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Die Grosse Gemeindesynagoge auch Der Tempel oder spater Alte Synagoge genannt in Leipzig war die alteste und bedeutendste Synagoge der Stadt Sie wurde 1854 1855 nach Planen des Semper Schulers Otto Simonson erbaut Die Grundsteinlegung erfolgte am 9 September 1854 1 Am 10 September 1855 wurde die neue Synagoge durch den Rabbiner Adolf Jellinek 2 1 ihrer Bestimmung ubergeben 3 Wahrend der Novemberpogrome wurde das Gotteshaus in der Nacht vom 9 zum 10 November 1938 in Brand gesteckt und zerstort Vom 11 November 1938 bis zum 12 Februar 1939 erfolgte der Abriss der Ruine auf Kosten der Israelitischen Religionsgemeinde Die Synagoge stand unmittelbar westlich des Promenadenrings auf dem Eckgrundstuck Gottschedstrasse 3 Zentralstrasse Hauptansicht der Synagoge aus ostlicher Richtung Foto von Bertha Wehnert Beckmann um 1860 Inhaltsverzeichnis 1 Architektur 1 1 Grundriss 1 2 Aussenarchitektur 1 3 Innenarchitektur 1 3 1 Orgel 1 3 1 1 Disposition 1 3 1 2 Technische Daten 2 Gegenwart 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseArchitektur BearbeitenGrundriss Bearbeiten nbsp GrundrissDie Synagoge hatte den Grundriss eines Drachenvierecks Zwei Reihen mit jeweils vier Saulen grenzten das Hauptschiff von den Seitenschiffen ab wobei die Seitenschiffe aufgrund des Grundrisses schrag abgeschnitten waren 4 Im Westen befand sich ein Turm in der Mittelachse des Hauptschiffs Zwischen den Aussenmauern der Seitenschiffe und den ausseren Begrenzungsmauern befanden sich Zwickelraume in die Turme mit Treppenhausern eingebaut waren Diese Turme ermoglichten den Zugang zur Frauenempore An den Westturm auf der Mittelachse des Haupttrakts schloss sich nach Norden hin ein niedrigerer Baukorper mit Eingang Vorhalle Garderoben Hof und einer kleinen Wochentagssynagoge an Aussenarchitektur Bearbeiten nbsp Ausseres der Synagoge von NordostenVom Grundriss war nur die Ostspitze des Drachenvierecks an der Strasseneinmundung zu sehen 3 Vor die hier abgefaste Gebaudekante setzte Simonson die halbkreisformige Apsis den Toraschrein an den sich facherartig die Schauseiten der Synagoge zu beiden Strassen hin in gleicher Hohe anschlossen 4 So wurde die Ostspitze an der Strassenecke zur eigentlichen Hauptansicht des Gebaudes Die beiden Strassenfassaden die sich in einem spitzen Winkel in der Strassenecke trafen wurden von Simonson in vier Achsen untergliedert 5 Jede dieser mit Zwillingsfenstern im Unter und Obergeschoss besetzten Achsen wurde von einem Blendbogen in Hufeisenform geschmuckt Den zweigeschossigen Baukorper in der Grundriss Form eines spitz zulaufenden Dreiecks uberragte das oberste Geschoss des rechteckigen dreigeschossigen Hauptschiffs Seine ubergiebelte Schmalseite die gerade in der Hauptansicht des Gebaudes uber Eck zur Wirkung kam erhielt einen funfteiligen Arkadenfries und die zwei Gesetzestafeln als Giebelbekronung Innenarchitektur Bearbeiten nbsp InnenraumDer Sakralbau wurde als Emporenbasilika fur 1600 Besucher gebaut wobei indo islamische Architektur zum Einsatz kam Zwei Reihen mit jeweils vier Saulen grenzten das dreigeschossige Hauptschiff von den zweigeschossigen Seitenschiffen mit Frauenemporen ab 4 Die zwei Reihen mit den jeweils vier Saulen bildeten im Erdgeschoss als oberen Abschluss rechteckige Offnungen deren Zwickel durch kleine gelappte Bogenteile gefullt waren und als oberen Abschluss im zweiten Obergeschoss grosse Hufeisenbogen 6 Oberhalb der Hufeisenbogen zu den Seitenschiffen mit den Frauenemporen hin befanden sich dreiteilige ebenfalls hufeisenformige Fenster als Obergaden welche von einer hochrechteckigen Blende eingefasst waren Die Kassettendecke war in drei Langszonen symmetrisch unterteilt wobei an den Schnittstellen zwischen Quer und Langsbalken kleine Stalaktiten herunterhingen Rosetten miteinander verbundene Vierecke und Schlingen bildeten ein Muster das an die spanisch islamische Baukunst erinnerte 6 nbsp ToraschreinDie Ostseite war mit einem Ensemble aus Kanzel an der Nordostecke Bima und Toraschrein geschmuckt Die Kanzel der Synagoge war vergleichbar mit einer Kanzel aus einem christlichen Sakralbau wobei der mit Stalaktiten dekorierte Unterbau der Kanzel und die Kuppelbekronung an islamische Moscheen Kanzeln bzw Minbars erinnerte 7 Hinter einem Gitter befand sich die Bima Das Vorlesepult stand eigens vor einem weiteren erhohten Gitterwerk Zu diesem hohen Gitterwerk fuhrten auf beiden Seiten Treppen hinauf Die Wand des Toraschreins war in drei Teile symmetrisch mit einem breiten Mittel und seitlichen schmaleren Seitenteilen untergliedert 8 Orgel Bearbeiten Die Synagoge erhielt im Jahr 1868 9 10 oder 1856 11 eine vom Weissenfelser Orgelbauer Friedrich Ladegast erbaute zweimanualige Orgel mit 20 Registern auf mechanisch traktierten Schleifladen Die Orgel wurde 1938 zusammen mit der Synagoge zerstort 9 Disposition Bearbeiten HauptwerkBordun 16 Principal 8 Gambe 8 Rohrflote 8 Principal 4 Flauto minor 4 Quinte 2 2 3 Octave 2 Cornett III ab c Mixtur III OberwerkLieblich Gedackt 8 Salicional 8 Flauto traverso 8 Geigenprincipal 4 Flauto amabile 4 PedalSubbass 16 Violonbass 16 Octavbass 8 Bassflote 5 1 3 Octavbass 4 11 Koppeln Manualkoppel PedalkoppelTechnische Daten Bearbeiten Anzahl der Pfeifen Hauptwerk 684 Oberwerk 270 Pedal 135 Gehause im maurischen Stil gehalten Windversorgung 3 KastenbalgeGegenwart Bearbeiten nbsp Gedenkstein von 1966 nbsp Synagogendenkmal von 2001 nbsp Synagogendenkmal 2014Am 18 November 1966 wurde zur Erinnerung an die judische Gemeinde und an die Zerstorung ihres Gotteshauses an der ehemaligen Nordfassade ein kleiner vom Leipziger Bildhauer Hans Joachim Forster 1929 geschaffener Gedenkstein aus Cottaer Sandstein eingeweiht Das Grundstuck der ehemaligen Synagoge hatte jahrzehntelang als Parkplatz und Standort einer Trafostation gedient Nachdem die Stadt Leipzig erst im Jahre 1997 Eigentumerin des Grundstucks geworden war lobte sie 1999 in Zusammenarbeit mit der Israelitischen Religionsgemeinde einen sachsenweit offenen anonymen Wettbewerb aus zu dem auch zehn internationale Kunstler eingeladen waren Schliesslich entschied man sich fur den Entwurf der Leipziger Sebastian Helm 1969 und Anna Dilengite 1970 der es im Wettbewerb nur in die engere Wahl zur Realisierung geschafft hatte Nach mehrheitlichem Beschluss des Leipziger Stadtrates im Oktober 2000 konnte das Grundstuck zu einem grossflachigen Mahnmal umgestaltet werden Das am 24 Juni 2001 eingeweihte Mal zeichnet auf einer Flache von 12 12 Metern den Grundriss des zerstorten Gebaudes nach Das Innere bildet ein Feld aus 140 leeren Bronzestuhlen die den Verlust der architektonischen Hulle erfahrbar machen sollen Die westliche Grundstucksgrenze bildet eine Wand aus Sichtbeton mit Texten in englischer deutscher und hebraischer Sprache auf jeweils drei Bronzetafeln Siehe auch BearbeitenListe der im Deutschen Reich von 1933 bis 1945 zerstorten Synagogen Synagogen in LeipzigLiteratur BearbeitenHeinrich Magirius Hanna Lore Fiedler Die Bau und Kunstdenkmaler von Sachsen Stadt Leipzig Die Sakralbauten Deutscher Kunstverlag Munchen 1995 Band 1 S 791 803 ISBN 3 422 00568 4 Markus Cottin et al Leipziger Denkmale Hrsg vom Leipziger Geschichtsverein e V Sax Verlag Beucha 1998 S 118 ISBN 3 930076 71 3 Markus Cottin et al Leipziger Denkmale Band 2 Hrsg vom Leipziger Geschichtsverein e V Sax Verlag Beucha 2009 S 87 f ISBN 978 3 86729 036 4 Bernd Lutz Lange Judische Spuren in Leipzig Ein Begleiter durch die Stadt Forum Verlag Leipzig 1993 ISBN 3 86151 049 9 Hannelore Kunzl Islamische Stilelemente im Synagogenbau des 19 und fruhen 20 Jahrhunderts Judentum und Umwelt Band 9 Verlag Peter Lang Frankfurt am Main u a 1984 ISBN 3 8204 8034 X Zur Leipziger Synagoge S 188 ff Isaac Levin Auerbach Die Wichtigsten Angelegenheiten Israels Erortert Und Vorgetragen in Predigten Bei Dem in Leipzig Nach Dem Vorbilde Des Neuen Tempelvereins Zu Hamburg Wahrend der Messen Stattfindenden Israelitischen Gottesdienste Leipzig 1828 Fritz Oehme Handbuch uber altere neuere und neueste Orgelwerke im Konigreiche Sachsen Fotomechanischer Nachdruck der Originalausgabe Dresden 1889 1897 Mit Supplement und Registern herausgegeben von Wolfram Hackel unter Mitarbeit von Ulrich Dahnert Edition Peters Leipzig 1978 Band II S 102 f Supplement S 143 Klaus Arlt Constantin Beyer Zeugnisse judischer Kultur Erinnerungsstatten in Mecklenburg Vorpommern Brandenburg Berlin Sachsen Anhalt Sachsen und Thuringen Tourist Verlag Berlin 1992 ISBN 3 350 00780 5 Die neue Synagoge in Leipzig In Die Gartenlaube Heft 40 1854 S 476 478 Volltext Wikisource Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grosse Gemeindesynagoge Leipzig Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Synagogendenkmal Hochschule fur Grafik und Buchkunst Leipzig 3D Modell virtuelle Rekonstruktion historische Synagoge Leipzig und weitere ehem deutsche Synagogenbauten TU DarmstadtEinzelnachweise Bearbeiten a b Magirius Fiedler Band 1 S 791 Arlt Beyer Zeugnisse judischer Kultur S 240 a b Kunzl S 188 a b c Kunzl S 189 Kunzl S 190 a b Kunzl S 193 Kunzl S 194 Kunzl S 195 a b Oehme Supplement S 143 J Massmann Die Orgelwerke der Residenzstadt Schwerin Wismar 1875 a b Oehme Band II S 102 f 51 339883 12 369678 Koordinaten 51 20 23 6 N 12 22 10 8 O Normdaten Korperschaft GND 6104274 2 lobid OGND AKS LCCN nr95021491 VIAF 173560266 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grosse Gemeindesynagoge amp oldid 235420792