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Heinrich Baab 27 Juli 1908 in Frankfurt am Main 23 Mai 2001 ebenda 1 war ein deutscher Kriminalbeamter der nach 1933 die Gestapo in Frankfurt am Main leitete und 1939 am Uberfall auf Polen bei einem Sonderkommando des Sicherheitsdienstes beteiligt war Leben BearbeitenHeinrich Baab war nach seinem Schulabschluss als Schlosser tatig Er wechselte 1928 zur Polizeibehorde in Stettin Von dort wurde er in seine Heimatstadt Frankfurt am Main versetzt wo er sich beruflich vom Kriminalsekretar bis zum Leiter des Gestapo entwickelte Die Zentrale hatte ihren Sitz bis 1940 in der Gutleutstrasse danach in der Lindenstrasse 27 im Westend Zum 1 Oktober 1932 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 1 346 664 2 Wahrend dieser Zeit hatte er sich auch als Mitglied der SS mit der Mitgliedsnummer 306 631 einschreiben lassen 3 Zum Zeitpunkt des deutschen Uberfalls auf Polen im September 1939 war er im Rahmen eines Sonderkommandos des SD auf polnischem Territorium eingesetzt Nach seiner Ruckkehr in das Frankfurter Gestapoamt 1942 wurde er im sogenannten Judenreferat tatig wo er verantwortlich fur die Organisation der Massendeportationen im Bahnhof Grossmarkthalle war Nachdem in der Stadt die Deportationen der Juden im Herbst 1942 nahezu abgeschlossen waren ubernahm er 1943 die Leitung des Sabotagereferates der Gestapo Frankfurt 4 Hier war ab September 1943 Reinhard Breder als Leiter des Gestapoamtes sein Dienstvorgesetzter Ab diesem Zeitpunkt organisierte die Frankfurter Gestapo Massnahmen um die eigentlich vor Deportationen noch geschutzte Juden der Vernichtung auszuliefern Das waren vor allem judische Burger die in Mischehen lebten Weltkriegskampfer und Rustungsarbeiter die aus bestimmten wirtschaftlichen oder politischen Grunden noch nicht deportiert werden sollten Durch ein System von Spitzeln und scharfster Uberwachung liess die Frankfurter Gestapo solche privilegierten Juden wegen geringfugigster Verfehlungen wie Verdeckung des Judensterns oder ordnungswidrigem Antrag auf eine Kohlenzuteilung in ein Konzentrationslager einweisen von wo aus sie dann deportiert und ermordet wurden 5 Im Jahr 1943 wurde Baab zum SS Untersturmfuhrer befordert Nach Kriegsende kam Heinrich Baab im April 1947 in Haft Im Jahr 1950 wurde er vor dem Landgericht Frankfurt am Main wegen Mordes angeklagt Insgesamt funf Wochen dauerte der Prozess 157 Zeugen wurden vom Gericht gehort Als ein Zeuge sagte auch Reinhard Breder sein damaliger Vorgesetzter aus Ebenfalls als Zeuge in diesem Prozess wurde Hermann Schramm gehort bis 1934 Tenor an der Oper Frankfurt und Uberlebender des Holocaust Er hatte in Frankfurt eine direkte Begegnung mit dem Angeklagten erlebt Auf den Strassen der Stadt hatte Baab eine judische Frau festgenommen und beim Durchwuhlen ihrer Handtasche ein Ticket fur die Strassenbahn gefunden Bei der Auseinandersetzung die in aller Offentlichkeit stattfand versuchte Baab seinen Fund bei der Frau als Beweis darzustellen dass sie die Verkehrsmittel der Stadt benutzt was Juden strengstens verboten war Als Schramm eingriff um der Frau zu helfen wurde er mehrfach von Baab ins Gesicht geschlagen ohne aber selbst verhaftet zu werden Diesen Vorfall schilderte der Zeuge bei der Verhandlung vor dem Schwurgericht und bestatigte dabei den Tater wieder erkannt zu haben Baab wurde am 5 April 1950 wegen vollendeten Mordes in 55 Fallen zu lebenslangem Zuchthaus verurteilt 1 6 Wahrend seiner Haft in der Justizvollzugsanstalt Butzbach versuchte er uber viele Jahre hinweg sich zu rechtfertigen und als Opfer darzustellen In Gnadengesuchen an den hessischen Ministerprasidenten Georg August Zinn Beitragen in Tageszeitungen Wiederaufnahmeantragen und Memoranden bezeichnete er sich als kleines Radchen und weisungsgebundenen Beamten der unverschuldet in das Getriebe der Judenverfolgungsmaschinerie geraten sei und in untergeordnete r Stellung nur gewissenhaft und unbestechlich zum Wohle Deutschlands seine Pflicht erfullt habe 7 Nach Zinns Tod wurde Heinrich Baab Ende 1972 durch den hessischen Justizminister Karl Hemfler vorzeitig aus der Haft entlassen 1 Literatur BearbeitenKay Boyle The Smoking Mountain Stories of Postwar Germany McGraw Hill in New York 1951 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Aktualisierte 2 Auflage Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 22 Michael Robert Marrus The End of the Holocaust S 662 herausgegeben von Michael Robert Marrus Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 Juristische Unterlagen einschliesslich anklagender und urteilender Schriften gegen Heinrich Baab am Frankfurter Gericht zur Folterung von Haftlingen am Gestapo Bahnhof in Frankfurt am Main 1940 1944 von 1949 1950 LG Frankfurt am Main 15 Februar 1951 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VIII bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1972 Nr 267 S 191 217 1 Alfons Maria Arns Raphael Gross Das Organigramm des Frankfurter Gestapo Beamten Heinrich Baab Die Deportation der Juden aus Perspektive eines NS Taters in Raphael Gross Felix Semmelroth Hg Erinnerungsstatte an der Frankfurter Grossmarkthalle Die Deportation der Juden 1941 1945 Prestel Munchen London New York 2016 ISBN 978 3 7913 5531 3 S 195 209 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Heike Drummer Jutta Zwilling Einstellung aus Mangel an Beweisen Was wurde aus den Tatbeteiligten an den Deportationen aus Frankfurt am Main In frankfurt1933 1945 de 1 Januar 2011 abgerufen am 5 Marz 2021 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 930687 Dienstaltersliste der Schutzstaffel der NSDAP SS Obersturmbannfuhrer und SS Sturmbannfuhrer Stand vom 1 Oktober 1944 SS Personalhauptamt Berlin 1944 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Aktualisierte 2 Auflage Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 S 22 Beate Meyer Handlungsspielraume regionaler judischer Reprasentanten 1941 1945 In Birthe Kundrus Beate Meyer Hrsg Die Deportation der Juden aus Deutschland Plane Praxis Reaktionen 1938 1945 Wallstein Gottingen 2004 ISBN 3892447926 S 68 73 LG Frankfurt am Main 5 April 1950 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd VI bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann H H Fuchs C F Ruter Amsterdam University Press 1971 Nr 207 S 369 437 Mitwirkung eines Beamten im Judenreferat an den Deportationen aus Frankfurt M in den Osten Verhaftung Misshandlung und Abtransport eigentlich davon ausgenommener judischer Mischehepartner nach Auschwitz und in andere Konzentrationslager Misshandlung und Erpressung von Aussagen einiger Zivilisten die aus verschiedenen Grunden Abhoren auslandischer Sender KPD Mitgliedschaft antinationalsozialistische Gesinnung usw verhaftet worden waren Memento vom 14 Marz 2016 im Internet Archive Die Deportationen aus Frankfurt 1941 1945 In Unterrichtsmaterial auf juedischesmuseum de Abgerufen am 3 Mai 2021 Normdaten Person GND 11936705X lobid OGND AKS LCCN no2005002492 VIAF 58805194 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Baab HeinrichKURZBESCHREIBUNG deutscher Kriminalbeamter Leiter der Gestapo in Frankfurt am MainGEBURTSDATUM 27 Juli 1908GEBURTSORT Frankfurt am MainSTERBEDATUM 23 Mai 2001STERBEORT Frankfurt am Main Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Baab amp oldid 236234922