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Guillaume Gabriel Nivers um 1632 in Paris 1 30 November 1714 in Paris war ein franzosischer Komponist Organist und Musiktheoretiker 2 3 4 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Bedeutung 3 Werke Auswahl 4 Literatur Auswahl 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenGuillaume Gabriel Nivers war das jungste Kind von Antoine Nivers aus der Pariser Gemeinde Saint Paul und seiner zweiten Frau Genevieve Guignard Seine musikalische Ausbildung erhielt er bei Jacques Champion de Chambonnieres 1601 1611 1672 und eventuell auch bei Henri Du Mont 1610 1684 Er studierte ausserdem Theologie am Priesterseminar St Sulpice Zwischen den Jahren 1651 und 1653 wurde er zum Titularorganisten Stelleninhaber an der Pariser Hauptkirche St Sulpice ernannt diese Position behielt er bis zum Jahr 1702 1661 erhielt er von der Universitat von Paris den akademischen Grad eines Maitre des arts Am 21 September 1668 heiratete er Anne Esnault 1688 Das einzige Kind dieser Ehe der Sohn Gabriel Joseph Nivers wurde Priester im Orden der Lazaristen und verstarb 1691 Konig Ludwig XIV ernannte Guillaume Gabriel Nivers am 19 Juni 1678 als einen von vier Organisten der neu geschaffenen Stellen an der Chapelle Royale koniglichen Kapelle zusammen mit Nicolas Antoine Lebegue 1631 1702 Jacques Thomelin um 1635 1693 und Jean Baptiste Buterne um 1650 1727 Auf dieser Position wurde Louis Marchand 1669 1732 im Jahr 1708 sein Nachfolger 1681 wurde er Musikmeister maitre de musique der Konigin als Nachfolger von Henri Du Mont und teilte sich diesen Posten bis zum Tod der Konigin im Jahr 1683 mit Paolo Lorenzani 1640 1713 Nivers bewarb sich im Jahr 1683 um das Amt des Sous maitre de la chapelle royale allerdings ohne Erfolg wurde jedoch 1686 Organist und Maitre de chant Gesangslehrer an der Maison Royale de Saint Louis in Saint Cyr l Ecole einer Erziehungsanstalt fur die Tochter verarmter Adeliger ein Stift das von Ludwig XIV und Madame de Maintenon 1635 1719 gegrundet worden war Hier wirkte er auch zusammen mit Jean Baptiste Moreau 1656 1733 als Cembalist bei den Auffuhrungen der Theaterstucke Esther und Athalie von Jean Racine 1639 1699 mit Diese Position ging im Jahr 1704 auf Louis Nicolas Clerambault 1676 1749 uber Daruber hinaus bewarb sich Nivers im Jahr 1698 um die Stelle des Maitre de musique an der Saint Chapelle doch schliesslich war hier sein Konkurrent Marc Antoine Charpentier 1634 1704 erfolgreich Auf der Organistenstelle von Saint Sulpice wurde Nivers im Jahr 1702 von seinem Neffen Jean Baptiste Totin abgelost auch diese Position ging spater auf Clerambault uber Trotz seiner Verpflichtungen am franzosischen Konigshof blieb Nivers der Gemeinde Saint Sulpice eng verbunden in deren Nahe rue Ferou er auch bis zu seinem Tode wohnte Er hatte hier gute Kontakte zu mehreren Ordensgemeinschaften insbesondere zu den Religieuses du Saint Sacrament in deren Kirche er schliesslich beigesetzt wurde Er hinterliess Grundstucke und eine umfangreiche Bibliothek mit 200 000 Buchern Bedeutung BearbeitenNivers gehorte zu den bedeutendsten Organisten seiner Zeit In der Nachfolge von Louis Couperin um 1626 1661 schuf er in seinen drei Livres d orgue normierte Satzmuster mit spezifischen Registrierungs Anweisungen welche die Moglichkeiten der aktuellen Instrumente des nationalen franzosischen Orgelbaus ausschopften etwa 100 Stucke im ersten Band in acht bis zehnsatzigen Zyklen zusammengefasst sie gehoren zu den fruhesten Drucken von Orgelkompositionen in Frankreich seit Jean Titelouze 1563 1633 Zu den erwahnten Satztypen gehoren Prelude Plein jeu Grand jeux Fugue grave Fugue gaye Duo und die Versetten a deux chœrs dem spateren Vorbild der Dialogues Nur die wenig spater erschienenen Kompositionen von Lebegue der sich mehr an den Stil von Jean Baptiste Lully 1632 1687 anlehnte haben die Anzahl dieser Satztypen noch erweitert zum Beispiel Recits en taille Im zweiten Band befinden sich Orgelmessen mit Satzen des Mess Ordinariums und Hymnen nach den Vorschriften des Caeremoniale Parisiense Die dritte Sammlung enthalt funktional freie Satze die wieder zyklisch gebundelt sind stets in der Ordnung der Kirchentonarten Die von Nivers und Lebegue vorgestellten Satztypen hatten eine stilbildende Wirkung fur den konzertanten Stil bis weit ins 18 Jahrhundert hinein Francois Couperin Nicolas de Grigny Nachdem Nivers offiziell mit der Vereinheitlichung des Gregorianischen Gesangs in Frankreich beauftragt worden war enthalten die von ihm veroffentlichten Antiphonarien und Gradualien neben teilweise gekurzten und veranderten traditionellen Gesangen auch einstimmige Gesange von ihm selbst Plain chant musical diese Ausgaben erlebten zahlreiche Neuauflagen und blieben bis zum Anfang des 19 Jahrhunderts gultig In seinen mehrstimmigen Werken schuf Nivers vorzugsweise Motetten mit wenigen Stimmen und die typisch franzosische Motet a voix seule dieser Typus wandelte sich spater unter dem Einfluss des mehr virtuosen italienischen Stils Mit seiner Traite d accompagnement erschienen am Schluss der Motets von 1689 eine der ersten theoretischen Schriften dieser Art in Frankreich hinterliess Nivers ein bedeutsames Werk und ausserordentlich nutzliche Quelle fur die Kenntnis der musikalischen Theorie und Praxis seiner Epoche Hierzu gehort auch seine Abhandlung Observations sur le toucher et jeu d orgue im zweiten Band seiner Livres d orgue Paris 1667 in der Uberlegungen zur Tonartenlehre stehen und spezielle Fragen zur Spielpraxis behandelt werden wie Fingersatz Verzierungen Inegalitat und Registrierung In weiteren theoretischen Schriften die in seiner Zeit viel beachtet wurden wandte sich Nivers gegen die Solmisation und befurwortete die Einfuhrung der modernen Tonalitat Werke Auswahl BearbeitenDer Erscheinungsort samtlicher Veroffentlichungen ist Paris Vokalmusik Motets a voix seule accompagnee de la basse continue et quelques autres motets a deux voix propres pour les religieuses avec l Art d accompagner sur la basse continue pour l orgue et le clavecin 1689 Airs spirituels et arrangements pour la Maison royale Saint Louis de Saint Cyr enthalt Cantique sur la conformite a la volonte de Dieu Chants de Jephte Le Temple de la paix Opera de la vertu Opera de Sceaux Te Deum vergleiche Mercure galant Februar 1687 Instrumentalmusik Livre d orgue contenant cent pieces de tous le tons de l eglise 1665 1667 Deuxieme livre d orgue contenant la messe et les hymnes de l eglise 1667 Troisieme livre d orgue des huit tons de l eglise 1675 Livre d orgue de Marguerite Thierry enthalt Nivers zugeschriebene Kompositionen Allemande Courante und Gigue in Lautentabulatur Liturgische Bucher Passionen und Lamentationen Passiones D N J C cum lamentationibus Jeremiae Prophetae Auflagen von 1670 und 1683 verschollen 1684 1698 Passiones und Lamentationes in separaten Drucken 1719 1723 1741 Les Lamentations du prophete Jeremie 1704 Fur Gemeinde und Priesterseminar von Saint Sulpice Gesange fur die Offizien des Priesterseminars von Saint Sulpice um 1664 Bibliothek der Compagnie des pretres de Saint Sulpice Officia propria Seminarii Sancti Sulpicii 1668 Chants d eglise a l usage de la paroisse de S Sulpice 1707 Gesange der Benediktinerinnen Augustinerinnen und Franziskanerinnen Graduale romano monasticum in usum monialium es folgt je nach Ausgabe sub regula S P N Benedicti militantium Ordinis Sancti Augustini Francisci 1658 1671 1687 1696 1734 Antiphonarium monasticum romanum in usum monialium es folgt je nach Ausgabe Ordinis Sancti Benedicti Augustini Francisci 1671 1687 1696 1736 Le Processionel avec les saluts 1706 1736 Fur die Maison royale Saint Louis de Saint Cyr Les Offices divins a l usage des dames et demoiselles 1686 Chants et motets a l usage de l eglise et communaute des dames mis en ordre et augmente et quelques motets par Mr Clerambault 2 Bande 1733 Zu Lebzeiten Nivers angefertigte Handschriften auch autographe Graduale in Archiven von Paris und Yvelines Sonstige liturgische Gesange Antiphonarium praemonstratense 1680 Graduale praemonstratense 1680 Antiphonarium monasticum ad usum sacri ordinis Cluniacensis 1693 Graduale romanum juxta missale sacro sancti Concilii Tridentini 1697 1706 Antiphonarium romanum juxta breviarium sacro sancti Concilii 1701 1723 Processionale romanum 1723 Schriften und Lehrwerke Table und Remarques sur les huit tons de l eglise Observations sur le toucher et jeu d orgue Denombrement des jeux ordinaires de l orgue In Livre d orgue 1665 Methode facile pour apprendre a chanter la musique par un maistre celebre de Paris 1666 1670 1682 1696 1702 Zuschreibung Traite de la composition de musique 1667 1712 niederlandisch 1697 Dissertation sur le chant gregorien 1683 Observations uber die Begleitung Verzierungen und die Anordnung der Motetten in Motets a voix seule 1689 L Art d accompagner sur la basse continue pour l orgue et le clavecin In Motets a voix seule 1689 Methode certaine pour apprendre le plein chant de l eglise 1698 1699 1706 1708 1711 1745 1749 Maniere de toucher l orgue dans toute la proprete et delicatesse qui est en usage aujourdhy a Paris Zuschreibung La Musique des enfans verschollen Zuschreibung Literatur Auswahl BearbeitenM Garros L art d accompagner sur le basse continue d apres G G Nivers In Fs P M Masson Paris 1955 Band 2 Seite 45 51 M Garros Notes biographiques sur G G Nivers 1632 1714 In 2e livre d orgue siehe Ausgabe 1956 P Hardouin Quatre parisiens d origine Nivers Gigault Jullien Boyvin In RMI 39 40 1957 Seite 73 78 M Garros Les Motets a voix seule de G G Nivers In Kongressbericht Koln 1958 Kassel Basel 1959 Seite 108 110 W Apel Geschichte der Orgel und Klaviermusik bis 1700 Kassel und andere 1967 Reprint mit Nachwort von S Rampe ebendort 2004 G Beechey G G Nivers His Organ Music and His Traite de la composition In The Consort 25 1968 69 Seite 373 383 W Pruitt Bibliographie des œvres de G G Nivers In Recherches sur la musique francaise classique 13 1973 Seite 133 156 W Pruitt The Organ Works of G G Nivers In Recherches sur la musique francaise classique 14 1974 Seite 7 81 und 15 1975 Seite 47 79 G Beechey G G Nivers and His Litanies de la Sainte Vierge In Recherches sur la musique francaise classique 15 1975 Seite 80 90 M Espinach L Education musicale des Demoiselles de Saint Cyr de 1686 a 1793 Dissertation an der Universitat Paris IV 1979 maschinenschriftlich G Morche Muster und Nachahmung Eine Untersuchung der klassischen franzosischen Orgelmusik Bern Munchen 1979 Neue Heidelberger Studien zur Musikwissenschaft 8 P Lescat Methodes et traites musicaux en France 1660 1800 Paris 1991 D Launay La Musique religieuse en France du concile de Trente a 1804 Paris 1993 B Gustafson France In Keyboard Music before 1700 herausgegeben von A Silbiger New York 1995 Seite 90 146 J Duron Herausgeber Plain chant et liturgie en France au XVIIe siecle Versailles 1997 M Brulin Le Verbe et la voix la manifestation vocale dans le culte en France au XVIIe siecle Paris 1998 L Guillo Pierre I Ballard et Robert III Ballard imprimeurs du roy pour la musique 1599 1673 2 Bande Luttich 2003 C Davy Rigaux G G Nivers un art du chant gregorien sous le regne de Louis XIV Paris 2004 Almonte Howell and Cecile Davy Rigaux Nivers Guillaume Gabriel Grove Music Online Oxford Music Online 10 Juli 2011Weblinks BearbeitenNoten und Audiodateien von Guillaume Gabriel Nivers im International Music Score Library ProjectEinzelnachweise Bearbeiten Nach alteren Quellen um 1617 in oder bei Melun Die Musik in Geschichte und Gegenwart MGG Band 12 Barenreiter Verlag Kassel und Basel 2004 ISBN 3 7618 1122 5 Marc Honegger Gunther Massenkeil Hrsg Das grosse Lexikon der Musik Band 6 Nabakov Rampal Herder Freiburg im Breisgau u a 1981 ISBN 3 451 18056 1 Das Lexikon der Orgel herausgegeben von Hermann J Busch und Matthias Geuting 2 Auflage Laaber Verlag Laaber 2008 ISBN 978 3 89007 508 2Normdaten Person GND 119514737 lobid OGND AKS LCCN n85272542 VIAF 305415016 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nivers Guillaume GabrielKURZBESCHREIBUNG franzosischer Organist und KomponistGEBURTSDATUM 1631 oder 1632GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 30 November 1714STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guillaume Gabriel Nivers amp oldid 234919912