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Fritz Wolzenburg geboren 24 Januar 1911 in Bromberg gestorben 1 Oktober 1982 in Flensburg war ein deutscher Eisenbahner Wahrend des Zweiten Weltkriegs half er in seiner Funktion als Leiter eines Bautrupps der Deutschen Reichsbahn in Berlin verfolgte Juden vor der Deportation und Ermordung zu bewahren 1971 erhielt er dafur das Bundesverdienstkreuz Leben BearbeitenFritz Wolzenburg wurde als Sohn eines aus Berlin stammenden Lokomotivfuhrers im damals preussischen Bromberg geboren Nachdem die Stadt infolge des Friedensvertrags von Versailles an die neugegrundete Polnische Republik gefallen war zog die Familie zuruck in die Heimatstadt des Vaters in den Stadtteil Wedding Dort absolvierte Fritz Wolzenburg 1929 am Lessing Gymnasium das Abitur Anschliessend studierte er Bauingenieurwesen an der damaligen Technischen Hochschule Berlin in Berlin Charlottenburg Genaueres zum Studienabschluss ist nicht bekannt das Berliner Adressbuch fuhrte ihn 1939 aber als Ingenieur 1937 trat er als technischer Reichsbahninspektor in den Dienst der Deutschen Reichsbahn Im gleichen Jahr heiratete Wolzenburg seine erste Frau Irma die beiden bezogen eine Wohnung in Berlin Friedrichshain Nach dem Uberfall auf Polen und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs ordnete die Reichsbahn Wolzenburg zum Einsatz in den neu okkupierten polnischen Gebieten ab Er leitete ab Ende 1939 im neuen Reichsgau Wartheland in Posen bei der dortigen Bahnmeisterei 1 einen Bautrupp 1941 wurde er zuruck nach Berlin versetzt Dort ubernahm er im April 1942 die Leitung eines Bautrupps bei der Reichsbahndirektion Berlin Bereits in Posen hatte Wolzenburg die Judenverfolgung mit Zwangsarbeit und Deportationen beobachten konnen Seinem neuen Bautrupp in Berlin gehorten ebenfalls judische Zwangsarbeiter an Wahrend sein Vorganger als Leiter des Bautrupps als uberzeugter Nationalsozialist die Zwangsarbeiter drangsaliert und geschlagen hatte verzichtete Wolzenburg auf derartige Methoden Er versuchte vielmehr die ihm zugeteilten Zwangsarbeiter zu beschutzen Die meisten judischen Zwangsarbeiter waren schwere korperliche Arbeit wie sie im Gleisbau erforderlich war nicht gewohnt Wolzenburg stellte ihnen zunachst mit offiziellen Stempeln der Reichsbahn Bescheinigungen aus die ihnen den Einkauf auch ausserhalb der fur Juden geltenden Zeiten ermoglichten seit Juli 1940 durften Juden in Berlin nur noch zwischen 16 und 17 Uhr einkaufen Er erwirkte ausserdem mit der Behauptung dazu von der Reichsbahn beauftragt worden zu sein fur die Angehorigen seines Bautrupps die Ausstellung von Lebensmittelkarten fur Schwerarbeiter die eigentlich fur Juden nicht mehr zulassig waren Nachdem ab 1942 auch in Berlin die Deportationen in die Vernichtungslager einsetzten erhielten auch Zwangsarbeiter aus Wolzenburgs Trupp zunehmend Deportationsbescheide In solchen Fallen versuchte Wolzenburg diese angeblich im Auftrag der Reichsbahn als unersetzliche Spezialisten zu reklamieren Wiederholt hatte er dabei Erfolg Nachdem die Reichsbahn die Anweisung erlassen hatte judische Zwangsarbeiter nachts in ihre Wohnungen zu schicken wenn die Gestapo Razzien und Verhaftungen durchfuhren wollte forderte Wolzenburg die Arbeiter seines Trupps in solchen Fallen auf bereits am Abend zur Arbeit zu kommen und im Bauzug zu ubernachten Teils brachte er sie auch nachts in seiner Wohnung unter Im November 1942 ersetzte die Reichsbahn jedoch die meisten judischen Zwangsarbeiter durch polnische Zwangsarbeiter viele der von Wolzenburg zunachst geretteten Juden fielen in der Folgezeit den Deportationen zum Opfer Wolzenburg behandelte jedoch auch die polnischen Zwangsarbeiter menschlich Ein judisches Ehepaar wandte sich schliesslich im Fruhjahr 1943 an Wolzenburg Der Architekt Werner Rewald war von Wolzenburg in seiner Zeit beim Bautrupp bereits mehrfach vor der Deportation bewahrt worden Nun stellte Wolzenburg ihm und seiner Frau Ilse Rewald Papiere der Reichsbahn aus die Rewald den Namen eines tatsachlich existierenden Hilfsarbeiters der Reichsbahn bescheinigten seine Frau erhielt die Identitat von dessen Ehefrau die Sekretarin bei der Gestapo war 1 Die Papiere halfen beiden die folgende Zeit in der Illegalitat bis Kriegsende zu uberleben Einen weiteren ehemaligen Arbeiter seines Bautrupps versteckte Wolzenburg im Fruhjahr 1945 in einer leeren Wohnung in seinem Wohnhaus Insgesamt haben mindestens vier Mitarbeiter des Bautrupps auch dank Wolzenburgs Hilfe den Holocaust uberlebt Nach dem Krieg blieb Wolzenburg zunachst in Berlin und arbeitete weiter bei der Reichsbahn Ein Bericht uber seine Hilfe fur verfolgte Juden wurde dem neuen Generaldirektor der Reichsbahn in der SBZ Willi Kreikemeyer zwar vorgelegt hatte jedoch keine weiteren Folgen Um 1950 verliess Wolzenburg mit seiner Frau Berlin und ging in den Westen wo er bei der neugegrundeten Deutschen Bundesbahn in Flensburg als technischer Oberinspektor arbeitete Seine erste Frau verstarb 1955 Wolzenburg heiratete einige Zeit spater ein zweites Mal 1971 erhielt ein Bundesbahnbeamter den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland dessen streng nationale Gesinnung 2 bei der Bundesbahn allgemein bekannt war Nachdem Wolzenburg dies im Freundeskreis kritisiert hatte wandte sich das Ehepaar Rewald das den Kontakt zu seinem Helfer aufrechterhalten hatte an Bundesprasident Gustav Heinemann Uber das Bundesverkehrsministerium erwirkte das Prasidialamt eine Stellungnahme der Bundesbahn Hauptverwaltung unter dem Ersten Prasidenten der Bundesbahn Heinz Maria Oeftering zu Wolzenburg die positiv ausfiel Am 16 November 1971 uberreichte ihm schliesslich der Vizeprasident der Bundesbahndirektion Hamburg in Vertretung des erkrankten Prasidenten das Bundesverdienstkreuz 1 Klasse fur seinen mutigen Einsatz wahrend des Krieges Wolzenburg selbst sah sich nicht als besonders mutig Dem Flensburger Tageblatt sagte er Ich fuhle mich nicht als Held und ich habe damals manchmal gezittert Aber es waren doch Menschen 3 Wolzenburg trat 1976 in den Ruhestand den er in Flensburg verlebte Er verstarb dort am 1 Oktober 1982 Literatur BearbeitenAlfred Gottwaldt Eisenbahner gegen Hitler Widerstand und Verfolgung bei der Reichsbahn 1933 1945 Marixverlag Wiesbaden 2009 ISBN 978 3 86539 204 6 S 279 288 Alfred Gottwaldt Erinnerung an Fritz Wolzenburg Reichsbahninspektor ohne Furcht und Tadel In Eisenbahn Geschichte 6 2008 Nr 28 S 48 51Einzelnachweise Bearbeiten Nachruf auf Ilse Rewald im Der Tagesspiegel vom 13 Januar 2006 abgerufen am 30 Oktober 2020 Alfred Gottwaldt Eisenbahner gegen Hitler Widerstand und Verfolgung bei der Reichsbahn 1933 1945 Wiesbaden 2009 S 287 Alfred Gottwaldt Eisenbahner gegen Hitler Widerstand und Verfolgung bei der Reichsbahn 1933 1945 Wiesbaden 2009 S 288Normdaten Person GND 141979976 lobid OGND AKS VIAF 122747734 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wolzenburg FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher EisenbahnerGEBURTSDATUM 24 Januar 1911GEBURTSORT BydgoszczSTERBEDATUM 1 Oktober 1982STERBEORT Flensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fritz Wolzenburg amp oldid 237003705