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Johann Georg ungarisch Janos Gyorgy Bauhofer 26 November 1806 in Odenburg heute Sopron 14 Juli 1864 in Ofen heute Buda war ein evangelisch lutherischer Pfarrer und Publizist Pfarrer Georg Bauhofer Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Karriere 1 1 Jugend Studium und erste Pfarrstelle in Sommerein 1 2 Freundschaft mit Maria Dorothea von Wurttemberg 1 3 Umzug nach Ofen 1 4 Publizistische Tatigkeit 1 5 Kirchenpolitik 1 6 Letzte Lebensjahre und Tod 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben und Karriere BearbeitenJugend Studium und erste Pfarrstelle in Sommerein Bearbeiten Bauhofer wurde als Sohn des Schustermeisters Abraham Bauhofer und seiner Ehefrau Barbara geb Unger geboren Er war das erste von neun Kindern Die Grundschule besuchte Bauhofer in Odenburg Seine Vaterstadt war im beginnenden 19 Jahrhundert eine rein deutschsprachige Stadt und da die Eltern wunschten dass sich der kleine Georg auch die ungarische Sprache aneignete wurde er wahrend der Sommerferien in das ungarische Felsobukk zu Freunden geschickt Danach besuchte er die beruhmten Lyzeen von Odenburg und Pressburg um anschliessend an der k k Protestantisch Theologischen Lehranstalt A C und H C der spateren Evangelisch Theologischen Fakultat der Universitat Wien seine Studien zu beenden Im Februar 1828 wurde er von dem Superintendenten Janos Bis zum evangelisch lutherischen Pfarrer ordiniert Nach einer kurzen Zeit als Hilfsprediger in seiner Heimatstadt wurde Bauhofer im Mai 1829 zum Pfarrer in Sommerein auf der fruchtbaren Grossen Schuttinsel nur etwa 20 km vom Pressburg entfernt bestellt Bereits im November desselben Jahres vermahlte er sich mit der ebenfalls aus Odenburg stammenden Wilma geb Schneider mit welcher er 35 gluckliche Ehejahre verbrachte Aus der Ehe gingen 14 Kinder 1 hervor von welchen jedoch nur 8 das Erwachsenenalter erreichten Sommerein gehort zur Zeit Bauhofers neben neun anderen Kirchengemeinden dem Pressburger Seniorat an es liegt in einer rein landlichen Gegend und ist von der Landwirtschaft gepragt In Sommerein gibt es seit 1785 wieder einen schonen klassizistischen Kirchenbau in welchem Bauhofer die etwa 300 evangelischen Gemeindeglieder seelsorgerisch betreute Zur Gemeinde gehoren noch weitere 12 kleine Diasporasprengel der Umgebung die ebenfalls von Sommerein aus betreut werden mussten Freundschaft mit Maria Dorothea von Wurttemberg Bearbeiten Bauhofer war ein Theologe des Kreuzes Im Gegensatz zum theologischen Rationalismus der damaligen Zeit war er ein von der Bibel gepragter Erweckungsprediger dem das Missionsfeuer der Herrnhuter Brudergemeine nahe stand Diese Einstellung scheint der Hauptgrund dafur zu sein weshalb er Maria Dorothea von Wurttemberg der dritten Gattin von Joseph Anton Johann von Osterreich Palatin von Ungarn als Prediger so imponierte Die Palatinessa nahm bis an ihr Lebensende auch am personlichen Wohlergehen von Bauhofer und seiner Familie regen Anteil Immer wieder unterstutzte sie ihn auch finanziell um sein schmales Jahresgehalt welches etwa 250 Gulden betrug aufzubessern Fur Bauhofers jungste Tochter ubernahm sie 1846 die Patenschaft das Madchen welches die Erzherzogin auch personlich uber das Taufbecken hielt bekam den Taufnamen seiner Patin Maria Dorothea Wenn Maria Dorothea in Pressburg weilte besuchte sie ofters Bauhofers Gottesdienste in Sommerein was unter der einfachen Dorfbevolkerung des Ortes betrachtliches Aufsehen erregte Aber auch Bauhofer wurde in dieser Zeit von der Erzherzogin haufig in ihre Residenzen zuerst ins Pressburger Palais Grassalkovich und spater auch auf den Burgberg zu Ofen eingeladen um intensive Glaubensgesprache zu fuhren Maria Dorothea setzte sich dafur ein dass die zahlenmassig noch sehr kleine Gemeinde in Ofen im Jahre 1844 betrug ihre Zahl der Evangelischen lediglich 402 Seelen selbstandig werden sollte und wunschte dass Bauhofer als erster Prediger dieser Gemeinde bestellt wurde und gleichzeitig das Amt des Hofpredigers auf der Ofener Burg innehaben sollte Diesen Wunsch unterstrich sie mit einer grosszugigen Stiftung von 20 000 Gulden Es folgten jahrelange Verhandlungen mit der Kirchenleitung die letztlich mit Erfolg gekront waren nbsp Anhand des Toleranzpatents von Kaiser Joseph II errichtetes Bethaus in Sommerein aus dem Jahre 1785 Das Gebaude durfte keinen Turm und Glocken haben Bauhofer wirkte hier 15 Jahre lang Umzug nach Ofen Bearbeiten Im September 1844 verliess Bauhofer nach 15 jahriger Tatigkeit Sommerein und zog mit seiner Familie nach Ofen um Am 20 Oktober 1844 hielt er seine Antrittspredigt am Ofener Burgberg uber die Worte des Apostels Paulus in 1 Kor 2 1 2 LUT Auch ich liebe Bruder als ich zu euch kam kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit euch das Geheimnis Gottes zu verkundigen Denn ich hielt es fur richtig unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus den Gekreuzigten Im Laufe der Zeit entwickelte Bauhofer mehrere Projekte so war er der erste Herausgeber der Zeitung Der evangelische Christ der ersten deutschsprachigen evangelischen Zeitschrift in ganz Altungarn Begrunder des Protestantischen Landeswaisenhauses und erster Archivar der evangelischen Kirche nbsp Die erste evangelische Kirche und Schulhaus am Burgberg zu Ofen um die Mitte des 19 Jahrhunderts 1896 abgerissen Im Jahre 1846 gelang es mit Hilfe des Palatins auf dem Burgberg zu Ofen am St Georg Platz in der Nahe des Tores zur Wasserstadt ein Grundstuck fur den Bau der ersten evangelischen Kirche in Ofen zu erwerben Bereits 1847 konnte dieses Grundstuck mit einer kleinen Kirche Schule und Pfarrhaus bebaut werden Diese im Empirestil gehaltene Burgkirche diente der kleinen anfangs rein deutschen evangelischen Kirchengemeinde von Ofen nahezu 50 Jahre lang 1896 zog die Gemeinde in ihr heutiges Domizil in die neue Kirche am Wiener Torplatz Becsi kapu ter um Publizistische Tatigkeit Bearbeiten Bauhofer war neben seiner seelsorgerischen Arbeit auch publizistisch tatig 22 Werke von ihm sind im Druck erschienen Sein bedeutendstes Werk ist Die Geschichte der evangelischen Kirche Ungarns von der Reformation bis 1850 Die Entstehung dieses Werkes hat eine interessante Vorgeschichte Maria Dorothea brachte in Erfahrung dass sich im Nachlass des Superintendenten Theophil Gamauf in Odenburg wertvolle kirchengeschichtliche Handschriften befinden Insgesamt handelte es sich um 445 Einheiten welche Maria Dorothea erwarb 1847 der evangelischen Kirche schenkte und Bauhofer in Obhut gab Diese Schenkung bewog Bauhofer dazu sein Buch zu schreiben Bauhofers Manuskript kam infolge der Revolution von 1848 auf abenteuerliche Weise ins Ausland Die Ehefrauen zweier aus Ungarn ausgewiesener schottischer Missionare versteckten die Manuskripte in den Falten ihrer Krinolinenkleider und passierten so die ungarisch osterreichische Grenze In Wien wurden die Handschriften Maria Dorothea ubergeben welche diese uber die dortige englische Botschaft ins Ausland bringen liess Ein Exemplar wurde ins Englische ubersetzt und erschien mit einem Vorwort des bedeutenden Kirchenhistorikers Jean Henri Merle d Aubigne versehen 1854 in London und gleichzeitig in Boston USA Das zweite Exemplar kam zu Konig Friedrich Wilhelm IV von Preussen nach Berlin wo es dessen Hofprediger Friedrich Wilhelm Krummacher ebenfalls im Jahre 1854 auf Deutsch herausgab Die Kosten wurden von Maria Dorothea getragen Da man befurchten musste dass Bauhofer als Autor dieses Buches Repressalien ausgesetzt sein konnte erschien das Buch anonym Mit dieser Schrift legte Bauhofer ein aktuelles allgemein lesbares und bis in die Gegenwart gultiges Standardwerk der Kirchengeschichte Ungarns vor in dem auch die Forschungserkenntnisse aus der Gamauf schen Handschriftensammlung verarbeitet wurden Kirchenpolitik Bearbeiten Neben seiner Alltagsarbeit als Pfarrer war Georg Bauhofer auch kirchenpolitisch tatig Haufig war er Mitglied von Delegationen der Evangelischen Kirche Altungarns die bei Regierungsstellen in Ofen jedoch auch in Wien in Kirchenangelegenheiten verhandelten Im Jahre 1851 beauftragte der Wiener Hof eine Reihe von namhaften evangelischen Theologen darunter auch den bedeutenden slowakischen Pfarrer und Gelehrten Karol Kuzmany welcher ab 1849 als Theologieprofessor in Wien tatig war mit der Ausarbeitung eines Kaiserlichen Patentes Dieses Patent sollte die Organisation der evangelischen Kirche inhaltlich und administrativ neu regeln so waren z B statt der vorhandenen vier sechs Superintendenturen vorgesehen die Macht der weltlichen Kircheninspektoren sollte deutlich eingeschrankt werden etc Als das Patent am 1 September 1859 von Kaiser Franz Joseph I erlassen wurde loste es heftige Diskussionen und bei vielen Gemeinden einen Sturm der Entrustung aus Letztlich lehnten 333 uberwiegend ungarische Gemeinden von insgesamt 559 das Patent ab Das Patent konnte daher nicht in Kraft treten und musste vom Kaiser bereits im Juni 1860 wieder zuruckgenommen werden es wurde 1861 durch das Protestantenpatent ersetzt Georg Bauhofer gehorte zu den Befurwortern des Patents wodurch er sich bei vielen seiner Zeitgenossen unbeliebt machte und als Monarchist abgestempelt wurde Es ist nicht auszuschliessen dass dabei auch nationale Uberlegungen eine Rolle gespielt haben Bauhofer war schliesslich von Geburt her und seiner Muttersprache nach Deutscher Als grosser Verehrer Maria Dorotheas die als Erzherzogin von Osterreich seine grosse Gonnerin war und die seinem Wesen sicherlich sehr nahe stand konnte er letztlich uberhaupt kein Antimonarchist sein Letzte Lebensjahre und Tod Bearbeiten In seinem letzten Lebensjahr zog sich Bauhofer krankheitsbedingt ins Privatleben zuruck Er kummerte sich um seine zahlreiche Familie von der einige Mitglieder zu bedeutenden Personlichkeiten heranwuchsen Sein Sohn Stephan 1832 1906 madjarisierte seinen Namen auf Istvan Banhegyi und wurde ebenfalls evangelischer Pfarrer Zwischen 1858 und 1861 wirkte er wie zuvor sein Vater als Prediger in seiner Geburtsstadt Sommerein Spater machte er eine steile kirchenpolitische Karriere die als ungarisch koniglicher Schulinspektor und Buchautor endete Aus Georg Bauhofers zahlreicher Nachkommenschaft die als Banhegyi s uberwiegend im heutigen Ungarn leben gingen einige bedeutende Kirchenmanner hervor Als Georg Bauhofer am 14 Juli 1864 im Alter von 58 Jahren fur immer die Augen schloss machte sich aufrichtige und tiefe Trauer breit Die Meinungsverschiedenheiten um das Kaiserliche Patent von 1859 waren plotzlich vergessen Bauhofers sterbliche Uberreste wurden in der kleinen evangelischen Kirche von Ofen aufgebahrt An der Beerdigung am 17 Juli 1864 nahm eine mehrtausendkopfige Menschenmenge teil Die Altarliturgie und Trauerrede hielt Bauhofers langjahriger Weggefahrte Superintendent Jozsef Szekacs Die Predigt wurde vom alten Michael Lang in deutscher Sprache gehalten Vom Burgberg setzte sich der Leichenzug in Richtung des alten Tabaner Friedhofes in Bewegung wo Pfarrer Bierbrunner das Abschiedsgebet sprach Achtzig Jahre lang befand sich Bauhofers Grab auf diesem Gottesacker Als 1944 der alte Tabaner Friedhof aufgelassen wurde ist es der Fursorge eines seiner Nachfolger des damaligen Pfarrers von Ofen Matyas Varsanyi zu verdanken dass Bauhofers sterbliche Uberreste samt ursprunglichem Grabstein in den grossten Friedhof von Ofen den Farkasreti temeto etwa Friedhof auf der Wolfswiese uberfuhrt und dort neu bestattet wurden wo sein Grab auch heute noch haufig von Verehrern besucht wird 2 Literatur BearbeitenSamuel Markusovszky A pozsonyi ag hitv evang lyceum tortenete Die Geschichte des Pressburger evang Lyzeums Wigand F K konyvnyomdaja Pozsony Pressburg 1896 Gyozo Bruckner A magyarhoni ev egyhaz egyhazkeruleteinek beosztasa tortenelmi es egyhazjogi megvilagitasban Ludvig Istvan Konyvnyomdaja Miskolc 1937 Dezso Wiczian Jeno Solyom Az egyhaz tortenete A Magyarorszagi ev egyhazegyetem kiadasa Gyor 1946 Adalbert Hudak Die Kirche unserer Vater Weg und Ende des deutschen Luthertums in der Slowakei Herausgegeben vom Hilfskomitee fur die Evang Luth Slowakeideutschen Stuttgart 1953 P Rainer Rudolf Eduard Ulreich Karpatendeutsches Biographisches Lexikon Arbeitsgemeinschaft der Karpatendeutschen aus der Slowakei Stuttgart 1988 ISBN 3 927096 00 8 Karpatenjahrbuch 2006 Stuttgart 2005 ISBN 80 88903 78 5 Zoltan Fallenbuchl Magyarorszag fomeltosagai Die hochsten Wurdentrager Ungarns Maecenas Konyvkiado Budapest 1988 Tibor Fabiny Maria Dorottya az utolso magyar nadorne Maria Dorothea die letzte Palatinessa Ungarns Enciklopedia Kiado Budapest 1997 Tibor Fabiny Kincs a cserepedenyben Bauhofer Gyorgy elete Der Schatz im irdenen Gefass das Leben von Georg Bauhofer Harmat Kiado Budapest 2000 B Petrik P Rybar Evanjelicka encyklopedia Slovenska Evangelische Enzyklopadie der Slowakei Vydavatelstvo BoPo pre Gen bisk urad ev cirkvi a v na Slovensku Bratislava 2001 Evangelikus arckepcsarnok Szerkesztette Toth Szollos Mihaly Evangelische Lebensbilder Evangelikus Sajtoosztaly Budapest 2002 Peter Zaszkaliczky Red Oltalom a zivatarban Budapest 2011 ISBN 978 963 08 1512 3 ungarisch Einzelnachweise Bearbeiten Eine Bauhofer Tochter war Luise Wilhelmine 1830 1911 die 1850 den spateren evangelischen Bischof fur den Theissdistrikt IV der damaligen Ungarlandischen Evangelischen Kirche A B Istvan Czekus 1818 1890 heiratete Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor Luise Wilhelmine war als Madchen haufig Gast bei der Palatinessa spater war sie auch publizistisch tatig und gab eigene Memoiren heraus Anton Klipp Fragmente zur Geschichte des Protestantismus in Altungarn in Karpatenjahrbuch 2006 S 61ffNormdaten Person GND 1157667716 lobid OGND AKS LCCN no92028609 VIAF 66038998 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bauhofer GeorgALTERNATIVNAMEN Bauhofer Johann Georg Bauhofer Janos GyorgyKURZBESCHREIBUNG ungarischer evangelisch lutherischer Pfarrer und PublizistGEBURTSDATUM 26 November 1806GEBURTSORT OdenburgSTERBEDATUM 14 Juli 1864STERBEORT Ofen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Bauhofer amp oldid 222317502