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In den romischen Arenen kampften eine Reihe unterschiedlicher Gladiatorengattungen die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelten Der Reiz der Kampfe lag auch darin unterschiedliche Gladiatorengattungen gegeneinander antreten zu lassen Ursprung und Ablauf der Gladiatorenkampfe sind im Artikel Gladiator beschrieben Darstellung verschiedener Gladiatorengattungen auf einem Mosaik Leptis Magna ca 80 100 v Chr Die meisten Kenntnisse uber die Waffen der Gladiatoren sind den Ausgrabungen in Pompeji zu verdanken wo viele Ausrustungsgegenstande aus einer Gladiatorenkaserne gefunden wurden die heute im Museo Archeologico Nazionale in Neapel aufbewahrt werden Erganzt werden die Kenntnisse durch erhalten gebliebene kleine Statuetten und Darstellungen von Gladiatoren auf Grabsteinen Fresken Reliefs Mosaiken und Ollampen Inhaltsverzeichnis 1 Die ursprungliche Ausrustung 2 Die Gattungen der republikanischen Zeit 2 1 Samnit 2 2 Gallus 3 Die Gattungen der Kaiserzeit 3 1 Eques 3 2 Murmillo 3 3 Thraex 3 4 Hoplomachus 3 5 Retiarius 3 6 Pontarius 3 7 Secutor 3 8 Scissor 3 9 Provocator 3 10 Gladiatrix 3 11 Essedarius 4 Weitere unubliche Gattungen 4 1 Dimachaerus 4 2 Sagittarius 4 3 Andabates 4 4 Laquearius 4 5 Paegniarius 4 6 Veles 4 7 Crupellarius 4 8 Scaeva 4 9 Bestiarius 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseDie ursprungliche Ausrustung BearbeitenDie ersten Gladiatoren welche bei Totenfeierlichkeiten oder bei Begrabnissen vornehmer Romer auftraten und nach dem Scheiterhaufen bustum auch noch bustuarii genannt wurden hatten noch eine einfache Ausrustung Jeder trug einen Schild ein Schwert und war durch Helm und Beinschienen geschutzt Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich mehrere Gladiatorengattungen die sich in ihrer Ausrustung und Kampfweise erheblich voneinander unterschieden Die Gattungen der republikanischen Zeit BearbeitenDie fruhen Gladiatorengattungen durften mit ahnlichen Waffen gekampft haben wie die von Rom besiegten Volker auf deren Namen sich die einzelnen Gattungen beziehen Spater jedoch musste beispielsweise ein als Gallier kampfender Gladiator nicht mehr unbedingt aus Gallien kommen Die genaue Ausrustung dieser fruhen Gattungen ist aufgrund der Quellenlage unklar und kann nur vermutet werden nbsp Schaukampf Summa Rudis Schiedsrichter Provocator gegen Murmillo Romerfest in Xanten 2003Samnit Bearbeiten Livius berichtet in seinem Werk Ab urbe condita dass die mit den Romern verbundeten Campaner die bei ihren Gastmahlern auftretenden Fechter mit den Waffen der besiegten Feinde in diesem Fall der Samniten ausstatteten Laut Livius waren sie mit einem buschgeschmuckten Helm galea cristata einem hohen Schild und einer linken Beinschiene versehen 1 Die Bildlage zeigt jedoch diese Fechter im Gegensatz zu vollstandig ausgerusteten samnitischen Kriegern ohne Brustblech spongia und Tunika Der Samnit trat in seinen Kampfen gegen alle anderen Gattungen von Gladiatoren und gegen andere Samniten an Gallus Bearbeiten Uber die Ausrustung des unter dem Namen Gallier gallus kampfenden Gladiators ist noch wenig bekannt Man weiss zwar wie gallische Krieger ausgerustet waren nur durfte die Ausrustung dieses Gladiators bald nur noch wenig mit der eines gallischen Kriegers gemein gehabt haben Die Gattungen der Kaiserzeit BearbeitenAugustus reformierte das Gladiatorenwesen und so tauchen Gattungen wie Samnit und Gallier in der Kaiserzeit nicht mehr auf Er ubernahm aber auch altere Gattungen wie Provocator Thraex und Murmillo Eques Bearbeiten nbsp Murmillo gegen ThraexDie equites eroffneten mit ihrem Kampf die Gladiatorenspiele Sie waren mit einem Krempenhelm mit Visier einem flachen Rundschild einer Lanze und einem Kurzschwert gladius bewaffnet Im Unterschied zu allen anderen Gladiatorengattungen welche nur mit einem Lendenschurz subligaculum bekleidet waren trugen sie Tuniken Sie begannen den Kampf zu Pferd stiegen dann ab und setzten ihn mit den Schwertern fort Auf bildlichen Darstellungen sind sie zumeist in der Endphase des Kampfes dargestellt also vom Pferd abgestiegen und zu Fuss mit Schwertern kampfend Murmillo Bearbeiten Der murmillo ist eine sehr alte Gladiatorengattung und schon im 1 Jahrhundert v Chr nachgewiesen sein Ursprung ist jedoch unklar Die Bewaffnung des Murmillo mit Kurzschwert gladius und grossem gewolbten Rechteckschild scutum gleicht der der Legionsinfanterie Als Schutzkleidung hatte er einen Armschutz manica und eine bis kurz unter das Knie reichende Beinschiene nur am linken Bein Er trug einen Helm mit Visier mit hohem geraden Kamm der zusatzlich mit bunten Federn geschmuckt war und aussah wie ein Fisch mormylos kleiner Fisch Er kampfte gegen den Thraex nbsp Hoplomachus gegen ThraexThraex Bearbeiten Diese Art des Kampfers hatte eine Bewaffnung die auf seinen thrakischen Ursprung hinweisen sollte Der Thraex war mit einem Schwert mit gekrummter Klinge sica bewaffnet die es ermoglicht einen Schild zu umgehen und dahinter zu stechen Ausserdem war er mit einem kleinen gewolbten Rundschild parmula ausgestattet und trug einen Helm mit Visier der von einem Helmkamm mit Greifenkopf gekront war Als Schutzkleidung trug er am rechten Arm einen gesteppten Armschutz manica An beiden Beinen trug er gesteppte Beinschutzer die weit uber die Oberschenkel reichten Daruber hatte er uber das Knie reichende Beinschienen angelegt Hoplomachus Bearbeiten Als Alternative zur Paarung Murmillo gegen Thraex gab es die Paarung Murmillo gegen Hoplomachus Der Hoplomachus ahnelte in Bewaffnung und Schutzkleidung dem Thraex ausser dass er statt des kleinen gewolbten Rundschilds mit einer verkummerten Form des griechischen Hoplitenrundschildes und mit einer Stosslanze hasta gerustet war Fur den Nahkampf besass er zusatzlich einen Dolch In Ausnahmen konnte er auch gegen den Thraex kampfen nbsp Secutor gegen RetiariusRetiarius Bearbeiten Der Retiarius war ein sehr ungewohnlicher Gladiator und ist erst seit der Regierungszeit des Kaisers Caligula 37 41 n Chr belegt Seine aussergewohnliche Bewaffnung bestand aus einem Wurfnetz rete einem Dolch und einem Dreizack tridens auch fuscina genannt Er hatte keinen Schild und trug auch keinen Helm Als Schutzkleidung diente ihm der Schulterschirm galerus der teils metallbeschlagene Gurtel balteus und eine Armschiene manica am linken Arm Meist versuchte er das Netz uber seinen Gegner zu werfen In der weiteren Entwicklung ab dem 3 Jh n Chr verschwand das Netz zusehends und die Manica wurde mit Metallkettengeflecht oder schuppen verstarkt 2 Sein Gegner war uberwiegend der Secutor Pontarius Bearbeiten Der Pontarius war eine Spielart des Retiarius Er verteidigte eine kleine Brucke pons mit zwei rampenartigen Aufgangen Auf jeder Seite griff ein Secutor an und versuchte auf die Plattform zu kommen Zusatzlich zu seiner ublichen Ausrustung dem Schulterschirm galerus und der Armschiene manica am linken Arm besass der Pontarius einen grossen Vorrat an Wurfgeschossen vermutlich Steinkugeln Secutor Bearbeiten Der Secutor Verfolger war ein auf den Kampf gegen den Retiarius spezialisierter Murmillo Um dem Wurfnetz seines Gegners keinen Angriffspunkt zu bieten trug er einen eiformigen Helm der nur sehr kleine Augenlocher besass Der Helm stellte zwar eine starke Sichteinschrankung dar schutzte den Secutor jedoch davor dass ihm der Retiarius die Augen ausstach Seine Waffen waren Kurzschwert gladius sowie ein grosser Rechteckschild scutum nbsp Retiarius gegen Scissor in einem Schaukampf Romerfest in Xanten 2003Scissor Bearbeiten Dieser seltene Gladiatorentyp konnte auch als Gegner des Retiarius antreten Er hatte genau wie der Secutor einen eiformigen Helm mit Augenlochern fuhrte in seiner rechten Hand das Kurzschwert gladius und der rechte Arm wurde auch von einer Armschiene manica geschutzt Das Besondere an dem Scissor war aber dass er keinen Schild scutum hatte sondern dass sein linker Arm in einer kegelstumpfformigen Rohre steckte die den ganzen Unterarm bedeckte Am Ende dieser Rohre war ein kurzer Schaft mit einer wiegemesserformigen Klinge angebracht Mit dieser Waffe konnte er das Netz des Retiarius zerschneiden oder dessen Dreizack parieren Ebenso konnte er seinen Gegner mit sichelndem Hieb nahezu aufschlitzen Da er seinen Korper nicht durch einen Schild decken konnte trug er ein knielanges Kettenhemd lorica hamata oder einen Schuppenpanzer lorica squamata nbsp Zwei Provocatores auf einer OllampeProvocator Bearbeiten Der Provocator Herausforderer ist seit der spaten Republik bekannt und kampfte wie die Equites immer gegen seinesgleichen Im 1 Jahrhundert vor und 1 Jahrhundert nach Christus trug er einen Helm der einem Legionarshelm ahnelte Erst im 2 3 Jahrhundert hatte er einen Helm ohne Kamm mit schrag abfallendem Nackenschirm und Visier Er war mit einem mittelgrossen Rechteckschild scutum einem latz oder halbmondformigem Brustblech pectorale und einem Kurzschwert gladius ausgerustet Als Schutz dienten ihm ausserdem noch eine Beinschiene am linken Bein und am rechten Arm eine Armschiene manica Gladiatrix Bearbeiten Es gab vereinzelt auch Frauen die in der Arena gekampft haben wenn es auch kaum verbreitet war In welcher Ausstattung sie kampften ist nur auf einem Relief aus Halikarnassos bei Bodrum Turkei bildlich dargestellt Sie konnten in allen Gattungen gekampft haben aber die beiden dargestellten Gladiatorinnen gladiatrices tragen die Ausrustung von Provokatoren Essedarius Bearbeiten Der Essedarius war eine weitere Gladiatorenart die nur gegen ihresgleichen kampfte Der Name leitet sich von essedum der Bezeichnung fur einen keltischen Streitwagen her Man nimmt an dass die essedarii in ihren Ursprungen den Kampf vom Streitwagen her eroffneten und dann ahnlich wie die Equites abstiegen und zu Fuss weiterkampften Der Essedarius war mit einer Armschiene manica am Schwertarm einer Spatha Gamaschen oder kurzen Bandagen an beiden Beinen ausgestattet Ausserdem trug er einen Helm der in fruherer Zeit einem Legionarshelm und spater dem Secutor Helm ahnelte Weitere unubliche Gattungen BearbeitenDes Weiteren gab es Gladiatorengattungen die seltener bezeugt sind Dimachaerus Bearbeiten Der Dimachaerus kampfte mit zwei Klingen also Dolchen oder Schwertern wie dem Gladius und trug einen gepolsterten Leibschutz Bandagen am Dolcharm und an den Beinen zuweilen auch Beinschienen aber keinen Helm Seine weitere Ausrustung und Existenz ist nicht gesichert da er nur auf zwei Inschriften bezeugt ist Zudem gibt es Hinweise darauf dass es sich beim Dimachaerus moglicherweise um einen Subtypus verschiedener Gladiatorengattungen gehandelt haben konnte deren einzige Gemeinsamkeit die beidhandige Bewaffnung darstellte Sein Name setzt sich aus den griechischen Wortern fur Zwei dio und Messer machaera zusammen Sagittarius Bearbeiten Der Sagittarius Bogenschutze ist nur auf einem Relief in Florenz dargestellt wo zwei gepanzerte und behelmte Bogenschutzen sich in einer Arena unter Beschuss nehmen ihre Waffe fur den Nahkampf war der Dolch Andabates Bearbeiten Der Andabates wird von Cicero erwahnt und taucht in der Kaiserzeit nicht mehr auf Unklar ist ob es sich um eine eigene Gattung handelte oder ob es einfach nur Gladiatoren der ublichen Gattungen waren deren Augen auf irgendeine Art und Weise verbunden waren sei es durch eine Augenbinde oder durch einen Helm ohne Augenlocher Dieser Gladiator war sehr stark auf sein Gehor angewiesen da ihm mogliche Reaktionen des Publikums oder Atemgerausche Aufschluss uber den Standort seines Gegners geben konnten Laquearius Bearbeiten Der Laquearius Lassokampfer der fluchtende Menschen mit einem Lasso einfing wird nur von Isidor von Sevilla erwahnt Dies deutet aber eher auf Arenabedienstete bei Hinrichtungen hin als auf Gladiatorenkampfe Paegniarius Bearbeiten nbsp Paegniarii auf dem Mosaik von NennigUber diese Gladiatorengattung ist wenig bekannt auf Inschriften ist sie nur selten erwahnt Der Paegniarius war nicht mit todlichen Waffen ausgerustet Eine Szene auf einem Mosaik von Nennig wird haufig als Darstellung dieser Gladiatorengattung gedeutet Die Kampfer tragen dort eine Peitsche in der rechten Hand und ein am linken Arm angeschnalltes Holzbrett Nach einer Schilderung bei Sueton liess Kaiser Caligula Familienvater die ein korperliches Gebrechen hatten als Gladiatoren zur Unterhaltung in der Arena auftreten Da es romische Darstellungen von kleinwuchsigen Gladiatoren aus unterschiedlichen Waffengattungen gibt traten diese moglicherweise ebenfalls als Paegniarii mit stumpfen Waffen zur Unterhaltung in Erscheinung Wahrscheinlich traten die Paegniarii bei den Vorkampfen prolusio und bei Tierkampfen auf Veles Bearbeiten Der Veles war wiederum eine Gattung dessen Erwahnung sich nur bei Isidor von Sevilla sowie auf einigen Inschriften mit der Abkurzung VEL findet Der Name ruhrt von den am schlechtesten ausgerusteten romischen Soldaten velites Plankler zur Zeit der punischen Kriege her und man nimmt an dass ihre Kampfweise diesem Soldatentyp entsprach nbsp Venator im Kampf gegen ein WildschweinCrupellarius Bearbeiten Der Crupellarius wird von Tacitus als gallischer Kampfer erwahnt Eine Bronzestatuette aus Frankreich konnte einen dieser vollgepanzerten Kampfer darstellen Scaeva Bearbeiten Der Scaeva war ein Gladiator der als Linkshander kampfte Er wurde als so wichtig erachtet dass er extra aufgefuhrt wurde Kaiser Commodus der sich privat nicht in der Arena gerne als Gladiator betatigte focht als secutor scaeva Standen sich zwei Linkshander gegenuber wurde von einem linkshandigen Kampf pugna scaevata gesprochen Bestiarius Bearbeiten Der Bestiarius war darauf spezialisiert gegen wilde Tiere zu kampfen Er zahlt aber nicht zu den eigentlichen Gladiatorengattungen Siehe auch BearbeitenGladiatorLiteratur BearbeitenAlan Baker Gladiatoren Kampfspiele auf Leben und Tod Goldmann Munchen 2002 ISBN 3 442 15157 0 Marcus Junkelmann Das Spiel mit dem Tod So kampften Roms Gladiatoren von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2563 0 Antike Welt Sonderheft Zaberns Bildbande zur Archaologie Marcus Junkelmann Gladiatoren Kampfer der Arena Tessloff Verlag Nurnberg 2005 ISBN 3 7886 0422 0 Was ist Was 82 Speziell fur Kinder und Jugendliche Eckart Kohne Hrsg Gladiatoren und Caesaren die Macht der Unterhaltung im antiken Rom von Zabern Mainz 2000 ISBN 3 8053 2614 9 Fik Meijer Gladiatoren Das Spiel um Leben und Tod Artemis und Winkler Dusseldorf u a 2004 ISBN 3 7608 2303 3 eine sehr detaillierte Zusammenfassung der verschiedenen Aspekte des Gladiatorenwesens Thomas Wiedemann Kaiser und Gladiatoren die Macht der Spiele im antiken Rom Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2001 ISBN 3 534 14473 2 Einzelnachweise Bearbeiten Titus Livius Ab urbe condita 9 40 A Manas Evolution of the Retiarius Fighting Technique Abandoning the Net In The International Journal of the History of Sport 2016 2016 doi 10 1080 09523367 2016 1196665 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gladiatorengattungen amp oldid 239165516