalen beurkundeten Erbteilungsvertrag aus dem Jahr 1395 an in dem sich ein Gottschalck Veckinchusen mit seinen Brudern Hans Hildebrand Sievert dem Geistlichen Herrn Ludwig und drei Schwester verglich 1 Auch die Tatsache dass der Familienname Veckinchusen von dem Dorf Fockinghausen bei Radevormwald 2 oder von einem gleichnamigen Dorf bei Meschede abgeleitet wird legt nahe dass Veckinchusen aus Westfalen stammte Festzuhalten bleibt auf jeden Fall die ungewohnlich hohe Mobilitat der Familie denn im 14 Jahrhundert traten Kaufleute dieses Namens im gesamten Hanseraum auf In seiner Jugend absolvierte Veckinchusen gemeinsam mit seinem alteren Bruder Sivert eine Ausbildung als Kaufmannsgehilfe in Livland bevor er diesem nach Flandern folgte wo er seine Ausbildung vermutlich fortsetzte Erste eigene kaufmannische Aktivitaten sind fur das Jahr 1390 in Dordrecht uberliefert wo sich Hildebrand am Stapel bescheinigen liess er habe zwei Terlinge Tuch und zwolf Botten Wein ordnungsgemass gekauft Geschaftliche und gesellschaftliche Situation um 1400 Bearbeiten Fur die Jahre 1393 und 1398 ist Hildebrand fur das Jahr 1399 Sivert als Aldermann des Hansekontors in Brugge erwahnt was auf einen raschen geschaftlichen Aufstieg der beiden Bruder hindeutet Gestutzt wird dies durch die Tatsache dass Hildebrand in erster Ehe mit der Schwester des Dortmunder Ratsherren und Burgermeisters Claus Swarte verheiratet war Dies und Siverts Besitz von drei Hausern in Brugge die spater zur Residenz des Hansekontors wurden lasst laut Rolf Hammel den Schluss zu dass die beiden Bruder in jenen Jahren zu den angesehensten Hansekaufleuten in Flandern 3 zahlten Kurz nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete Hildebrand auf die Vermittlung seines in Riga ansassigen Bruders Caesar erneut 1398 vermittelt Caesar ihm den Kontakt zu der aus einer beguterten Rigaer Kaufmannsfamilie stammenden Margarethe Witte um 1382 nach 1433 die in einem Schreiben Caesars an Hildebrand vom 1 Juli 1398 als eine ansehnliche Jungfrau von 15 Jahren suverlike juncvrouwe van 15 jaren beschrieben wird 4 Nach einem kurzen Aufenthalt im Hause seines Schwiegervaters Engelbrecht Witte reiste Hildebrand nach Nowgorod uberwarf sich anschliessend mit Engelbrecht wegen einer Mitgift von 100 Mark und liess sich schliesslich dem Beispiel seines Bruders Sivert folgend in Lubeck nieder Dort erlangte er das Burgerrecht und verheiratete um 1400 Taleke seine Tochter aus erster Ehe mit Peter van dem Damme aus einer Lubecker Ratsfamilie und erweiterte damit seinen Lubecker Beziehungskreis Bereits 1402 kehrte Hildebrand jedoch wieder nach Brugge zuruck wo er bis auf einige kurze Reisen bis 1426 blieb Sein lubisches Burgerrecht behielt er allerdings zeitlebens auch wohnten seine Frau Margarethe und seine Kinder in Lubeck Ausdehnung und organisatorische Struktur der Handelsgeschafte Bearbeiten Durch die Auswertung der von dem Wirtschaftshistoriker Wilhelm Stieda im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts entdeckten Geschaftsbriefe ist bekannt dass Veckinchusen von Flandern aus ein weit verzweigtes uberwiegend auf verwandtschaftlichen Bindungen basierendes Netz von Handelsbeziehungen unterhielt das den gesamten Hanseraum von Nowgorod bis London umspannte und daruber hinaus nach Suden bis Venedig im Westen bis nach Bayonne an der franzosischen Atlantikkuste reichte Organisatorisch basierten die Geschafte der Veckinchusens haufig auf Handelsgesellschaften die fur einen festgelegten Zeitraum mit einer kleinen Zahl von Partnern eingegangen wurden Diese Form der Organisation bot den Vorteil dass grosseres Kapital eingesetzt und das Risiko fur den Einzelnen verringert werden konnte Der Kapitaleinsatz verteilte sich ublicherweise gleichmassig auf die einzelnen Gesellschafter und auch Gewinn und Verlust wurden spater gleichmassig geteilt Anders als etwa noch Mitte des 13 Jahrhunderts als Hansekaufleute ihre Waren gewohnlich selbst begleiteten und im Tauschhandel absetzten leitete Hildebrand Veckinchusen seine Geschafte von seinem Brugger Kontor aus und begab sich nur noch zu wichtigen Gelegenheiten etwa den regelmassig stattfindenden Messen auf Reisen Die mit seiner Hausmarke versehenen Waren wurden gewohnlich dem Transporteur im Fall von Seehandelsgeschaften dem Kapitan des betreffenden Handelsschiffes anvertraut oder von einem Handelsgesellen begleitet und am Bestimmungsort von Veckinchusens Korrespondenten verkauft Der Handel zwischen Flandern und Livland Bearbeiten nbsp Historische Karte Livlands vermutlich 15 Jahrhundert Zu Beginn des 15 Jahrhunderts handelte Veckinchusen vor allem mit Livland wohin er Tuche Salz und Gewurze verschiffte und im Gegenzug Wachs und Pelze einkaufte Fur diesen auf der Linie Flandern Livland stattfindenden Handel waren Hildebrand und sein Bruder Sivert in mehreren Handelsgesellschaften organisiert Am 3 August 1405 gingen sie gemeinsam mit den Brudern Hartwig und Gottschalk Steenhus eine Gesellschaft ein uber deren Einzelgeschafte wir durch eine umfangreiche Abrechnung des Rigaer Ratsherren Hartwig Steenhus vom Dezember 1407 im Detail unterrichtet sind 5 Nach den Berechnungen Walter Starks erzielte die Veckinchusen Steenhus Gesellschaft in den zwei Jahren ihres Bestehens einen Profit von 12 6 der allerdings nicht erzielt worden ware hatte nicht ein einzelnes sehr erfolgreiches Geschaft mit Wachs aus Livland nach Lubeck die Verluste der ubrigen Teiloperationen aufgefangen 7 Im Jahr 1406 grundeten Hildebrand und sein Bruder Sivert gemeinsam mit Partnern in Reval und Dorpat eine weitere Handelsgesellschaft die in den sechs Jahren ihres Bestehens jedoch keinen Gewinn erwirtschaftete da die Gewinne aus dem Tuchverkauf die Verluste aus dem Handel mit Pelzen und Wachs nicht ausglichen Irsigler fuhrt dies darauf zuruck dass sich das Preisniveau fur diese Waren auf dem flandrischen und livlandischen Markt zu jenem Zeitpunkt zu weit angeglichen hatte 8 Die venedyesche selscop Bearbeiten nbsp Pelze waren eine der wichtigsten Handelswaren der Bruder Veckinchusen Zwischen 1403 und 1415 fuhrten sie betrachtliche Mengen aus dem Osten ein allein rund 90 000 Stuck aus Reval 67 000 aus Riga und 153 000 aus Danzig Die Erlebnisse der hansischen Kaufleute im Baltikum und in Russland pragten auch die hansische Kunst Hier eines von vier geschnitzten Paneelen des Rigafahrergestuhls die die Stralsunder Rigafahrer der Nikolaikirche ihrer Heimatstadt im 14 Jahrhundert schenkten bartige Russen ubergeben ihre Jagdbeute Eichhornchen und Hermelinfelle einem deutschen Kaufmann Um direkte Kontakte nach Oberitalien zu knupfen und die in Brugge ansassigen venezianischen Zwischenhandler auszuschalten grundeten zwolf Kaufleute unter ihnen Sivert und Hildebrand Veckinchusen im ersten Jahrzehnt des 15 Jahrhunderts die sogenannte venedyesche selscop Venedische Gesellschaft Die Teilhaber der Venedischen Gesellschaft transportierten ihre Waren nahezu ausschliesslich uber den Landweg und verkauften die in Venedig gekauften Guter wie Gewurze Zucker Brasilholz Alaun und Weihrauch auf den Markten von Flandern England im Heiligen Romischen Reich und in Skandinavien Im Gegenzug gelangten Gebetskranze aus Bernstein Tuche und Pelzwerk nach Venedig Bis 1409 liefen die Geschafte der Venedischen Gesellschaft offenbar so gut dass die Gesellschafter Peter Karbow Heinrich Slyper und Sivert Veckinchusen in einem Brief von Koln aus ihren Brugger Mitgesellschaftern Heinrich op dem Orde und Hildebrand Veckinchusen eine Aufstockung des Gesellschaftskapitals von 5 000 auf 11 000 Mark lubisch vorschlugen 9 Vermutlich durch die ruinose Geschaftspraxis des im Auftrag der Handelsgesellschaft nach Venedig entsandten Kaufmannes Peter Karbow und seines gleichnamigen Neffen geriet die Venedische Gesellschaft um 1411 in eine Krise Karbow kaufte uberteuerte Waren ein und ruinierte sich mit einem Uberangebot an Fellen die Preise auf dem venezianischen Markt so dass im April 1411 den in Venedig gekauften Waren im Wert von rund 70 000 Dukaten schliesslich hansische Handelsguter im Wert von rund 53 000 Dukaten gegenuberstanden Die grossen Umsatze der Gesellschaft konnten zudem nur durch auf die in Brugge Koln und Lubeck sitzenden Partner gezogene Wechsel finanziert werden deren Falligkeitsdatum haufig vor dem Verkaufsdatum der Waren lag Hinzu kam die anscheinende Unredlichkeit Peter Karbows der schliesslich 1412 in Luneburg festgesetzt wurde Nach seiner Gefangennahme gab Karbow alle in Venedig lagernden Guter der Gesellschaft preis um damit seine Freiheit zu erkaufen Spatestens mit dem von Konig Sigismund im Jahr 1417 erlassenen Handelsverbot gegen Venedig kam das Ende der Gesellschaft Geldnot und riskante Geschafte Bearbeiten Erste Anzeichen fur den geschaftlichen Niedergang Hildebrand Veckinchusens finden sich in den fur die Jahre ab 1414 uberlieferten Mahnschreiben seiner Geschaftspartner 10 die darauf hindeuten dass Veckinchusen sich zeitweise in ausserster Geldnot befand Hammel fuhrt diese Probleme auf die durch Absatzprobleme hervorgerufenen Verluste im Osthandel zuruck 11 Hinzu kam die Tatsache dass Veckinchusen seinen Anteil an einem 1417 zu dessen Regierungsantritt gezahlten Darlehen fur den romisch deutschen Konig Sigismund nicht zuruckerhielt als er von seinen Glaubigern bedrangt wurde Den risikoreichen Venedighandel gab Hildebrand indessen nicht auf 1417 18 erlitt er erhebliche Verluste als er eine grosse Menge Tuch nach Venedig schickte und dabei offenbar die Marktlage falsch einschatzte Im Mai 1418 platzten zwei auf London gezogene Wechsel wodurch sich die spatere Katastrophe bereits ankundigte Im Spatsommer 1418 zog Hildebrand mit seiner Familie nach Lubeck und kaufte dort ein reprasentatives Haus in der Konigstrasse Kurz darauf kehrte er ohne Frau und Kinder nach Brugge zuruck und wurde dort 1419 zum Aldermann des Brugger Kontors gewahlt was darauf hindeutet dass er zumindest zu diesem Zeitpunkt noch Kredit und Ansehen in Brugge genoss Schuldturm und Tod Bearbeiten Die hohen Zinsen die Veckinchusen fur seine bis dahin aufgenommenen Kredite an die in Brugge ansassigen Geldverleiher zahlen musste trieben ihn immer mehr in deren Abhangigkeit Hinzu kam das Scheitern einer Spekulation mit franzosischem Salz die eine Verstimmung seiner livlandischen Geschaftspartner hervorrief Als sich die Lage immer weiter zuspitzte nutzte Hildebrand die Antwerpener Pfingstmesse im Fruhjahr 1421 zur Flucht vor seinen Glaubigern Nach Aufenthalten in Lubeck und Koln kehrte er jedoch im Herbst 1421 nach Brugge zuruck um dort den Versuch zu wagen seine Kredite zuruckzuzahlen Doch bereits im Februar 1422 wurde er auf Drangen eines seiner Glaubiger eines genuesischen Bankiers wegen einer Schuld von 120 Pfund flamisch im Brugger Schuldturm inhaftiert In den nun folgenden Jahren seiner Haft wandten sich die meisten seiner Freunde von ihm ab Seine mit den Kindern in Lubeck verbliebene Frau Margarethe geriet immer starker in Geldnot und wurde durch die Schwiegermutter seines Bruders Sivert aus dem Haus geklagt und verlor dieses Sivert unterstutzte Margarethe und die Kinder nur so weit dass sie nicht betteln gehen mussten da dies seinem eigenen Ansehen in Lubeck geschadet hatte Seit dem Herbst 1424 verstarkten die letzten Hildebrand verbliebenen Freunde ihre Anstrengungen und schafften es schliesslich unter Aufwand erheblicher finanzieller Mittel und durch eine Burgschaft seines Schwiegersohnes Peter van dem Damme Hildebrands Freilassung zu erwirken Nach seiner Entlassung aus dem Schuldturm am 14 oder 15 April 1426 unternahm Hildebrand noch einen letzten Versuch seine Glaubiger durch die erneute Aufnahme von Handelsgeschaften auszuzahlen schiffte sich dann aber am 1 Mai 1426 auf Drangen Margarethes nach Lubeck ein wo er wenige Wochen spater starb Zur Quellenlage und Editionsgeschichte BearbeitenDie Uberlieferungssituation schriftlicher Zeugnisse zur Geschaftstatigkeit hansischer Kaufleute ist ausserst durftig Von allen Hansekaufleuten des Mittelalters haben Hildebrand Veckinchusen und sein Bruder Sivert das mit Abstand umfangreichste Quellenmaterial hinterlassen nbsp Titelblatt der von Wilhelm Stieda 1921 veroffentlichten Briefedition Die erste umfassende Bearbeitung dieses Materials begann Wilhelm Stieda im Sommer 1879 rund anderthalb Jahre nach Antritt seiner Professur an der Universitat von Dorpat heute Tartu Nach seiner eigenen Aussage nutzte er die Semesterferien fur eine Fahrt nach Reval nachdem er durch eine Regestensammlung von Eduard Papst und Gotthard Hansen 12 auf die im dortigen Stadtarchiv befindlichen Briefe aufmerksam geworden war Bei diesem Aufenthalt fand er selbst noch weiteres Quellenmaterial Ein glucklicher Zufall liess mich eines Tages im Archiv eine Holzschachtel entdecken die unter einer dicken Schicht Pfeffer eine grosse Anzahl Briefe ebenfalls von und an Hildebrand Veckinchusen barg viel mehr als bisher an der genannten Stelle verzeichnet worden waren 13 In den Jahren 1887 und 1895 veroffentlichte Stieda die ersten 35 Briefe im Rahmen zweier Abhandlungen die sich mit einem Geldgeschaft Hildebrand Veckinchusens mit dem spateren Kaiser Sigismund und mit den Handelsbeziehungen der Veckinchusens nach Venedig beschaftigten 14 Die von Stieda geplante Veroffentlichung einer zweibandigen Gesamtausgabe deren erster Band die Briefe der zweite die ebenfalls in Reval aufgefundenen Handelsbucher enthalten sollte verzogerte sich durch Geldmangel den Ausbruch des Ersten Weltkrieges und ungunstige Umstande immer wieder Erst 1921 gelang es Stieda die Briefe in dem Band Hildebrand Veckinchusen Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15 Jahrhundert zu veroffentlichen 15 Mit dem Tode Stiedas im Jahre 1933 blieb der Plan eines Druckes der ubrigen Materialien unvollendet Zu beachten ist ferner dass Stieda nicht alle erhaltenen Briefe veroffentlichte Vielmehr liess er sich zwar aus Reval eine ganze Reihe von Originalbriefen in das Stadtarchiv von Rostock schicken die er spater nicht publizierte und die noch heute in Rostock liegen Die insgesamt dreizehn Handelsbucher Hildebrand Veckinchusens die die einzelnen Buchungen seiner Geschafte enthalten befanden sich bis zum Zweiten Weltkrieg im Revaler Stadtarchiv Dort nahm der russische Historiker Michail P Lesnikov im Jahr 1940 erstmals Einsicht in die Materialien und erhielt zwei der Bucher zur Abschrift nach Moskau wo er vollstandige Kopien anfertigte Lesnikov schrieb die Handelsbucher mit den Archivsignaturen Af 2 und Af 5 ab heute werden die Handelsbucher ublicherweise gemass ihren Signaturen im 1924 erschienenen Katalog des Stadtarchivs Tallinn bezeichnet die in der Zahlung von einem anderen Katalog aus dem Jahr 1896 abweichen ohne jedoch bereits an eine Veroffentlichung zu denken 16 Wahrend des Zweiten Weltkrieges wurden bis auf zwei alle Handelsbucher nach Deutschland gebracht und in das Staatliche Archivlager Gottingen uberfuhrt Von den in Reval verbliebenen Buchern Af 1 und Af 6 fertigte Lesnikov Ende der vierziger Jahre Abschriften an vom Verbleib der ubrigen Bande erfuhr er erst Anfang der funfziger Jahre 1959 schliesslich regte Heinrich Sproemberg damals Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Hansischer Geschichtsverein in der Deutschen Demokratischen Republik dessen Mitglied Lesnikov 1957 geworden war die Drucklegung der von Lesnikov bearbeiteten Materialien an Lesnikov selbst schreibt in der Ruckschau es ware eine Pflichtverletzung gegenuber der Wissenschaft gewesen wenn er die Chance nicht ergriffen hatte die so lange verschlossenen Turen in eine Schatzkammer wie es die Veckinchusen Bucher fur den Wirtschaftshistoriker sind weit zu offnen da die wirtschaftshistorische Bedeutung der Quelle nicht hoch genug eingeschatzt werden konne 17 Im Jahr 1973 erschien mit dem Band Die Handelsbucher des hansischen Kaufmannes Vechinchusen schliesslich die Edition der zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgenden Handelsbucher Af 1 und Af 6 die den Zeitraum zwischen 1399 und 1415 abdecken Die Herausgabe eines zweiten Bandes mit den sich anschliessenden Handelsbuchern Af 13 bis 1418 und Af 12 bis 1420 wurde durch den Tod Lesnikovs verhindert Zwischenzeitlich hatte auch der 1942 im Zweiten Weltkrieg gefallene Historiker Claus Nordmann 18 unabhangig von Lesnikov Abschriften der Veckinchusenschen Handelsbucher Af 4 Af 5 Af 7 und Af 8 angefertigt Uber dieses Unternehmen berichtete Nordmann in einem ein Jahr vor seinem Tod erschienenen umfangreichen Aufsatz in den Hansischen Geschichtsblattern 19 Fur seine Arbeit benutzte er Fotokopien die heute im Archiv der Hansestadt Lubeck deponiert sind und die 1913 angefertigt wurden als die im Revaler Archiv lagernden Handelsbucher anlasslich der Internationalen Ausstellung fur das kaufmannische Bildungswesen nach Deutschland geschickt wurden Signatur Katalog Revaler Stadtarchiv von 1924 Plattensammlung Archiv der Hansestadt Lubeck UmfangAf 1 I 144 Bll Af 2 II 100 Bll Af 3 IVa 38 Bll Af 4 VI 85 Bll Af 5 Va 12 Bll Af 6 III 200 Bll Af 7 VIIa 16 Bll Af 8 Vb 26 Bll Af 9Af 10Af 11 IIIb 18 Bll Af 12Af 13 IVb 50 Bll Anders als Lesnikov plante Nordmann die einzelnen Eintragungen in die Handelsbucher zum Zweck der Veroffentlichung neu zu ordnen In seiner eigenen Edition der Bucher Af 1 und Af 6 argumentierte Lesnikov dagegen fur eine originalgetreue Wiedergabe indem er darauf hinwies dass die Veckinchusenschen Bucher ihrer Form nach zwei Gruppen bilden Er bezeichnete die Bucher Af 1 Af 6 Af 12 und Af 13 als Memoranda in die die Eintragungen eher unzusammenhangend und scheinbar keinem Ordnungskriterium folgend vorgenommen wurden Alle ubrigen Handelsbucher sind nach Lesnikov als Kontobucher zu klassifizieren da die Einzelbuchungen nach festen Regeln eingetragen wurden 20 1982 nahm Walther Stark die Arbeit an den unveroffentlichten Handlungsbuchern die seit 1978 im Bundesarchiv Koblenz lagen und dann nach Berlin ausgeliehen worden waren wieder auf Zwar konnte die Stark die Arbeit vollenden das Manuskript hingegen erwies sich wegen der vielen Korrekturschichten als undruckbar Aus vielerlei Grunden konnte die Arbeit uber Jahrzehnte nicht zum Druck befordert werden 21 Schliesslich konnte die Edition der Handelsbucher im Fruhjahr 2013 abgeschlossen werden Uber rein wirtschaftshistorische Fragestellungen hinaus bieten die Veckinchusen Materialien und hier insbesondere die zahlreichen zwischen den Brudern Veckinchusen und ihren Geschaftsfreunden Geschaftspartnern Gesellen und Verwandten gewechselten Briefe auch fur sozialgeschichtliche Untersuchungen weiten Raum Exemplarisch seien hier die zwischen Hildebrand Veckinchusen und seiner zweiten Frau Margarethe ausgetauschten Schreiben genannt uber die Rolf Hammel urteilt der Briefwechsel lasse wie kein anderes spatmittelalterliches Zeugnis auch die gefuhlsmassige Beziehung zwischen Eheleuten zu Beginn des 15 Jh erkennen 22 Eine umfassende biographische Aufarbeitung der Person Hildebrand Veckinchusens steht noch aus das Material dafur liegt nun aber weitgehend komplett im Druck vor Literatur BearbeitenHilfsmittel Hans Jeske Der Fachwortschatz des Hansekaufmanns Hildebrand Veckinchusen Bielefeld 2005 ISBN 3 89534 591 1 Ungedruckte Quellen Die Handlungsbucher und Briefe Hildebrand Veckinchusens befinden sich heute im Stadtarchiv Tallinn Tallinna Linnaarhiiv Fotokopien der Handelsbucher mit Ausnahme von Af 9 Af 10 und Af 12 sind im Archiv der Hansestadt Lubeck verfugbar Gedruckte Quellen Michail P Lesnikow Walter Stark Hrsg Die Handelsbucher des Hildebrand Veckinchusen Kontobucher und ubrige Manuale Schlussredaktion Albrecht Cordes Koln Weimar Wien 2013 ISBN 978 3 412 21020 5 enthalt die Kontobucher Af 2 und 4 und die ubrigen Manuale Af 3 5 7 9 11 13 und das verschollene Manuale Af 10 sowie einen umfangreichen Apparat Michail P Lesnikov Die Handelsbucher des hansischen Kaufmanns Veckinchusen Berlin 1973 enthalt die zeitlich unmittelbar aufeinanderfolgenden Bucher Af 1 und Af 6 abgedeckt sind die Jahre zwischen 1399 und 1415 dazu die Rezension von Ahasver von Brandt Die Veckinchusen Handlungsbucher Vorgeschichte Problematik und Verwirklichung einer Quellenedition In Hansische Geschichtsblatter 93 1975 ISSN 0073 0327 S 100 112 Wilhelm Stieda Hrsg Hildebrand Veckinchusen Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15 Jahrhundert Leipzig 1921 enthalt 546 Stucke Wilhelm Stieda Hansisch Venetianische Handelsbeziehungen im 15 Jahrhundert Rostock 1894 enthalt 31 Briefe von Hildebrand und Sivert Veckinchusen aus den Jahren zwischen 1411 und 1429 Wilhelm Stieda Ein Geldgeschaft Kaiser Sigismunds mit hansischen Kaufleuten In Hansische Geschichtsblatter 16 1887 ISSN 0073 0327 S 61 82 enthalt vier Briefe Darstellungen Thorsten Afflerbach Der berufliche Alltag eines spatmittelalterlichen Hansekaufmanns Betrachtungen zur Abwicklung von Handelsgeschaften Frankfurt am Main u a 1993 ISBN 3 631 45737 5 Albrecht Cordes Spatmittelalterlicher Gesellschaftshandel im Hanseraum Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte N F 45 Koln Weimar Wien 1997 ISBN 3 412 03698 6 darin das Kapitel Bucher und Briefe der Bruder Veckinchusen S 233 260 Albrecht Cordes Die Veckinchusen Quellen und ihre weitere Erforschung Ein faszinierendes und sperriges Stuck Kaufmannsgeschichte in Jurgen Sarnowsky Hg Konzeptionelle Uberlegungen zur Edition von Rechnungen und Amtsbuchern des spaten Mittelalters Gottingen 2016 73 90 Rolf Hammel Hildebrand Veckinchusen In Biographisches Lexikon fur Schleswig Holstein und Lubeck Band 9 Neumunster 1991 ISBN 3 529 02649 2 S 358 364 Rolf Hammel Kiesow Veckinchusen Hildebrand In Neue Deutsche Biographie NDB Band 26 Duncker amp Humblot Berlin 2016 ISBN 978 3 428 11207 4 S 724 Digitalisat Franz Irsigler Der Alltag einer hansischen Kaufmannsfamilie im Spiegel der Veckinchusen Briefe In Hansische Geschichtsblatter 103 1985 ISSN 0073 0327 S 75 99 Walter Stark Untersuchungen zum Profit beim hansischen Handelskapital in der ersten Halfte des 15 Jahrhunderts Weimar 1985 Margot Lindemann Nachrichtenubermittlung durch Kaufmannsbriefe Brief Zeitungen in der Korrespondenz Hildebrand Veckinchusens 1398 1428 Munchen u a 1978 ISBN 3 7940 2526 1 Franz Irsigler Hansekaufleute Die Lubecker Veckinchusen und die Kolner Rinck In Hanse in Europa Brucke zwischen den Markten 12 17 Jahrhundert Koln 1973 S 301 312 Franz Irsigler Kaufmannsmentalitat im Mittelalter In Cord Meckseper und Elisabeth Schraut Hrsg Mentalitat und Altag im Spatmittelalter 2 Auflage Gottingen 1991 ISBN 3 525 33511 3 S 68 f Michail P Lesnikov Der hansische Pelzhandel zu Beginn des 15 Jahrhunderts In Hansische Studien Heinrich Sproemberg zum 70 Geburtstag Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte 8 Berlin 1961 S 219 272 Luise von Winterfeld Hildebrand Veckinchusen ein hansischer Kaufmann vor 500 Jahren Bremen 1929 Luise von Winterfelds Studie ist eher popularwissenschaftlich gehalten und in der Wiedergabe der Fakten nicht immer korrekt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hildebrand Veckinchusen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Briefwechsel Hildebrand Veckinchusen Quellen und Volltexte Hildebrand Veckinchusen im Repertorium Geschichtsquellen des deutschen Mittelalters Literatur von und uber Hildebrand Veckinchusen im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Irsigler Hansekaufleute S 304 Margot Lindemann Die Herkunft der Familie Veckinchusen Feckinghaus In Beitrage zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 1980 72 S 173 178 Hammel Hildebrand Veckinchusen S 359 Series Veckinchusen und Kurt Visch in Riga an Hildebrand Veckinchusen in Brugge 1 Juli 1398 Volltext der Briefedition Stiedas im Wikisource Projekt Hartwych Stenhus in Riga an Sivert Veckinchusen in Lubeck 20 Dezember 1407 Volltext der Briefedition Stiedas im Wikisource Projekt Stark Profit beim hansischen Handelskapital S 40 54 hier S 53 Stark Profit beim hansischen Handelskapital S 54 Irsigler Hansekaufleute S 310 Sivert Veckinchusen Peter Karbow und Heinrich Slyper in Koln an Heinrich op dem Orde und Hildebrand Veckinchusen in Brugge 14 April 1409 Volltext der Briefedition Stiedas im Wikisource Projekt Exemplarisch Wilhelm Weits und Lamsin Kupere in Brugge an Hildebrand Veckinchusen 21 August 1421 Volltext der Briefedition Stiedas im Wikisource Projekt Hammel Hildebrand Veckinchusen S 361f Vgl Eduard Pabst Gotthard Hansen Beitrage zur Kunde Est Liv und Kurlands Band 2 Reval 1874 S 174ff Stieda Hildebrand Veckinchusen Vorwort S V Stieda Ein Geldgeschaft Kaiser Sigismunds 4 Briefe und Hansisch Venetianische Handelsbeziehungen 31 Briefe Wilhelm Stieda Hildebrand Veckinchusen Briefwechsel eines deutschen Kaufmanns im 15 Jahrhundert Leipzig 1923 Lesnikov Handelsbucher Vorwort S IX Lesnikov Handelsbucher Vorwort S XI Dazu Nordmanns akademischer Lehrer Fritz Rorig In Memoriam Claus Nordmann in Hansische Geschichtsblatter 67 68 1942 43 S 21 24 Claus Nordmann Die Veckinchusenschen Handelsbucher Zur Frage ihrer Edition in Hansische Geschichtsblatter 65 66 1940 41 S 79 144 Lesnikov Handelsbucher Einleitung S XX XXI Siehe hierzu Albrecht Cordes Die Veckinchusen Quellen und ihre weitere Erforschung Ein faszinierendes und sperriges Stuck Kaufmannsgeschichte in Jurgen Sarnowsky Hrsg Konzeptionelle Uberlegungen zur Edition von Rechnungen und Amtsbuchern des spaten Mittelalters Gottingen 2016 S 73 90 hier S 78f Hammel Hildebrand Veckinchusen S 363 nbsp Dieser Artikel wurde am 2 August 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 118626329 lobid OGND AKS LCCN n87898148 VIAF 202543202 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Veckinchusen HildebrandKURZBESCHREIBUNG hansischer KaufmannGEBURTSDATUM um 1370STERBEDATUM Juli 1426STERBEORT Lubeck Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hildebrand Veckinchusen amp oldid 234824356