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Gaius Licinius Macer um 110 v Chr 66 v Chr war ein Politiker in der spaten romischen Republik und wird als Geschichtsschreiber zur jungeren Annalistik gerechnet Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ausgaben 4 Literatur 5 Anmerkungen 6 WeblinksLeben BearbeitenGaius Licinius Macer entstammte dem vornehmen plebejischen Geschlecht der Licinier und war laut der Inschrift einer antiken romischen Munze der Sohn eines Lucius Licinius Er fuhrte seinen Stammbaum auf die Licinier der Zeit der Standekampfe zuruck vor allem auf den ersten Konsul seines Namens Gaius Licinius Calvus dessen Cognomen er seinem eigenen Sohn dem romischen Redner und Dichter Gaius Licinius Macer Calvus beilegte In die offentliche politische Laufbahn trat Macer der mit dem etwas alteren Geschichtsschreiber Lucius Cornelius Sisenna befreundet war 1 um 84 v Chr als Munzmeister unter der Herrschaft der Partei der Popularen ein zu der er sich stets bekannte Daher war er ein Gegner der Optimaten Als Volkstribun 73 v Chr bemuhte er sich um die Starkung der tribunizischen Rechte und den Sturz der von Sulla eingefuhrten Verfassung Gegen die reaktionare Nobilitat trat er mit Hetzreden hervor Aus den Historien des romischen Geschichtsschreibers Sallust ist eine Macer zugeschriebene Rede uber die Wiederherstellung der Rechte des Volkes erhalten 2 die zwar von Sallust entworfen wurde aber wohl Anleihen an Macers Argumentation in seinen damals tatsachlich gehaltenen Brandreden nahm Zu seiner demagogischen Redekunst gehorte demnach u a die Empfehlung der Verweigerung des Kriegsdiensts und die wiederholte Verwendung popularer Schlagworter wie etwa den Freiheitsbegriff In seinem Volkstribunat klagte er auch Gaius Rabirius wegen Verletzung heiliger Statten an 3 Vermutlich 68 v Chr amtierte Macer als Prator und wurde Anfang 66 v Chr wegen Verfehlungen bei der anschliessenden Provinzialverwaltung in einem Repetundenverfahren unter dem Vorsitz des Redners Marcus Tullius Cicero angeklagt Trotz seiner Unterstutzung durch Marcus Licinius Crassus kam es zur Verurteilung Macers Dies traf ihn so dass er bald darauf verschied Cicero berichtete daruber selbstzufrieden in einem Brief an seinen Freund Titus Pomponius Atticus dass er in dem Prozess unparteiisch aufgetreten sei und dadurch Anerkennung erworben habe 4 Laut Valerius Maximus verubte Macer Selbstmord nach Plutarch hingegen starb er eines naturlichen Todes wohl an Herzschlag Der Althistoriker Friedrich Munzer halt die letztgenannte Version fur glaubwurdiger 5 Werk BearbeitenGaius Licinius Macer verfasste ein grosstenteils verlorenes wahrscheinlich mindestens 16 Bucher umfassendes Geschichtswerk das den Titel Annales trug Von ihm blieben nur etwa 24 Fragmente erhalten Titus Livius und Dionysios von Halikarnassos benutzten es als wichtige und ausfuhrliche Quelle fur die sagenhafte romischen Fruhgeschichte und die altere romische Republik Wahrscheinlich reichten Macers Annalen nur bis zum 3 Jahrhundert v Chr Auch Dionysios stellte nur den Zeitraum von der romischen Fruhzeit bis zum Krieg gegen Pyrrhos um 280 v Chr dar und gibt als Hauptquellen fur diese Periode die alteren Annalisten Quintus Fabius Pictor und Cato sowie als jungere Historiker Valerius Antias und Macer an Insgesamt bringt Dionysios sechs namentliche Zitate aus Macer Fur die rund 150 Jahre vom Decemvirat bis zum Dritten Samnitenkrieg zitiert Livius den Macer siebenmal und damit ofters als jeden anderen Annalisten Die wenigen restlichen Zitate stammen aus romischen Grammatikern und Antiquaren 6 7 Der Krieg gegen Pyrrhos soll schon im zweiten Buch von Macers Annalen vorgekommen sein In sein historisches Werk nahm Macer auch Reden auf und deutete Mythen rationalistisch um wie etwa ein bei Macrobius erhaltenes Fragment uber die Volkssage von Acca Larentia zeigt Er hatte antiquarisches Interesse und entnahm einen Teil des von ihm prasentierten Stoffes dem sehr ausfuhrlichen Geschichtswerk des alteren Annalisten Gnaeus Gellius Als weitere Quelle fuhrt er die im Heiligtum der Juno Moneta aufbewahrten Leinenrollen Libri lintei an auf denen die hochsten Magistrate z B Konsuln der fruhen Republikszeit verzeichnet waren und die teilweise von anderen Listen der damaligen Oberbeamten abwichen Allerdings ist in der Altertumsforschung umstritten ob Macer hier tatsachlich auf Originalquellen zur Korrektur der durftigen bekannten Daten der fruhromischen Geschichte zuruckgriff wie etwa der Althistoriker Friedrich Munzer meint oder ob Macer nur durch die Anfuhrung von angeblich neuem Urkundenmaterial von ihm durchgefuhrte Geschichtsfalschungen zu verschleiern suchte Auch Livius hegte bisweilen Zweifel an Macers Glaubwurdigkeit 8 und nahm an dass er manche Ereignisse falsch darstellte um die Ehre seiner gens Licinia zu steigern 9 7 Cicero kritisierte Macer mit unverhohlener Abneigung sowohl als Politiker und Anwalt 10 als auch als Geschichtsschreiber 11 Er unterstellt Macer nicht historische Falschungen begangen zu haben sondern tadelt nur den Stil von dessen Annalen sowie angebliche Geschmacklosigkeiten und den leidenschaftlichen Ton der eingestreuten fiktiven Reden Auch missfiel ihm die Weitschweifigkeit der Erzahlung und die mangelnde Einbeziehung griechischer Quellen Ciceros von politischer Antipathie gefarbtes Urteil uber Macers Beredsamkeit bescheinigt diesem dennoch aussergewohnliche Gewissenhaftigkeit als Patron kritisiert aber die Vortragsweise von Macers Reden 7 Ausgaben BearbeitenT J Cornell u a Hrsg Ubers Komm The Fragments of the Roman Historians Oxford University Press Oxford 2013 3 Bande Nr 27 Hans Beck Uwe Walter Hrsg Ubers Komm Die fruhen romischen Historiker Band 2 Von Coelius Antipater bis Pomponius Atticus Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2004 ISBN 3 534 14758 8 S 314 345 Martine Chassignet L Annalistique Romaine Band 3 L Annalistique Recente L Autobiographie Politique Fragments Les Belles Lettres Paris 2004 ISBN 2 251 01435 7 Siri Walt Der Historiker C Licinius Macer Einleitung Fragmente Kommentar Teubner Stuttgart 1997 ISBN 3 519 07652 7 Enrica Malcovati Hrsg Oratorum Romanorum fragmenta liberae rei publicae Band 1 1976 Hermann Peter Hrsg Historicorum Romanorum reliquiae Band 1 1914 Nachdruck 1967 Literatur BearbeitenFriedrich Munzer Licinius 112 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIII 1 Stuttgart 1926 Sp 419 428 Wilhelm Kierdorf Licinius I 30 In Der Neue Pauly DNP Band 7 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01477 0 Sp 168 169 Anmerkungen Bearbeiten Cicero De legibus 1 7 Sallust Historien 3 48 ed Maurenbrecher Friedrich Munzer Licinius 112 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIII 1 Stuttgart 1926 Sp 419 428 hier Sp 419 f Cicero Epistulae ad Atticum 1 4 2 Valerius Maximus Facta et dicta memorabilia 9 12 7 Plutarch Cicero 9 2 dazu Friedrich Munzer Licinius 112 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIII 1 Stuttgart 1926 Sp 419 428 hier Sp 420 f Friedrich Munzer Licinius 112 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIII 1 Stuttgart 1926 Sp 419 428 hier Sp 421 f a b c Wilhelm Kierdorf Licinius I 30 In Der Neue Pauly DNP Band 7 Metzler Stuttgart 1999 ISBN 3 476 01477 0 Sp 169 Livius Ab urbe condita 7 9 5 Friedrich Munzer Licinius 112 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XIII 1 Stuttgart 1926 Sp 419 428 hier Sp 424 ff Cicero Brutus 238 Cicero De legibus 1 7 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gaius Licinius Macer im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 119520257 lobid OGND AKS LCCN nr95015551 VIAF 17112337 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Macer Gaius LiciniusALTERNATIVNAMEN Licinius Macer GaiusKURZBESCHREIBUNG romischer Politiker und HistorikerGEBURTSDATUM 2 Jahrhundert v Chr STERBEDATUM 66 v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaius Licinius Macer amp oldid 231942436