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Helena Alexandrowna Timofejew Ressowski 1 russisch Ele na Aleksandrovna Timofeev Resovskij wiss Transliteration Elena Aleksandrovna Timofeev Resovskij 9 Junijul 21 Juni 1898greg in Moskau 29 April 1973 in Obninsk war eine russische Genetikerin Sie war mit dem russischen Genetiker Nikolai Timofejew Ressowski verheiratet Das Ehepaar fuhrte ein gemeinsames Forscherleben Trotz gemeinsamer Forschungen und zahlreicher gemeinsamer Veroffentlichungen geriet Helena Timofejew mit den Jahren zunehmend in der Scientific Community in den wissenschaftlichen Schatten ihres Mannes Neben biografischen Daten stellt dieser Artikel die schwacher werdende wissenschaftliche Wahrnehmung von Helena Timofejew gegenuber ihrem Mann Nikolai dar Die Wissenschaftshistorikerinnen Helga Satzinger und Annette Vogt gehen davon aus dass der qualitative Anteil an den genetischen Timofejew Forschungsergebnissen von Helena zu dem Anteil ihres Mannes Nikolai deutlich zu gering eingeschatzt wird und wesentlich hoher veranschlagt werden muss 2 3 Inhaltsverzeichnis 1 Familie Jugend Studentenzeit 2 Unkonventioneller Berufseinstieg 3 Die Berliner Jahre 3 1 Das Kaiser Wilhelm Institut fur Hirnforschung 3 2 Mutationsexperimente 3 3 Geschlechtsspezifische Bevor und Benachteiligungen 3 4 Einflusse der Politik 3 5 Der Zweite Weltkrieg fur die Timofejews 4 Die Nachkriegszeit 5 Forschung im Ural 1955 bis 1964 6 Die geschlossene Stadt Obninsk 7 Wissenschaftliche Veroffentlichungen Auswahl 8 Literatur 9 EinzelnachweiseFamilie Jugend Studentenzeit BearbeitenBegebenheiten aus Jugend Familie und Studentenzeit von Helena Timofejew Ressowski sind nur aus den Erinnerungen die ihr Mann Nikolai aufzeichnete bekannt 2 Sie wurde am 21 Juni 1898 als Helena Alexandrowna Fidler in Moskau geboren Vaterlicherseits hatte sie deutsche Vorfahren Die Familie war assimiliert Ihr Vater Aleksandr Fidler auch Fiedler betrieb ein privates Madchengymnasium in Moskau Von ihrer Mutter ist nichts bekannt Von neun Kindern sieben Tochtern und zwei Sohnen war Helena eine der jungsten Mehrere ihrer alteren Schwestern studierten die alteste wahlte Musikwissenschaften als Studienfach drei andere Schwestern wurden Chemikerinnen Helena wuchs wohlbehutet in einer gutsituierten Familie auf und erhielt eine ausgezeichnete Schulbildung Im Mai 1917 beendete sie das Alferovskij Gymnasium in Moskau Sie begann mit dem Studium der Biologie und Zoologie unter anderem bei Nikolai Konstantinowitsch Kolzow Dieser galt bei Zeitgenossen als der beste russische Zoologe Die Ausbildung bei Kolzow war denkbar breit und grundlich Die klassischen Facher Zoologie und vergleichenden Morphologie wurden ebenso gelehrt wie neu entstehende Gebiete der experimentellen Biologie Neben Laborarbeit mussten die Studenten auch okologische Beobachtungen und Experimente unter Freilandbedingungen durchfuhren Daruber hinaus mussten sie sich mit Erkenntnistheorie beschaftigen Mitten in Helena Fidlers Studium brachen die gewaltigen politischen Erschutterungen herein die Russland veranderten und die 1922 zur Grundung der UdSSR fuhrten deren Burgerin sie wurde und zeitlebens blieb Den Burgerkrieg erlebte sie hautnah da sie sich Anfang der 1920er Jahre auf einer Expedition im Suden des damaligen Russland befand An der Universitat Simpferopol auf der Krim hatte sie das Gluck die besten Professoren aus Moskau horen zu konnen die dorthin aus dem hungernden zentralrussischen Teil gefluchtet waren Hier machte sie die Bekanntschaft mit dem Geologen Wladimir Iwanowitsch Wernadski der nach 1947 aufgrund seiner okologischen Vorstellungen fur sie und ihren spateren Ehemann grosse wissenschaftliche Bedeutung erlangen sollte Unkonventioneller Berufseinstieg BearbeitenNach Moskau zuruckgekehrt lernte sie am Institut Kolzows den zwei Jahre jungeren Studenten Nikolai Timofejew Ressowski kennen Sie heirateten kurze Zeit spater im Mai 1922 Am 11 September 1923 wurde ihr erster Sohn Dmitri genannt Foma in Moskau geboren Beide Eltern waren jung und befurworteten die neue Rolle der Frau Helena arbeitete als Biologin weiter und wollte nicht nur die Mutter ihres kleinen Sohn sein Ohne Studienabschluss der nach der Revolution als burgerlich betrachtet wurde arbeiteten beide in der Abteilung Genetik des Moskauer Institut fur experimentelle Biologie unter der Leitung von Sergei Sergejewitsch Tschetwerikow Hermann Joseph Muller hatte 1922 bei einem Besuch diese Genetiker Arbeitsgruppe etabliert und Zuchtstamme der Fruchtfliege Drosophila melanogaster in die UdSSR gebracht mit denen seit 1910 die Arbeitsgruppe von Thomas Hunt Morgan Vererbungsvorgange untersuchte Im Unterschied zu den US Amerikanern benutzte die Gruppe Tschetwerikow die Kreuzungsexperimente um Fragen nach der Vererbung und der Entstehung von Arten im Laufe der Evolution nachzugehen Die Gruppe legte damit wichtige Grundsteine fur die Synthetische Evolutionstheorie Die Berliner Jahre BearbeitenDas Kaiser Wilhelm Institut fur Hirnforschung Bearbeiten Anfang der 1920er Jahre weilte der Berliner Hirnforscher Oskar Vogt mehrfach in Moskau Er suchte fur sein Institut das Kaiser Wilhelm Institut KWI fur Hirnforschung junge Wissenschaftler die sowohl Insektensystematik als auch Genetik beherrschten Er hatte gute Kontakte zum damaligen Volkskommissar fur das Gesundheitswesen der UdSSR Nikolai Aleksandrovic Semascko Letzterer schlug ihm das Ehepaar Timofejew Ressowski fur die anstehende wissenschaftliche Aufgabe vor Helena und Nikolai Timofeeff Ressovsky gingen mit ihrem Sohn nach Berlin wo beide eine Zeit lang in Vogts Institut arbeiten sollten Keiner ahnte dass dieser Berlin Aufenthalt sich auf 20 Jahre ausdehnen wurde Im Tatigkeitsbericht des KWI von 1925 heisst es Einen weiteren Ausbau erfuhr dann die Genetische Abteilung Ausserdem haben Herr und Frau Dr TIMOFEEFF aus Moskau an der Drosophila bestimmte Fragen systematisch in Arbeit genommen 4 Die Arbeitsbedingungen am KWI in den 1920er Jahren waren phantastisch Die Atmosphare am Institut war kosmopolitisch Auslandische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen arbeiteten haufig am Institut gesprochen wurde deutsch franzosisch und russisch Die genetische Abteilung wurde eine russische Kolonie aber Elena und Nikolai Timofeeff Ressovsky sprachen und schrieben auch deutsch Mutationsexperimente Bearbeiten Am 9 April 1927 gebar Helena Timofejew Ressowski ihren zweiten Sohn Andrei 1927 fand der 5 Internationale Genetik Kongress in Berlin statt Muller stellte seine neue und biologiegeschichtlich folgenreiche Methode vor mit Rontgenstrahlen bei Drosophila experimentell neue erbliche Eigenschaften zu erzeugen Helena und Nikolai Timofejew ubernahmen diese Methode umgehend und entwickelten den Arbeitsschwerpunkt Mutationsforschung der in der Folge den Forscherruhm beider in den 1930er Jahren begrundete Helena und Nikolai Timofejew bekamen Forscherzuwachs im Genetik Institut des KWI Statt Theodosius Dobzhansky der nicht abkommlich war kam Sergei Romanowitsch Zarapkin mit seiner Frau Aleksandra Sergeevna nach Berlin Die promovierte Biologin Estera Tenenbaum kam 1929 an die genetische Abteilung musste aber bereits 1934 emigrieren Hermann Joseph Muller arbeitete ebenfalls Anfang der 1930er Jahre an besagtem KWI Institut Die Timofejew Ressowskis hielten den Kontakt zu ihrem ehemaligen Institut in Moskau aufrecht und veroffentlichten einen Teil ihrer Berliner Arbeiten in sowjetischen Zeitschriften Bis 1929 schien der Aufbau einer wissenschaftlichen deutsch sowjetischen Zusammenarbeit vor allem in Hinsicht auf die Populationsgenetik erfolgversprechend Nikolai wurde in diesem Jahr Leiter der Abteilung fur experimentelle Genetik Helena blieb Assistentin Zwischen 1925 und 1933 publizierten die Timofejews uber 36 Aufsatze in deutschsprachigen russischen englischen und US amerikanischen Fachzeitschriften Geschlechtsspezifische Bevor und Benachteiligungen Bearbeiten Zwischen Helena und Nikolai Timofejew Ressowski entwickelte sich inner und ausserhalb des Labors eine geschlechtsspezifische Arbeitsteilung Helena war immer im Labor tatig und trug die Hauptlast der Erziehung ihrer beiden Sohne Nikolai Timofejew selbst berichtete davon dass es seine Frau war die versuchte das Geld zusammenzuhalten das er wenn er alleine zu Kongressen oder Vortragen fuhr reichlich ausgab Das Klima am Berliner Institut fur Genetik anderte sich durch die Machtubernahme der Nationalsozialisten drastisch Helena musste dem Druck gegen das sogenannte Doppelverdienertum mit dem die Nationalsozialisten die Beschaftigung von verheirateten Frauen beenden wollten nachgeben und ihre Stelle offiziell aufgeben Sie schied offiziell als Assistentin aus arbeitete aber weiterhin im Laboratorium ihres Mannes Wahrend Nikolai Timofejew bis 1938 seine Position als Wissenschaftler auch noch bei den Nationalsozialisten starken konnte verschlechterte sich die Position seiner Frau Helena zusehends Sie war nur noch mitarbeitende Ehefrau ohne formalen Status und akademischen Titel was der Wahrnehmung ihrer Arbeiten und deren Bedeutung abtraglich war Zudem blieb sie unter der Wissenschaftsbedingungen der Nationalsozialisten als Koautorin wohl einfach oft unerwahnt Einflusse der Politik Bearbeiten 1937 forderte die russische Botschaft in Berlin die Ruckkehr des Ehepaares Timofejew Ressowski Russische Genetikerkollegen wie der bereits genannte Kolzow und der Botaniker Nikolai Wawilow warnten das Ehepaar Timofejew vor moglichen Deportationen nach Sibirien bei einer Ruckkehr nach Russland Lyssenkos neolamarckistische Erblehre war unter Stalin salonfahig geworden Anhanger der klassischen Genetik wurden in der Sowjetunion unter der Agide Stalins als Mendelisten Weismannisten und Morganisten verunglimpft und als Dissidenten in Lager verbracht In Berlin dagegen wurde Nikolai Timofejews Forschergruppe als selbstandige Abteilung im KWI etabliert und aufgewertet Er selbst wurde Wissenschaftliches Mitglied des KWI Daruber hinaus wurde Nikolai Timofejew 1940 zum Mitglied der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt Die wesentlich auf atomphysikalischen Verfahren und Theorien beruhende Mutationsforschung fuhrte zur Zusammenarbeit Timofejews mit einer Reihe jungerer Physiker wie Max Delbruck Karl Gunther Zimmer Pascual Jordan Friedrich Moglich und Robert Rompe Alle diese Physiker erlangten nach 1945 in ihren Herkunftslandern bedeutenden wissenschaftlichen Einfluss Es hat den Anschein als hatte sich Nikolai Timofejew in eine ausschliesslich von Mannern beherrschte Forscherdomane begeben die Apparatebau und physikalisch theoretische Diskussionen erforderte wahrend seine Frau Helena mit der Planung und Durchfuhrung von Kreuzungsexperimenten im Labor die weniger spektakulare und weniger offentlichkeitswirksame Arbeit verrichtete Der Zweite Weltkrieg fur die Timofejews Bearbeiten Mit dem Angriff Hitler Deutschlands auf die Sowjetunion am 22 Juni 1941 veranderte sich schlagartig die Situation von Helena und Nikolai Timofejew Ausserlich gerieten sie in Berlin in die Rolle feindlicher Auslander psychisch gerieten sie in Loyalitatskonflikte Sie waren gegenuber ihrem Staat der Sowjetunion loyal betrieben aber auf der deutschen Gegenseite kriegswichtige Forschung Ihr mittlerweile 18 jahriger Sohn Dmitri wurde 1942 ins KZ Mauthausen verschleppt und dort am 1 Mai 1945 umgebracht Er hatte als fuhrendes Mitglied einer Gruppe junger Menschen Widerstand gegen die Nationalsozialisten geleistet und organisiert Das Ehepaar Timofejew half ungeachtet der Verhaftung ihres Sohnes Von seinem Tod erfuhren sie erst viel spater gefahrdeten Personen wie judischen Mitburgern Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern Nicht zuletzt die Hoffnung Sohn Dmitri wieder lebend zu sehen veranlasste das Ehepaar Helena und Nikolai Timofejew in Berlin zu bleiben wahrend alle anderen Mitarbeiter des KWI Institutes die Stadt vor der vorruckenden russischen Armee gegen Westen verliessen Die Nachkriegszeit BearbeitenNikolai Timofejew wurde wegen der 1937 nicht erfolgten Ruckkehr in die Sowjetunion im Oktober 1945 zunachst verhaftet und in ein Lager nach Kasachstan verbracht Nach einem Jahr kam er frei und leitete dann eine Forschungsabteilung innerhalb des sowjetischen Atomprojektes im Ural Inhaltlich ging es um die Erforschung der Strahlungsfolgen auf Lebewesen Helena Timofejew verblieb in Berlin Sie wusste weder wohin man ihren Mann verbracht hatte noch was mit ihrem Sohn passiert war Sie meisterte ihr Leben zeitweise mit Care Paketen von US amerikanischen Genetikerkollegen wie Hermann Joseph Muller und Milislav Demerec 1947 erhielt Helena Timofejew ein Lebenszeichen von ihrem Mann und folgte ihm mit Sohn Andrei in den Ural Alle mittlerweile erhaltenen Nachrichten uber Sohn Dmitri liefen darauf hinaus dass dieser das KZ Mauthausen nicht uberlebt hatte Ab 1947 arbeitete das Paar dann wieder in einer von Nikolai Timofejew geleiteten Forschungsabteilung im Ural Die Aufgabenstellung innerhalb des russischen Atomprojektes und die dadurch bedingte absolute Geheimhaltung fuhrte dazu dass uber die Forschungen des Ehepaares von 1947 bis 1956 inhaltlich nichts Greifbares bekannt wurde Ausserhalb der Sowjetunion wurden in dieser Zeit bisher unveroffentlichte Artikel Nikolai Timofejews zur Veroffentlichung gebracht die er vor 1945 unter anderem mit dem Ornithologen Erwin Stresemann Uber das evolutionsbiologische Problem der Artentstehung der Silbermowe oder mit Karl Gunther Zimmer Das Trefferprinzip in der Biologie verfasst hatte Wer mit welcher Motivation solche Artikel zu diesem Zeitpunkt zur Veroffentlichung brachte ist nicht mehr im Detail zu klaren Moglicherweise wollte man mit diesen Veroffentlichungen Nikolai Timofejew im wissenschaftlichen Diskurs halten und unterstutzen Eine solche Unterstutzung hatte Helena Timofejew definitiv nicht Forschung im Ural 1955 bis 1964 BearbeitenNach Stalins Tod im Marz 1953 und der Amtsubernahme Chruschtschows verbesserten sich auch die Bedingungen fur die Timofejews Ende 1955 durften sie erstmals wieder nach Moskau reisen eine Zuzugsgenehmigung nach oder eine Arbeitsgenehmigung fur Moskau erhielt Nikolai Timofejew Ressowski als nicht rehabilitierter ehemaliger Lagerhaftling nicht Erstmals erwiesen sich auch die fehlenden akademischen Abschlusse beider als Problem Helena Timofejew musste ihrem Mann der seit seiner Lagerhaft an einer Netzhautablosung der Augen litt wissenschaftliche Dokumente vorlesen Beide arbeiteten ab 1955 in der Abteilung fur Radiobiologie und Biophysik des Instituts fur Biologie der Uraler Filiale der Akademie der Wissenschaften der UdSSR UFAN mit offizieller Anschrift in Swerdlowsk Kontakte auch mit auslandischen Wissenschaftlern waren wieder moglich unterlagen aber staatlichen Kontrollen In diesem Akademieinstitut schrieb Helena Timofejew Ressowski 1956 ihre Dissertation Sie war damit formal besser ausgebildet als ihr Mann Erst im Jahr 1964 nach zahlreichen Auseinandersetzungen bekam dieser den Doktorentitel verliehen Helena Timofejew Ressowski geriet jetzt wo ihr Mann die Anerkennung im eigenen Lande zuruckgewonnen hatte wieder in dessen wissenschaftlichen Schatten 1963 veroffentlichte sie den Sammelband Uber die Verteilung von Radioisotopen nach Hauptkomponenten von Susswasserspeichern Die Artikel untersuchten die Anhaufung verschiedener Radioisotope in unterschiedlichen Susswasserpflanzen Aus diesen und anderen Veroffentlichungen der Jahre 1957 bis 1963 von Helena Timofejew Ressowski kann geschlossen werden dass ihr Forschungsschwerpunkt auf der Akkumulation von Radionukliden in Susswasserorganismen lag Die untersuchten Radionuklide Strontium 90 und Caesium 137 sind solche die bei Kernspaltungsprozessen in Kernreaktoren anfallen und gegebenenfalls auch in die Natur gelangen Helena Timofejew und ihr Mann pruften offensichtlich mogliche biologische Verfahren der Dekontaminierung Helena Timofejew Ressowski hatte die Idee entwickelt radioaktiv verseuchtes Wasser uber in bestimmter Art und Weise bepflanzte Kaskaden zu leiten so dass die Bepflanzung die Radionuklide aufnahm und sammelte Die Pflanzen konnten anschliessend fachgerecht entsorgt werden Nikolai Timofejew Ressowski veroffentlichte ab 1963 einzelne Aufsatze uber Strahlen und Cytogenetik Er etablierte damit die genetische Forschung in der Sowjetunion wieder die durch den Lyssenkoismus regelrecht abgerissen war In diesem Zusammenhang erhielt er hochwertige auslandische wissenschaftliche Ehrungen Zum 100 jahrigen Jubilaum von Darwins Veroffentlichung der Entstehung der Arten erhielt Timofejew im Jahr 1959 zusammen mit Elisabeth Schiemann Hans Stubbe und den bereits genannten Tschetwerikow Muller und Dobzhansky die Darwin Plakette der Leopoldina Von der Akademie der Wissenschaften der USA bekam er 1966 die Kimber Gold Medal fur Genetik verliehen Zum 100 jahrigen Jubilaum von Mendels Veroffentlichung bekam er 1970 die 1965 gestiftete Neue Mendel Medaille der Leopoldina zugesprochen Nikolai Timofejew konnte zwar keine dieser Ehrungen personlich entgegennehmen Seine Frau Helena dagegen wurde im Ausland fast kaum noch wissenschaftlich wahrgenommen Die geschlossene Stadt Obninsk Bearbeiten1964 zogen Helena und Nikolai Timofejew in die geschlossene Stadt Obninsk etwa 110 Kilometer sudwestlich von Moskau Hier war 1954 das weltweit erste zivile Kernkraftwerk Kernkraftwerk Obninsk gebaut worden Der Besuch solcher Stadte war aus Geheimhaltungsgrunden weitgehend untersagt Besuche bei den Timofejews erhielten durch diese Situation einen besonderen Reiz Nikolai leitete die Abteilung Radiobiologie und Genetik am Institut fur medizinische Radiologie der Akademie der Medizinischen Wissenschaften Seine Frau Helena durfte obwohl habilitiert nur als Mitarbeiterin in einer seiner Forschungsgruppen wirken mit der formalen Begrundung dass sie das Rentenalter fur Frauen von 55 Jahren bereits uberschritten hatte Die bei Mannern analoge Regelung einer Verrentung mit 60 Jahren wurde dagegen in Akademieinstituten nie streng angewandt Nikolai Timofejew erhielt Anfang der 1970er Jahre eine Stelle als Konsultant als pensionierter aber angestellter Wissenschaftler am Akademie Institut fur medizinisch biologische Probleme in Moskau Fur seine Frau Helena gab es keine solche Stelle Nikolai Timofejew fuhr i d R zweimal in der Woche in dieser Funktion nach Moskau manchmal begleitet von Frau Helena Auf diese Weise konnten beide 1972 ihre alten Berliner Kollegen Hans Stubbe und Georg Melchers in Moskau wiedersehen Kurz danach am 29 April 1973 verstarb Helena Timofejew Ressowski in Obninsk Nikolai Timofejew Ressowski war ab den fruhen 1970er Jahren wieder eine bedeutende Personlichkeit im intellektuellen Leben Moskaus geworden Studenten und junge Forscherkollegen ermunterten ihn seine Memoiren aufzuschreiben In diesen Memoiren wie auch in der darauf aufbauenden Roman Biografie zu Nikolai Timofejew von Daniil Granin traten die Forschungsverdienste von Helena Timofejew vollkommen in den Hintergrund Nikolai Timofejew Ressowski starb acht Jahre nach seiner Frau am 28 Marz 1981 Erstmals im Mai 1998 erinnerte ein Zeitungsartikel in der Sowjetunion von S V Vonsovskij anlasslich des 100 Geburtstages von Helena Timofejew Ressowski an diese Wissenschaftlerin Zusammenfassend muss wohl konstatiert werden dass Helena Timofejew Ressowskis Forschungsverdienste uber die Jahre hinweg systematisch kleingeredet und kleingeschrieben wurden Es wurden sogar bestimmte Forschungsergebnisse wie diejenigen uber die Dekontaminierung von radioaktiv verseuchtem Wasser an Pflanzungskaskaden die explizit von Helena Timofejew erreicht wurden spater in der sowjetischen Forschungstradition ihrem Mann Nikolai zugeschrieben 2 Wissenschaftliche Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenH A Timofeeff Ressovsky N W Timofeeff Ressovsky Uber das phanotypische Manifestieren des Genotyps II Uber idio somatische Variationsgruppen bei Drosophila funebris In Wilhelm Roux Archiv fur Entwicklungsmechanik der Organismen Band 108 1926 S 146 170 doi 10 1007 BF02079288 H A Timofeeff Ressovsky N W Timofeeff Ressovsky Genetische Analyse einer freilebenden Drosophila melanogaster Population In Wilhelm Roux Archiv fur Entwicklungsmechanik der Organismen Band 109 1927 S 70 109 doi 10 1007 BF02079096 H A Timofeeff Ressovsky Gynandromorphen und Genitalien Abnormitaten bei Drosophila funebris In Wilhelm Roux Archiv fur Entwicklungsmechanik der Organismen Band 113 1928 S 254 266 doi 10 1007 BF02081069 H A Timofeeff Ressovsky Rontgenbestrahlungsversuche mit Drosophila funebris In Naturwissenschaften Band 18 1930 S 431 434 doi 10 1007 BF01492654 Helene Timofeeff Ressovsky Uber phanotypische Manifestierung der polytopen pleiotropen Genovariation Polyphaen von Drosophila funebris In Naturwissenschaften Band 19 1931 S 765 768 doi 10 1007 BF01520514 N W Timofeeff Ressovsky E A Timofeeff Ressovsky Populationsgenetische Versuche an Drosophila II Aktionsbereiche von Drosophila funebris und Drosophila melanogaster In Zeitschrift fur Induktive Abstammungs und Vererbungslehre Band 79 1941 S 35 43 doi 10 1007 BF02362209 Literatur BearbeitenHelga Satzinger Annette Vogt Elena Aleksandrovna und Nikolaj Vladimirovic Timofeeff Ressovsky 1898 1973 1900 1981 Max Planck Gesellschaft abgerufen am 26 August 2018 Daniil Granin Der Genetiker Das Leben des Nikolai Timofejew Ressowski genannt Ur Koln 1988 Pahl Rugenstein 1988 Vonsovskij S V Pamjati E A Timofeevoj Resovskoj zum Gedenken an E A Timofeeva Resovskaja In Nauka Urala No 9 Mai 1998 S 4 Artikel zum 100 Geburtstag von Elena Timofeeff Ressovsky Einzelnachweise Bearbeiten In der biologischen Fachliteratur hat sich die Transkription Timofeeff Ressovsky fur den Nachnamen des Forscherehepaares eingeburgert Dies ist die Transkription die das Ehepaar Timofejew Ressowski selbst fur ihre deutschsprachigen wissenschaftlichen Veroffentlichungen verwendet hat a b c Helga Satzinger Anette Vogt Elena Aleksandrovna und Nikolaj Vladimirovic Timofeeff Ressovsky Der Artikel basiert insgesamt auf den wissenschaftshistorischen Untersuchungen von Helga Satzinger und Anette Vogt Elena Aleksandrovna und Nikolaj Vladimirovic Timofeeff Ressovsky Aus dem Tatigkeitsbericht des KWI 1925 nach Satzinger Vogt Normdaten Person GND 122488733 lobid OGND AKS LCCN no2004076853 VIAF 23024618 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Timofejew Ressowski Helena AlexandrownaALTERNATIVNAMEN Timofeeva Resovskaja Elena AleksandrovnaKURZBESCHREIBUNG russische GenetikerinGEBURTSDATUM 21 Juni 1898GEBURTSORT MoskauSTERBEDATUM 29 April 1973STERBEORT Obninsk Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helena Alexandrowna Timofejew Ressowski amp oldid 232753411