www.wikidata.de-de.nina.az
Grabschutz ist eine moderne Wustung die sich sudwestlich von Delitzsch befand und im Jahr 1985 dem Braunkohleabbau durch den Tagebau Delitzsch Sudwest zum Opfer fiel Heute erinnert noch der Grabschutzer See an das einstige Dorf dessen Flur zur Gemeinde Wiedemar im Landkreis Nordsachsen Freistaat Sachsen gehort GrabschutzGemeinde WiedemarKoordinaten 51 28 N 12 17 O 51 4731 12 27762 Koordinaten 51 28 23 N 12 16 39 OEingemeindung 20 Juli 1950Eingemeindet nach ZwochauGedenkstein fur die devastierten Orte Kattersnaundorf und Grabschutz am Werbelinsee Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Geschichte 3 Grabschutz heute 4 Geologie 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenGrabschutz lag im Nordwesten Sachsens in der Leipziger Tieflandsbucht zwischen Delitzsch im Nordosten Zwochau im Suden und Wiedemar im Westen Die Flur des ehemaligen Orts Grabschutz liegt heute zwischen dem Grabschutzer See im Norden und dem Zwochauer See im Suden Geschichte BearbeitenDer Ort Grabschutz wurde bereits um 1350 als Grabcicz erwahnt Das Rundplatzdorf gehorte bis 1815 zum kursachsischen Amt Delitzsch 1 Durch die Beschlusse des Wiener Kongresses kam der Ort Grabschutz zu Preussen und wurde 1816 dem Kreis Delitzsch im Regierungsbezirk Merseburg der Provinz Sachsen zugeteilt zu dem er bis 1952 gehorte 2 Am 20 Juli 1950 erfolgte die Eingemeindung von Grabschutz nach Zwochau 3 Im Zuge der Kreisreform in der DDR 1952 wurde die Gemeinde Zwochau mit Grabschutz dem neu zugeschnittenen Kreis Delitzsch im Bezirk Leipzig zugeteilt Mit dem Aufschluss des Tagebaus Delitzsch Sudwest begann im Jahr 1976 der grossflachige Abbau von Braunkohle unmittelbar nordlich von Leipzig Als Folge des Richtung Suden fortschreitenden Abbaus mussten die Einwohner von Grabschutz etwa zehn Jahre spater ihre Heimat verlassen 1985 wurde der Ort abgerissen devastiert und anschliessend uberbaggert 4 Weiterhin durchtrennte der Tagebau den Giniken Graben heute Gienickenbach der ursprunglich durch Grabschutz und Zwochau floss Grabschutz heute BearbeitenDie mit der Deutschen Wiedervereinigung 1989 90 einhergehende wirtschaftliche Veranderung fuhrte zu einem drastischen Ruckgang des Braunkohlebedarfs was eine vorzeitige schnelle Stilllegung der Tagebaue Delitzsch Sudwest und Breitenfeld bis 1993 zur Folge hatte Es verblieben zwei grosse und mehrere kleine Restlocher Die ehemalige Ortsflur von Grabschutz liegt seitdem zwischen dem Grabschutzer See im Norden ehemalige Abraumlagerstatte und dem Zwochauer See im Suden Ein Gedenkstein am Werbeliner See und eine Informationstafel erinnern heute an den devastierten Ort Geologie BearbeitenIm Jahre 1986 wurde durch den Tagebau Delitzsch Sudwest 600 m nordostlich der ehemaligen Ortschaft Grabschutz ein in die machtige saalekaltzeitliche Geschiebemergeldecke eingetieftes 200 bis 300 m breites Becken mit einer vorwiegend limnischen interglazialen Sedimentabfolge uberbaggert das Zentrum des abflusslosen Beckens lag bei 51 28 36 N 12 17 03 E Die Lagerungsverhaltnisse werden durch die publizierten geologischen Schnitte 5 6 dargestellt Obwohl die Schichtenfolge des Beckens nur kurze Zeit zuganglich war gelang eine umfassende Untersuchung Dies war wichtig weil das Alter wegen der Lucke zwischen den Beckensedimenten und den holozanen Deckschichten lithostratigraphisch nicht gesichert ist und das Becken Grabschutz eine der wichtigsten Fundstellen fur die stratigraphische Gliederung des Mittelpleistozans ist Das warmzeitliche Klima wird sowohl durch die tierischen als auch die pflanzlichen Reste belegt Unter der Vielzahl von Wirbeltieren 7 sind die Reste von Grosssaugern besonders auffallig z B vom ausgestorbenen Europaischen Waldelefant und einer nicht naher bestimmbaren Nashorn Art Durch die palynologische Untersuchung 8 wurde eine Vegetationsabfolge von der Birkenzeit am Beginn des Interglazials bis zur Hainbuchenzeit im Endabschnitt festgestellt Die ahnliche Vegetationsentwicklung zu lithostratigraphisch gesicherten Vorkommen der Eem Warmzeit wurde als Beleg fur ein eemwarmzeitliches Alter gewertet Eine solche Altersstellung ist aber allein schon aufgrund der Lagerungsposition und der Ereignisabfolge in diesem Teilabschnitt des Saale Komplexes zweifelhaft 9 und diese Zweifel werden durch die Ergebnisse der Untersuchung der Ostrakodenfauna 10 und der karpologischen Funde 11 unterstutzt Das Vorkommen Grabschutz konnte deshalb nur ein eigenstandiges Interglazial zwischen der Eem Warmzeit und der Grundmorane der Saale Kaltzeit sein und weil es der erste Nachweis fur eine Vollwarmzeit in diesem Zeitabschnitt war wurde der Name Grabschutz Warmzeit vorgeschlagen 6 Auch bei der spateren Erforschung der Fundstelle Neumark Nord im Geiseltal wurde die gleiche Nichtubereinstimmung zwischen dem angenommenen pollenstratigraphischen Alter und den anderen Ergebnissen z B zu den Ostrakoden 12 und auch den karpologischen Resten Trotz der umfassenden Bewertung des vorliegenden Kenntnisstandes 13 wird offiziell nach wie vor an der Meinung festgehalten dass es im Saale Komplex keine Warmzeit gab 14 Literatur BearbeitenManfred Wilde Die Verlorenen Orte des Kreises Delitzsch Zur Siedlungs und Sozialgeschichte der Dorfer Grabschutz Kattersnaundorf Kommlitz Lossen Paupitzsch Schladitz Seelhausen Werbelin und Wolteritz Sax Verlag Beucha 1999Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Grabschutz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grabschutz im Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen Geschichte des Tagebaus Delitzsch Sudwest Breitenfeld auf der Webseite der LMBVEinzelnachweise Bearbeiten Karlheinz Blaschke Uwe Ulrich Jaschke Kursachsischer Amteratlas Leipzig 2009 ISBN 978 3 937386 14 0 S 56 f Der Landkreis Delitzsch im Gemeindeverzeichnis 1900 Zweite Verordnung zum Gesetz zur Anderung der Kreis und Gemeindegrenzen zum 27 April 1950 GuABl S 161 In Landesregierung Sachsen Anhalt Hrsg Gesetz und Amtsblatt des Landes Sachsen Anhalt Halle Saale 5 August 1950 S 275 Abs 12 PDF Grabschutz auf www devastiert de Memento vom 8 Dezember 2015 im Internet Archive Stefan Wansa Roland Wimmer Geologie des Jungpleistozans von Grobern und Grabschutz In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 49 91 a b Roland Fuhrmann Palaontologische Untersuchungen am Interglazial von Grabschutz Kreis Delitzsch In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 194 201 1 Norbert Benecke Gottfried Bohme Wolf Dieter Heinrich Wirbeltierreste aus interglazialen Beckensedimenten von Grobern Kr Grafenhainichen und Grabschutz Kr Delitzsch In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 231 281 Thomas Litt Pollenanalytische Untersuchungen zur Vegetations und Klimaentwicklung wahrend des Jungpleistozans in den Becken von Grobern und Grabschutz In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 92 105 Roland Fuhrmann Die stratigraphische Stellung des Interglazials von Grabschutz Kreis Delitzsch und die Gliederung des Saale Komplexes In Zeitschrift fur geologische Wissenschaften Band 17 Heft 10 Berlin 1989 S 1002 1004 2 Roland Fuhrmann Erika Pietrzeniuk Die Ostrakodenfauna des Interglazials von Grabschutz Kreis Delitzsch In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 202 227 3 Dieter Hans Mai Die Flora des Interglazials von Grabschutz Kreis Delitzsch In Altenburger naturwissenschaftliche Forschungen Heft 5 Altenburg 1990 S 116 137 Roland Fuhrmann Die Ostrakodenfauna der Interglazialbecken von Neumark Nord Geiseltal Sachsen Anhalt und ihre Aussage zur stratigraphischen Stellung In Mauritiana Band 32 Altenburg 2017 S 40 105 4 Roland Fuhrmann Warthe Kaltzeit oder Warthe Stadium zur stratigraphischen Gliederung des jungeren Quartars In Mauritiana Band 22 Altenburg 2011 S 77 93 5 Deutsche Stratigraphische Kommission Hrsg Redaktion Koordination und Gestaltung M Menning A Hendrich Stratigraphische Tabelle von Deutschland 2016 Potsdam 2016 6 Normdaten Geografikum GND 1067897852 lobid OGND AKS VIAF 314880531 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grabschutz amp oldid 220182059