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Gaterslebener Kultur Zeitalter JungneolithikumAbsolut 4300 v Chr bis 3900 v ChrAusdehnungmittleres und nordliches Saalegebiet Schwerpunkt Harzvorland bis SaalemundungLeitformenBecher konische Schalen Fussschalen Amphoren Die Gaterslebener Kultur auch Gaterslebener Gruppe ist eine archaologische Kultur der Jungsteinzeit im Mittelelbe Saale Gebiet Sie bestand von etwa 4300 bis 3900 v Chr und gehort damit in der Chronologie von Jens Luning zum Jungneolithikum 1 Sie wurde von Ulrich Fischer 1953 nach dem Graberfeld von Gatersleben im Salzlandkreis Sachsen Anhalt benannt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 2 Verbreitung 3 Materielle Kultur 3 1 Keramik 3 2 Felsgesteingerate 3 3 Feuersteingerate 3 4 Knochen und Geweihgerate 3 5 Schmuck 4 Siedlungen 5 Wirtschaftsweise 6 Bestattungen 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseChronologie BearbeitenDie Gaterslebener Kultur bestand etwa von 4300 bis 3900 v Chr und gehort damit dem Fruhneolithikum der dreistufigen mitteldeutschen Chronologie bzw dem Jungneolithikum gemass der funfstufigen Chronologie nach Jens Luning an Sie folgt in Mitteldeutschland auf die Stichbandkeramik und Rossener Kultur und ist stilistisch ein Auslaufer der Lengyel Kultur Ihr Auftreten ist mit der unbemalten Stufe Lengyel III zu parallelisieren Eine etwa zeitgleiche Erscheinung in Suddeutschland ist die Munchshofener Kultur 3 Verbreitung BearbeitenAussagen zur Verbreitung sind beim gegenwartigen Forschungsstand nur eingeschrankt moglich Dies liegt zum einen an der vergleichsweise geringen Anzahl an Fundorten Christoph Steinmann listete 1994 nur 73 auf zum anderen an der umstrittenen kulturellen Zuordnung einzelner Fundorte Dennoch lassen sich drei Hauptsiedlungsgebiete ausmachen Das erste liegt im mittleren Saalegebiet im nordlichen Thuringen und sudlichen Sachsen Anhalt ein zweites zwischen dem Harz und der Saalemundung Zwischen diesen beiden Schwerpunkten befinden sich im Kothener Land mehrere Fundorte mit unklarer kultureller Zuordnung Der dritte Siedlungsschwerpunkt liegt in Sachsen entlang der Elbe in der Umgebung von Riesa Hinzu kommen isolierte Fundorte in der ostlichen Altmark im Jerichower Land und in Dresden 4 Der namensgebende Fundort ist Gatersleben im Salzlandkreis mit drei Fundstellen Der bedeutendste Fundort ist das Graberfeld von Rossen im Saalekreis Verbreitungsgebiet der Gaterslebener Kultur in Sachsen Anhalt Thuringen und Sachsen nbsp nbsp nbsp Materielle Kultur BearbeitenKeramik Bearbeiten Die Keramik wird nach Klaus Kroitzsch 1973 in drei Phasen eingeteilt Es handelt sich um grautonige meist profilierte Keramik die zu Beginn der Entwicklung unverziert ist Charakteristisch sind Kugelbecher dreigliedrige becherartige Gefasse Bauchknicktopfe konische Napfe osentragende flaschenartige Gefasse und Standfussschalen Im Laufe der drei Stufen werden die Gefasse immer starker profiliert 5 nbsp nbsp nbsp Dreigliedriger Topf Kugelbecher und verzierter Osenbecher von verschiedenen Fundorten aus Sachsen und Sachsen Anhalt Felsgesteingerate Bearbeiten Typische Felsgesteingerate sind Axte und Querbeile Die Axte sind gedrungen und keilformig Sie besitzen meist einen symmetrischen gelegentlich auf trapezformigen Querschnitt Die Schmalseiten sind meist gewolbt Das Schaftloch sitzt mittig oder in der Nahe des Nackens 6 Die Querbeile haben einen trapezformigen Umriss und einen plankonvexen Querschnitt Die Seiten sind unterschiedlich stark gekrummt Der Nacken ist leicht gerundet oder abgeschragt die Schneide bogenformig gerundet 6 Als seltenere Formen treten Flachhacken und flache Schuhleistenkeile auf die aber bislang ausschliesslich als Grabbeigaben nachgewiesen sind 6 Feuersteingerate Bearbeiten Die Feuersteingerate der Gaterslebener Kultur sind vorwiegend unretuschiert Mit etwa 60 Prozent stellen Klingen und klingenformige Abschlage die haufigste Form dar Weiterhin treten Klingenkratzer und atypische Abschlage auf Selten sind querschneidige Pfeilspitzen und Bogenschaber 6 Knochen und Geweihgerate Bearbeiten Knochenwerkzeuge sind nur in geringer Zahl uberliefert Es handelt sich um Pfrieme und pfriemartige Gerate Auch Axte und Hacken aus Hirschgeweih sind nachgewiesen 6 Schmuck Bearbeiten Als Schmuckgegenstande sind Ketten Anhanger Knopfe und Armringe nachgewiesen Als Kettenbestandteile dienten Perlen aus Kalkstein Marmor und seltener auch Gagat sowie Hirschzahne und Kalksteinimitationen von Hirschzahnen Die Perlen waren meist scheibenformig seltener rohrenformig Bei den Anhangern handelt es sich um Muscheln und Miniaturbeile Es treten einfache Muschelknopfe sowie Doppelknopfe aus Muscheln oder Eberzahn auf Die Armringe bestehen aus Marmor Moglicherweise sind der Gaterslebener Kultur auch die ersten Metallfunde aus Sachsen Anhalt zuzuordnen Aus Grab 7 des Graberfelds von Rossen sollen zwei kleine Rollchen aus Kupferblech stammen Ob all diese Schmuckgegenstande fur die gesamte Gaterslebener Kultur typisch waren ist unklar da Schmuckfunde fast ausschliesslich vom Rossener Graberfeld bekannt sind 7 Siedlungen BearbeitenSiedlungsplatze sind bislang nur durch Gruben uberliefert Hausgrundrisse sind nicht bekannt 8 Wirtschaftsweise BearbeitenAuch zur Wirtschaftsweise sind aufgrund der geringen Funde nur sehr beschrankte Aussagen moglich Als einzige Kulturpflanze konnte Emmer nachgewiesen werden Knochenfunde belegen die Haltung von Rindern Schafen Ziegen und Schweinen sowie die Jagd auf Wildschweine und Hirsche 9 Bestattungen Bearbeiten nbsp Bestattung der Gaterslebener Kultur vom Graberfeld von Rossen Archaologisches Museum HamburgDie Toten wurden meist in rechter Hocklage mit dem Kopf nach Suden in Flachgrabern beigesetzt Vereinzelt kommen auch Brandgraber vor Literatur BearbeitenHermann Behrens Graber der Gaterslebener Gruppe vom Rossener Graberfeld In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 52 1968 S 67 80 Hermann Behrens Die Rossener Gaterslebener und Jordansmuhler Gruppe im Mitteldeutschen Raum Fundamenta A 3 Teil Va Koln 1972 270 ff Klaus Kroitzsch Die Gaterslebener Gruppe im Elb Saale Raum In Neolithische Studien Band 2 Wissenschaftliche Beitrage der Martin Luther Universitat Halle Band 1972 12 1973 S 5 126 Jan Lichardus Rossen Gatersleben Baalberge Ein Beitrag zur Chronologie des mitteldeutschen Neolithikums und zur Entstehung der Trichterbecherkulturen Saarbrucker Beitrage zur Altertumskunde Band 17 2 Bande Habelt Bonn 1976 ISBN 3 7749 1303 X Joachim Preuss Bemerkungen zur Gaterslebener Gruppe in Mitteldeutschland In Jahresschrift fur Mitteldeutsche Vorgeschichte Band 45 1961 S 70 86 Christoph Steinmann Gatersleben GL In Hans Jurgen Beier Ralph Einicke Hrsg Das Neolithikum im Mittelelbe Saale Gebiet Eine Ubersicht und ein Abriss zum Stand der Forschung Beitrage zur Ur und Fruhgeschichte Mitteleuropas Band 4 Beier amp Beran Wilkau Hasslau 1994 ISBN 3 930036 05 3 S 85 98 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gaterslebener Kultur Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Johannes Muller Radiocarbonchronologie Keramiktechnologie Osteologie Anthropologie Raumanalysen Beitr zum Neolithikum und zur Fruhbronzezeit im Mittelelbe Saale Gebiet Berichte der RGK 80 1999 S 28 211 Ulrich Fischer Die Orientierung der Toten in den neolithischen Kulturen des Saalegebietes In Jahresschrift fur mitteldeutsche Vorgeschichte Band 37 1953 S 49 66 Guido Brandt Bestandig ist nur der Wandel Die Rekonstruktion der Besiedelungsgeschichte Europas wahrend des Neolithikums mittels palao und populationsgenetischer Verfahren Dissertationsschrift Johannes Gutenberg Universitat Mainz 2014 1 auf researchgate net uber download full text PDF hier S 17 19 Christoph Steinmann Gatersleben GL 1994 S 86 Christoph Steinmann Gatersleben GL 1994 S 86 87 a b c d e Christoph Steinmann Gatersleben GL 1994 S 87 Christoph Steinmann Gatersleben GL 1994 S 87 88 Christoph Steinmann Gatersleben GL 1994 S 86 Christoph Steinmann Gatersleben GL 1994 S 88 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaterslebener Kultur amp oldid 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