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Die Gleschendorfer Kirche auch Gleschendorfer Feldsteinkirche ist die Kirche des Dorfes Gleschendorf in der Gemeinde Scharbeutz im Kreis Ostholstein in Schleswig Holstein Die Kirche deren altester Teil der massive Feldsteinturm ist wurde 1259 erstmals erwahnt Sie steht in der Ortsmitte auf dem Kirchanger Turm nach der Restauration 2009Die Gleschendorfer Feldsteinkirche Ansicht des Turmes von Westen Die Gleschendorfer Feldsteinkirche Seitenansicht von Norden Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Glocken 3 Inventar 4 Orgel 5 Bekannte Pfarrer 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDie Mauern des wuchtigen bis 27 m hohen Kirchturms sind bis auf einige Backsteinflachen aus gemauerten Feldsteinen auf einem Feldstein Fundament errichtet und bis zu 2 75 m dick Das steile mit Schindeln gedeckte Dach des Turmes hat im unteren Drittel einen quadratischen Grundriss der dann in einen oktogonalen Teil ubergeht Das aus Backsteinen auf einem Fundament aus behauenen Natursteinen errichtete mit Dachziegeln gedeckte Kirchenschiff mit Apsis stammt aus dem Jahre 1864 Das ursprunglich auch aus Feldsteinen errichtete Kirchenschiff wurde 1863 wegen starker Baufalligkeit abgerissen An das Kirchenschiff wurden spater auf der Nordseite eine Leichenhalle auf der Sudseite eine Sakristei angebaut Die Gleschendorfer Feldsteinkirche gehort nicht zu den Vicelinkirchen die nach dem 1149 zum Bischof von Oldenburg berufenen Vizelin benannt sind Vielmehr durfte die Erbauung der Gleschendorfer Kirche auf einige Jahrzehnte spater zu datieren sein als sich die von den Stadten her bekannte viereckige Bauweise fur Turme durchsetzte die Vicelinkirchen haben demgegenuber Rundturme wie in Ratekau Mit Otto Jarchau ist anzunehmen dass die Kirche in Gleschendorf um 1200 erbaut wurde Ebenfalls anders als bei den Vicelinkirchen wurden in Gleschendorf die Feldsteine nicht wahllos in eine Schalung geschuttert und dann mit Mortel verschlammt sondern sortiert schichtweise aufgesetzt und die Hohlraume dann mit Segeberger Kalkmortel gefullt In den 1950er Jahren wurde Spritzbeton in Hohlraume des Feldsteinturms gepresst um das Mauerwerk zu stabilisieren Dies entsprach damals dem neuesten Kenntnisstand fuhrte aber in der Folge dazu dass der Spritzbeton mit dem Mortel reagierte dabei sein Volumen vergrosserte und die Feldsteinmauern zu sprengen drohte Dies machte in den Jahren 1997 2003 eine aufwandige Turmrestaurierung erforderlich Glocken BearbeitenDas Gelaut der Kirche besteht aus drei Glocken wovon zwei aus dem Jahre 1563 stammen die dritte ist von 1611 An der vorderen Seite des Turmdaches befindet sich eine kleine Uhrschlagglocke von 1953 an den beiden Seiten befinden sich Turmuhren An den drei Seiten die in Richtung des Kirchenschiffes weisen befinden sich unterhalb der Glocke und der beiden Uhren Schalloffnungen fur das Gelaut Im Zweiten Weltkrieg 1944 mussten alle Glocken abgegeben werden und wurden auf den Hamburger Glockenfriedhof gebracht Die Uhrschlagglocke von 1720 ist nicht erhalten doch alle drei Lauteglocken blieben erhalten und kamen bald nach Kriegsende unter grosser Anteilnahme der Bevolkerung zuruck 1 2 Nr Schlagton Giesser Gussjahr Gewicht kg Durchmesser cm Inschrift und Verzierungen1 es1 5 Matthias Benningk 1563 ca 790 115 8 Die Henkel der Krone bestehen aus bartigen Mannskopfen Um die Schulter herum verlauft ein Fries bestehend aus Engeln und Arabesken Darunter verlauft die Inschrift f ANNO 1563 f MATTIS BENNINCK f ME f FECIT VERBVM DNI MANET IN AETERNUM 2 f1 9 Matthias Benningk 1563 ca 670 100 5 Der Fries um die Schulter herum ist derselbe wie bei Glocke 1 Die Inschrift dieser Glocke lautet ANNO 1563 GOET MI MATTIS BENNINCK DE FRVCHT DES HEREN f IS DER WISHEIT ANFANCK f 3 ces2 7 Reinhold Benningk 1611 ca 220 78 9 Die Henkel der Krone sind wie bei den anderen Glocken ebenfalls mit bartigen Mannskopfen geschmuckt Auch an dieser Glocke verlauft ein Fries um die Schulter herum hier ist es allerdings nur ein schmaler Blattfries Darunter verlaufen zwei Inschriften untereinander Die obere lautet IOHANNES PAGELSEN PASTOR CASTEN EGGESTEN VND TIES KASKE VORSTENDER DER KERKEN THO GLESKEN Die untere lautet DORP REINHOLD BENNING ME FECIT LVBECA ANNO 1611 Zwischen den Inschriften verlaufen rundherum zwei Reifen 4 1953 Die Inschrift ist von der alten Uhrschlagglocke aus dem Jahr 1720 ubernommen und lautet ANNO 1720 LAWRENTIUS STRAHLBORN ME FECIT LUBECAE SOLI DEO GLORIA Inventar Bearbeiten nbsp Inneres der Gleschendorfer Kirche mit Blick Richtung OrgelAus der alten Kirche stammen die aus gotlandischem Kalk gefertigte Taufkuppa mit einer Taufschale aus Messing aus dem 16 17 Jahrhundert gestohlen 2022 3 das barocke Kruzifix aus dem 17 Jahrhundert auf dem Altar welches als Astkreuz ausgebildet ist und ursprunglich goldgefasst war sowie der Taufengel von 1766 4 Das Kircheninnere ist mit farbenfrohen Bildern des Kunstlers Dieter Wien aus Susel geschmuckt Im unteren Bereich der Kirche und auf der Empore zeigen diese Heilpflanzen und Vogel 5 Auf den beiden Bildtafeln der Emporenbrustung sind zwei Legenden dargestellt Das linke Bild zeigt den heiligen Bernhard der um sein eigenes Reitpferd mit einem Bauern wettet dass der nicht ein Gebet konzentriert und ohne Ablenkung sprechen konne Der Bauer fangt dann an das Vaterunser zu beten springt aber mittendrin auf und fragt ob er auch den Sattel dazubekame Nun bekommt er gar nichts da er die Wette verloren hat Das zweite Bild zeigt einen Harlekin der traurig daruber ist dass er die Gebete und Gesange der Monche nicht kennt Um seinem Gott zu dienen macht er das was er am besten kann und fuhrt seine artistischen Fahigkeiten vor Daraufhin erscheint ihm Jesus und wischt ihm den Schweiss von der Stirn zum Zeichen dass seine Anstrengung angenommen ist Orgel BearbeitenDie erste bekannte Gleschendorfer Orgel stammte aus dem 17 Jahrhundert und wurde 1688 von drei Orgelbauern Namen unbekannt um ein zweites Manual Brustpositiv erweitert Grossere Reparaturen fanden 1701 1711 und 1820 statt Bei der Reparatur von 1820 baute Orgelbauer Hinrich Schwenke aus Ratzeburg ein Principal aus Zink ein eine Weltpremiere R Jaehn denn dies ist die erste Verwendung von Zink im Orgelbau uberhaupt zusammen mit der Verwendung von Zink beim Orgelumbau von 1818 20 in Hohenofen bei Neuruppin 6 Zink war erst seit 1812 industriell herstellbar und dabei eine gunstige Alternative zum teuren Zinn brachte allerdings Schwierigkeiten beim Intonieren der Pfeifen mit sich Schon 1827 wurde der Zustand der Gleschendorfer Orgel wieder beklagt so ist von Rost Salpeter und Wurmfrass die Rede 7 Bei Abbruch und Neubau des Kirchenschiffs 1863 64 entschied man sich daher auch zur Anschaffung einer neuen Orgel die 1864 von der Firma J F Schulzes Sohne aus Paulinzella mit folgender Disposition geliefert wurde I Hauptwerk C f31 Bordun 16 2 Principal 8 3 Viola di Gamba 8 4 Rohrflote 8 5 Octave 4 6 Mixtur III 2 2 3 II Oberwerk C f37 Gedackt 8 8 Salicional 8 9 Flauto 4 Pedal C d110 Subbass 16 11 Octavbass 8 12 Gedacktbass 8 Koppeln II I I P Traktur Schleifladen vollmechanischIn der Wahl der Firma Schulze zeigte sich auch der Wunsch der Gleschendorfer die damals zum Furstentum Lubeck gehorten sich von Schleswig und Holstein sowie den dort schon lange marktbeherrschenden Orgelbauern Marcussen amp Sohn abzugrenzen 8 Firma Schulze hatte zuvor schon acht andere Orgeln im Nordelbischen Raum erbaut als grosste 1851 54 die Orgel in Lubeck St Marien 4 Manuale und Pedal 80 Register 1942 verbrannt 9 10 nbsp Prospekt der Bruhn Orgel von 19851963 wurde die Gleschendorfer Schulze Orgel einem unsachgemassen barockisierenden Umbau durch Firma E Kemper amp Sohn Lubeck unterworfen bei dem obertonige Register auf die romantische Grundsubstanz draufgesetzt wurden neu im Hauptwerk Gedackt 4 Quinte 2 2 3 Waldflote 2 Tremulant dafur Bordun 16 entfernt neu im Oberwerk Prinzipal 2 Terzglockenton III 4 5 Tremulant neu im Pedal Quintade 4 Rauschpfeife III dafur Octavbass 8 entfernt Bei den neuen Registern handelte es sich aber vor allem um Altmaterial aus Kempers Lagerbestanden Zudem wurde die Technik der Orgel durch die Erweiterung verbaut und unubersichtlich Weiter baute Kemper auch neue Trakturen aber mit unerprobten und wenig haltbaren modernen Materialien wie Alu Papp und Plastikteilen 11 So war kaum zwanzig Jahre spater die Spielart der Orgel so schwergangig und ungleichmassig geworden dass der Kirchenvorstand 1982 den Beschluss zum Orgelneubau fasste Dem Orgelbauverein gelang es u a durch damals vollig neuartige Veranstaltungen wie Weihnachtsmarkten rund um die Gleschendorfer Kirche uber 97 000 DM einzunehmen 12 Von der Schulze Orgel wurde nur die Rohrflote 8 in den Orgelneubau der Firma P Bruhn amp Son Aarslev Rodekro ubernommen 13 Die Disposition der 1985 in den Dienst genommenen neuen Bruhn Orgel lautet nbsp Spieltisch der Bruhn Orgel Die Registerzuge befinden sich unter bewusstem Verzicht auf optische Symmetrie alle links da man beim Spielen eher die linke als die rechte Hand zum Registrieren frei hat II Hauptwerk C g31 Quintadena 16 2 Prinzipal 8 3 Rohrflote 8 4 Oktave 4 5 Gedackt 4 6 Nasat 2 2 3 7 Spitzflote 2 8 Mixtur IV 2 9 Trompete 8 I Ruckpositiv C g310 Gedackt 8 11 Prinzipal 4 12 Blockflote 4 13 Quinte 2 2 3 14 Terz I II 1 3 5 15 Oktave 2 16 Scharff III 1 17 Krummhorn 8 TremulantZimbelstern Pedal C f118 Subbass 16 19 Flotenprinzipal 8 20 Choralflote 4 21 Hintersatz IV 2 2 3 22 Fagott 16 Koppeln II I I P II P Traktur Schleifladen vollmechanischBekannte Pfarrer BearbeitenChristian August Muller 1760 1796 Pfarrer in Gleschendorf er war verheiratet mit Dorothea Christine Claudius 1744 1766 einer Schwester des Dichters Matthias Claudius Sie starb 1766 nur 22 jahrig wenige Wochen nach ihrer letzten Entbindung und liess ihren Mann mit vier kleinen Kindern zuruck Christian August Muller heiratete nicht wieder und liess die Kinder von seinen beiden Schwestern aufziehen Mit Blick auf den Tod seiner Schwester dichtete Matthias Claudius sein Gedicht Der Saemann saet den Samen 14 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gleschendorfer Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinde GleschendorfEinzelnachweise Bearbeiten Gerd Jutting Die Geschichte unserer Kirche Gleschendorf Feldsteinkirche Einzel und Vollgelaute Innenaufnahme Abgerufen am 11 September 2022 deutsch Lubecker Nachrichten 30 Marz 2022 Einbruch in Gleschendorfer Kirche online Dehio Handbuch Schleswig Holstein Hamburg 2009 S 822 Ev luth Kirchengemeinde Gleschendorf In Kirche am Strand 2021 Abgerufen am 23 Juli 2021 deutsch Reinhard Jaehn Klaus Scheinhardt Festschrift zur Orgelubernahme in Gleschendorf 1985 Gleschendorf 1985 32 S hier S 12 Jaehn Scheinhardt Festschrift Orgelubernahme Gleschendorf wie zuvor S 13 Jaehn Scheinhardt Festschrift Orgelubernahme Gleschendorf wie zuvor S 13 Jaehn Scheinhardt Festschrift Orgelubernahme Gleschendorf wie zuvor S 16 Dietrich Wolfel Die wunderbare Welt der Orgeln Lubeck als Orgelstadt Lubeck 2004 S 67 71 80f Jaehn Scheinhardt Festschrift Orgelubernahme Gleschendorf wie zuvor S 20f Gerd Jutting Die Gleschendorfer Bruhn Orgel Jaehn Scheinhardt Festschrift Orgelubernahme Gleschendorf wie zuvor S 18 Susanne Peyronnet Fruher Tod der unbekannten Schwester Reinfelder Heimatforscher spurte dem Schicksal von Dorothea Christina Muller geborener Claudius nach In Lubecker Nachrichten online 26 Mai 201654 028694444444 10 664444444444 Koordinaten 54 1 43 3 N 10 39 52 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gleschendorfer Kirche amp oldid 233585541