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Die Hauptsynagoge war eine Synagoge der judischen Gemeinde in Mannheim Sie wurde anstelle mehrerer Vorgangerbauten zwischen 1851 und 1855 errichtet und wahrend der Novemberpogrome 1938 zerstort Hauptsynagoge um 1895Innenraum um 1855 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenIm Dreissigjahrigen Krieg wurde Mannheim wie grosse Teile der Kurpfalz zerstort Kurfurst Karl Ludwig forderte den Wiederaufbau der Stadt in dem um die Ansiedlung von Juden geworben wurde Die Konzession von 1660 gestattete eine Schul das heisst eine Synagoge mit eigenem Rabbiner 1662 existierte nachweislich eine Synagoge und bereits 1670 entstand ein Neubau in F 2 13 15 dem Standort der spateren Hauptsynagoge Schon kurze Zeit darauf wurde Mannheim im Pfalzischen Erbfolgekrieg erneut verwustet so dass im Jahr 1700 der Bau einer neuen Synagoge erforderlich war Im Laufe der Zeit wurde das Gebaude mehrfach erweitert so wurde 1767 erstmals eine Frauenschul erwahnt Von 1824 ist eine Beschreibung der Synagoge uberliefert Gegen die Strasse schliesst eine Mauer mit einem Gelander den dazugehorigen Vorhof ein Im Hintergrunde steht das Gebaude in einfachem Stile ausgefuhrt mit einigen hebraischen Inschriften In ihrem Inneren erblickt man die den judischen Gesetzen entsprechende Einrichtung In der Mitte stehen die Stuhle der Vorsanger mit Verzierungen Die Weiber haben ihre eigene Schule aus welcher vergitterte Fenster in die Hauptschule gehen um sie den Mannerblicken zu entziehen und damit kein Teil den andern in der Andacht store 1 Fur die wachsende judische Gemeinde wurde die kleine Synagoge zum Problem Die Platze befanden sich in der Hand alteingesessener Familien und wurden weitervererbt so dass Zugezogene kaum eine Chance hatten einen Platz zu erhalten Deswegen wurde die Synagoge 1851 abgerissen und im Juni desselben Jahres mit dem Neubau begonnen Die Plane hatte Ludwig Lendorff entworfen Nach seinem Tod im Februar 1853 wurde Friedrich Eisenlohr Nachfolger und schliesslich Heinrich Lang der unter beiden bereits an der Bauaufsicht beteiligt gewesen war Am 29 Juni 1855 wurde die neue Synagoge von Rabbiner Moses Prager eingeweiht Die Thorarollen wurden in Begleitung einer von Hermann Levi komponierten und Vinzenz Lachner dirigierten Kantate in die Heilige Lade eingestellt 1897 99 und 1907 08 wurde die Synagoge modernisiert Da es noch andere Synagogen in Mannheim gab wie die Lemle Moses Klaus der Orthodoxen in F 1 11 und eine Synagoge im spater eingemeindeten Feudenheim wurde sie Hauptsynagoge genannt Bis in die 1920er Jahre verdreifachte sich die Zahl der Gemeindemitglieder so dass sich der Synagogenrat zum 75 Jubilaum 1930 hoffnungsfroh zeigte nach der Weltwirtschaftskrise eine neue Synagoge bauen zu konnen Noch im Jahr der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 jedoch uberfielen erstmals SA Manner die Hauptsynagoge und richteten Beschadigungen an In der Pogromnacht am 10 November 1938 sturmten morgens SA Manner die Hauptsynagoge sie zerschlugen die Einrichtung legten Feuer und zundeten Sprengstoff Die Polizei weigerte sich zu Hilfe zu kommen die Feuerwehr beschrankte sich darauf die Nachbargebaude zu schutzen Anschliessend kam es zu Plunderungen durch die Bevolkerung Die judische Gemeinde hielt ihre Gottesdienste nun in der weniger beschadigten Klaussynagoge ab und wurde im Spatsommer 1939 gezwungen die Ruine der Hauptsynagoge samt Grundstuck fur 34 000 Reichsmark an die Stadtverwaltung zu verkaufen nbsp Gedenktafel in F 2Im Laufe des Zweiten Weltkriegs erlitt die Ruine weitere Zerstorungen ehe sie nach dem Krieg 1945 an die Jewish Restitution Successor Organization JRSO ubertragen wurde Die kleine judische Gemeinde richtete im ehemaligen judischen Waisenhaus in R 7 24 eine Behelfssynagoge ein Auf Initiative von Oberburgermeister Hermann Heimerich fertigte das Hochbauamt 1952 Plane an die eine Enttrummerung des Innenraums der Hauptsynagoge und den Einbau eines einstockigen Betsaals vorsahen Da das Land Baden Wurttemberg eine finanzielle Beteiligung ablehnte wurde das Projekt nicht verwirklicht und der vorgesehene stadtische Zuschuss fur den Wiederaufbau der Einsegnungshalle am judischen Friedhof verwandt Auch der Plan die Ruine als Gedenkstatte zu erhalten wurde aus Kostengrunden nicht verwirklicht 1955 56 wurde die Ruine abgetragen Die JRSO verkaufte das Grundstuck das zunachst von einem Autohandler genutzt und 1962 63 mit einem Wohn und Geschaftshaus bebaut wurde 1964 wurde eine Gedenktafel angebracht die an die Hauptsynagoge erinnert nbsp Hauptsynagoge um 1855 nbsp Kasseler Synagoge 1850Beschreibung BearbeitenDas Quadrat F 2 befindet sich in der westlichen Unterstadt ein Quartier in dem traditionell viele Mannheimer Juden wohnten Die Architektur der Hauptsynagoge mit ihren neuromanischen Rundbogen war beeinflusst von der 1839 von Albrecht Rosengarten erbauten Kasseler Synagoge Der Rundbogenstil symbolisierte einerseits die gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen andererseits wurde der Unterschied zum damals beliebten neugotischen Stil christlicher Kirchen betont An der Hauptfassade dominierte das grosse Rundbogenportal mit der daruberliegenden Fensterrosette Die oberste Kante war mit einer Reihe Krabben verziert Durch die Fassadengliederung mit den beiden Treppenhausern links und rechts die zu den Frauenemporen fuhrten wurde von aussen bereits die dreischiffige Basilika angedeutet Das zweijochige Mittelschiff war von zwei gleich grossen Kuppeln uberspannt und von Arkaden mit zehn Saulen aus schwarzem Marmor umsaumt die die Zehn Gebote symbolisierten Die Wande waren mit goldverzierten Arabesken Fresken von Joseph Schwarzmann bemalt und der Boden mit einem Mosaik aus Solnhofer Stein belegt An der Ostwand in Richtung Jerusalem Misrach schloss sich eine polygonale Apsis mit dem Toraschrein aus Carrara Marmor und einem Vorlesepult an An der rechten Seite befand sich eine Kanzel Nach der Renovierung 1908 hatte die Hauptsynagoge 700 Platze Um die Synagogenorgel hatte es langere Diskussionen gegeben weil sie bis dahin in judischen Gottesdiensten unublich gewesen war Erst im Juni 1855 kurz vor der Einweihung der Synagoge genehmigte der Oberrat der Israeliten Badens das Instrument Die Orgel von Eberhard Friedrich Walcker mit 24 Registern war die erste Orgel in einer badischen Synagoge Bei der Umgestaltung 1899 wurde ein neues Instrument mit 31 Registern aufgestellt erneut von der Orgelbauanstalt Walcker Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten SynagogenLiteratur BearbeitenHans Huth Die Kunstdenkmaler des Stadtkreises Mannheim Bd 1 Munchen 1982 ISBN 3 422 00556 0 S Volker Keller Die ehemalige Hauptsynagoge in Mannheim in Mannheimer Hefte 1 1982 S 2 14 Karl Otto Watzinger Geschichte der Juden in Mannheim 1650 1945 Stuttgart 1984 ISBN 3 17 008696 0 Volker Keller Judisches Leben in Mannheim Mannheim 1995 ISBN 3 923003 71 4 Christiane Twiehaus Synagogen im Grossherzogtum Baden 1806 1918 Eine Untersuchung zu ihrer Rezeption in den offentlichen Medien Universitatsverlag Winter Heidelberg 2012 S 150 173 Einzelnachweise Bearbeiten J G Rieger Historisch topographisch statistische Beschreibung von Mannheim und seiner Umgebung Mannheim 1824 S 297 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hauptsynagoge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mannheim Betsale Synagogen vor 1938 40 bei alamannia judaica Geschichte der Mannheimer Synagogen auf der Seite der Judischen Gemeinde Mannheim Virtuelle Rekonstruktion der Synagoge bei architectura virtualis49 489215 8 465506 Koordinaten 49 29 21 2 N 8 27 55 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hauptsynagoge Mannheim amp oldid 209794207