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Der Grosse Christenbrand war die grosste Brandkatastrophe die Frankfurt am Main bis zu den Bombenangriffen des Zweiten Weltkrieges jemals getroffen hatte Er brach am 26 Juni 1719 aus und vernichtete innerhalb von drei Tagen die gesamte nordwestliche Altstadt mit uber 400 Hausern 14 Menschen verloren bei der Feuersbrunst das Leben Der Name Grosser Christenbrand wurde von Zeitgenossen gepragt weil acht Jahre zuvor eine ahnliche Brandkatastrophe der Grosse Judenbrand vom 14 Januar 1711 die fast 200 Hauser der Frankfurter Judengasse eingeaschert hatte Geschichte BearbeitenFeuer gehorte schon seit dem Mittelalter nach den immer wiederkehrenden Seuchen zu den grossten Bedrohungen der dichtbesiedelten Stadt Daher war die personliche Mithilfe bei der Brandbekampfung eine der wichtigsten Burgerpflichten Jeder Burger erhielt bei der Ableistung seines Burgereides einen ledernen Feuereimer den er in seinem Haus jederzeit bereitzuhalten hatte Das Stadtgebiet war seit 1614 in 14 Quartiere eingeteilt funf in der Neustadt sieben in der Altstadt und zwei in Sachsenhausen Jedes Quartier stellte eine militarisch organisierte Burgerwehr unter dem Kommando eines Burger Capitains des einzigen demokratisch gewahlten Amtes in der ansonsten standisch verfassten Reichsstadt Die Gerate zur Brandbekampfung wurden ebenso wie die Artillerie Stucke genannt von der Stadt gestellt Bereits 1439 hatte der Rat zwei Handfeuerspritzen in Nurnberg bestellt Im Laufe der Zeit war der Geratepark immer wieder an den Stand der Technik angepasst worden In den engen Gassen konnten jedoch nur kleine zweiradrige Handzugspritzen eingesetzt werden Eine wirksame Brandbekampfung war damit kaum moglich deshalb waren alle Einwohner Frankfurts zu ausserster Vorsicht im Umgang mit Feuer angehalten Der Grosse Christenbrand brach am 26 Juni 1719 im Gasthof Zum Rehbock in der schmalen Bockgasse aus Die Bockgasse lag ostlich der Ziegelgasse die noch heute von der Kleinmarkthalle zur Berliner Strasse fuhrt Das Viertel zwischen Tongesgasse im Norden Schnurgasse im Suden Neue Krame im Westen und Fahrgasse im Osten war jahrhundertelang das geographische Zentrum Frankfurts In diesem Viertel wohnten uberwiegend Handwerker Verursacher des Brandes war ein Gast der am selben Abend im Gasthof Zum Rehbock eingekehrt war ein Peruckenmacher namens Morgenstern aus Dresden Wahrscheinlich hatte er sein Nachtlicht brennen lassen Gegen Mitternacht wurde das Feuer entdeckt und die Burgerfeuerwehr alarmiert Sie brachte ihre Spritzen bald in Stellung doch gaben die Brunnen wegen der seit Wochen herrschenden Trockenheit nur wenig Wasser Bis vom Main her in Fassern weiteres Loschwasser herbeigeschafft werden konnte breitete sich das Feuer das zudem durch einen starken Wind angefacht wurde in den engen Gassen rasch aus Nur zwei Stunden nach dem Alarm brannten bereits 200 Hauser in der Bockgasse der Graubengasse der Ziegelgasse am Liebfrauenberg und in der Tongesgasse Das Feuer war in der Umgebung von Frankfurt bald bemerkt worden Zahlreiche Helfer aus den umliegenden Dorfern sogar aus Rodelheim Hanau und Isenburg eilten zur Verstarkung herbei doch breitete sich das Feuer trotz der vereinten Anstrengungen weiter nach Osten aus Am fruhen Morgen brannte es auch in der Hasengasse im Trierischen Hof und an der westlichen Seite der Fahrgasse Kanonen und Munition aus dem Zeughaus an der Konstablerwache waren rechtzeitig in Sicherheit gebracht worden als der Brand schon auf die Bornheimer Pforte das Stadttor in der Staufenmauer zwischen Altstadt und Neustadt ubergegriffen hatte In grosser Eile begann man zahlreiche noch vom Brand verschonte Hauser einzureissen um das Feuer einzudammen Damit gelang es die weitere Ausbreitung des Feuers in Richtung der Zeil zu verhindern ebenso ein Uberspringen der schmalen Schnurgasse nach Suden 13 Stunden nach dem Feueralarm kam die Feuerwalze zum Stillstand wenngleich das gesamte Stadtviertel zwischen Tongesgasse Schnurgasse Neue Krame und Fahrgasse mit seinen 15 Gassen in Flammen stand Es dauerte schliesslich mehr als drei Tage bis das Feuer niedergebrannt war Mehr als 400 Hauser waren vollig zerstort darunter das Antoniterkloster das der Tongesgasse seinen Namen gegeben hatte 32 weitere Hauser waren so schwer beschadigt dass sie in der nachsten Zeit noch abgerissen werden mussten Folgen Bearbeiten14 Menschen waren ums Leben gekommen darunter ein Spritzenmeister aus Hanau 470 Familien hatten durch den Brand ihre gesamte Habe verloren Der Sachschaden wurde auf fast eine Million Gulden geschatzt Die Geschadigten waren uberwiegend Handwerker darunter 40 Schneider 30 Schuhmacher 30 Kufer 25 Schreiner 10 Bierbrauer 10 Goldschmiede und funf Peruckenmacher Aber auch vier Schullehrer mehrere Advokaten und Doktoren der Medizin hatten ihren Besitz verloren Allein die Beseitigung des Brandschuttes dauerte mehrere Wochen Jeder Wagen der leer die Stadt verliess wurde verpflichtet eine Fuhre Schutt vor die Tore der Stadt zu befordern Um die Not der Geschadigten zu lindern sammelte man in ganz Europa Spenden ein Die Frankfurter Burger spendeten 38 000 Gulden Burger aus anderen Stadten uber 100 000 Die meisten Spenden kamen aus den Stadten die mit Frankfurt in Handelsverbindung standen darunter Zurich Nurnberg Hamburg Augsburg Genf Basel und Amsterdam Um die Stadt kunftig vor derartigen Feuersbrunsten zu bewahren verscharfte der Rat 1720 die stadtischen Bauvorschriften drastisch Zwischen 1740 und 1800 wurden etwa 3 000 Hauser um oder neugebaut um den vorbeugenden Brandschutz zu verbessern Zu den wichtigsten Massnahmen zahlten die Errichtung wirksamer Brandmauern Altere Hauser waren oft noch durch einen schmalen Wich getrennt in dem sich auch die Aborte befanden die Vorschrift zumindest die Untergeschosse aller Hauser in Stein auszufuhren Zuvor waren einfache Hauser haufig noch vollstandig in Fachwerk ausgefuhrt worden die Begrenzung der Uberhange Jedes Haus durfte nur noch einen Uberhang von maximal eineinhalb Schuh Tiefe haben wahrend altere Hauser zwei oder sogar drei Uberhange besassen deren grosster bis zu drei Schuh tief sein konnte die Verlegung von Trauf und Giebelseite Alle neugebauten Hauser mussten kunftig die Traufseite zur Strasse haben wahrend man fruher die Hauser mit der Giebelseite zur Strasse gebaut hatte Zudem trugen die alteren Hauser oft noch sogenannte Zwerchhauser wahrend nach 1720 nur noch kleine Mansarden erlaubt waren Man kann die Auswirkungen der Bauvorschriften von 1720 zum Teil noch heute erkennen z B an den sechs Hausern der 1983 rekonstruierten Romerberg Ostzeile Das aus dem 18 Jahrhundert stammende Haus Wilder Mann das dritte von links hat das typische Mansarddach der nach dem Grossen Christenbrand gebauten Hauser wahrend die funf Giebelhauser allesamt alter sind Literatur BearbeitenWalter Gerteis Das unbekannte Frankfurt Verlag Frankfurter Bucher Frankfurt am Main 1961 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosser Christenbrand amp oldid 233134587