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Graf Heinrich VIII 9 August 1594 auf Burg Waldeck bei Kemnath 29 August 1622 bei Fleurus Belgien war der Jungste von drei Sohnen des Reichsgrafen Heinrich VII von Ortenburg und dessen zweiter Gemahlin Johannetta Freiin von Winneberg Heinrich stammte aus dem bayerischen Adelshaus Ortenburg Da er nicht erstgeborener Sohn war und im Grafengeschlecht die Senioratsnachfolge gesetzlich galt war sein altester Bruder Friedrich Casimir als erster Nachfolger Georgs IV als Reichsgraf von Ortenburg erbberechtigt Aus diesem Grund widmete sich Heinrich VIII der Kriegskunst Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Verteidigung Elbogens 1 2 Schlacht bei Fleurus 2 Nachkommen 3 Anmerkungen 4 Literatur 5 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenHeinrich VIII wurde am 9 August auf Burg Waldeck geboren und im Glauben der reformierten Kirche getauft Es ist anzunehmen dass er den Grossteil seiner Kindheit in der Herrschaft Waldeck verbrachte dem Amtssitz seines Vaters Heinrich VII Bereits in jungen Jahren soll er mit verantwortungsvollen Aufgaben betreut worden sein Im Jahre 1617 warb Graf Ludwig von Lowenstein um Hilfe fur die Republik Venedig und deren Konflikt gegen Friaul Heinrich folgte seinem Werben und begab sich an die hollandische Kuste zur Einschiffung Uber den Landweg war es nicht moglich nach Venedig zu gelangen da die Reise durch Friaul gefuhrt hatte Graf Heinrich VIII scheint das Kriegshandwerk mit seinen 23 Jahren bereits gut verstanden gehabt zu haben da ihm eine Abteilung Fussvolk unterstellt wurde Mit der Flottille Ludwigs bestehend aus elf Schiffen begann die Reise in Richtung Venedig 1 Jedoch als die Flottille ihr Ziel erreichte hatten Friaul und Venedig ihren Konflikt bereits beigelegt Damit die Reise fur Heinrich VIII nicht ganz umsonst war fertigte dieser eine schon ausgearbeitete Seekarte mit dem eingezeichneten Weg der Flottille auf Pergament an Damit wollte er seinen Standesgenossen seine aussergewohnlichen Fahigkeiten beweisen 2 Verteidigung Elbogens Bearbeiten Im selben Jahr erhielt Erzherzog Ferdinand II die Konigskrone Bohmens Sein rigoroses Vorgehen gegen die protestantischen Stande des Konigreiches loste mit dem Prager Fenstersturz am 27 Mai 1618 den Dreissigjahrigen Krieg aus Die bohmischen Stande setzten Ferdinand als Konig ab und wahlten am 26 August 1619 Friedrich von der Pfalz zu ihrem neuen Herrscher Durch die Absetzung Ferdinands erhofften sich die Stande dessen Kaiserkronung zu verhindern Dennoch wurde Ferdinand in Prag uberraschend zum Kaiser gekront Seither bekampfte dieser eifrig die protestantischen Stande Feldherr der katholischen Liga war Graf Johann t Serclaes von Tilly General des bayerischen Herzoges Maximilian I auf protestantischer Seite fuhrte Graf Peter Ernst II von Mansfeld ein Soldnerfuhrer die Truppenverbande an Graf Heinrich VIII war inzwischen in die Dienste des Braunschweiger Herzoges Christian eingetreten Er erhielt mit seinen 25 Jahren Befehl uber 1000 Pferde In Mansfelds Heer zog er uber Eger Elbogen Karlsbad nach Prag 2 Am 8 November 1620 kam es zur Schlacht am Weissen Berge dem grossen Zusammenstoss zwischen dem Heer der Katholischen Liga und dem Heer der bohmischen Stande wobei das bohmische Hauptheer unter Furst Christian d A von Anhalt entscheidend geschlagen wurde Mansfeld hatte sich auf Pilsen zuruckgezogen das er auch nach der bohmischen Niederlage noch monatelang behaupten konnte Der bohmische Winterkonig Kurfurst Friedrich V von der Pfalz floh daraufhin aus Bohmen hielt aber an seinem bohmischen Konigstitel fest nbsp Die Burg und Stadt Loket deutscher Name Elbogen Die Protestanten sahen ihre bevorstehende Niederlage schon vor Augen Graf von Mansfeld jedoch noch nicht Er verschanzte einige seiner Mannen an wichtigen Punkten im Egerland Auf der Burg Elbogen und der darunter liegenden Stadt tschechischer Name Loket setzte Graf von Mansfeld Heinrich VIII als Stadtkommandanten ein und liess ihm eine Garnison als Unterstutzung zuruck Mansfeld selbst zog weiter ins Erzgebirge 2 Der Heerfuhrer der katholischen Seite Graf Tilly war erzurnt dass Mansfeld ihm bei der wichtigen Stadt Elbogen zuvorgekommen war Dieser sandte sofort Truppen aus um diese Stadt und Festung zu umstellen und belagern zu lassen Als der Ortenburger von den herannahenden Truppen erfuhr wollte er es den bayerischen Truppen nicht zu leicht machen und die Stadt nicht kampflos uberlassen So liess er alle Hauser in der Vorstadt ausserhalb der Stadtmauer demolieren und niederbrennen Ebenso begann man in der Stadt Schanzkorbe herzustellen Die Stadtmauern und Turme wurden ebenso besetzt Heinrich VIII schickte schliesslich einen Boten zu Graf Mansfeld ins Erzgebirge und bat um Unterstutzung Die bayerischen Truppen erreichten am 2 Februar Elbogen und positionierten sich auf einer Hohe gegenuber der Stadt Dort liess der Befehlshaber der Armee die Kanonenbatterien aufstellen Fortan wurde die Stadt und die Burg unter Beschuss genommen Am 28 Marz 1621 schrieb ein Befehlshaber des bayerischen Heeres dass die Burg bisher als uneinnehmbar galt da sie nur von einer Seite her zuganglich war alle ubrigen Seiten waren durch 30 Meter hohen Fels gesichert Die Kanonen sollten die Stadt murbe machen und zu Fall bringen 2 Graf Heinrich VIII hingegen liess des Nachts die Breschen die wahrend des Tages in die Stadtmauern und Verteidigungswalle geschossen wurden wieder auffullen und schliessen Ein Ansturm der bayerischen Truppen wurde dadurch unmoglich gemacht Der Beschuss der Stadt wurde bis zum 8 April fortgesetzt ehe sich die Bayern unverrichteter Dinge zuruckziehen mussten 2 Vier Tage spater am Ostermontag den 12 April 1621 kehrten die Bayern zuruck und begannen erneut die Stadt zu beschiessen Ebenso traf eine sachsische Armee ein welche mit den Bayern verbundet war Diese begann am 19 April das Feuer auf die Burg zu eroffnen Dennoch hatten die beiden Heere auch weiterhin keinen Erfolg die Stadt sturmreif zu schiessen Der Feldmarschall der katholischen Liga Graf Tilly war uber diese Nachricht erzurnt auch die Hartnackigkeit der Verteidiger war ihm ein Dorn im Auge So zog er selbst mit einer Heerschar an Kriegsvolk aus Pilsen heran Auf dem Schlachtfeld angekommen drohte Tilly den Stadtraten dass er bei langerem Widerstand die Stadt vernichten und in einen Steinhaufen verwandeln wurde 2 Um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen liess er sein starkstes Geschutz einen Vierundzwanzigpfunder gegenuber der Stadt aufstellen Sofort begann er mit dem Beschuss Dieser wirkte da bereits die erste Kugel den Rathaussaal traf in dem die Ratsherren in diesem Augenblick tagten Graf Tilly musste jedoch bald darauf den Beschuss einstellen lassen da die Pulvervorrate des bayerischen und sachsischen Heeres erschopft waren Graf Tilly bot daraufhin am 7 Mai 1621 Heinrich VIII einen ehrenvollen Ruckzug an welchen dieser unter folgenden Bedingungen annahm Die Besatzung konne mit fliegenden Fahnen brennenden Lunten und Kugeln im Munde abziehen Die Besatzer durfen 3 Monate nicht gegen Truppen der katholischen Liga kampfen Die Bagage solle dem Grafen von Ortenburg seinen Offizieren und Soldaten verbleiben samt erbeuteten Pferden wozu die Wagen beigegeben werden um auch die Blessierten und Beschadigten fortzuschaffen 2 Tilly zog somit in die schwer zerschossene Stadt ein Am selben Tag traf Graf Mansfeld mit 8000 Mann bei Elbogen ein jedoch zu spat da die Ubergabe der Stadt bereits stattgefunden hatte Graf Heinrich VIII hatte es dennoch geschafft sich ganze 94 Tage mit seinen wenigen Mannen erfolgreich gegen die feindliche Ubermacht zu stellen 2 Schlacht bei Fleurus Bearbeiten nbsp Schlacht bei Fleurus Die letzte Schlacht Heinrichs VIII Nachdem die Anfuhrer des pfalzischen Heeres getotet und verwundet waren flohen die fuhrungslosen Truppen Heinrich VIII war anscheinend kriegerische Tatigkeiten gewohnt da er nachdem er den ehrenvollen Ruckzug in Elbogen angenommen hatte mit anderen Heeresfuhrern unter Mansfeld den Kriegsschauplatz in Bohmen verliess und in die Pfalz zog Dort waren im August 1621 spanische Truppen unter General Gonzalo Fernandez de Cordoba auf Seiten der katholischen Liga an den Rhein und daruber hinaus gelangt General Cordoba liess bereits Frankenthal bei Ludwigshafen belagern Die Regierung in Heidelberg war daraufhin gezwungen zu handeln Sie baten daraufhin Graf Mansfeld um Hilfe Graf Heinrich VIII war inzwischen zum Befehlshaber der Leibgarde Mansfelds mit zehn Kornetts und 700 Pferden aufgestiegen Mansfelds Heer in der Pfalz bestand aus sechs weiteren Heeresfuhrern mit insgesamt 4600 Pferden sowie weiteren neun Regimentern Infanterie mit 20 000 Mann Am 14 Oktober sammelten und verstarkten sich die pfalzischen Truppen Mansfelds bei Mannheim Der spanische General Cordoba sah sich gezwungen die Belagerung abzubrechen und sich neu zu formieren Nach dem Aufbruch der Pfalzer zog Cordoba des Nachts und im Morgengrauen heimlich ab Da einige spanische Truppenverbande aber nicht abziehen wollten bzw den Befehl zum Abzug noch nicht erhalten hatten kam es im spanischen Heer das sich auch um die Beute betrogen fuhlte zu Schiessereien mit vielen Verwundeten und 500 1000 Toten Der Abzug kam nur schleppend voran da jeder Truppenverband der letzte sein wollte der sich von Frankenthal entfernte So erreichte die erste pfalzische Kavallerievorhut schliesslich die Nachhut des spanischen Heeres 100 Mann wurden getotet und 1000 Musketen erbeutet Ebenso wurden ein Hauptmann ein Fahnrich und ein Rheingraf gefangen genommen 1 Die Spanier sammelten sich allerdings wieder und verschanzten sich bei Osthofen bei Worms Es folgte eine wochenlange Kampfpause welche Zeit fur Nachschub an Militargerat Verpflegung und Tierfutter auf beiden Seiten bot Die dort ansassige Bevolkerung hatte darunter sehr zu leiden Kleinere Gefechte mit dem Feind blieben ohne grosse Auswirkungen Mit dem Einbruch des Winters im Jahre 1621 verharrten die Truppenverbande an ihren Stellungen Der Winter fuhrte zur Schwachung beider Heere durch Krankheiten und Erfrierungen Allein das Heer Mansfelds soll auf 14 000 Mann geschrumpft sein Im Mai 1622 finden wir Graf Heinrich VIII als Obrist zu Pferd der Leibgarde Mansfelds und als Befehlshaber von zehn Kompanien 1 General Cordoba liess im August 1622 die Stadt Bergen op Zoom in den Niederlanden belagern Graf Mansfeld brach daraufhin mit seinem Heer zum Entsatz der belagerten Stadt auf Am 28 August trafen die beiden feindliche Heere schliesslich bei Fleurus nahe Namur im heutigen Belgien aufeinander Bereits um drei Uhr morgens begann am 29 August 1622 die Schlacht bei Fleurus Zu Beginn konnten die Spanier zuruckgeschlagen werden Herzog Christian von Braunschweig Wolfenbuttel Herzog Friedrich von Sachsen Weimar und Graf Heinrich VIII von Ortenburg setzten ihnen daraufhin gemeinsam nach Dabei erbeuteten sie viele Geschutze und zahlreiche Munition Ebenso Geldwagen und die gesamte Kanzlei des spanischen Generals sowie fast das gesamte Beutegut des spanischen Heeres aus der Rheinlandpfalz 1 3 Die pfalzische Armee hatte schon den Sieg vor Augen doch das Kriegsgeschehen wendete sich Die spanische Armee sammelte sich und umging die Flanken der ihnen nachgeeilten Pfalzer Ein Ruckzug von Herzog Christians Armee war somit unmoglich Bis etwa zwei Uhr nachmittags gelang es dem pfalzischen Heer die spanischen Reihen an sechs Stellen zu durchbrechen und es sah danach aus als ob sie die Schlacht erneut drehen konnten Doch dann trafen weitere spanische Truppen ein welche die Schlacht fur die Spanier entschieden Herzog Friedrich von Sachsen Weimar starb wahrend der Schlacht Graf Heinrich VIII sturzte todlich verwundet vom Pferd und starb noch am selben Tag Herzog Christian von Braunschweig wurde schwer verwundet und verlor seinen linken Arm Ein Teil der pfalzischen Armee war nun fuhrerlos und begann zu fliehen 1 3 Allein 5000 bis 6000 Mann des gesamten Heeres von Graf Mansfeld wurden entweder getotet verwundet oder gefangen genommen wahrend die Verluste auf spanischer Seite bei 300 Toten und 900 Verwundeten lagen Trotz der Niederlage bei Fleurus gelang es Mansfeld die spanischen Reihen zu durchbrechen und den Belagerungsring um die Stadt Bergen op Zoom zu durchbrechen Auch wenn die protestantische Reichsgrafschaft Ortenburg aufgrund ihrer Lage im bayerischen Herzogtum dieses im Krieg durch Abgaben unterstutzte hatte Heinrich VIII fur seinen Glauben auf der Seite der Protestantischen Liga gekampft und sein Leben dafur gelassen Nachkommen BearbeitenHeinrich VIII war nicht verheiratet und verstarb kinderlos Anmerkungen Bearbeiten a b c d e Walter Fuchs Die letzte Schlacht des Grafen Heinrich VIII zu Ortenburg In Donau Bote 20 1999 Ausgabe vom Dienstag 19 Januar 1999 S 26 f a b c d e f g h Walter Fuchs Graf Heinrich XIII von Ortenburg Ein Kriegsmann von Format In Donau Bote 7 1986 Ausgabe vom Dienstag 16 Dezember 1986 S 24 26 a b Johann Ferdinand Huschberg Geschichte des herzoglichen und graflichen Gesammthauses Ortenburg aus den Quellen bearbeitet Sulzbach 1828 S 494 496 Literatur BearbeitenFriedrich Hausmann Die Grafen zu Ortenburg und ihre Vorfahren im Mannesstamm die Spanheimer in Karnten Sachsen und Bayern sowie deren Nebenlinien erschienen in Ostbairische Grenzmarken Passauer Jahrbuch fur Geschichte Kunst und Volkskunde Nr 36 Passau 1994 S 9 62 Walter Fuchs Graf Heinrich XIII von Ortenburg Ein Kriegsmann von Format In Donau Bote 7 1986 Ausgabe vom Dienstag 16 Dezember 1986 S 24 26 Walter Fuchs Die letzte Schlacht des Grafen Heinrich VIII zu Ortenburg In Donau Bote 20 1999 Ausgabe vom Dienstag 19 Januar 1999 S 26 f Walter Krussmann Ernst von Mansfeld 1580 1626 Grafensohn Soldnerfuhrer Kriegsunternehmer gegen Habsburg im Dreissigjahrigen Krieg Berlin 2010 Duncker amp Humblot Historische Forschungen Bd 94 ISBN 978 3 428 13321 5 darin biographische Note zu Ortenburg S 270 Anm 383 u a mit Angaben zu seinen personl Motiven sowie S 444 454 ausfuhrliche Beschreibung der Schlacht bei Fleurus 1622 mit kritischer Beurteilung des Ausgangs Johann Ferdinand Huschberg Geschichte des herzoglichen und graflichen Gesammthauses Ortenburg aus den Quellen bearbeitet Sulzbach 1828 Volltextversion in der Google Buchsuche Weblinks BearbeitenStammliste auf Genealogy euweb czNormdaten Person GND 1059717476 lobid OGND AKS VIAF 311192778 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heinrich VIII von OrtenburgKURZBESCHREIBUNG Feldherr im Dreissigjahrigen KriegGEBURTSDATUM 9 August 1594GEBURTSORT Burg Waldeck bei Tirschenreuth OberpfalzSTERBEDATUM 29 August 1622STERBEORT bei Fleurus Belgien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich VIII von Ortenburg amp oldid 231957970