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Die katholische Heilig Kreuz Kapelle in Lorch Rheingau ist eine denkmalgeschutzte Wallfahrtskapelle etwa 2 km von Lorch Wisper aufwarts gelegen am Eingang des Tiefenbachtales Sie ist die letzte erhaltene der ehemals neun Kapellen im Stadtgebiet von Lorch Seit 2015 gehort sie wie die zuvor zustandige Pfarrkirche St Martin Lorch zur Pfarrei Heilig Kreuz Rheingau einer Pfarrei neuen Typs die Pfarrkirche ist der sogenannte Rheingauer Dom in Geisenheim Heilig Kreuz Kapelle mit AussenaltarInnenansicht Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Kirchliche Ereignisse 3 Architektur 4 Ausstattung 5 Glocke 6 Quellen und Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Geschichte der Kapelle geht zuruck auf das Jahr 1460 In dieser Zeit gab es immer wieder Grenzstreitigkeiten zwischen der kurpfalzischen Sauerburg welche ihre Macht bis an die Wisper auszudehnen versuchte und der kurmainzischen Grenzfeste Lorch die dies verhindern musste Am Johannistag 1460 fiel der Burgherr von der Sauerburg mit einer Truppe von 120 Bewaffneten zu Fuss und zu Pferd in die Lorcher Gemarkung ein und raubte das auf der Weide stehende Lorcher Vieh Von der Stadttorwache an der Schauerpforte wurde Alarm geschlagen und so kam es am Eingang des Tiefenbachtales zu einer Schlacht in der die Lorcher einen uberwaltigenden Sieg uber die kurpfalzischen Sauerthaler errangen Der Bericht uber diese Schlacht endet mit den Worten Zum Angedenk an die Schlacht und Gott zur Ehr und Preis hatt man uff dem Huwwel allwo die Schlacht geschahe ein gross Kreutz aufgebawet und ein ewig Licht gestift In der Folge entstand daraus eine kleine Kapelle die urkundlich 1486 erwahnt wird 1 Uber die Entstehung ist nichts bekannt nur eine Sage berichtet dass ein Ritter aus dem Geschlecht Boos von Waldeck ein Gelubde mit dem Bau erfullt hat 2 Die Errichtung der heutigen Kapelle wurde durch freiwillige Beitrage finanziert und nach Vollendung am 26 Juli 1677 von dem Mainzer Weihbischof Adolph Gottfried Volusius eingeweiht 3 1738 wurde sie nach Osten um fast das Doppelte erweitert Die Fenster der erweiterten Kapelle stiften die Bruder Joh Friderici Friedrich und Jacobi Jakob Perabo Das Wappen und die Namen der beiden sind in einer Glasscheibe im mittleren Fenster der Nordseite eingraviert Die sinngemasse Ubersetzung des lateinischen Textes lautet Die Fenster welche die graue Vergangenheit dir geraubt hat errichtete von Neuem die freigiebige und gutige Hand der vornehmen und gelehrten Herren der Herrn Gebruder Joh Friedrich und Jakob Perabo 1784 baute der Kreuzbruder Peter Weibler westlich eine Eremitage an er hutete die Kapelle und ernahrte sich von Anstreicherarbeit Er besass ausserdem noch 30 Bienenstocke zur Gewinnung von Honig und Kerzenwachs Von einer Rom Wallfahrt hatte er zuvor eine Kreuzreliquie deren Echtheit von Weihbischof Ludwig Philipp Behlen 1714 1777 bestatigt worden war mitgebracht Seine gesamten Einnahmen und die Spenden von Glaubigen investierte er in die Kapelle So liess er fur 300fl eine Orgel die er selbst spielte in der Kapelle einbauen 4 Nach dem Ableben von Peter Weibler wurde diese Orgel 1819 von Pfarrer Geiger 1775 Hofheim 1833 Lorch nach Presberg verkauft 1826 erfolgte eine grossere Renovierung Mitte des 19 Jh durfte auch die Eremitage beseitigt und durch eine holzerne Vorhalle ersetzt worden sein Ostlich der Kapelle wurde 1897 auf Initiative des Pfarrers Volpenhenn 15 November 1836 in Munster 22 Dezember 1898 in Lorch ein neuer Kreuzweg um den Pilgerplatz angelegt Die Sandstein Figuren in den Stationshauschen waren stilistisch der beruhmten Lorcher Kreuztragung nachempfunden und von der Lorcher Burgerin Frl Elisabeth Choisi 29 Dezember 1845 Lorch 1913 Lorch gestiftet Die Einweihung fand am 1 Mai 1898 anlasslich des Kreuztages statt Zwei Jahre spater am Kreuztag den 6 Mai 1900 wurde ein Pontifikalamt durch den Abt Konradus Kolb von Marienstatt am neu errichteten Aussenaltar zelebriert 5 nbsp Die Jahreszahl 1611 auf dem Turgewande der Westpforte stimmt nicht mit dem Jahr 1677 der Kapellen Weihe uberein nbsp Die aus Rom von Peter Weibler fur die Kapelle besorgte Kreuzreliquie Heute in St Martin Lorch aufbewahrt nbsp Stifter Wappen und Inschrift auf einer Fensterscheibe des mittleren Nordfensters nbsp Kreuzweg Stationen von 1887 89 nbsp Figuren des alten Kreuzweges auf dem Aussenaltar nbsp Historische Aufnahme der Kapelle noch mit der holzernen Vorhalle nbsp Heilig Kreuz Kapelle mit erneuertem Vorbau von 19611961 liess Pfarrer Rudolf Maria Messmer 1912 Geisenheim 1988 Funfstetten die Kapelle komplett sanieren dabei wurde auch die holzerne Vorhalle durch einen steinsichtigen Vorbau ersetzt und die Empore im Inneren in den neuen Anbau hinein erweitert 1965 wurde Lorch zu einem Bundeswehrstandort Die Soldaten der gegenuber liegenden Rheingau Kaserne nutzten die Kapelle nun des Ofteren fur Militargottesdienste Im Gegenzug engagierten sich die Bundeswehrangehorigen bei der Pflege und Instandhaltung der gesamten Anlage 1971 wurden die Figuren des Kreuzweges durch Kinder zerstort nur die Figurengruppe der Grablegung Christi und die beiden Allianzfiguren der Kreuzigungsgruppe Maria und Johannes blieben erhalten Instand gesetzt sind sie heute auf den Aussenaltar der Kapelle aufgestellt Die Trummer der anderen Figuren liegen in Sand gebettet unter einer Betonplatte auf dem Pilgerplatz Auf Initiative des Standortaltesten Oberstleutnant Jochen Siegel Zeit seines Lebens ein grosser Forderer der Kreuzkapelle grundete sich 1981 zehn Jahre nach der Zerstorung eine Fordergemeinschaft Burger und Burger in Uniform zur Wiederherstellung des Kreuzweges bei der Heilig Kreuzkapelle in deren Auftrag schuf 1983 der Presberger Kunstler Anton Haust abstrakte sandsteinfarbene Tongussrelief Bilder fur die verwaisten Stationen des Kreuzweges 6 Von 1985 bis 1988 wurde die Kapelle dann ehrenamtlich umfassend renoviert 7 Finanziert wurde dies durch eine Kapellenbruderschaft eine Fordergemeinschaft zur Erhaltung der Kreuzkapelle Sie setzte sich zusammen aus dem Bw Standort den Feuerwehren ortlichen Organisationen Handwerkern Gewerbetreibenden und engagierten Privatpersonen von Nah und Fern Ein prominenter Kapellenbruder war der damalige Jagdpachter Ernst Neger Star der Mainzer Fastnacht Im Zuge dieser Renovierung wurde auch die einst reiche Innenausstattung stark reduziert Eine schlicht gestaltet Holz Kanzel sowie ein kleiner Seitenaltar wurden entfernt Das Ewige Licht die Heiligenfiguren des Wendelin Heilig Kreuzer Bauerchen des Rochus von Montpellier des Johannes der Taufer des Petrus und des Paulus wurden wie die Pieta des beseitigten Seitenaltares aus Sicherheitsgrunden in die Pfarrkirche St Martin verbracht und dort aufgestellt bzw aufgehangt Am 13 Oktober 2021 wurde durch einen nachtlichen Brandanschlag die Figurengruppe der Grablegung Christi auf dem Aussenaltar stark beschadigt 8 Im Sommer 2023 wurde der Schaden von der Lorcher Natursteinwerkstatte Stefan Schmidt unentgeltlich behoben Kirchliche Ereignisse BearbeitenFur die Heilig Kreuz Kapelle existierten in der Vergangenheit sechs Messstiftungen An Kreuzerhohung 14 September und am Gedachtnis der sieben Schmerzen Mariens 15 September wurde ein Hochamt mit Predigt gehalten Am 3 Tag der Bittwoche fanden Bittprozessionen von Lorch und den ehemaligen Filialen Lorchhausen Ransel Espenschied und Presberg aus statt Ebenso wurden solche Prozessionen am 3 Mai an Kreuzauffindung von den genannten Orten aus durchgefuhrt An der Kreuzkapelle wurde dann ein gemeinsames Hochamt gefeiert Diese Tradition anlasslich der Kreuzauffindung wird seit 1677 9 am sogenannten Heilig Kreuztag am 1 Sonntag im Mai bis heute gepflegt Mit einer feierlichen Prozession bei der neben dem Allerheiligsten auch die Kreuzreliquie mitgefuhrt wird ziehen die Glaubigen von der ehemaligen Pfarrkirche St Martin Lorch zur Hl Kreuzkapelle um dort gemeinsam ein Hochamt unter freien Himmel zu feiern Nach Ruckkehr zur ehemaligen Lorcher Pfarrkirche wird dort zum Abschluss ein Sakramentaler Segen gespendet Bis Ende des 20 Jh zog dieses kirchliche Grossereignis hunderte von Glaubige aus dem gesamten Rheingau an hat aber in den letzten Jahren sehr an Bedeutung verloren An der Lorcher Kirchweih am 2 Septemberwochenende wird in der Kreuzkapelle am Kerbemontag traditionell mit einer Hl Messe der Kreuzerhohung und der Schmerzen Mariens gedacht Architektur BearbeitenBei der Heilig Kreuz Kapelle handelt es sich um einen schlichten Saalbau mit Flachdecke und einem dreiseitigen Chorschluss Das schiefergedeckte Walmdach wird bekront von einem barocken achtseitigen Dachreiter mit Haube und Laterne Die Aussenwande des aus Schieferbruchsteinen errichteten rechteckigen langgestreckten Gebaudes sind verputzt bis auf die steinsichtig konzipierte westliche Vorhalle von 1961 Einfache rundbogige hellglasige Bleiglasfenster erhellen den Innenraum Unter einer geschweift hervortretenden Holzempore befindet sich das rundbogige Westportal mit einem schlichten Turgewande aus Sandstein darauf im Inneren das Datum 1611 das nicht mit der urkundlich festgehaltenen Weihe von 1677 ubereinstimmt Vielleicht eine Bauunterbrechung bedingt durch den Dreissigjahrigen Krieg die verheerenden Pestepidemien von 1622 1624 1666 und die katastrophalen Stadtbrande der Jahre 1621 1639 1640 46 10 11 oder ein Bauteil der Vorgangerkirche Vor den Mittelfenstern befindet sich eine Baunaht gut erkennbar an der Dacheindeckung Sie zeugt von der Erweiterung der Kapelle nach Osten Diese 1738 vollendete Erweiterung ist auf dem Scheitel des neu entstandenen Sudportals vermerkt Das zweite Datum darauf weist auf die Renovierung von 1826 hin An die aussere Chorwand ist ein Aussenaltar unter einen Vordach angebaut Ausstattung BearbeitenAltar aus Holz mit Kruzifix und lebensgrossem Korpus aus dem 18 Jh Immaculata aus der Mitte des 18 Jh Hl Joseph aus der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts im Stil des Burkard Zamels Holzempore von 1826 Heilig Kreuzer Bauerchen eine Kopie eines Hl Wendelin in einer Aussennische der Sudwand Das Original um 1700 befindet sich in St Martin Lorch Aussenaltar von 1900 mit Sandsteinfiguren des zerstorten Kreuzweges von 1897 98 Kreuzwegstationen von 1897 98 mit Relieftafeln des Kunstlers Anton Haust von 1983 nbsp Altar 18 Jh nbsp Lebensgrosser Corpus Christi nbsp Immaculata im Chor nbsp Hl Joseph im Chor nbsp Empore nbsp Aussenaltar von 1900 mit Figuren des alten Kreuzweges nbsp Figur des Hl Wendelin im Volksmund als Heilig Kreuzer Bauerchen bezeichnet nbsp Kreuzweg Relieftafel von Anton HaustGlocke BearbeitenDie Kapelle besitzt eine kleine Glocke die wohl ursprunglich aus der Sauerthaler St Anna Kirche stammte Anfang des 20 Jahrhunderts wurde sie der Kreuzkapelle von der dortigen Gemeinde gestiftet 12 Die Glocke tragt unter einem Zierfries die Minuskel Inschrift Maria ora pro nobis MDCCCXCVII Maria bitte fur uns 1897 dazu ein Medaillon der Muttergottes und ein Giesserzeichen nbsp Marienglocke nbsp Marien Medaillon nbsp Giesserzeichen zwei verschlungene Buchstaben R und EQuellen und Literatur BearbeitenDagmar Soder Rheingau Taunus Kreis I 2 Altkreis Rheingau Hrsg Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Theiss Verlag Darmstadt 2014 ISBN 978 3 8062 2987 5 Pfr Albert Zell Hefte Ransel Geschichte der Pfarrei St Martin Lorch Agende der Pfarrei Ransel Kirche und Pfarrei Ransel Pfr Johannes Zaun Beitrage zur Geschichte des Landcapitels Rheingau und seiner vierundzwanzig Pfarreien Verlag Molzberger 1879 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen II Deutscher Kunstverlag Munchen 2008 ISBN 978 3 422 03117 3 Herbert Graff Wolfgang Krammes Hrsg Die Kirchen im Mittelrheintal Michael Imhof Verlag 2004 ISBN 3 935590 64 4 Hans Feldkeller Landeskonservator von Hessen Die Kunstdenkmaler des Landes Hessen Der Rheingaukreis bearbeitet von Max Herchenroder Deutscher Kunstverlag 1965Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hl Kreuzkapelle Lorch Rheingau Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Lorch Rheingau Taunus Kreis Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Legende um die Kreuzkapelle Lorch Memento des Originals vom 30 August 2021 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lorch rhein de PDF Datei 17 kB Albert Keuchen Der Lorcher Adel 1855 abgeschrieben von Albert Zell Pfr Johannes Zaun Beitrage zur Geschichte des Landcapitels Rheingau und seiner vierundzwanzig Pfarreien Verlag Molzberger 1879 S 333 Pfarrer Albert Zell Die Geschichte der Pfarrei St Martin Lorch am Rhein 1806 1906 S 67 Auszug aus der Chronik der Lorcher Ehrengarde Festschrift zur Einweihung des neuen Kreuzweges der Kreuzkapelle 1983 Unser Lorch Beitrage zur Lorcher Heimatgeschichte Heft 2 1986 und Heft 4 1988 Herausgeber Maria Kaufmann Stiftung Lorch Rh 74 Einsatz Webseite der Feuerwehr Lorch Rh Pfarrer Albert Zell Die Geschichte der Pfarrei St Martin Lorch am Rhein 1806 1906 S 69 Auszug aus der Chronik der Lorcher Ehrengarde Die Bau amp Kunstdenkmaler des Rheingaus Ferdinand Luthmer 1902 Verlag Heinrich Keller Seite 93 Kernstadt Lorch auf kuladig de Hubert Foersch Limburger Glockenbuch Glocken und Gelaute im Bistum Limburg Verlag des Bischoflichen Ordinariates Limburg 1997 Abschnitt Lorch Sauerthal 50 051731 7 819802 Koordinaten 50 3 6 2 N 7 49 11 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heilig Kreuz Kapelle Lorch amp oldid 238387012