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Willi Kreikemeyer 11 Januar 1894 in Salbke bei Magdeburg vermutlich 31 August 1950 war kommunistischer Spanienkampfer als Funktionar der SED von 1949 bis 1950 Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn und wurde zum Opfer der Fieldaffare Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fieldaffare 1 2 Kreikemeyers Tod 2 Zersetzungsmassnahmen gegen seine Ehefrau 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKreikemeyer war ein gelernter Dreher Er schloss sich 1910 der Gewerkschaft an und 1919 der KPD Durch seine Funktionarstatigkeit fur die KPD kam er in engen Kontakt zu Willi Munzenberg 1937 wurde Kreikemeyer Offizier der republikanischen Armee und der 11 Internationalen Brigade in Spanien Kreikemeyer wurde im Spanischen Burgerkrieg schwer verwundet und wurde danach zuerst als Kaderchef der deutschen Abteilung spater als Chefadjutant fur alle Kaderabteilungen der Internationalen Brigaden eingesetzt In diesen Tatigkeiten hatte er Kontakt mit Erich Mielke der damals unter dem Decknamen Leistner oder Leissner Chef der Instruktionsabteilung und Adjutant der zentralen Administration war Unter anderem ist bekannt dass Kreikemeyer sowohl um Bemuhungen Mielkes wusste sich in das sichere Mexiko abzusetzen als auch um Hilfen die Mielke aus dem Hilfswerk Noel Fields erhielt Im April 1939 heiratete er Marthe Fels eine Elsasserin Diese Ehe bewahrte ihn bei Kriegsausbruch vor einer langeren Internierung in Frankreich Als Angehoriger eines Arbeitsbataillons wurde er nach der Kapitulation Frankreichs entlassen und konnte sich legal in Toulouse und Marseille aufhalten Nach der Befreiung von Paris gingen Kreikemeyers in die franzosische Hauptstadt Kreikemeyer wurde dort bis Februar 1946 Leiter der Union Immigres allemands antinazis Mitte Februar 1946 traf Kreikemeyer in Berlin ein und meldete sich sofort im Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands Bereits am 18 Februar wurde er als Opfer des Faschismus anerkannt Fieldaffare Bearbeiten Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg Kreikemeyer bis 1949 zum Generaldirektor der Deutschen Reichsbahn auf Im Zuge der Fieldaffare geriet er ins Visier der Zentralen Parteikontrollkommission der SED da er fur Noel Fields Hilfswerk gearbeitet hatte Bei deren Ermittlungen ordnete er den Decknamen Leistner Erich Mielke zu dem Staatssekretar im Ministerium fur Staatssicherheit MfS Der dienstlich davon informierte Mielke musste deshalb befurchten als Begunstigter Fields erkannt und in der Affare mit lebensgefahrlichen Folgen belastet zu werden Mielke liess Kreikemeyer durch das MfS verhaften und in die Untersuchungshaftanstalt in der Albrechtstrasse in Berlin Mitte bringen wo er ihn sofort verhorte Der Fall Kreikemeyer galt in der DDR auch innerhalb des MfS fortan als Tabu Thema Kreikemeyers Tod Bearbeiten Nach dem Verhor durch Mielke der ihm dabei den Parteiausschluss mitgeteilt hatte und der Abfassung einer personlichen Erklarung beging Kreikemeyer nach spaterer Darstellung des MfS Selbstmord durch Erhangen Kreikemeyer sei stark verschnupft gewesen soll daher einen Warter um die Herausgabe konfiszierter Taschentucher gebeten haben und sich dann mit drei zusammengeknoteten Taschentuchern an der Zellentur erhangt haben Diese Version wurde vier Jahre nach dem angeblichen Selbstmord niedergeschrieben und erst 1957 veroffentlicht Auch der Totenschein wurde spater 1957 ausgestellt Wolfgang Kiessling bezweifelte diese Darstellung weil er weder einen Beleg dafur fand dass die Leiche des Haftlings arztlich untersucht wurde noch dokumentiert ist wo sie bestattet wurde Von Mielke existieren zwei Briefe an Walter Ulbricht in denen er behauptete Kreikemeyer sei sowjetischen Behorden ubergeben worden und 1955 in sowjetischer Haft verstorben Kreikemeyers Schicksal wurde nie aufgeklart Wolfgang Kiessling vermutet dass Mielke Kreikemeyer ermorden liess mochte aber auch eine Selbsttotung nicht vollig ausschliessen weil die letzten Notizen Kreikemeyers in der Untersuchungshaft dessen tiefe Besturzung uber seinen Parteiausschluss dokumentieren Zersetzungsmassnahmen gegen seine Ehefrau BearbeitenSiehe auch Zersetzung Ministerium fur Staatssicherheit Kreikemeyers Ehefrau Marthe Kreikemeyer wurde als feindlich zur DDR eingestuft wohl weil sie immer wieder Briefe an die Behorden schrieb in denen sie Aufklarung uber das Schicksal ihres Mannes forderte Diese Briefe weisen sie als uberzeugte Kommunistin aus die fest an einen Justizirrtum glaubte Ihre einzige feindliche Tat bestand in ihrer Weigerung ihren franzosischen Pass abzugeben solange ihre Eltern noch lebten Mielke trieb sie aus dem Land Er lud sie 1954 zu einem Gesprach ein in dem er sich angeblich zu Kreikemeyers Schicksal aussern wollte Tatsachlich aber konfrontierte er sie mit Verdachtigungen auch sie sei in die Fieldaffare verstrickt Marthe Kreikemeyer floh daraufhin nach West Berlin und weiter nach Frankreich Uber die Kommunistische Partei Frankreichs sandte sie weiter ihre Briefe nach Ost Berlin Dort wurden sie geflissentlich ignoriert Im April 1956 beschloss eine im Rahmen der Entstalinisierung unter Vorsitz Walter Ulbrichts zusammengetretene Kommission zur Uberprufung von Angelegenheiten von Parteimitgliedern den Brief von Frau Kreikemeyer zur Kenntnis zu nehmen und den staatlichen Organen zu empfehlen der Frau Kreikemeyer keine Antwort zukommen zu lassen da sie selbst Auslanderin ist und im Ausland lebt 1 Erst 1957 bekam Marthe Kreikemeyer eine Antwort Die oben erwahnte Stasi Version vom Selbstmord ihres Mannes Bis zu ihrem Tod 1986 schrieb sie weiter Briefe an die DDR Behorden Das einzige Ergebnis war dass Willi Kreikemeyers Parteiausschluss schliesslich ruckgangig gemacht wurde 1990 wurde Kreikemeyer von der PDS rehabilitiert 2 Literatur BearbeitenBernd Rainer Barth Kreikemeyer Willi In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Udo Grashoff In einem Anfall von Depression Selbsttotungen in der DDR Links Berlin 2006 ISBN 3 86153 420 7 S 111 und 305 Udo Grashoff Angezweifelte Selbsttotungen politischer Haftlinge in der DDR Horch und Guck 1 2008 Wolfgang Kiessling Leistner ist Mielke Schatten einer gefalschten Biographie Aufbau Taschenbucher 8036 Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1998 ISBN 3 7466 8036 0 Siegfried Mielke Stefan Heinz Eisenbahngewerkschafter im NS Staat Verfolgung Widerstand Emigration 1933 1945 Gewerkschafter im Nationalsozialismus Verfolgung Widerstand Emigration Band 7 Metropol Berlin 2017 ISBN 978 3 86331 353 1 S 308 405 551ff Andreas Herbst Willi Kreikemeyer Ein erstes Opfer der Uberprufung von Westimmigranten in der DDR In Christine Fischer Defoy Hrsg 1945 Jetzt wohin Exil und Ruckkehr nach Berlin Katalog zur Ausstellung vom 1 Mai bis 15 Juli 1995 auf dem Gelande des ehemaligen Anhalter Bahnhofs in Berlin Kreuzberg Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin Berlin 1995 Wilfriede Otto Das Verschwinden des Willi Kreikemeyer In Utopie kreativ Heft 100 Februar 1999 hier das pdf von Wilfriede Otto herunterladen Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Willi Kreikemeyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Willi Kreikemeyer in den Historischen Pressearchiven der ZBWEinzelnachweise Bearbeiten Dokument 3 Zweite Sitzung der Kommission des Zentralkomitees zur Uberprufung von Angelegenheiten von Parteimitgliedern vom 25 4 1956 In Josef Gabert Hrsg Zur Entlassung werden vorgeschlagen Wirken und Arbeitsergebnisse der Kommission des Zentralkomitees zur Uberprufung von Angelegenheiten von Parteimitgliedern 1956 Dokumente Dietz Berlin 1991 ISBN 3 320 01610 5 S 20 Lothar Hornbogen Politische Rehabilitierungen Eine Lehre aus unserer Geschichte In die linke de 24 November 2008 abgerufen am 4 November 2022 Generaldirektoren der Deutschen Reichsbahn 1945 1993 Wilhelm Fitzner Willi Besener Willi Kreikemeyer Erwin Kramer Otto Arndt Herbert Keddi Hans Klemm Heinz Durr Normdaten Person GND 119484439 lobid OGND AKS LCCN n98036211 VIAF 125074144 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kreikemeyer WilliKURZBESCHREIBUNG deutscher SED Funktionar Generaldirektor der Reichsbahn Schlusselfigur der FieldaffareGEBURTSDATUM 11 Januar 1894GEBURTSORT Salbke bei MagdeburgSTERBEDATUM 31 August 1950 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Willi Kreikemeyer amp oldid 227663360