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Giorgio de Chirico 10 Juli 1888 in Volos Griechenland 20 November 1978 in Rom andere Schreibweisen DeChirico war ein italienischer Maler Bildhauer und Grafiker Er gilt als Hauptvertreter der Pittura metafisica der sogenannten Metaphysischen Malerei die als einer der wichtigsten Vorlaufer des Surrealismus angesehen wird Giorgio de Chirico 5 Dezember 1936 fotografiert von Carl van Vechten aus der Van Vechten Collection der Library of Congress Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Ehrungen 3 Werke Auswahl 4 Literatur 4 1 Primarliteratur 4 2 Kataloge 4 3 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenGiorgio de Chirico war der Sohn von Gemma Cervetto und Evaristo Di Chirico Beide stammten aus Italien Evaristo Di Chirico arbeitete als Chefingenieur der Thessalischen Eisenbahnen in Griechenland 1 und wohnte bei der Geburt von Giorgio de Chirico an deren Betriebsmittelpunkt in Volos Das von ihm entworfene Empfangsgebaude des Bahnhofs Volos von 1884 ist noch heute in Betrieb Sein Bruder Alberto Savinio war Komponist Giorgio de Chirico studierte nach einer akademischen Ausbildung zum Ingenieur am Polytechnikum in Athen parallel Malerei bei Georgios Jakobides die Malerei des Polytechnikums wurde zu jener Zeit in die neue Hochschule der Bildenden Kunste Athen ausgegliedert und nach dem Tod seines Vaters 1905 von 1906 bis 1909 an der Koniglichen Akademie der Kunste in Munchen Hier besucht er die Malklasse von Franz von Stuck In seiner Munchner Zeit teilte er ein Zimmer mit seinem etwas alteren Studienkollegen aus Athen Jorgos Busianis und war befreundet mit dem Maler Fritz Gartz In den Munchner Sammlungen beeindruckten ihn vor allem die romantisch mystischen Gemalde des symbolistischen Schweizer Malers Arnold Bocklin der von Surrealisten wie Salvador Dali und Max Ernst als einer ihrer Vorlaufer angesehen werden sollte Weiterhin beeinflussten ihn die Traumbilder des deutschen Malers Bildhauers und Grafikers Max Klinger Dazu las er wie fast alle Kunstler der Epoche Arthur Schopenhauer und Friedrich Nietzsche der ihm mit seinen Beschreibungen von gespenstisch leeren Platzen in Turin umsaumt mit Arkaden und Statuen die Vorlage seines Schaffens gab De Chiricos traumahnliche Stadtansichten bestehen aus Turmen Arkaden und menschenleeren Idealarchitekturen mal in zentral mal in multiperspektivische Raumkonstruktionen gefugt Einzig einzeln verwendete figurliche Schatten und manichini Gliederpuppen bilden Gegenstucke zur streng architektonischen Gestaltung dieser Kulissenwelt Spater thematisierte de Chirico das traumhafte unbewusste Element in seinen Kompositionen indem er Details wie Uhren Eisenbahnen in denen sich die Erinnerung an seinen Vater widerspiegelt und verfremdete Glieder in surreale Beziehung zueinander setzte 1911 liess sich de Chirico in Paris nieder Dort prasentierte er in einer Ausstellung des Salon d Automne und bei den Independants seine Bilder Er kam in der franzosischen Kunstmetropole mit bedeutenden Kunstlern seiner Zeit zusammen wie zum Beispiel mit Pablo Picasso mit Andre Derain Constantin Brancuși und dem Dichter und Kritiker Guillaume Apollinaire Im Jahr 1915 verliess er Paris und zog in das italienische Ferrara Dort konzentrierte er sich auf die drei Motive Stadte manichini und Interieurs Etwa von 1915 bis 1925 malte de Chirico vorwiegend Stillleben Typisch sind hier vor allem die gesichtslosen Zeichenpuppen und antike Statuenmotive Von 1918 bis 1919 stand auch Giorgio Morandi der Pittura metafisica nahe und erprobte in zehn Werken ihre Eignung fur seine Ziele De Chirico beschreibt in seiner Autobiographie wie sehr er zusammen mit Carlo Carra Ardengo Soffici und Giorgio Morandi fortwahrend bestrebt ist den Sinn fur die Tradition die in Italien von der offiziellen pseudoakademischen Kunst und den tolpelhaften Pfuschereien sezessionistischer Einfaltspinsel verwirrt und verdorben worden ist wieder in rechte Bahnen zu lenken 1916 17 grundete de Chirico mit seinem Bruder Alberto Savinio und dem italienischen Futuristen Carlo Carra die scuola metafisica und damit eine Stromung die den Stil der Surrealisten um rund zehn Jahre vorwegnahm und bis zum Jahr 1920 andauerte Die Kunstler verbanden in ihren Werken reale und imaginare Elemente die untereinander keinen oder nur noch einen ahnbaren Bezug herstellen Die kunstlerische Phantasie wurde zum Bestandteil des Bildaufbaus Der assoziative Charakter der Werke brachte traumahnliche Szenerien hervor in denen eine magisch metaphysische Stimmung herrscht Zusammen mit Carlo Carra grundete de Chirico 1920 ausserdem die Zeitschrift Pittura metafisica Im Jahr 1919 war ein Stilwechsel in seiner Malweise festzustellen De Chirico begann realistischer zu malen und richtete sich am akademischen Stil aus So entstand im Jahr 1926 das Werk mit dem Titel Zwei Akte Im Jahr 1924 war er einer der Grunder der Zeitschrift La Revolution surrealiste 1924 ubersiedelte de Chirico wieder nach Paris und wurde begeistert von den Surrealisten empfangen deren Malerei der seinen viel verdankte Eine Zasur in seinem Schaffen markiert das Jahr 1930 Statt sich weiter an neueren Kunststromungen zu orientieren wandte sich de Chirico ganz von der Pittura metafisica ab Dennoch blieben seine metaphysischen Bilder einflussreich fur die Surrealisten Er wandte sich einer betont barocken und pathetischen Malweise zu kritisierte die moderne Malerei scharf und malte fortan in einem klassizistischen akademischen Stil Da er mit diesen Bildern nicht genug verdiente kopierte und verkaufte er auch Werke seiner metaphysischen Epoche weshalb die Datierung echter Chiricos oft nicht einfach ist Von 1939 bis zu seinem Tod lebte de Chirico wieder in Italien Einige seiner Werke wurden auf der documenta 1 1955 der documenta II 1959 und der documenta III 1964 in Kassel gezeigt 2 Sein Wohnhaus in Rom an der Piazza di Spagna ist seit 1999 als Museum geoffnet und zeigt eine Werkschau des Kunstlers Giorgio de Chiricos Grab befindet sich in Rom in der Kirche San Francesco a Ripa Dort wurde die erste Seitenkapelle links des Eingangs mittels zweier Turdurchbruche in das Nachbaranwesen Kultusministerium verlangert De Chiricos Grabraum ist faktisch auf dem Boden des Kultusministeriums der Zugang dazu ist jedoch nur von der Seite der Kirche moglich Ehrungen Bearbeiten1958 Assoziiertes Mitglied Elu associe der Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique 3 1974 Auswartiges Mitglied der Academie des Beaux Arts 1976 Grosses Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland 2021 Benennung eines Asteroiden nach ihm 349499 Dechirico 4 Werke Auswahl Bearbeiten1911 I piaceri del poeta Privatbesitz Max Ernst war inspiriert vom Bildinhalt und nutzte ihn in seinem Gemalde Aquis submersus 1919 1912 Die Mudigkeit des Unendlichen Ol auf Leinwand 44 112 cm Privatsammlung 1913 Piazza d Italia 1913 The Uncertainty of the Poet 1914 Portrait premonitoire de Guillaume Apollinaire 1914 Das Lied der Liebe Rene Magritte wurde vom Bildinhalt inspiriert sich vom Abstrakten zu losen und sich mit der ihn umgebenden Welt und mit Alltagsobjekten auseinanderzusetzen 1916 Metaphysisches Interieur mit grosser Fabrik Staatsgalerie Stuttgart 1917 Hector und Andromache 1917 Die beunruhigenden Musen Ol auf Leinwand 97 65 cm Mailand Sammlung Gianni Matteoli 1924 Selbstbildnis Museum Folkwang Essen 1926 Zwei sitzende Akte Museum der bildenden Kunste Leipzig 1929 Konstrukteure von Trophaen Ol auf Leinwand 91 72 cm Privatbesitz 1929 I fuochi sacri Museo d Arte Avellino 1932 Gladiatoren Museo Revoltella Galleria d Arte Moderna Triest 1932 Der Dom zu Mailand Vatikanische Museen Rom 1940 Reiter Dioskur Lehmbruck Museum Duisburg 1955 56 Malinconia 45 8 30 2 cm Ol auf Leinwand Stiftung Saarlandischer Kulturbesitz Saarlandmuseum Saarbrucken 1959 Manichini coloniali Ol auf Leinwand 54 80 cm MAGI 900 Pieve di Cento Italien 1973 Il ritorno di Ulisse 1973 Wir Metaphysiker Gesammelte Schriften Hrsg v Wieland Schmied ubers v Anton Henze Propylaen Frankfurt a M ISBN 3 549 05879 9 Literatur BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Giorgio de Chirico Monsieur Dudron Autobiographischer Roman Gachnang amp Springer Bern 2000 ISBN 3 906127 59 1 5 Kataloge Bearbeiten Giorgio de Chirico 1970 Katalog 5 der Kestner Gesellschaft zur Ausstellung 10 Juli 30 August 1970 IT Edoarto Brandani a cura di Giorgio di Genova Patrizia Bonfiglioli 1999 Giorgio de Chirico catalogo dell opera grafica 1969 1977 Edizioni Bora Bologna 1990 1999 pp 247 IT Maurizio Faggiolo dell Arco 1999 L opera completa di de Chirico 1908 1924 Rizzoli Milano 1984 1999 pp 121 Letzte Bilder Von Manet bis Kippenberger Katalog der Schirn Kunsthalle hg von Esther Schlicht und Max Hollein Frankfurt 2013 Giorgio de Chirico Magie der Moderne 2016 Ausstellung Staatsgalerie Stuttgart 18 Marz 3 Juli 2016 Hg von Staatsgalerie Stuttgart Paolo Baldacci Christiane Lange Gerd Roos 248 S Sandstein Verlag Dresden ISBN 978 3954982110Sekundarliteratur Bearbeiten Andreas Dorschel 2009 Metaphysisch malen Philosophie und Bild bei Giorgio de Chirico in Kunst und Wissen in der Moderne Bohlau Wien Koln Weimar 2009 S 123 132 IT Paolo Baldacci Maurizio Fagiolo dell Arco 1982 Giorgio de Chirico Parigi 1924 1930 Galleria Philippe Daverio Milano 1982 pp 22 IT Maurizio Cavalesi Gioia Mori 2007 De Chirico Giunti Editore Firenze 1988 2007 pp 50 IT Fagiolo dell Arco 1991 Giorgio de Chirico carte Extra Moenia Arte Moderna Todi 1991 pp 64 IT Fagiolo dell Arco Luigi Cavallo 1985 De Chirico Disegni inediti 1929 Edizioni grafiche Tega Milano 1985 pp 140 IT Pere Gimferrer 1988 De Chirico 1888 1978 opere scelte Rizzoli Milano 1988 pp 128 Werner Helwig 1962 De Chirico Metaphysische Periode Mohn Gutersloh 1962 IT Magdalena Holzhey 2006 De Chirico Taschen Koln D 2006 pp 96 IT Gioia Mori 2007 De Chirico metafisico Giunti Firenze 2007 pp 50 IT Elena Pontiggia Giovanni Gazzaneo 2012 Giorgio de Chirico L Apocalisse e la luce Silvana Editoriale Cinisellobalsamo 2012 pp 119 Gerd Roos 1994 Girogio de Chirico und seine Malerfreunde Fritz Gartz Georgios Busianis Dimitros Pikinos in Munchen 1906 1909 In Schmied Wieland Ross Gerd Giorgio de Chirico Munchen 1906 1909 Akademie der Kunste Munchen 1994 S 55 182 Wieland Schmied De Chirico und sein Schatten Prestel Munchen 1989 ISBN 3 7913 0937 4 Wieland Schmied Giorgio de Chirico Die beunruhigenden Musen Eine Kunstmonographie Insel Taschenbuch Frankfurt am Main 1993 ISBN 978 3 45833 184 1 Wieland Schmied Giorgio de Chirico Reise ohne Ende Pegasus Bibliothek Prestel Verlag Munchen London New York 2001 ISBN 3 79132 598 1 Wieland Schmied Paolo Baldacci Die andere Modernie De Chirico und Savinio Hatje Cantz Verlag 2001 ISBN 978 3 77571 071 8 Wieland Schmied Erika Schmied Der Kunstler dem die Welt ein Ratsel blieb Neunmal Giorgio de Chirico Bibliothek der Provinz Weitra 2009 ISBN 978 3 85252 943 1 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Giorgio de Chirico Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Giorgio de Chirico im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Giorgio de Chirico in der Deutschen Digitalen Bibliothek Fondazione Giorgio e Isa de Chirico in Rom italienisch englisch Artikel uber de Chiricos Spatwerk Schirn Magazin 2 Mai 2013 Giorgio de Chirico artfacts net Giorgio de Chirico artchive com Dopo de Chirico Panorama Museum 2012 13 PDF 4 5 MB Einzelnachweise Bearbeiten The history of Thessaly Railways Memento vom 28 Juli 2020 im Internet Archive abgerufen am 21 September 2020 Materialien von und uber Giorgio de Chirico im documenta Archiv Academicien decede Giorgio De Chirico Academie royale des Sciences des Lettres et des Beaux Arts de Belgique abgerufen am 1 September 2023 franzosisch WGSBN Bulletin Volume 1 11 vom 8 November 2021 S 9 PDF englisch mit Anm von Paolo Picozza zur dt Ausgabe 10 ganzseitige s w Lithographien von de Ch von 1934 mit Gedichten von Jean Cocteau publiziert unter dem gemeinsamen Titel Bagni misteriosi Mythologie Einige Kurzbeitrage zu de Ch u a von Georg Baselitz Luciano Fabro und Johannes GachnangNormdaten Person GND 118524208 lobid OGND AKS LCCN n79069950 NDL 00435920 VIAF 104172730 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME De Chirico GiorgioALTERNATIVNAMEN Di Chirico Giorgio Chirico Giorgio DeChirico Malerei MetaphysischenKURZBESCHREIBUNG italienischer Maler und GrafikerGEBURTSDATUM 10 Juli 1888GEBURTSORT Volos GriechenlandSTERBEDATUM 20 November 1978STERBEORT Rom Italien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Giorgio de Chirico amp oldid 236956016