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Die Demokratische Vereinigung DV war eine politische Partei im deutschen Kaiserreich Die DV wurde 1908 von ehemaligen Mitgliedern der Freisinnigen Vereinigung gegrundet die der Fraktionsgemeinschaft ihrer Partei mit der Freisinnigen Volkspartei und der Sud Deutschen Volkspartei skeptisch gegenuberstanden und die Beteiligung dieser Fraktionsgemeinschaft am sog Bulow Block einer Reichstagsmehrheit aus Linksliberalen Nationalliberalen und Konservativen strikt verwarfen Sie sahen darin ein Bundnis gegen die SPD und die Arbeiterklasse an dem sie sich nicht beteiligen wollten Das Programm der DV enthielt Forderungen nach dem allgemeinen gleichen geheimen und direkten Wahlrecht der Trennung von Kirche und Staat oder dem einheitlichen Aufbau des Schulwesens 1 Mit ihrer nach heutigem Verstandnis sozialliberalen Ausrichtung war die Vereinigung vorubergehend der ausserste linke Flugel des Liberalismus in Deutschland 2 Viele ihrer Reformforderungen waren unvereinbar mit der politischen Realitat des wilhelminischen Deutschland dennoch war die DV als burgerliche Oppositionspartei weder revolutionar noch prinzipiell antimonarchisch orientiert Zu ihren wichtigsten Mitgliedern gehorten Theodor Barth ihr geistiger Vater Rudolf Breitscheid ihr erster Vorsitzender und Hellmut von Gerlach der auf seinem Weg von rechts nach links bei zahlreichen Parteien Station machte Mitglied war seit 1908 auch Carl von Ossietzky der ab 1911 in Das freie Volk der Wochenzeitung der DV publizierte Daneben gehorten auch die Frauenrechtlerin Minna Cauer der Padagoge Georg Schumer und der Journalist und spatere Reichstagsabgeordnete Wolfgang Bartels der DV an Obwohl der organisatorische Aufbau der Partei in den ersten Jahren gute Fortschritte machte nach eigenen Angaben hatte sie 1911 ca 11 000 Mitglieder in 80 Ortsvereinen schwanden ihre Zukunftsaussichten schon recht bald nach ihrer Grundung Bereits 1909 starb Theodor Barth im Alter von knapp 60 Jahren und im gleichen Jahr kam es zum Zerfall des Bulow Blocks aus dessen Kritik sich die Existenzberechtigung der DV in erster Linie hergeleitet hatte 1910 schliesslich schlossen sich die anderen linksliberalen Parteien zur Fortschrittlichen Volkspartei zusammen die sich bald fur die SPD als wesentlich interessanterer Bundnispartner erwies als die kleine DV die ihren Platz zwischen diesen beiden Parteien nur noch schwer definieren und behaupten konnte Bei der Reichstagswahl 1912 konnte die Demokratische Vereinigung die nur in einem Bruchteil der Wahlkreise kandidierte kein Mandat erringen Lediglich Gerlach kam im Wahlkreis Marburg Frankenberg in die Stichwahl in der er seinem antisemitischen Gegenkandidaten von der Deutschsozialen Partei unterlag Breitscheid erklarte nach diesem Ergebnis das Experiment der Parteigrundung fur gescheitert und trat in die SPD ein Eine Reihe von Mitgliedern folgte ihm wahrend Gerlach nun die Parteifuhrung ubernahm Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges kam die Parteiarbeit faktisch zum Erliegen 1918 gehorte Gerlach mit einigen verbliebenen Getreuen zum Berliner Grunderkreis der Deutschen Demokratischen Partei DDP Einzelnachweise Bearbeiten Das 1910 beschlossene Programm der Demokratischen Vereinigung ist nachzulesen bei S iegfried Nestriepke Was ist was will die Demokratische Vereinigung Demokratische Verlags Anstalt Berlin Schoneberg 1911 S 6 22 Karl Holl Uberlegungen zum deutschen Sozialliberalismus In Karl Holl Gunter Trautmann Hans Vorlander Hrsg Sozialer Liberalismus Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1986 ISBN 3 525 01333 7 S 227 232 hier S 229 Literatur BearbeitenRudolf Breitscheid Vornehmste Aufgabe der Linken ist die Kritik Publizistik 1908 1912 Herausgegeben von Sven Crefeld edition Rubrin Berlin 2015 ISBN 978 3 00 050066 4 Ludwig Elm Von Naumann zu Barth und Breitscheid Hellmut von Gerlach als Mitbegrunder 1908 und Vorsitzender 1912 18 der Demokratischen Vereinigung DV In Christoph Koch Hrsg Vom Junker zum Burger Hellmut von Gerlach Demokrat und Pazifist in Kaiserreich und Republik Meidenbauer Munchen 2009 ISBN 978 3 89975 156 7 S 71 88 Burkhard Gutleben Verein zur kritischen Betrachtung der politischen Situation Die Demokratische Vereinigung 1908 1918 In Liberal Bd 30 H 1 1988 ISSN 0459 1992 S 81 91 Normdaten Korperschaft GND 5010211 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Demokratische Vereinigung amp oldid 229743069