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Der Hoerhof ist ein Fachwerkhaus der Idsteiner Altstadt im hessischen Rheingau Taunus Kreis Aufgrund seines Baustils hebt er sich von den umgebenden Fachwerksbauten ab Er wird im Volksmund auch Toepferhaus genannt Die Anlagen des Hoerhof stehen unter Denkmalschutz und beherbergen ein Vier Sterne Hotel mit Restaurantbetrieb Der HoerhofDie zwei Ungleichen Der Hoerhof und das Nachbargebaude Obergasse 24 von NordwestenInhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Geschichte 2 1 Errichtung unter Henrich Heer 2 2 Wechselnde Nutzungen und Besitzer 2 3 Ernst Toepfer 2 4 Wandlung zum Hotel und Restaurantbetrieb 3 Hotel und Restaurant 4 Denkmalschutz 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Detailansicht der reich verzierten Strassenfassade des Nordflugels von Sudwesten nbsp Blick auf den InnenhofDer Hoerhof hebt sich gegenuber anderen Gebauden der von Fachwerk gepragten Altstadt ab weil seine Gestaltung nicht dem ansonsten hessisch gepragten einfachen Fachwerk entspricht In besonderem Kontrast steht er zu seinem unmittelbaren Nachbarhaus Obergasse 24 1 Der Gebaudekomplex tragt heute die Adresse Obergasse 26 Es lag zum Zeitpunkt der Errichtung unmittelbar am Obertor dem sudlichen Tor der Idsteiner Stadtmauer Es gliedert sich in vier Flugel die einen Innenhof umschliessen Es handelt sich um einen Fachwerkbau im Stil der Renaissance der fur die Fassadengestaltung im Jahr 1993 ausgezeichnet wurde Die Anordnung der Gebaude entspricht der eines frankisch mitteldeutschen Gehofts Der giebelstandige Hauptbau auf rechteckigem Grundriss mit fassadenbestimmendem durch eine Haubenlaterne gekronten Erker uber fast die gesamte Haushohe und ruckwartig angeschobenem Treppenturm stellt den altesten Teil des Hoerhofs dar Er nimmt Formelemente auf die sich vergleichbar beim Idsteiner Schloss finden Uber dem hohen Massivgeschoss erhebt sich der Fachwerkaufbau der strassenseitig schmuckendes Schnitzwerk zeigt ahnlich dem des etwas alteren Killingerhaus Das Obergeschoss zeichnet sich durch frankische Fenstererker und reich geschnitzte Brustungsplatten aus An der Sudseite des Haupthauses zum Hof findet sich ein Steinportal mit Diamantquaderung einem geraden Sturz und dem Wappen des Henrich Heer und seiner Ehefrau Anna Rumpfelin Das Portal tragt die Inschrift Henrich Heer Anna Rumpfelin Gott aller Ding Anfang bewahr unsern Ein und Ausgang 1626 Am Schweifgiebel des Haupthauses finden sich reich verzierte Blattornamente und geometrisches Schmuckwerk Das Haupthaus ist der am schmuckvollsten ausgepragte Teil des Hoerhofs die anderen Teile sind schlichter gehalten Die Westansicht wird durch die beiden Eingange das Eingangstor und den Kellerabgang gepragt Im Osten findet sich die Scheune aus dem 18 Jahrhundert welche im Zuge der Hoteleinrichtung durchgreifend erneuert und umgestaltet wurde Nicht alle Schmuckelemente die sich heute am Hoerhof finden gehoren zum Gebaudeursprung Als Sammler von Antiquitaten gestaltete Ernst Toepfer einige Bereiche nach seinen Vorstellungen um wobei er auch auf den Fundus der naheren Umgebung zuruckgriff So lagen Teile der Fussboden im Wiesbadener Residenz Theater oder im Kloster Arnsberg Fenster und Schnitzereien stammen von anderen Fachwerkhausern So erklart sich wahrscheinlich auch eine der Tafeln die die Inschrift Iohann Weitzel Anna Catharina Weitzel Eheleud anno 1670 tragt Diese Inschrift widerspricht ansonsten der Geschichte des Hauses denn Johann Weitzel war 1676 bis 1698 nassauischer Amtmann in Bad Camberg Auf Ernst Toepfer ist wahrscheinlich auch der im gepflasterten Hof befindliche barocke Sandsteinbrunnen zuruckzufuhren Alte Kachelofen und gusseiserne Ofen sind Reststucke von Toepfers Hausrat In der Gutsstub im Erdgeschoss haben sich Ausmalungen von Toepfers Hand erhalten Geschichte BearbeitenErrichtung unter Henrich Heer Bearbeiten Erbauer des Hoerhofs ist der Bauschreiber und Zeichner Henrich Heer 2 Der Name Heer erscheint in alten Akten in verschiedensten Schreibweisen wie Her Hehr Heher Heehr HorundHoer Henrich Heer nutzte allerdings ausschliesslich die Schreibweise Heer Der Sohn des nassauisch saarbruckischen Schlossbaumeisters Leutnant Jost Heer 3 besuchte Idstein zum ersten Mal im Jahr 1607 und wurde 1614 mit dem Umbau des Idsteiner Schlosses von Wilhelm Ludwig Graf von Nassau Saarbrucken beauftragt Am 3 Juni 1617 heiratete Heer Anna Rumpfelin die Tochter des Prasenzmeisters Conrad Rumpfelin Mit Urkunde vom 10 April 1620 im dritten Jahr des dreissigjahrigen Krieges wurde Heer das Grundstuck am Idsteiner Obertor am Ende der Obergasse durch Graf Wilhelm Ludwig von Nassau Saarbrucken erblich ubertragen 4 Diese Schenkung war wahrscheinlich ein Teil der Entlohnung fur die beim Schlossumbau geleisteten Arbeiten Grosszugig befreite der Graf das Anwesen von allen Beschwerden Einquartierungen und Kriegskontributionen Am 7 Juli des gleichen Jahres wurde diese Schenkung durch die Schoffen dem Schultheiss und dem Burgermeister bestatigt Der Bau des Haupthauses erfolgte von 1620 bis 1626 Vermutet wird dass Graf Ludwig seinem Bauschreiber bei dem Bau des Hoerhofs unter die Arme griff in Form der Gestellung von Baumaterial Die verwendeten Balken weisen teilweise betrachtliche Dimensionen auf speziell fur ein burgerliches Haus Dass Henrich Heer Baumaterial vom Schlossumbau ohne Wissen seines Dienstherren hatte abzweigen konnen ist nicht denkbar da hier die Idsteiner Burgerschaft die Arbeiten am Schloss zu aufmerksam beobachtete Wechselnde Nutzungen und Besitzer Bearbeiten nbsp Gesamtansicht von Sudwesten mit den jungeren BauteilenUm 1700 wurden die sudlichen Bauteile angefugt wenig spater die Scheune Es folgten unterschiedliche Nutzungen unter anderem als Jagdschloss oder auch als Forstamt Im 19 Jahrhundert verlagerte sie sich auf eine rein landwirtschaftliche Zwecke Die Besitzverhaltnisse waren gleichermassen wechselhaft Der Sohn Henrich Heers der in Wiesbaden ansassige nassauische Rentmeister Johann Balthasar Heer vermietete den Hoerhof 1657 an die Witwe des Superintendenten Erithropilus 1668 wohnte der Idsteiner Keller David Crusius im Hoerhof In dieser Zeit wurden auf herrschaftliche Kosten umfangreiche Reparaturen durchgefuhrt Fur die folgenden Jahre ergeben sich Hinweise auf die Besitzschaft des Hoerhofs aus der Bestatigung der Freiheiten 1685 werden diese dem Landhauptmann Heinrich von Joss zugesprochen 1710 dem nassauischen Rat Johann Hartmut Gartner 1720 dem furstlich Sachsen Merseburgischen Hofmeister Friedrich Ludwig von Rodenhausen sowie 1729 und 1736 seiner Witwe Charlotte von Rodenhausen 1749 werden die von Rodenhausischen Guter an einige Burger verkauft 1788 hat Philipp Jakob Justi die Hofreite verpfandet 1844 ist Oberforster Kruckeberg Eigentumer 1851 kauft Karl Michel das Anwesen von Justi Kruckeberg Bis 1910 bleibt dann das Anwesen in den Handen der Familie Michel Ernst Toepfer Bearbeiten 1910 kaufte der Kunstmaler Ernst Toepfer das Gut in das er 1911 einzog Er war ein realistischer impressionistischer Maler der sich bis zu seinem Tod 1955 im Besonderen Motiven aus seiner Heimat widmete Im Folgejahr fanden unter Leitung des Wiesbadener Diplom Ingenieurs Kuhne weitreichende Umgestaltungen des Hoerhofs den Vorstellungen Toepfers entsprechend statt Der Hoerhof ging nach Toepfers Tod an seine Erben weiter Auf die Familie Toepfer sind auch die im Volksmund und Literatur gebrauchlichen Bezeichnungen Haus Toepfer Toepferhaus und toepferisches Haus zuruckzufuhren 1981 wurde im Haus eine Dauerausstellung von Werken Ernst Toepfers eingerichtet die bis zum Verkauf 1990 Bestand hatte Eine Wurdigung der stilgerechten Fassadenrenovierung erfolgte 1985 Wandlung zum Hotel und Restaurantbetrieb Bearbeiten nbsp Innenansicht des RestaurantsDr Dorothea Elisabeth Schluter unterhielt in Idstein in den achtziger Jahren eine kieferchirurgische Praxis In diesem Rahmen lernte sie Idstein kennen und begeisterte sich fur das mittelalterliche Stadtbild Es folgten Besuche mit ihrem Mann Hans Herbert Schluter einem Frankfurter Architekten in deren Rahmen man den Hoerhof entdeckte Als das Ehepaar den Hoerhof interessiert begutachtete sprach sie Maria Luise Toepfer darauf an ob sie Kaufinteresse hatten und fuhrte das Ehepaar durch das Haus Eine in der Lokalpresse verbreitete Darstellung 5 dass die Entdeckung des Hoerhofs auf eine Strassensperrung zuruckzufuhren sei ist nicht korrekt Zum 31 Mai 1990 erwarb das Ehepaar Dorothea Elisabeth und Hans Herbert Schluter den zu diesem Zeitpunkt stark sanierungsbedurftigen Hoerhof von Maria Luise Toepfer und Christiane Ermster den Nachkommen Ernst Toepfers 6 Schluter leitete und konzipierte als Architekt BDA die Baumassnahmen Aus Ehrerbietung vor den Leistungen Henrich Heers erfolgte die in der Idsteiner Bevolkerung umstrittene Umbenennung in Hoerhof 1991 92 wurden die Gebaudeanlagen saniert und in einen Hotel und Restaurantbetrieb umgebaut 1992 wurde der Betrieb aufgenommen 1993 gewann der Hoerhof den Fassadenwettbewerb der Stadt Idstein 2002 verpachtete das Ehepaar Schluter den Hoerhof an einen Gastronomiebetrieb 2005 ubernahm Sabine Kogge Tochter des Ehepaars Schluter den Hoerhof nachdem der Gastronomiebetrieb insolvent gegangen war Hotel und Restaurant BearbeitenDer Restaurantbetrieb wurde unter anderem mit einer Empfehlung im Guide Michelin im Gault Millau ausgezeichnet Seitens des Hotels wird konsequent die Schreibweise in Grossbuchstaben HOERHOF gepflegt Denkmalschutz BearbeitenDas Gebaude tragt das internationale Schutzzeichen fur die Kennzeichnung von Kulturgut nach der Haager Konvention und steht unter Denkmalschutz 7 Literatur BearbeitenChristel Lentz Gerhard Lampe Der Maler Ernst Toepfer Leben und Werk S 31f herausgegeben vom Magistrat der Stadt Idstein Karl Lohmeyer Die Heer oder Hoer in Saarbrucker Hefte Heft 1 1955 herausgegeben von der Stadt SaarbruckenWeblinks BearbeitenOffizielle Website Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Obergasse 26 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen Historisches Bild auf Alt Idstein infoEinzelnachweise Bearbeiten Die Pracht des ungleichen Paares Untertaunus Kurier vom 12 Juli 2002 Zur Person vgl Hoer auch Heer Heinrich in der Datenbank Saarland Biografien Zur Person vgl Hoer auch Heer Jost in der Datenbank Saarland Biografien Idsteiner Heimatschau 2 Jahrgang Nr 8 21 Juli 1926 S 4 Modern mit Respekt vor Altem Wiesbadener Tagblatt vom 2 Juni 1997 Idsteins erster Denkmalschutzer Wiesbadener Tagblatt vom 10 Mai 1990 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Obergasse 26 In DenkXweb Online Ausgabe von Kulturdenkmaler in Hessen50 219715888333 8 2713693380556 Koordinaten 50 13 11 N 8 16 16 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hoerhof amp oldid 223299337