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Georg Schumer 11 Dezember 1873 in Schuttorf 1 Juni 1945 ebenda war evangelisch reformierter deutscher Padagoge und Politiker Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Beruf 2 Politisches Wirken 3 Werke 4 LiteraturHerkunft und Beruf BearbeitenDer Sohn des Schuttorfer Muhlenbesitzers und Branntweinbrenners entstammte einer dort seit dem 16 Jahrhundert ansassigen einflussreichen Familie Wessel Georg Schumer studierte in Gottingen Marburg und Berlin Theologie und Philosophie wobei er aus der orthodox reformierten Grafschaft Bentheim stammend sich theologisch der liberalen Richtung zuwandte Schumer war kurzzeitig als Predigeramtskandidat in Schuttorf tatig Er legte zwar das Erste theologische Examen ab doch wechselte er wegen geringer Berufsaussichten aufgrund seiner politischen Tatigkeit sowie theologischer Bedenken gegen den Wortlaut des Ordinationsgelubdes in das hohere Lehramt Durch weitere Studien erwarb er sich die Lehrberechtigung fur die Facher Religion Deutsch und Latein woraufhin Anstellungen als Lehrer in Lingen Emden Leer und Goslar sowie als Oberlehrer in Gorlitz folgten Seit 1903 war er in Magdeburg angestellt Hier ubernahm er 1924 die Direktorenstelle an der renommierten Lessing Schule die er von einer Realschule zur Oberschule ausbaute In dieser Funktion stand ihm der Titel Professor zu Politisches Wirken BearbeitenSeit 1898 gehorte Georg Schumer zur Fuhrungsspitze des Nationalsozialen Vereins Friedrich Naumanns 1860 1919 in der Grafschaft Bentheim die als protestantische Partei vor Ort die Arbeiter organisierte Als Adlatus des Berliner Publizisten Hellmut von Gerlach 1866 1935 der sich zwischen 1898 und 1903 in der Grafschaft mehrmals erfolglos um ein politisches Mandat bemuhte warb Georg Schumer 1898 bis 1899 1 Schriftfuhrer des nationalsozialen Wahlvereins fur den Wahlkreis Lingen Bentheim in vielen Veranstaltungen fur diese Partei und fur die von ihm geforderte nationalsoziale Arbeitervereinsbewegung Schumer nahm an den Parteitagen der Nationalsozialen als Delegierter fur die Region Emsland Bentheim spater fur Ostfriesland und Gorlitz teil Dem von den Nationalsozialen geschaffenen Wahlverein fur den Reichstagswahlkreis Meppen stand er bis zu seiner Amtsniederlegung im April 1899 vor Sein Antrag auf dem Parteitag von 1903 auf eine Fortfuhrung der Parteiarbeit fand keine Mehrheit Daraufhin folgte Schumer dem nationalsozialen Parteifuhrer Friedrich Naumann zur linksliberalen Freisinnigen Vereinigung Schumer war Grunder und Vorsitzender der im Dezember 1906 konstituierten Magdeburger Ortsgruppe des sozialliberalen Vereins Wahlverein der Liberalen wie sich der Ortsverein der Freisinnigen Vereinigung hier nannte Zugleich fungierte er als Magdeburger Korrespondent fur das ehemalige nationalsoziale Parteiblatt Die Hilfe aus Berlin Jedoch brach der Oberlehrer mit dieser neuen linksliberalen politischen Gruppierung als sie sich dem Nationalliberalismus annaherte So gehorte er 1908 wie Hellmuth von Gerlach zu den Mitbegrundern der Demokratischen Vereinigung die aber politisch erfolglos blieb Als Forderer der Grafschafter Arbeitervereinsbewegung weilte Schumer immer wieder zu Kundgebungen im Bentheimer Land Insbesondere vor dem Ersten Weltkrieg engagierte er sich stark im Bund deutscher Bodenreformer mit dessen Leiter Adolf Damaschke 1865 1935 er aus seiner nationalsozialen Zeit bekannt war Wahrend des Ersten Weltkriegs trat Schumer als Kritiker der Alldeutschen und deutscher Annexionsplane hervor so dass er unter Beobachtung kam und seine Post zensiert wurde Das Erlebnis des Ersten Weltkriegs fuhrte ihn zum Pazifismus So grundete und leitete Georg Schumer in Magdeburg die dortige Ortsgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft DFG Weiterhin betatigte er sich im Protestantenverein und im Prasidium der Deutschen Liga fur Menschenrechte die er 1926 mit anderen Mitgliedern aufgrund verbandsinterner Streitigkeiten uber den Fuhrungsstil des Vorstands verliess Zuvor war er bereits Vorstandsmitglied der 1922 von ihm gegrundeten und 1924 mit der Deutschen Liga fur Menschenrechte fusionierten Gesellschaft fur republikanisch demokratische Politik gewesen Das langjahrige Vorstandsmitglied des Bundes deutscher Bodenreformer trat 1918 wie der fruhere nationalsoziale Parteifuhrer Friedrich Naumann der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei DDP bei und kam fur sie 1919 im Wahlkreis Magdeburg in die Preussische Landesversammlung Im selben Jahr wurde er Mitglied der verfassungsgebenden preussischen Kirchenversammlung wobei er dort dem linken Flugel angehorte Bei der preussischen Landtagswahl von 1921 kandidierte er erneut fur die DDP doch aufgrund betrachtlicher Stimmenverluste der Partei kehrte er nicht in den Landtag zuruck Schumer wechselte 1923 von der DDP zur SPD und wurde Mitglied des Bundes der religiosen Sozialisten BRSD Uberdies engagierte Georg Schumer sich in der Abstinenzbewegung bei den Freien Schulreformern sowie im Versohnungsbund Von 1920 bis zum Jahresende 1929 gehorte er dem Reichsvorstand der Deutschen Friedensgesellschaft an und nahm an zahlreichen Pazifistenkongressen im In und Ausland teil Innerhalb der DFG reprasentierte Schumer die gemassigte Richtung und befurwortete eine Zusammenarbeit mit der SPD und anderen Parteien Eine einseitige Festlegung auf die politische Linke lehnte er ab Wegen innerer Querelen und einer zunehmenden Radikalisierung des Verbandes durch die Politik des Vorsitzenden trat er aus der DFG aus wobei ihm die Magdeburger Ortsgruppe komplett folgte Mit ihr als Basis grundete er Ende 1929 in Magdeburg einen Unabhangigen Kriegsgegnerbund dessen Vorsitzender er wurde Er schloss sich mit seiner Magdeburger Gruppe dem Deutschen Friedensbund an und personlich 1931 dem Evangelischen Friedensbund Ein erneuter Versuch die deutschen Pazifisten zu einigen stellte der im Dezember 1932 konstituierte Allgemeine Deutsche Friedensbund dar da die DFG die sich politisch isoliert und ins Abseits manovriert hatte viele Mitglieder verlor Um ein neues Sammelbecken der deutschen Friedensfreunde aufzubauen grundete Schumer zusammen mit dem bekannten Pazifisten Ludwig Quidde 1858 1941 diese neue pazifistische Bewegung Der Allgemeine Deutsche Friedensbund bestimmte Schumer zum Bundesvorsitzenden und Magdeburg zum Sitz der neuen Organisation Nachdem diese zunachst Zulauf und den Beitritt bekannter Personlichkeiten verbuchen konnte sorgte die nationalsozialistische Machtubernahme fur ein Ende des organisierten deutschen Pazifismus Schumer wurde 1933 in der Machtergreifungsphase von den Nationalsozialisten wegen seines politischen und pazifistischen Engagements kurzfristig verhaftet Ende April 1933 seines Amtes enthoben und schliesslich im August 1933 zwangspensioniert In der Folgezeit beschaftigte er sich vornehmlich mit theologischen Arbeiten So bereimte er bis 1942 alle 150 Psalmen wovon aber nur Bruchstucke veroffentlicht wurden Wegen seiner politischen Vergangenheit verweigerte die Magdeburger Bekennende Kirche ihm die Mitgliedschaft 1938 kehrte Schumer der in Magdeburg unter standiger Beobachtung stand in seine Heimatstadt Schuttorf zuruck Seit 1942 an Krebs erkrankt sollte er nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 verhaftet werden doch bewirkte sein Arzt eine Rucknahme des Haftbefehls Sein Sohn Wilhelm Schumer 1909 1943 und seine Tochter Anne 1904 1982 gerieten gleichfalls in Konflikt mit dem NS Staat Da er selbst sich in Schuttorf staatsfeindlich ausserte stand er seit dem November 1939 unter Beobachtung Im Juli 1942 wurde er vernommen sein Haus durchsucht und Bucher wurden beschlagnahmt Werke BearbeitenSchulandachten In Verbindung mit Rudolf Richter und Karl Steyer gesammelt und zusammengestellt Frankfurt Main 1913 Grundfragen der Ethik Religion und Leben Erganzungs Heft fur die Oberstufe Gottingen 1928 Lebensfragen Religion und Leben Erganzungs Heft fur die Mittelstufe Gottingen 1929 Norman Percy Grubb Karl T Studd Ein Bote Gottes Bearbeitet von Wilhelm Dreisbach und Georg Schumer Basel 21941 Mitarbeit an der 1941 verbotenen kirchlich biographischen Reihe Das deutsche Erbgut bzw Das romische Erbgut Hierfur verfasste er die Bande Conrad Ferdinand Meyer Werke Auszuge zusammengestellt von Georg Schumer Bad Pyrmont 1937 Lucius Annaeus Seneca Werke Auszug zusammengestellt von Georg Schumer Bad Pyrmont 1940 Christoph Blumhardt Werke Zusammengestellt von Georg Schumer Bad Pyrmont 1941 Immanuel Kant Werke Zusammengestellt von Georg Schumer Bad Pyrmont 1947 2 Auflage Eine Bibliographie programmatischer Zeitungsartikel G Schumers befindet sich in Jurgen Schafer Matthias Schreiber Kompromiss und Gewissen Der Weg des Pastors Wilhelm Schumer im Dritten Reich Schriftenreihe der Hans Ehrenberg Gesellschaft Bd 1 Waltrop 1994 S 128 129 Literatur BearbeitenPeter Bomfleur Aus der Geschichte Schuttorfs In Handel und Wandel in der Grafschaft Bentheim Dusseldorf 1926 S 53 85 Adolf Damaschke Zeitenwende Aus meinem Leben Bd 2 Leipzig Zurich 1925 S 405 406 Hans Gressel Artikel Georg Schumer In Demokratische Wege Deutsche Lebenslaufe aus vier Jahrhunderten Ein Lexikon Hrsg von Manfred Asendorf und Rolf von Bockel Stuttgart Weimar 1997 S 570 572 Karl Holl Pazifismus in Deutschland Frankfurt 1988 S 156 157 193 197 200 203 Otmar Jung Spaltung und Rekonstruktion des organisierten Pazifismus in der Spatzeit der Weimarer Republik in Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte 34 Jg Munchen 1986 S 213 243 besonders S 216 231 235 hier auch mit der Angabe weiterer programmatischer Zeitungsartikel Helmut Lensing Die Wahlen zum Reichstag und zum Preussischen Abgeordnetenhaus im Emsland und in der Grafschaft Bentheim 1867 bis 1918 Parteiensystem und politische Auseinandersetzung im Wahlkreis Ludwig Windthorsts wahrend des Kaiserreichs Emsland Bentheim Beitrage zur Geschichte Bd 15 Hrsg von der Emslandischen Landschaft fur die Landkreis Emsland und Grafschaft Bentheim Sogel 1999 Helmut Lensing Die Wahlen zum preussischen Abgeordnetenhaus im Wahlkreis Lingen Bentheim 1867 1913 in Osnabrucker Mitteilungen Bd 98 Osnabruck 1993 S 161 204 Helmut Lensing Wahlen Parteien und Verbande in Schuttorf von 1867 bis 1933 in Heinrich Voort Schriftleitung 1295 1995 700 Jahre Stadtrechte Schuttorf Beitrage zur Geschichte Hrsg von der Stadt Schuttorf Das Bentheimer Land Bd 134 Bad Bentheim 1995 S 333 438 Helmut Lensing Art Schumer Georg in Emslandische Geschichte Bd 7 Hrsg von der Studiengesellschaft fur Emslandische Regionalgeschichte Dohren 1998 S 244 249 Reinhold Lutgemeier Davin Art Schumer Georg in Helmut Donat Karl Holl Hrsg Die Friedensbewegung Organisierter Pazifismus in Deutschland Osterreich und in der Schweiz Hermes Handlexikon Dusseldorf 1983 S 345 A ugust Plate Handbuch fur die verfassunggebende preussische Landesversammlung Berlin 1919 S 100 Jurgen Schafer Matthias Schreiber Kompromiss und Gewissen Der Weg des Pastors Wilhelm Schumer im Dritten Reich Schriftenreihe der Hans Ehrenberg Gesellschaft Bd 1 Waltrop 1994 S 10 15 27 30 Friedrich Karl Scheer Die Deutsche Friedensgesellschaft 1892 1933 Organisation Ideologie politische Ziele Ein Beitrag zur Geschichte des Pazifismus in Deutschland Frankfurt Main 1981 S 517 521 522 533 534 536 Matthias Schreiber Georg Schumer In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 9 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 058 1 Sp 1048 1949 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Hans Wehberg Professor Georg Schumer 1873 1945 ein religioser Sozialist und Vorkampfer der Friedensbewegung in Die Friedens Warte Nr 1 2 Zurich 1947 S 62 65 Normdaten Person GND 1025827090 lobid OGND AKS VIAF 265395252 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schumer GeorgALTERNATIVNAMEN Schumer Wessel GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Padagoge und PolitikerGEBURTSDATUM 11 Dezember 1873GEBURTSORT Schuttorf Konigreich Preussen Deutsches KaiserreichSTERBEDATUM 1 Juni 1945STERBEORT Schuttorf Preussen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Schumer amp oldid 207671659