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Paul Gerhard Flamig 19 Dezember 1919 in Glauchau Sachsen 18 September 2011 in Bohl Iggelheim Rheinland Pfalz 1 war ein deutscher Politiker SPD Er war von 1957 bis 1964 Burgermeister der Stadt Grossauheim heute Stadtteil von Hanau von 1963 bis 1980 Mitglied des Deutschen Bundestages und von 1970 bis 1979 Mitglied des Europaischen Parlaments Zudem war er Funktionar des Deutschen Atomforums und der Sozialdemokratischen Europaischen Bewegung Flamig wurde 1993 wegen des Verdachts der Agententatigkeit fur die Hauptverwaltung Aufklarung HVA des DDR Ministeriums fur Staatssicherheit angeklagt das Verfahren wurde aber wegen Verhandlungsunfahigkeit Flamigs ohne Urteil eingestellt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi 2 Ehrungen 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFlamig wuchs im vogtlandischen Plauen auf 2 Am 5 Dezember 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 September desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 505 215 3 4 Nach dem Abitur nahm Flamig als Soldat der Luftwaffe am Zweiten Weltkrieg teil Gegen Kriegsende geriet er in amerikanische Gefangenschaft Nach seiner Entlassung 1946 liess er sich zunachst im hessischen Seligenstadt nieder Er absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer und war ab 1949 als Redakteur in Offenbach und Hanau tatig Flamig trat 1946 der SPD bei Von 1948 bis 1957 war er Stadtrat von Seligenstadt Ausserdem gehorte er dem Kreistag des Landkreises Offenbach bzw von 1960 bis 1964 des Landkreises Hanau an Von 1957 bis 1964 war er hauptamtlicher Burgermeister von Grossauheim Flamig war vom 15 Februar 1963 als er fur den verstorbenen Jakob Altmaier nachruckte bis 1980 Bundestagsabgeordneter der SPD fur den Wahlkreis Hanau sowie von 1970 bis 1979 vom Deutschen Bundestag entsandter Abgeordneter und Berichterstatter fur Energie und Forschungspolitik des Europaischen Parlaments Von 1981 bis 1983 war er Consultant der EG Kommission in Brussel Ab 1968 war Gerhard Flamig Prasidiumsmitglied im Deutschen Atomforum DAtF einem Lobbyverband fur Kernenergie Von 1978 bis 1991 leitete Flamig den Arbeitskreis Offentlichkeitsarbeit und Presse des DAtF Von 1972 bis 1987 wirkte er ehrenamtlich als Vizeprasident der Sozialdemokratischen Europaischen Bewegung mit Sitz in Paris Ausserdem befasste sich Flamig mit Hanauer Ortsgeschichte und veroffentlichte 1983 1991 ein dreibandiges Werk uber Hanau im Dritten Reich Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi Bearbeiten Die Hauptverwaltung Aufklarung HVA des Ministeriums fur Staatssicherheit der DDR fuhrte Flamig als Inoffiziellen Mitarbeiter und O Quelle mit den Decknamen Walter und Julius Als seine Fuhrungsoffiziere waren Kurt Gailat und Walter Weichert verzeichnet Flamig war als Leiter der Arbeitsgruppe Auswertung der Abteilung II Parteien der HVA erfasst 5 Der IMA Vorgang 6 zu Flamig wurde im April 1966 angelegt und wuchs bis Ende der achtziger Jahre auf 29 Berichtsbande an 7 HVA Leiter Markus Wolf gab in seinen Memoiren an Flamig personlich im Sommer 1969 wahrend einer Reise in die Sowjetunion angeworben zu haben genau zu dem Zeitpunkt an dem Willy Brandt Bundeskanzler wurde 8 Der Bundesnachrichtendienst erhielt 1975 Informationen uber Flamigs mogliche Tatigkeit fur die HVA und informierte daruber das Bundeskanzleramt und das fur Spionageabwehr zustandige Bundesamt fur Verfassungsschutz BfV Dieses verfolgte die Spur aber nicht weiter was der Geheimdienstforscher Erich Schmidt Eenboom auf parteipolitische Rucksichtnahme zuruckfuhrt 9 1993 wurde Flamig wegen Verdachts geheimdienstlicher Agententatigkeit vor dem Oberlandesgericht Frankfurt angeklagt Alle Zeugen bis auf eine Zeugin die an den dienstlichen Gesprachen nie teilgenommen hatte sagten ubereinstimmend aus Flamig sei kein Inoffizieller Mitarbeiter sondern einer der zahlreichen politischen Kontaktpersonen des ZK der SED gewesen Die Zeugin eine vorubergehend beurlaubte HO Verkauferin musste ihn im Auftrag der SED auf Spaziergangen begleiten um ihn von der Stasi abzuschirmen Ihr hatte man weisgemacht er sei ein in der DDR ausgebildeter und im Westen eingesetzter Agent Das hat sie geglaubt und vor Gericht ausgesagt Im Januar 1998 ordnete das Gericht drei Tage Beugehaft gegen Markus Wolf an um ihn zu einer Aussage zu bewegen 10 Der Prozess wurde im Juli 1998 wegen Flamigs dauerhafter Verhandlungsunfahigkeit eingestellt Der Bundesbeauftragte fur die Stasiunterlagen kommt hingegen zur Einschatzung dass die Fulle der Inhalt und die Art der von Flamig erhaltenen Informationen dagegen sprache dass dieser lediglich eine politische Kontaktperson gewesen sei Angesichts der Dichte der Daten zum Fall Flamig in den Rosenholz Dateien und der Datenbank SIRA die zur Zeit des Spionageprozesses gegen Flamig in den 1990er Jahren noch nicht verfugbar waren konne kaum ein Zweifel an seiner bewussten Zusammenarbeit mit dem MfS bestehen 7 Auf Flamig sind 957 Informationseingange verzeichnet darunter 482 dokumentarischer Art Dazu gehoren beispielsweise ein Brief von Karl Theodor zu Guttenberg CSU Mitglied des Auswartigen Ausschusses im Bundestag an den Ausschussvorsitzenden Gerhard Schroder CDU aus dem Jahr 1970 uber Verhandlungen der Bundesrepublik mit der Sowjetunion sowie mehrere Sitzungsprotokolle des Bundestagsausschusses fur Forschung und Technologie aus den Jahren 1976 bis 1979 Als besonders wertvoll schatzte die HVA Materialien des Bundestags Innenausschusses zu Fragen der Entsorgung von Kernkraftwerken 1977 und Material des Bundesinnenministers uber Schutzmassnahmen im Bereich kerntechnischer Sicherheit und Strahlenschutz gegen Terroranschlage 1978 ein Daruber hinaus lieferte Flamig Dokumente aus der Atomindustrie und aus dem Europaparlament berichtete uber Sitzungen der SPD Bundestagsfraktion und SPD Interna 7 Ehrungen BearbeitenBundesverdienstkreuz 1 Klasse 1973 1 Silberne Ehrenplakette der Stadt Hanau 1979 1 Grosses Verdienstkreuz 1981 1 August Gaul Plakette der Stadt Hanau 1992 11 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gerhard Flamig im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Flamig Gerhard Hessische Biografie Stand 26 November 2021 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten a b c d 1 2 Vorlage Toter Link www presse service de Wichtige Impulse fur Entwicklung Grossauheims gesetzt OB Kaminksy wurdigt das Wirken von Gerhard Flamig Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Januar 2019 Suche in Webarchiven Mein geliebtes Plauen werd ich nicht vergessen In Vogtland Anzeiger Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9031570 Helmut Gewalt Angehorige des Bundestags I X Legislaturperiode ehemaliger NSDAP amp oder Gliederungsmitgliedschaften Memento vom 18 Januar 2012 im Internet Archive PDF Datei abgerufen am 24 November 2011 63 kB Helmut Muller Enbergs Hrsg Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums fur Staatssicherheit Teil 2 Anleitungen fur die Arbeit mit Agenten Kundschaftern und Spionen in der Bundesrepublik Deutschland Analysen und Dokumente Wissenschaftliche Reihe des Bundesbeauftragten Band 10 2 Auflage Ch Links Verlag Berlin 1998 S 208 IM Vorgang mit Arbeitsakte siehe Roger Engelmann Bernd Florath Helge Heidemeyer Daniela Munkel Arno Polzin Walter Suss Das MfS Lexikon 4 aktualisierte Auflage Ch Links Verlag Berlin 2021 ISBN 978 3 96289 139 8 S 168 Online Version nicht zu verwechseln mit Inoffizieller Mitarbeiter mit besonderen Aufgaben a b c Bundesbeauftragter fur die Stasi Unterlagen Der Deutsche Bundestag 1949 bis 1989 in den Akten des Ministeriums fur Staatssicherheit MfS der DDR PDF Gutachten an den Deutschen Bundestag gemass 37 3 des Stasi Unterlagen Gesetzes Nicht mehr online verfugbar Marz 2013 S 241 archiviert vom Original abgerufen am 8 November 2013 zitiert nach Hubertus Knabe Die unterwanderte Republik Stasi im Westen Propylaen 1999 S 49 Peter F Muller Michael Mueller Gegen Freund und Feind Der BND Geheime Politik und schmutzige Geschafte Rowohlt 2002 S 451 Georg Herbstritt Bundesburger im Dienst der DDR Spionage Eine analytische Studie Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2007 S 341 342 Andreas Forster Ex Spionage Chef verweigerte Aussage uber Stasi Agenten Frankfurter Gericht nimmt Markus Wolf in Beugehaft In Berliner Zeitung 16 Januar 1998 August Gaul Plakette Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive auf hanau deNormdaten Person GND 1024401170 lobid OGND AKS LCCN n93097602 VIAF 35180464 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Flamig GerhardALTERNATIVNAMEN Flamig Paul Gerhard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdB MdEPGEBURTSDATUM 19 Dezember 1919GEBURTSORT GlauchauSTERBEDATUM 18 September 2011STERBEORT Bohl Iggelheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Flamig amp oldid 239436848