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Die Gros Ventre franzosisch Fetter Bauch oder Atsina sind ein nordamerikanischer Indianerstamm aus der Algonkin Sprachfamilie die von ca 1750 bis ca 1870 grosse Gebiete der Nordlichen Plains im Suden der kanadischen Prarieprovinzen Manitoba Saskatchewan und Alberta sowie im Norden Montanas in den USA durchstreiften und als Stammesgebiet beanspruchten Als nomadische Bisonjager zahlten sie kulturell zu den Plains Stammen Historisch waren sie meist Feinde der machtigen Cree Assiniboine der Lakota Cheyenne und spater sogar der verwandten Arapaho Daher wurden sie zeitweise circa 1793 1861 Mitglied der vormals ebenfalls feindlichen Blackfoot Konfoderation Ehemaliges Stammesgebiet der Gros Ventre und heutige Reservation in MontanaGros Ventre Indianer 1909 von Edward CurtisEinst bestanden die Gros Ventre und die spateren Arapaho aus funf unabhangigen Dialekt sowie Stammesgruppen die entlang des Red River of the North vom Norden Minnesotas sudwarts bis in den Norden North Dakotas sowie im Westen der Grossen Seen im Gebiet des Kulturareals des Nordostlichen Waldlandes lebten die jedoch zusammen mit den Cheyenne dem Druck der mit Gewehren bewaffneten und militarisch uberlegenen Ojibwe nach Westen und Sudwesten ausweichen mussten auf dieser Wanderung blieb die nordlichste Stammesgruppe Anfang des 18 Jahrhunderts im Norden Montanas sowie Suden Manitobas und Saskatchewans zuruck wahrend die vier ubrigen Stammesgruppen weiter nach Suden und Sudwesten auf die Central Great Plains und in die Front Range zogen Gegen 1750 hatten sich zwei separate Volksstamme entwickelt die nach Suden und Sudwesten gezogenen Arapaho sowie die im Norden auf den Nordlichen Plains verbliebenen Gros Ventre Die Gros Ventre sind heute ein von den US Behorden anerkannter Stamm mit uber 3 500 registrierten Mitgliedern der zusammen mit den Assiniboine in der Fort Belknap Indianerreservation lebt Inhaltsverzeichnis 1 Namensgebung 2 Lebensweise 3 Geschichte 4 Reservation 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseNamensgebung BearbeitenSie selbst bezeichneten sich als Haa ninin A aninin Ahahnelin oder A ani Volk der weissen Ton Erde Volk der weissen Kreide oder Kalk Volk da sie uberzeugt waren dass sie aus dem tonhaltigen Flussufer in ihrem Stammesgebiet von ihrem Schopfer geformt wurden Die insbesondere in Kanada verbreitete Stammesbezeichnung als Atsina stammt vermutlich aus der Sprache der zeitweise verbundeten Blackfoot Konfoderation circa 1793 1861 und leitet sich von Atsiina wie ein Cree d h Feind auch Mutiges Volk ab ein weiterer Blackfoot Name lautet Piik siik sii naa Schlangen d h Feinde Laut dem Piegan Institute 1 lautet der heutige Piegan Name fur die Gros Ventre Assinee mit der heutigen Bedeutung als Big Bellies Nachdem die Gros Ventre im Norden verblieben und somit eine geographische Trennung von den weiter nach Suden gezogenen verwandten vier Stammesgruppen den spateren Arapaho erfolgte bezeichneten diese die Gros Ventre da sie sich gegenuber diesen uberlegen fuhlten verachtlich als Hitouunenno Hitunĕna oder Hittiuenina Bettler wortlich Schmarotzer Da die Franzosen diese Bezeichnung in der Zeichensprache der Plains als Gros Ventres Fette Bauche statt des Zeichens fur Hunger missinterpretierten wurden sie seitdem im Franzosischen als Gros Ventres oder im Englischen als Big Bellies bezeichnet Die mit den Arapaho verbundeten Cheyenne nannten die Gros Ventre daher ebenfalls Hestoetaneo o Jene die um Fleisch betteln Schmarotzer In der Sprache der feindlichen Cree waren sie als Pawistiko Iyiniwak Rapids People Waterfall People Fall People Volk der Stromschnellen Volk an den Fallen bekannt da sie ursprunglich entlang der Saskatchewan River Forks dem Zusammenfluss von North und South Saskatchewan River lebten jedoch vor den mit Gewehren besser bewaffneten Cree Assiniboine Nehiyaw Pwat oder Iron Confederacy ebenfalls wie die Arapaho die ursprunglich auch entlang des South Saskatchewan Rivers lebten nach Westen und Suden ausweichen mussten Ein weiterer Cree Name lautet Niya Wati Inew Naywattamee They Live in Holes People Aus dem Cree Namen leitet sich auch die in der alteren englischen Literatur ublichen Bezeichnungen als Waterfall Indians Fall Indians oder Rapid Indians her Die ebenfalls gebrauchliche Namensgebung als White Clay People ist die engl Ubersetzung ihres Autonyms Die Arikaree nannten die Gros Ventre Kanahkusuʾ und die Arapaho als Tuhkanihnaawis Kun na nar wesh Grey Stone Village oder Colored Stone Village People 2 Da die Hidatsa die Arapaho auch als E tah leh Ita Iddi Bison Path People bezeichneten ubernahmen die Franzosen wahrscheinlich diesen Namen so dass in der alteren franzosischsprachigen Literatur beide Arapaho und Gros Ventre auch als Gens de Vache Buffel Bison Volk bekannt sind Die in meist englischen Texten z B Lewis amp Clark auftauchenden Stammesbezeichnungen als Kananavich Ca ne na vich oder Kanenavich scheinen Verballhornungen entweder der franzosischen Namensgebung Gens de Vache oder des Arikara Namens zu sein 3 Zudem wurden sie oftmals mit den halbsesshaften Sioux sprachigen Hidatsa engen Verwandten der Absarokee Crow verwechselt da die beiden Stamme mit ahnlichen Namen bezeichnet wurden als Minnetarees of Fort de Prairie Minnetarees of the Prairie Minnetarees of the Plains oder Gros Ventre of the Prairie wurden die Gros Ventre bezeichnet und als Minnetarees of the Missouri oder Gros Ventre of the Missouri wurden die Hidatsa bezeichnet Diese gleiche Namensgebung beruht hochstwahrscheinlich auf einer Verwechslung durch die Europaer die die Stammesbezeichnung in der Zeichensprache der Plains fur die Gros Ventre die Hande wurden uber den Rumpf bzw Bauch gefuhrt um das Wort Hunger wiederzugeben was der Arapaho Bezeichnung als Bettler Schmarotzer in etwa entsprach sowie die ahnliche fur die Hidatsa die Hande wurden quer uber die Brust gefuhrt da dort die Hidatsa Krieger sich grosse Tatowierungen uber die Brust stechen liessen Lebensweise BearbeitenSie gehorten zur Kultur der Plains Indianer und ihre Hauptnahrungsquelle war der Amerikanische Bison Noch in der Mitte des 19 Jahrhunderts lebten auf den Grossen Ebenen Nordamerikas an die 60 Millionen Tiere Bevor die Gros Ventre Pferde hatten setzten sie auf der Jagd eine Buffelherde in Panik Die in wilder Flucht davon rennenden Tiere wurden in eine V Form gezwungen und zum Rand einer Klippe getrieben von der sie in die Tiefe sturzten An solchen Stellen fanden alljahrlich Tausende von Buffeln den Tod oft so grosse Mengen dass die Gros Ventre das viele Fleisch nicht verbrauchen konnten obwohl ein Teil davon getrocknet und als Wintervorrat zu Pemmikan verarbeitet wurde Die Haute verwendete man als Zeltdecken fur die Tipis und fur Kleidungsstucke Nach der Adaption des Pferdes und der Feuerwaffen erreichte die Plainskultur ihren Hohepunkt Die grossere Beweglichkeit durch das Pferd verbesserte allgemein die Lebensqualitat es konnten grossere Tipis gebaut und mehr Lebensmittel transportiert werden Geschichte BearbeitenDie Arapaho und Gros Ventre waren einst ein einziger Stamm und lebten im Tal des Red Rivers im nordlichen Minnesota und angrenzenden Kanada Im fruhen 18 Jahrhundert spaltete sich die Gros Ventre ab und die Arapaho zogen nach Suden Zur Zeit des ersten Kontakts mit Europaern um 1754 lebten die Gros Ventre in der kanadischen Prarie am Oberlauf des Saskatchewan Rivers und seinen Nebenflussen Sie waren seit langer Zeit Feinde der Assiniboine und Cree und mussten vor ihnen fluchten weil ihre Feinde Feuerwaffen von der Hudson s Bay Company erhalten hatten Daraufhin griffen die Gros Ventre 1793 die Niederlassung der Hudson s Bay Company in South Branch House am South Saskatchewan River nahe der heutigen Stadt St Louis an und brannten sie nieder Anschliessend zog der Stamm sudwarts an den Milk River und verband sich mit den Blackfoot Gegen 1870 zerbrach das Bundnis mit den Blackfoot und die Gros Ventre mussten bei ihren einstigen Feinden den Sudlichen Assiniboine Plains Assiniboine Schutz suchen insbesondere die sog Upper Assiniboine Bands der Plains Assiniboine in Montana verbundeten sich mit den Gros Ventre gegen feindliche Stamme insbesondere die Lakota und Westlichen Dakota der Sioux und bekampften diese weiterhin erbittert Hingegen hatten sich die Lower Assiniboine Bands der Plains Assiniboine aus ahnlichen Grunden mit ihren vormaligen Feinden den Yanktonai der Westlichen Dakota verbundet und wurden hierdurch von weiteren Sioux Attacken verschont und kampften nun auf Seiten ihrer neuen Verbundeten gegen Gros Ventre und Upper Assiniboine Bands Reservation BearbeitenVon der US Regierung wurde 1888 die Fort Belknap Reservation fur Gros Ventre und Upper Assiniboine Bands eingerichtet Um 1904 gab es nur noch 535 Stammesmitglieder 1990 zahlte die Gesamtbevolkerung von Fort Belknap 1 200 Personen von denen nur noch 111 ihre Muttersprache sprachen Die Volkszahlung aller Gros Ventre aus dem Jahr 2000 ergab 2 881 Stammesmitglieder Heute leben die 3 682 Gros Ventre von insgesamt ca 7 000 Stammesangehorigen in der Fort Belknap Reservation die sie sich weiterhin mit den Upper Assiniboine teilen beide Stamme bilden heute den bundesstaatlich federally recognized tribe anerkannten Stamm der Fort Belknap Indian Community Home of the Nakoda and Aaniih Nations 4 Der Stamm unterhalt ein Sprachprogramm das Fort Belknap Language Preservation Program 5 fur beide Sprachen um diese den jungen Stammesmitgliedern wieder naher zu bringen und an die nachste Generation zu tradieren Ursprunglich gab es in beiden Sprachen dem Nakon Iyabi Nakoda Iyabi der Assiniboine Nakoda sowie dem Ahe A ananin der Gros Ventre Aaniih jeweils geschlechtsspezifische Dialekte mit jeweils eigenen Wortendungen bzw Wortern je nachdem ob von einer Frau oder einem Mann gesprochen Siehe auch BearbeitenListe nordamerikanischer IndianerstammeLiteratur BearbeitenRaymond J DeMallie Hrsg Handbook of North American Indians Vol 13 Plains Smithsonian Institution Press Washington 2001 ISBN 0 16 050400 7 R Flannery The Gros Ventres of Montana 2 Bande 1953 1957 Alvin M Josephy jr 500 Nations Frederking amp Thaler Munchen 1996 ISBN 3 89405 356 9 Alvin M Josephy jr Die Welt der Indianer Frederking amp Thaler Munchen 1994 ISBN 3 89405 331 3 Colin Taylor u a Indianer Die Ureinwohner Nordamerikas Bertelsmann Gutersloh 1992 Terry Brockie Andrew Cowell Hgg Aaniiih Gros Ventre Stories Zweisprachig Algonkin Engl University of Regina Press 2017Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Atsina Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien History of Gros Ventres englisch Atsina Report of Lewis und Clark englisch Encyclopedia of North American Indians Archiviert vom Original am 6 Januar 2006 abgerufen am 16 Januar 2017 englisch History of Gros Ventres Archiviert vom Original am 11 Dezember 2008 abgerufen am 23 Januar 2014 englisch Einzelnachweise Bearbeiten The Piegan Institute American Indian Studies Research Institute AISRI Dictionary Database Search Heritage Databank Consulting Memento vom 31 Oktober 2010 im Internet Archive Fort Belknap Indian Community Home of the Nakoda and Aaniih Nations Fort Belknap Language Preservation Program Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gros Ventre amp oldid 239518942