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Der Heribertturm in der alteren Forschungsliteratur auch Heribertsturm ist ein ehemaliger Wehrturm in Koblenz Der im 16 Jahrhundert errichtete Turm mit neugotischem Fachwerkaufsatz steht im Stadtteil Ehrenbreitstein und wurde nach 1671 in die dortige Stadtbefestigung einbezogen Seit 1848 dient er der katholischen Pfarrgemeinde Heilig Kreuz als Uhr und Glockenturm Der Heribertturm in Koblenz EhrenbreitsteinHeribertturm Luftaufnahme 2016 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bau und Ausstattung 2 1 Aussen 2 2 Glocken 2 3 Turmuhr 3 Denkmalschutz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBereits im 13 Jahrhundert befand sich in Ehrenbreitstein eine dem heiligen Heribert geweihte Kapelle In deren unmittelbarer Nachbarschaft entstand gegen Ende des 13 Jahrhunderts ein Beginenhof aus dem spater ein Konvent von Franziskanerinnen des Dritten Ordens hervorging der 1460 in ein Augustinerinnenkloster unter Aufsicht des Augustiner Chorherren Stifts Niederwerth umgewandelt wurde Der Trierer Erzbischof und Kurfurst Johann II von Baden versetzte die Nonnen 1487 nach Schonstatt Vallendar und liess in Ehrenbreitstein einen Klosterneubau errichten der bis 1572 von Augustiner Eremiten bewohnt wurde 1 Nach Auflosung des Augustinerklosters 1572 wurde in dessen Gebauden eine kurfurstliche Kellerei eingerichtet zu deren Schutz Kurfurst Johann VII von Schonenberg dann um 1588 den Heribertturm erbauen liess Seinen Namen bekam der Turm dabei vom Patrozinium der nahe gelegenen alten Heribertkapelle die an der Stelle der heutigen Heilig Kreuz Kirche stand Die Kapelle wurde im Mai 1632 wahrend des Dreissigjahrigen Krieges zusammen mit dem Ort und den meisten anderen Gebauden von franzosischen Truppen zerstort nur der Heribertturm entging weitgehend der Zerstorung Nach 1671 wurde der Heribertturm in die Stadtbefestigung Ehrenbreitstein einbezogen die Kurfurst Karl Kaspar von der Leyen als Abwehrmassnahme gegen die Truppen Ludwigs XIV von Frankreich erweitern liess Im Jahr 1848 hatte der Turm seine strategische Bedeutung verloren und wurde zum Glockenturm der benachbarten am Standort der ehemaligen Heribertkapelle 1707 errichteten Heilig Kreuz Kirche umgebaut deren eigener Glockenstuhl sich als zu schwach erwiesen hatte Dabei wurde der alte Fachwerkaufsatz aus dem 16 Jahrhundert abgetragen und durch eine grossere auf Knaggen weit vorkragende Fachwerkkonstruktion im neogotischen Stil ersetzt deren Entwurf Johann Claudius von Lassaulx zugeordnet werden kann 1890 ubergab die Stadt Ehrenbreitstein den Heribertturm in den Besitz der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz Wahrend die benachbarte Heilig Kreuz Kirche 1944 bei einem Luftangriff auf Koblenz zerstort und in den Jahren 1962 bis 1964 wiederaufgebaut wurde uberstand der Heribertturm den Ersten und Zweiten Weltkrieg ohne grossere Schaden Ab 1985 wurden der Fachwerkaufsatz des Turms und der Glockenstuhl umfassend saniert 1992 erfolgte auch eine Renovierung des Turminneren Bau und Ausstattung BearbeitenAussen Bearbeiten Der steinerne Rundturm der heute isoliert auf halber Hohe des Berges steht war zur Zeit der Ortsbefestigung in ein umfangreiches heute nur noch in Bauresten erkennbares System von Mauern eingebunden aus denen er nur mit dem aufgesetzten polygonalen neugotischen Fachwerkaufsatz frei herausragte Im Inneren ohne jeden weiteren Ausbau war er als reiner Treppenturm konzipiert der den kurzesten Weg von den ehemaligen Klostergebauden hinunter in das Tal von Ehrenbreitstein bot Zu diesem Zweck fuhrt am Turmfuss eine Tur ins Freie von wo man auf einer steinernen Treppe in die heutige Helfensteinstrasse gelangte Reste dieser Treppe waren im Jahre 1992 noch im Garten des Anwesens Helfensteinstrasse 73 zu sehen Der ursprunglich achteckige Fachwerkaufbau auf der Spitze des Turms bestand aus schmucklosen Eckstandern mit dazwischen eingezapften kurzen Brust und Kopfriegeln und geschmuckten Kopfriegelbandern In einige der Stander waren Schlussellochschiessscharten fur Handfeuerwaffen eingelassen kleinere Fenster kamen wahrscheinlich erst spater hinzu 2 Glocken Bearbeiten Nach dem Umbau zum Glockenturm der Heilig Kreuz Kirche wurden 1848 im Heribertturm drei Glocken der Aachener Glockengiesserei Gaulard angebracht 3 von denen laut einer Hinweistafel am Turm nach Ende des Ersten Weltkriegs 1919 zwei beschlagnahmt wurden 1927 lieferte die Hemelinger Glockengiesserei Otto funf Glocken nach Ehrenbreitstein Mit drei dieser Glocken ersetzte die Gemeinde das Turmgelaut von Gauland und zwar mit der Marienglocke der Christkonigsglocke und der Sebastianusglocke Die Christkonigs und die Sebastianusglocke wurden im Zweiten Weltkrieg 1942 zu Rustungszwecken eingeschmolzen 4 5 Seit 1952 besteht das Gelaut des Turms wieder aus drei Glocken namlich der Marienglocke von 1927 der neugegossenen zweiten Christkonigsglocke der Glockengiesserei Petit amp Gebr Edelbrock aus Gescher und der von derselben Giesserei gefertigten zweiten Sebastianusglocke Sie sind mit folgenden Spruchen versehen Marienglocke Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft Freu Dich du Himmelskonigin Halleluja Christkonigsglocke Ich beschutze die Lebenden ich begleite die Verstorbenen Sebastianusglocke Ich weine uber die Menschen die im Kampf fur Vaterland ihr Leben liessen Heiliger Sebastianus starker Mann bitte fur uns Turmuhr Bearbeiten Eine Besonderheit des Heribertturms ist die Turmuhr von 1891 die 1890 noch von der Stadt Ehrenbreitstein vor Ubergabe des Turms an die Pfarrgemeinde bei der Bockenemer Turmuhrenfabrik J F Weule in Auftrag gegeben worden war Sie besitzt kein Zifferblatt sondern schlagt mittels eines Lautwerks viertelstundlich die Zeit Das Uhrwerk wurde 1992 umfassend restauriert und ist seither wieder in Betrieb Denkmalschutz BearbeitenDer Heribertturm ist ein geschutztes Kulturdenkmal nach dem Denkmalschutzgesetz DSchG und in der Denkmalliste des Landes Rheinland Pfalz eingetragen Er liegt in Koblenz Ehrenbreitstein in der Denkmalzone Tal Ehrenbreitstein 6 Seit 2002 ist der Heribertturm Teil des UNESCO Welterbes Oberes Mittelrheintal Literatur BearbeitenUdo Liessem Der Heribertsturm In Dahler Blattchen Heft 30 Dezember 1992 Ausgewahlte Kapitel aus der Geschichte von Ehrenbreitstein S 5 8 mit weiteren Belegen und Literaturhinweisen Ulrike Weber Bearb Kulturdenkmaler in Rheinland Pfalz Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Band 3 3 Stadt Koblenz Stadtteile Werner Worms 2013 ISBN 978 3 88462 345 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Heribertturm Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Heribertturm auf ehrenbreitstein deEinzelnachweise Bearbeiten Johann Jakob Wagner Das ehemalige Kloster der Augustiner Eremiten in Ehrenbreitstein und seine Beziehungen zu Martin Luther Rheinische Verlagsgesellschaft Koblenz 1931 hier S 141 ff Fritz Michel Die Kunstdenkmaler der Stadt Koblenz Die profanen Denkmaler und die Vororte Deutscher Kunstverlag Munchen 1954 Die Kunstdenkmaler von Rheinland Pfalz Band 1 hier S 441 Baubeschreibung nach Udo Liessem Der Heribertsturm In Dahler Blattchen Heft 30 Dezember 1992 Ausgewahlte Kapitel aus der Geschichte von Ehrenbreitstein hier S 6 f mit weiteren Quellenhinweisen ebd S 8 Fritz Michel Die Kunstdenkmaler der Stadt Koblenz Die profanen Denkmaler und die Vororte Deutscher Kunstverlag Munchen 1954 Die Kunstdenkmaler von Rheinland Pfalz Band 1 hier S 434 Gerhard Reinhold Otto Glocken Familien und Firmengeschichte der Glockengiesserdynastie Otto Selbstverlag Essen 2019 ISBN 978 3 00 063109 2 S 588 insbesondere Seiten 352 529 Gerhard Reinhold Kirchenglocken christliches Weltkulturerbe dargestellt am Beispiel der Glockengiesser Otto Hemelingen Bremen Nijmegen NL 2019 S 556 insbesondere S 315 491 urn nbn nl ui 22 2066 204770 Dissertation an der Radboud Universiteit Nijmegen Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland Pfalz Hrsg Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmaler Kreisfreie Stadt Koblenz PDF 6 5 MB Koblenz 201350 359680555556 7 6129305555556 Koordinaten 50 21 34 9 N 7 36 46 6 O Abgerufen 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