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Die Glaucophyta nach altgriechisch glaykos glaucos deutsch blau grun und fyton phyton deutsch Pflanze sind eine kleine Gruppe ausschliesslich im Susswasser vorkommender Algen Sie bestehen aus nur etwa acht Gattungen mit gut 20 Arten Die Glaucophyta sind neben den grunen Pflanzen Chloroplastida oder Viridiplantae und den Rotalgen Rhodophyceae eine der drei grundlegenden Entwicklungslinien der Archaeplastida existieren also vermutlich schon seit dem Archaikum als eigenstandige Gruppe GlaucophytaGlaucocystis sp SystematikKlassifikation LebewesenDomane Eukaryoten Eukaryota ohne Rang Diaphoretickesohne Rang ArchaeplastidaAbteilung GlaucophytaWissenschaftlicher NameGlaucophytaSkuja 1954Aufbau einer Zelle der GlaucophytaThomas Cavalier Smith 2017 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Phylogenie und Systematik 3 Nachweise 4 WeblinksMerkmale BearbeitenGlaucophyta 1 kommen im Phytoplankton des Susswassers vor Sie bilden entweder einzelne Zellen monadal oder kleine Zellkolonien aus wenigen untereinander nicht differenzierten Zellen in einer gemeinsamen extrazellularen Matrix Namensgebendes Merkmal der Glaucophyta ist die charakteristische blaugrune Farbe der photosynthetischen Organellen der Plastiden bei den Glaucophyten auch Muroplasten oder Cyanellen genannt Diese Farbe beruht auf den Pigmenten Chlorophyll a und den charakteristischen akzessorischen Pigmenten den Phycobilinen C Phycocyanin und Allophycocyanin Die akzessorischen Pigmente sind in sogenannten Phycobilisomen angeordnet und erhohen die Effektivitat der Photosynthese indem sie ein breiteres Spektrum von Wellenlangen des Lichts nutzbar machen sogenannte Photosyntheseantennen Die Plastiden der Glaucophyta sind wie diejenigen der grunen Pflanzen und der Rotalgen von zwei Membranen umgeben nicht von vier wie bei zahlreichen anderen photosynthetisch aktiven Algengruppen die heute zu den Ochrophyta innerhalb der Chromista oder Stramenopilen zusammengefasst werden Dies wird so interpretiert dass bei den Glaucophyta wie bei den anderen Archaeplastiden ein ursprunglich frei lebendes Cyanobakterium als Endosymbiont in eine ursprunglich farblose heterotrophe Zelle aufgenommen worden ist bei den Chromista hingegen eine andere einzellige Alge also ein eukaryotischer Organismus mitsamt deren Plastiden Die Zellmembran dieser einzelligen Alge und des bei der Phagocytose aufnehmenden Vesikels bilden bei diesen die beiden zusatzlichen Membranen Historisch war die Natur der Plastiden bei den Glaucophyta allerdings lange Zeit umstritten Einige Forscher nahmen sogar an dass sie auf eine erst kurz zuvor erfolgte von den anderen Pflanzen unabhangige Aufnahme eines Cyanobakteriums herruhrte ein Forscher hat diese daher sogar als eigene Art beschrieben Heute nimmt man an dass die Plastiden aller Archaeplastida zueinander homolog sind also auf der Aufnahme desselben Cyanobakteriums bereits im fruhen Prakambrium zuruckgehen Die Plastiden der Glaucophyta besitzen Thylakoide genannte Einstulpungen der Zellmembran die nicht stapelartig angeordnet sind wie bei den grunen Pflanzen sie haben dieses Merkmal mit den Rotalgen gemeinsam Sie besitzen aber anders als diese eine dunne Umhullung aus Peptidoglycan oder Murein dem charakteristischen Baumaterial der Zellwand von Bakterien Ausserdem enthalten sie sogenannte carboxysom artige Korperchen auch Zentralkorperchen englisch central bodies genannt Analoga der Carboxysomen genannten Organellen einiger Cyano und Proteobakterien 2 3 Ob es sich dabei tatsachlich um Carboxysom Abkommlinge handelt wurde aber auch wieder infrage gestellt 4 Beides gilt als urtumliches Merkmal das der Stammgruppe der Archaeplastida gemeinsam war und bei den anderen Entwicklungslinien verloren gegangen ist eine Plesiomorphie Das Genom der Cyanellen hat ein Zehntel der Grosse von frei lebenden Cyanobakterien liegt also in der Grossenordnung von Chloroplasten 5 6 Es kommen sowohl Zellen bzw Stadien mit aktiver Bewegung wie auch ohne aktive Bewegung vor Die Zellen mit aktiver Bewegung erhalten diese Fahigkeit durch zwei Flagellen unterschiedlicher Lange die mit einem dunnen Saum aus Harchen Fibrillen besetzt sind Die Zellen ohne aktive Bewegung sind von einer Zellwand umgeben deren Hauptbestandteil in der Regel Zellulose ist Wie die grunen Pflanzen lagern die Glaucophyta Starke als Speicher Polysaccharid ein allerdings im Zytoplasma nicht wie die grunen Pflanzen innerhalb der Plastiden Glaucophyta vermehren sich asexuell uber Mitose wobei je nach Art entweder begeisselte und damit aktiv sich bewegende Zoosporen oder Autosporen ohne aktive Bewegung als Ausbreitungsstadien gebildet werden Eine sexuelle Fortpflanzung ist bisher nicht nachgewiesen worden Phylogenie und Systematik BearbeitenFormal wird innerhalb der Abteilung Glaucophyta eine einzige Klasse Glaucophyceae Bohlin mit einer Ordnung Glaucocystales Bessey und der einzigen Familie Glaucocystaceae G S West gebildet Innerhalb von dieser werden gewohnlich sechs bis acht Gattungen mit ca 20 Arten anerkannt wobei innerhalb der Gattung Glaucocystis einige kryptische Arten in Reinkultur gezuchtete Stamme die nur genetisch nicht morphologisch unterschieden werden konnen nachgewiesen sind 7 1 Glaucocystis Itzigs Glaucocystis nostochinearum Cyanophora Korshikov Cyanophora paradoxa Cyanophora biloba Gloeochaete Lagerh Gloeochaete wittrockiana Gloeochaete protogenita Cyanoptyche mit der einzigen Art Cyanoptyche gloeocystis Pascher Peliainia mit der einzigen Art Peliaina cyanea Pascher Steobilomonas mit der einzigen Art Strobilomonas cyaneus Schiller Glaucocystopsis mit der einzigen Art Glaucocystopsis africana Bourrelly Chalarodora mit der einzigen Art Chalarodora azurea PascherVon den vier letztgenannten Gattungen liegen weder Kulturen noch molekulare Daten vor Nach genetischen Daten ergibt sich fur die Gattungen von denen entsprechende Daten vorliegen das folgende Kladogramm 1 Cyanophora Glaucocystis Cyanoptyche GloeochaeteNach der aktuellen Systematik von Adl u a 2012 8 bilden die Glaucophyten zusammen mit den Rotalgen und Chloroplastida die Archaeplastida Nachweise Bearbeiten a b c Christopher Jackson Susan Clayden Adrian Reyes Prieto 2014 The Glaucophytes the blue green plants in a nutshell Acta Societatis Botanicorum Poloniae 84 2 149 165 doi 10 5586 asbp 2015 020 S C Burey S Fathi Nejad V Poroyko J M Steiner W Loffelhardt H J Bohner The central body of the cyanelles ofCyanophora paradoxa a eukaryotic carboxysome In Canadian Journal of Botany Band 83 Nr 7 Juli 2005 doi 10 1139 b05 060 Linda Oberleitner Exploring transport processes across the symbiotic interface of amoebal host and early stage photosynthetic organelle in Paulinella chromatophora Dissertation Heinrich Heine Universitat Dusseldorf Dezember 2020 Dana C Price et al Analysis of an improvedCyanophora paradoxagenome assembly In DNA Res Band 26 Nr 4 August 2019 S 287 299 doi 10 1093 dnares dsz009 PMC 6704402 freier Volltext PMID 31098614 Siehe insbes 3 4 2 Pyrenoid Sina M Adl Alastair G B Simpson Mark A Farmer Robert A Andersen O Roger Anderson John A Barta Samual S Bowser Guy Bragerolle Robert A Fensome Suzanne Fredericq Timothy Y James Sergei Karpov Paul Kugrens John Krug Christopher E Lane Louise A Lewis Jean Lodge Denis H Lynn David G Mann Richard M McCourt Leonel Mendoza Ojvind Moestrup Sharon E Mozley Standridge Thomas A Nerad Carol A Shearer Alexey V Smirnov Frederick W Spiegel Max F J R Taylor The New Higher Level Classification of Eukaryotes with Emphasis on the Taxonomy of Protists The Journal of Eukaryotic Microbiology 52 5 2005 Seiten 399 451 doi 10 1111 j 1550 7408 2005 00053 x Peter Sitte Elmar Weiler Joachim W Kadereit Andreas Bresinsky Christian Korner Lehrbuch der Botanik fur Hochschulen Begrundet von Eduard Strasburger 35 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2002 ISBN 3 8274 1010 X S 651 Algaebase Abgerufen am 16 September 2017 Adl S M Simpson A G B Lane C E Lukes J Bass D Bowser S S Brown M W Burki F Dunthorn M Hampl V Heiss A Hoppenrath M Lara E le Gall L Lynn D H McManus H Mitchell E A D Mozley Stanridge S E Parfrey L W Pawlowski J Rueckert S Shadwick L Schoch C L Smirnov A and Spiegel F W The Revised Classification of Eukaryotes Journal of Eukaryotic Microbiology 59 429 514 2012 doi 10 1111 j 1550 7408 2012 00644 x Weblinks BearbeitenAlgaebase Eintrag Glaucocystaceae Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Glaucophyta amp oldid 236565160