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Heinrich Roth SJ 18 Dezember 1620 in Dillingen an der Donau 20 Juni 1668 in Agra Indien auch Henricus Rodius oder Henrique Roa 1 war ein deutscher Jesuit und Missionar Durch seine Sanskritstudien wurde er zum Pionier der modernen Indologie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Studium 1 2 Reise nach Indien und erste Sanskritstudien 1650 1662 1 3 Reise nach Europa 1662 1665 1 4 Ruckkehr nach Indien und Tod 1665 1668 2 Werk und Bedeutung 3 Schriften 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenJugend und Studium Bearbeiten Heinrich Roth wurde 1620 als Sohn des Doktors beider Rechte und furstbischoflichen Amtmanns Konrad Roth 1637 und seiner Frau Maria Susanne nach 1664 in Dillingen geboren wo er auch die Schule besuchte Ab 1635 studierte er zunachst Rhetorik an der jesuitischen Universitat Dillingen dann Philosophie am Innsbrucker Jesuitenkolleg bevor er am 25 Oktober 1639 in Landsberg dem Jesuitenorden beitrat Von 1641 bis 1645 lehrte er als Magister an den Universitaten von Munchen und Ingolstadt 1645 begann er wiederum in Dillingen ein Theologiestudium das er 1649 in Ingolstadt abschloss Noch im selben Jahr am 29 Mai 1649 empfing er in Eichstatt die Priesterweihe Reise nach Indien und erste Sanskritstudien 1650 1662 Bearbeiten Im Jahre 1649 wurde Roth zusammen mit Franz Storer vom Jesuitengeneral Francesco Piccolomini der athiopischen bzw indischen Mission zugeteilt 2 Uber Italien gelangten die beiden Jesuiten zunachst nach Smyrna 1650 und von dort auf dem Landweg uber Isfahan in die damalige portugiesische Kolonie Goa 1652 die erste missionarische Wirkungsstatte von Roth Auf der Insel Salsette arbeitete Roth zeitweise auch als Portugiesisch Dolmetscher bevor er als Gesandter eines Regionalfursten uber Stationen in Srinagar und Uttarakhand schliesslich 1654 nach Agra an die Residenz der Grossmoguln gelangte Dort war er ausser als Missionar und Seelsorger auch als Arzt und Lehrer tatig um 1659 ubernahm Roth das Rektorat des Jesuitenkollegs von Agra das zeitweise unter gegen Christen und Hindus gleichermassen gerichtete Verfolgungen durch die Grossmoguln zu leiden hatte Neben Kannaresisch Hindustani und Persisch erlernte Roth in einem mehrjahrigen Studium bei einheimischen Pandits auch die Grundlagen des klassischen Sanskrit und widmete sich eigenen Studien der indischen Grammatik und Literatur Am Kaiserhof lernte er den franzosischen Philosophen und Mediziner Francois Bernier kernen der als Leibarzt des Grossmoguls Aurangzeb tatig war und sich von Roths Kenntnissen der indischen Kultur beeindruckt zeigte 3 Reise nach Europa 1662 1665 Bearbeiten Gemeinsam mit seinem osterreichischen Ordensbruder Johann Grueber der auf dem Ruckweg vom chinesischen Kaiserhof in Peking nach Agra gekommen war reiste Roth 1662 wiederum auf dem Landweg diesmal uber Kabul nach Europa wo die beiden am 20 Februar 1664 in Rom eintrafen Ihre detaillierte Reiseschilderung veroffentlichte der dortige Universalgelehrte Athanasius Kircher 1667 in seiner Enzyklopadie China illustrata 4 In Neuburg hielt Roth 1664 einige offentliche Vortrage uber Geschichte und Kultur des Mogulreiches die 1665 in gekurzter Form gedruckt wurden Am Kaiserhof in Wien warb er bei Leopold I erfolgreich um finanzielle Unterstutzung fur die Drucklegung einer von ihm verfassten Grammatik des Sanskrit eine Publikation scheiterte jedoch am Widerstand des jesuitischen Ordensgenerals Giovanni Paolo Oliva Ruckkehr nach Indien und Tod 1665 1668 Bearbeiten Von Oliva damit beauftragt eine nepalesische Jesuitenmission aufzubauen reiste Roth 1665 zunachst zusammen mit Grueber nach Konstantinopel wo der Gefahrte zuruckblieb wahrend Roth 1666 uber Surat an seine fruhere Wirkungsstatte in Agra zuruckkehrte Dort starb er am 20 Juni 1668 ohne mit der Umsetzung seines Auftrags begonnen zu haben Sein Grabmal in der Padri Santos Kapelle des Vororts Lashkarpur ist erhalten 5 Werk und Bedeutung BearbeitenHeinrich Roths um 1660 in lateinischer Sprache entstandene Grammaticca linguae Sanscretanae Brachmanum Indiae Orientalis deren Manuskript sich heute in der italienischen Nationalbibliothek in Rom befindet war die erste von einem Europaer verfasste Sanskrit Grammatik und begrundete seinen Ruf als Wegbereiter der modernen Indologie Gleiches gilt fur seine erhaltenen Vorarbeiten zu einem Sanskrit lateinischen Worterbuch und einem Abriss der indischen Vedanta Philosophie die den ersten Versuch darstellten Hindustani in lateinischer Umschrift wiederzugeben Weitere seiner Forschungen unter anderem zur Devanagari Schrift zur Gottheit Vishnu und zur Indienreise des Apostels Thomas fanden Eingang in Athanasius Kirchers China illustrata Ferner sind 35 Briefe Roths uberliefert die er aus Indien und wahrend seiner Reisen nach Europa schrieb Schriften BearbeitenArnulf Camps Jean Claude Muller Hrsg The Sanskrit grammar and manuscripts of Father Heinrich Roth S J 1620 1668 Facsimile edition of Biblioteca Nazionale Rome Mss Or 171 and 172 Brill Leiden 1988 ISBN 90 04 08608 0 mit Werkverzeichnis Literatur BearbeitenClaudia von Collani Roth Heinrich SJ In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 8 Bautz Herzberg 1994 ISBN 3 88309 053 0 Sp 740 742 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Sebastian Euringen P Heinrich Roth S J von Dillingen In Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau 31 1918 1 40 Adalbert Vogel Heinrich Roth In Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben 7 1959 S 239 259 Claus Vogel Heinrich Roth In Neue Deutsche Biographie NDB Band 22 Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11203 2 S 106 f Digitalisat Claus Vogel Die Vorarbeiten des Jesuitenmissionars Heinrich Roth 1620 1668 zu einem Sanskrit lateinischen Worterbuch In Helmut Eimer Hrsg Vicitrakusumanjali Festschrift fur Richard Othon Meisezahl anlasslich seines achtzigsten Geburtstages Indica et Tibetica Verlag Bonn 1986 S 131 146 ISBN 3 923776 11 X Indica et Tibetica 11 Claus Vogel An old letter from Surat written by German Jesuit Heinrich Roth In Annals of the Bhandarkar Oriental Research Institute 58 1987 S 609 619 Bruno Zimmel P Heinrich Roths SJ Expedition nach Nepal In Jahrbuch des Historischen Vereins Dillingen an der Donau 70 1968 64 78 Einzelnachweise Bearbeiten Vgl Vogel NDB S 106 Instructio A R P Generalis Francisci Piccolomini pro P atre Henrico R oth Ingolstadio ad missionem Aethiopicam profecturo 1639 vgl Anton Huonder Deutsche Jesuitenmissionare des 17 und 18 Jahrhunderts Freiburg 1899 S 213 f Roth wird mehrfach erwahnt bei Francois Bernier Voyage dans les Etats du Grand Mogol Paris Claude Barbin 1671 moderne Textausgabe Paris Fayard 1981 ISBN 978 22130 0954 4 Athanasius Kircher China monumentis qua sacris qua profanis nec non variis naturae et artis spectaculis aliarumque rerum memorabilium argumentis illustrata Amsterdam 1667 hier S 91 f Iter ex Agra Mogorum in Europam ex relatione PP Joh anni Gruberi et H enrici Roth Vgl Claus Vogel The Jesuit missionary Heinrich Roth 1620 1688 and his burial place at Agra In Lars Gohler Hg Indische Kultur im Kontext Rituale Texte und Ideen aus Indien und der Welt Festschrift fur Klaus Mylius Wiesbaden Harrassowitz 2005 Beitrage zur Indologie Bd 50 S 407 412 Englisch mit Abbildungen der Grabstatte Normdaten Person GND 122394623 lobid OGND AKS LCCN n87930095 VIAF 66509531 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Roth HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Missionar und Pionier der SanskritforschungGEBURTSDATUM 18 Dezember 1620GEBURTSORT Dillingen an der DonauSTERBEDATUM 20 Juni 1668STERBEORT Agra Indien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Roth Indologe amp oldid 217012663